Der Chef-Exorzist des Vatikan
Der 86-jährige Padre findet es skandalös, dass Bischöfe und Kardinäle nicht mehr an die Existenz von Satan glauben. Auf diese Weise, so Amorth, konnte der Teufel auch innerhalb der Kirche immer mehr Fuß fassen. Die katholischen Bischöfe müssten wieder mehr Exorzisten ernennen, fordert er.
Filmausschnitt: "'Der Vatikan hat ein neues Projekt begonnen, um den Klerus wieder in Sachen Exorzismus auszubilden', sagt ein katholischer Geistlicher und sein Gegenüber fragt: 'Wollen Sie etwa, dass ich Exorzist werde?'"
Zukünftige Exorzisten schauen sich Fotografien von anscheinend Besessenen an. Entsetzliche Bilder.
Im Kinofilm "Der Ritus" mit Anthony Hopkins in der Hauptrolle geht es um eine Entscheidung der in Rom, im Vatikan, versammelten katholischen Bischöfe. Angesichts der immer stärkeren Präsenz Satans sollen wieder verstärkt Teufelsaustreiber herangezogen werden.
Padre Gabriele Amorth hat den Kino-Film nicht gesehen, wünscht sich aber nichts sehnlicher, als dass seine Kirche endlich wieder mehr Exorzisten einsetzt. Der oberste Exorzist des Vatikans wirft seiner Kirche vor, das Thema Teufel und Teufelsaustreibung nicht mehr ernst zu nehmen.
"Während man in früheren Jahrhunderten überall den Teufel sah, wurde er in letzter Zeit vollkommen aus dem Bewusstsein gestrichen. Wir hatten in der Kirche fast drei Jahrhunderte lang so gut wie keine Exorzisten mehr. Da gibt es wirklich einen großen Mangel in der Kirche! Vor allem in der Priesterausbildung! Früher studierten angehende Priester die Geschichte gefallener Engel, die zu Dämonen wurden. Heute ist das alles nicht mehr der Fall. Wir haben Geistliche, die nichts mehr vom Teufel wissen, die noch nicht einmal an ihn glauben!"
Padre Amorth kennt sich aus. Das gibt seiner Kritik besonderes Gewicht. Der 86-jährige Mönch des Pauliner-Ordens, ein hochgewachsener Mann mit stechenden Augen – die selbst Satan zum Erzittern bringen, sagt er augenzwinkernd – wurde 1982 von seinem Bischof um Exorzisten ernannt. Seither hat er schon Tausende von Teufelsaustreibungen durchgeführt und darüber zahlreiche Bücher geschrieben.
Mit ihnen will er vor allem mit den Vorurteilen gegenüber der Teufelsaustreiberei aufräumen. Und: er will dem Wissen um das Böse in seiner eigenen Kirche auf die Sprünge helfen. Amorth findet es skandalös, dass Bischöfe und Kardinäle nicht mehr an die Existenz von Satan glauben. Auf diese Weise, so Amorth, konnte der Teufel auch innerhalb der Kirche immer mehr Fuß fassen. Die Bischöfe, fordert er, müssten wieder mehr Exorzisten ernennen:
"Seit dem 4. Jahrhundert, seit die Kirche die Figur des Exorzisten einführte, ist es immer wieder der Bischof, der einen Teufelsaustreiber für seine Diözese ernennt. Dem Bischof kommt also eine besondere Rolle zu"
Exorzismus habe wenig mit geheimnisvollen Riten zu tun, erklärt Armoth: Stattdessen gehe es vor allem um Gebete, die ständig wiederholt werden müssen.
"Ich benutze das Ritual zur Teufelsaustreibung aus dem Jahr 1614. Im Jahr 2000 ist zwar ein neues Ritual von der Kirchenleitung veröffentlicht worden, aber es ist jedem Exorzisten selbst überlassen, welches er nutzt".
Das Ritual von 1614 umfasst 21 Regeln. Das neue Ritual von 2000 verfügt nur über fünf Riten. Jeden Exorzisten ist es freigestellt, das alte oder neue Ritual zu benutzen. Padre Amorth bleibt beim alten, weil er davon überzeugt ist, dass man eher mehr als weniger Regeln gegen den Teufel benötigt. Regeln wie diese:
"Erstens: Glaube nicht sofort, dass eine Person besessen ist, denn in den meisten Fällen handelt es sich um etwas anderes. Dann folgen gleich vier Regeln, die den Exorzisten darauf hinweisen sollen, was der Teufel alles tut, um sich zu verstecken. Der Exorzist muss also schlau sein, um den Teufel aufzutreiben."
Wenn Padre Amorth die entsprechenden lateinischen Gebete während eines Exorzismus ausspricht, reißt er seine Augen weit auf und blickt sein Gegenüber mit einer Intensität an, die durch Mark und Bein geht:
Eines ist Padre Amorth wichtig: Er arbeitet grundsätzlich mit Fachleuten zusammen. Zunächst einmal akzeptiert er nur dann einen Fall, wenn eine Person sich zuvor professionelle Hilfe gesucht hat – in der Regel bei Psychologen oder Psychiatern. Wissen auch die nicht mehr weiter, studiert er den Fall anhand der Krankenakten und bespricht sich mit den jeweiligen Medizinern.
Oftmals nehmen auch sie an dem Exorzismus teil. Ziel dieser Zusammenarbeit: Amorth will, dass man eine Teufelsaustreibung ernst nimmt, dass man begreift, dass es sich, so seine Worte, um eine ernstzunehmende Angelegenheit und nicht um Hokuspokus handelt. Padre Gabriele Amorths schwierigste Fälle sind diejenigen, bei denen eine Person viele Jahre lang besessen ist:
"Oft braucht man verschiedene Exorzismen, um einen solchen Menschen vom Teufel zu befreien. Zunächst muss der Exorzist den Namen des Teufels herausbekommen. Weiß er diesen Namen, dann hat er leichtes Spiel, denn wenn der Teufel seine Identität preisgibt, dann ist er geschwächt und alles ist einfacher"
Teufelsnamen wie der Durcheinanderwerfer, der Verwirrer, der Faktenverdreher, der Verleumder, der Leibhaftige, Satan und so weiter. Am Ende unseres Gesprächs frage ich den Chef-Exorzisten der katholischen Kirche, ob er bei einem Besucher wie mir gleich erkenne, ob er besessen ist oder nicht. Padre Gabriele Amorth schaut mich intensiv an. Wer seinem Blick standhalte, erklärt er ernst, der könne nicht besessen sein. Ein Mensch mit einem Teufel im Leib, so Amorth, schlägt im Angesicht eines Exorzisten gleich die Augen nieder.
Zukünftige Exorzisten schauen sich Fotografien von anscheinend Besessenen an. Entsetzliche Bilder.
Im Kinofilm "Der Ritus" mit Anthony Hopkins in der Hauptrolle geht es um eine Entscheidung der in Rom, im Vatikan, versammelten katholischen Bischöfe. Angesichts der immer stärkeren Präsenz Satans sollen wieder verstärkt Teufelsaustreiber herangezogen werden.
Padre Gabriele Amorth hat den Kino-Film nicht gesehen, wünscht sich aber nichts sehnlicher, als dass seine Kirche endlich wieder mehr Exorzisten einsetzt. Der oberste Exorzist des Vatikans wirft seiner Kirche vor, das Thema Teufel und Teufelsaustreibung nicht mehr ernst zu nehmen.
"Während man in früheren Jahrhunderten überall den Teufel sah, wurde er in letzter Zeit vollkommen aus dem Bewusstsein gestrichen. Wir hatten in der Kirche fast drei Jahrhunderte lang so gut wie keine Exorzisten mehr. Da gibt es wirklich einen großen Mangel in der Kirche! Vor allem in der Priesterausbildung! Früher studierten angehende Priester die Geschichte gefallener Engel, die zu Dämonen wurden. Heute ist das alles nicht mehr der Fall. Wir haben Geistliche, die nichts mehr vom Teufel wissen, die noch nicht einmal an ihn glauben!"
Padre Amorth kennt sich aus. Das gibt seiner Kritik besonderes Gewicht. Der 86-jährige Mönch des Pauliner-Ordens, ein hochgewachsener Mann mit stechenden Augen – die selbst Satan zum Erzittern bringen, sagt er augenzwinkernd – wurde 1982 von seinem Bischof um Exorzisten ernannt. Seither hat er schon Tausende von Teufelsaustreibungen durchgeführt und darüber zahlreiche Bücher geschrieben.
Mit ihnen will er vor allem mit den Vorurteilen gegenüber der Teufelsaustreiberei aufräumen. Und: er will dem Wissen um das Böse in seiner eigenen Kirche auf die Sprünge helfen. Amorth findet es skandalös, dass Bischöfe und Kardinäle nicht mehr an die Existenz von Satan glauben. Auf diese Weise, so Amorth, konnte der Teufel auch innerhalb der Kirche immer mehr Fuß fassen. Die Bischöfe, fordert er, müssten wieder mehr Exorzisten ernennen:
"Seit dem 4. Jahrhundert, seit die Kirche die Figur des Exorzisten einführte, ist es immer wieder der Bischof, der einen Teufelsaustreiber für seine Diözese ernennt. Dem Bischof kommt also eine besondere Rolle zu"
Exorzismus habe wenig mit geheimnisvollen Riten zu tun, erklärt Armoth: Stattdessen gehe es vor allem um Gebete, die ständig wiederholt werden müssen.
"Ich benutze das Ritual zur Teufelsaustreibung aus dem Jahr 1614. Im Jahr 2000 ist zwar ein neues Ritual von der Kirchenleitung veröffentlicht worden, aber es ist jedem Exorzisten selbst überlassen, welches er nutzt".
Das Ritual von 1614 umfasst 21 Regeln. Das neue Ritual von 2000 verfügt nur über fünf Riten. Jeden Exorzisten ist es freigestellt, das alte oder neue Ritual zu benutzen. Padre Amorth bleibt beim alten, weil er davon überzeugt ist, dass man eher mehr als weniger Regeln gegen den Teufel benötigt. Regeln wie diese:
"Erstens: Glaube nicht sofort, dass eine Person besessen ist, denn in den meisten Fällen handelt es sich um etwas anderes. Dann folgen gleich vier Regeln, die den Exorzisten darauf hinweisen sollen, was der Teufel alles tut, um sich zu verstecken. Der Exorzist muss also schlau sein, um den Teufel aufzutreiben."
Wenn Padre Amorth die entsprechenden lateinischen Gebete während eines Exorzismus ausspricht, reißt er seine Augen weit auf und blickt sein Gegenüber mit einer Intensität an, die durch Mark und Bein geht:
Eines ist Padre Amorth wichtig: Er arbeitet grundsätzlich mit Fachleuten zusammen. Zunächst einmal akzeptiert er nur dann einen Fall, wenn eine Person sich zuvor professionelle Hilfe gesucht hat – in der Regel bei Psychologen oder Psychiatern. Wissen auch die nicht mehr weiter, studiert er den Fall anhand der Krankenakten und bespricht sich mit den jeweiligen Medizinern.
Oftmals nehmen auch sie an dem Exorzismus teil. Ziel dieser Zusammenarbeit: Amorth will, dass man eine Teufelsaustreibung ernst nimmt, dass man begreift, dass es sich, so seine Worte, um eine ernstzunehmende Angelegenheit und nicht um Hokuspokus handelt. Padre Gabriele Amorths schwierigste Fälle sind diejenigen, bei denen eine Person viele Jahre lang besessen ist:
"Oft braucht man verschiedene Exorzismen, um einen solchen Menschen vom Teufel zu befreien. Zunächst muss der Exorzist den Namen des Teufels herausbekommen. Weiß er diesen Namen, dann hat er leichtes Spiel, denn wenn der Teufel seine Identität preisgibt, dann ist er geschwächt und alles ist einfacher"
Teufelsnamen wie der Durcheinanderwerfer, der Verwirrer, der Faktenverdreher, der Verleumder, der Leibhaftige, Satan und so weiter. Am Ende unseres Gesprächs frage ich den Chef-Exorzisten der katholischen Kirche, ob er bei einem Besucher wie mir gleich erkenne, ob er besessen ist oder nicht. Padre Gabriele Amorth schaut mich intensiv an. Wer seinem Blick standhalte, erklärt er ernst, der könne nicht besessen sein. Ein Mensch mit einem Teufel im Leib, so Amorth, schlägt im Angesicht eines Exorzisten gleich die Augen nieder.