Der Colt-Revolver ist eine US-Ikone. Obwohl Colt als Sammelbegriff für Schießeisen, die man mit einer Hand bedienen konnte, eigentlich nur hierzulande üblich war: Die Serie Rauchende Colts zum Beispiel hieß im Original Gunsmoke.

Eins aber ist richtig: Der Colt-Revolver in seinen verschiedenen Varianten war bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein die meistverkaufte Faustfeuerwaffe im Wilden Westen. Peacemaker nannte man sie gerne – fast so niedlich wie Eltern früher den Teppichklopfer, mit dem sie ihre Kinder vermöbelten, Liebmacher nannten.

Der Wilde Westen – das war die Zeit zwischen 1850 und 1910: die Zeit der Goldsuche, des Bürgerkriegs und der Indianerkriege, des Eisenbahnbaus, der großen Viehtrails und der Siedlertrecks. Und er reichte vom Ufer des Missouri bis zum pazifischen Ozean: ein riesiges Land, in dem sich die Menschen ohne Gesetz und ohne Ordnung selbst zurechtfinden mussten.

Doch doch! Denn es war ja nicht damit getan, dass ein Mann so zäh war wie das Leder seiner Stiefel: Er brauchte auch ein Werkzeug, mit dem er sein Vieh, seine Rüben, sein Kind und seine Frau verteidigen konnte. Und so entstand das Klischee des aufrechten weißen Amerikaners: in der Linken den Arm der Frau, in der Rechten einen Colt, mit dem er die Frau verteidigt.

Außerhalb des Kinos kam es in der Wirklichkeit nur selten darauf an, wie schnell man den Colt ziehen konnte: Viel wichtiger war, wie viele Schüsse man abgeben konnte, ohne nachladen zu müssen. Und mehrere Schüsse wurden möglich durch die selbstdrehende Trommel, die der 21jährige Samuel Colt 1835 erfunden hatte.

Die Texas Rangers waren die erste Truppe, die Colt-Revolver erhielt, aber weil dieses Schießeisen so überaus robust war, schafften sich auch die Siedler und Cowboys welche an. Und ab 1877 konnten mit dem Colt-Revolver die gleichen Patronen verschossen werden wie mit dem äußerst populären Winchester-Gewehr: Der mit leichtem Gepäck reitende Westmann musste also für das Schießen auf lange Distanz wie auch beim Auge-in-Auge-Kampf nur eine Sorte Munition mitschleppen.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann dann die Entwicklung moderner Selbstladepistolen, bei denen der Druck der Patronenexplosion automatisch die gebrauchte Patrone auswirft und eine neue in den Lauf schiebt. Aber die komplizierte Mechanik war zuerst noch sehr anfällig, weshalb sie sich erst nach dem 2. Weltkrieg immer stärker gegen den klobigen Revolver durchsetzte.

Aber echte Männer – wie Harry Callahan – lösten selbst in den Siebzigern noch ihre Probleme mit riesigen Trommelrevolvern, die allerdings nicht mehr von der Marke COLT stammen mussten.

- "Werft die Kanonen hin, wir werden euch sonst nicht hier rausspazieren lassen."
- "Wer ist 'wir', Drecksack?
- "Smith und Wesson und ich, mein Junge."
(Aus: "Dirty Harry II – Callahan")

Smith & Wesson – gut und schön, aber wenn Firmennamen zu Begriffen werden, dann heißt das Glas zum Einmachen in Deutschland Weckglas – und die Handfeuerwaffe in Amerika Colt - obwohl die Firma im Laufe der Jahre eine Unzahl von Revolvern, Pistolen und auch Sturm- und Maschinengewehren auf den Markt gebracht hat; jetzt steht sie in der Insolvenz. Aber – wie es auch auf der Webseite der Waffenschmiede heißt: "The Legend continues“.