Der Deutsch-Rap und sein Sexismus-Problem

Eine notwendige Debatte von Innen

06:21 Minuten
Der Rapper Gzuz steht auf einer Bühne und singt in ein Mikrofon, er wird von hintern von Scheinwerfern angeleutet.
Erfolgreich und umstritten: Der Rapper Gzuz war in diesem Jahr nicht zum "Splash"-Festival eingeladen. © Imago / HMB Media / Markus Köller
Matthieu Praun im Gespräch mit Martin Böttcher |
Audio herunterladen
Der deutschsprachige Hip-Hop steht in der Kritik: Die Texte sind sexistisch und einige Rapper frauenfeindlich. Doch nun wird in den einschlägigen Medien über das Thema diskutiert. Das sei gut, meint der Journalist Matthieu Praun.
Der deutschsprachige Hip-Hop hat eine "#MeToo"-Debatte. Gut so, meint der Musikjournalist Matthieu Praun im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur. Zu lange bestimmten sexistische Texte das Genre. Hinzu kam nun auch noch frauenfeindliches Verhalten von Musikern wie Gzuz, Rapper bei der überaus erfolgreichen Hamburger Gruppe "187 Straßenbande".
Nun werde sich in den Rap-Medien "vielleicht zum ersten Mal ehrlich mit dem Thema auseinandergesetzt, ohne einen Druck von Außen zu verspüren", meint Praun. Die Vorwürfe habe es schon längst gegeben, doch wurde bislang dazu vor allem geschwiegen. Nun habe er indes das Gefühl, so Praun, dass die Diskussion von Innen geführt werde, "was sehr, sehr wichtig ist, weil sie nur so produktiv sein kann".

Künstlerinnen mehr Raum geben

Dabei sei es wichtig, genau hinzusehen. So dürfe die Kunstfreiheit nicht eingeschränkt werden – denn explizite Texte gehörten zum Rap dazu und ziehe nicht zwangsläufig auch sexistisches Verhalten nach sich. Gerade deswegen sei es aber notwendig, dass bei sexistischem Verhalten eingegriffen werde, sonst gehe jede Glaubwürdigkeit verloren. Verbote seien keine Lösung, vielmehr brauche es einen kritischen Blick und klare Grenzen, meint Praun.
Doch sei die Debatte noch nicht bei den Fans angekommen, sagt der Musikjournalist. Noch immer seien die Konzerte von "187 Straßenbande" ausverkauft, Gzuz werde weiterhin für Festivals gebucht – nicht aber für das am vergangenen Wochenende stattgefundene "Splash"-Festival.
Praun sieht auch noch ein weiteres Problem: Frauen bekämen in der Rap-Szene zu wenig Raum. Um dem entgegenzuwirken, müssten Künstlerinnen mehr gebucht werden. Das passiere aber nur sehr langsam.
(rzr)
Mehr zum Thema