Der Drummer als Märchenerzähler
Mit Schreiben kennt er sich aus, denn immerhin hat Florian Weber, der Schlagzeuger der Sportfreunde Stiller, den größten Hit der Band geschrieben: "'54, '74, '90, 2006". Nun hat er mit "Grimms Erben" sein zweites Buch vorgelegt: eine ganz eigene Märchen-Interpretation - rechtzeitig zum Grimm-Jahr.
Florian Weber: "Der Tennistrainer hat, ich war elf, hat der ganz richtig zu mir gesagt: Flo, Du kannst alles, aber nichts g’scheit! So würde ich es schon auch sagen. Alles ausprobieren, überall hin schmecken, Freude daran haben, aber bloß nicht diszipliniert üben müssen."
Umtriebig ist er, ein Tausendsassa, ein Hans Dampf in allen Gassen. Florian "Flo" Weber hat Sport studiert, Bücher geschrieben und verdient sein Geld als Musiker.
"Eigentlich ist es relativ konsequent, dass ich Schlagzeuger wurde, durch mein hyperaktives Verhalten. Kann ich mich immer abreagieren."
Dabei hat das jüngste von drei Geschwistern im bayerischen Schrobenhausen durchaus auch andere Instrumente zur Auswahl gehabt.
"Ich hatte Klavierunterricht, das war furchtbar, auch für die Klavierlehrerin. Und das war allen klar, das fruchtet nicht."
Flo Weber muss grinsen, wenn er sich an die Zeit erinnert. Im gemütlichen Couch-Look sitzt er im Aufenthaltsraum der Cloudshillrecords-Studios in Hamburg. Die muskulösen Arme gucken unter dem weißen T-Shirt hervor. Auf dem rechten Unterarm: Sein tätowierter Ehering.
"... das sind meine drei Blumen: Die Luzie, die Steffi und die Frieda ..."
Drei Blumen stehen für Frau und Töchter, darunter der Schriftzug "ergo sum", also bin ich.
Die Sportfreunde Stiller arbeiten gerade an ihrem neuen Album. Eigentlich sollte nebenan bereits Bandkollege Peter seinen Text einsingen. Aber noch ist alles still, es ist noch früh. Nur Flo Weber ist wach, der Drei-Tage-Bart ist gewollt, die hellen Augen leuchten.
So ähnlich muss es auch damals gewesen sein, vor sechs Jahren, als er die Idee für den bisher größten Hit der Band hatte.
"Die ist mir eingefallen vor dem Fernseher, ich hab DSF geschaut, zweite Liga, natürlich, als 60er-Fan bleibt einem ja nichts anderes, in Unterhosen, in der Früh um eins, Gitarre auf dem Schoß. Und dann kam die Idee angeflattert.
Ging ganz schnell, also der Text ist ja jetzt nicht sonderlich tiefgreifend, aber es hat alles irgendwie so, innerhalb zehn Minuten hab ich gedacht: Mensch, scheiße, das ist ja jetzt wirklich was Passendes!"
Dass sie das Lied abliefern wollen, wenn die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland stattfindet, dass hatten sich die Sportfreunde schon vorher gesagt. Aber der Wunsch ist das eine. Dass sie später mit der Nationalmannschaft vor Hunderttausenden von Fans vor dem Brandenburger Tor spielen würden, das hätten sich die Jungs niemals träumen lassen.
Als Musiker hat man Zeit. Wenn man ewig lange Strecken im Tourbus hinter sich bringt. Nach dem Soundcheck auf den Gig wartet. Oder eine längere kreative Pause einlegt. Statt sich hinter die Spielkonsole oder die Gitarre zu klemmen, hat der 38-Jährige angefangen zu schreiben.
"Also ich bin keiner, der unbedingt ein Gesamtkonzept spinnt. Also, ich hab die Ideen und die Ideen stolpern dann so vor sich her, und bei dem Buch, ich wusste nie, wie es so weiter gehen wird."
Die Grundidee: Ein Märchenfreak, der sich an seiner respektlosen Umwelt rächt. Vier Jahre später ist das Werk vollbracht: Ein schönes, schlaues, humorvolles Buch.
Und während Flo Weber die Enden der Märchen, die er seinen beiden kleinen Töchtern vorliest, manchmal neu erfindet, um ihnen die Brutalität von Rumpelstilzchen und Co zu ersparen, stellt er beim Schreiben seiner eigenen Märchen-Interpretation fest: Gewalt muss ab und an sein – um moralische Ausrufezeichen zu setzen.
"Ich bin kein Moralapostel, aber ein gerechtigkeitsliebender Mensch. Über Ungerechtigkeit könnte ich mich unglaublich aufregen. Auch über Respektlosigkeit! Es beginnt, wenn ich auf Leute treffe, mit denen ich zwangsläufig ein wenig zu tun habe oder die öfters treff, und da regt’s mich auf, wenn einer nicht grüßt, zum Beispiel, das ist vielleicht überzogen, aber der menschliche Umgang, der ist für mich ganz wichtig."
Er sagt es mit Nachdruck, der Ring im linken Nasenflügel bebt leicht. Das Buch hat wohl doch seine autobiografischen Momente ...
"Was wir früher alles angestellt haben, das darf ich hier gar nicht sagen ..."
... und zwar nicht nur die Lausbubenstreiche von Ignaz und Zacharias, genannt Aki.
Lesung: "Aki, weißt du noch was Großvater Urban immer sagte? Das Leben ist ein Wunder. Wer sich darin aufhält, ist ein Fabelwesen. Oder ein armes Schwein. Ich, Aki, ich werde ein Fabelwesen sein."
Auch Flo Weber sieht sich im echten Leben eher als Fabelwesen denn als armes Schwein. Im Märchen allerdings, wäre er …
"… wahrscheinlich schon eher so ein Prinz, der die Prinzessin wach küsst. Aber nicht mit dem komischen Pagenschnitt, sondern doch eher mit so einem adretten Kurzhaarschnitt. Der aber auch hier am Oberkopf noch Haare hat, nicht so wie jetzt gerade!"
Umtriebig ist er, ein Tausendsassa, ein Hans Dampf in allen Gassen. Florian "Flo" Weber hat Sport studiert, Bücher geschrieben und verdient sein Geld als Musiker.
"Eigentlich ist es relativ konsequent, dass ich Schlagzeuger wurde, durch mein hyperaktives Verhalten. Kann ich mich immer abreagieren."
Dabei hat das jüngste von drei Geschwistern im bayerischen Schrobenhausen durchaus auch andere Instrumente zur Auswahl gehabt.
"Ich hatte Klavierunterricht, das war furchtbar, auch für die Klavierlehrerin. Und das war allen klar, das fruchtet nicht."
Flo Weber muss grinsen, wenn er sich an die Zeit erinnert. Im gemütlichen Couch-Look sitzt er im Aufenthaltsraum der Cloudshillrecords-Studios in Hamburg. Die muskulösen Arme gucken unter dem weißen T-Shirt hervor. Auf dem rechten Unterarm: Sein tätowierter Ehering.
"... das sind meine drei Blumen: Die Luzie, die Steffi und die Frieda ..."
Drei Blumen stehen für Frau und Töchter, darunter der Schriftzug "ergo sum", also bin ich.
Die Sportfreunde Stiller arbeiten gerade an ihrem neuen Album. Eigentlich sollte nebenan bereits Bandkollege Peter seinen Text einsingen. Aber noch ist alles still, es ist noch früh. Nur Flo Weber ist wach, der Drei-Tage-Bart ist gewollt, die hellen Augen leuchten.
So ähnlich muss es auch damals gewesen sein, vor sechs Jahren, als er die Idee für den bisher größten Hit der Band hatte.
"Die ist mir eingefallen vor dem Fernseher, ich hab DSF geschaut, zweite Liga, natürlich, als 60er-Fan bleibt einem ja nichts anderes, in Unterhosen, in der Früh um eins, Gitarre auf dem Schoß. Und dann kam die Idee angeflattert.
Ging ganz schnell, also der Text ist ja jetzt nicht sonderlich tiefgreifend, aber es hat alles irgendwie so, innerhalb zehn Minuten hab ich gedacht: Mensch, scheiße, das ist ja jetzt wirklich was Passendes!"
Dass sie das Lied abliefern wollen, wenn die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland stattfindet, dass hatten sich die Sportfreunde schon vorher gesagt. Aber der Wunsch ist das eine. Dass sie später mit der Nationalmannschaft vor Hunderttausenden von Fans vor dem Brandenburger Tor spielen würden, das hätten sich die Jungs niemals träumen lassen.
Als Musiker hat man Zeit. Wenn man ewig lange Strecken im Tourbus hinter sich bringt. Nach dem Soundcheck auf den Gig wartet. Oder eine längere kreative Pause einlegt. Statt sich hinter die Spielkonsole oder die Gitarre zu klemmen, hat der 38-Jährige angefangen zu schreiben.
"Also ich bin keiner, der unbedingt ein Gesamtkonzept spinnt. Also, ich hab die Ideen und die Ideen stolpern dann so vor sich her, und bei dem Buch, ich wusste nie, wie es so weiter gehen wird."
Die Grundidee: Ein Märchenfreak, der sich an seiner respektlosen Umwelt rächt. Vier Jahre später ist das Werk vollbracht: Ein schönes, schlaues, humorvolles Buch.
Und während Flo Weber die Enden der Märchen, die er seinen beiden kleinen Töchtern vorliest, manchmal neu erfindet, um ihnen die Brutalität von Rumpelstilzchen und Co zu ersparen, stellt er beim Schreiben seiner eigenen Märchen-Interpretation fest: Gewalt muss ab und an sein – um moralische Ausrufezeichen zu setzen.
"Ich bin kein Moralapostel, aber ein gerechtigkeitsliebender Mensch. Über Ungerechtigkeit könnte ich mich unglaublich aufregen. Auch über Respektlosigkeit! Es beginnt, wenn ich auf Leute treffe, mit denen ich zwangsläufig ein wenig zu tun habe oder die öfters treff, und da regt’s mich auf, wenn einer nicht grüßt, zum Beispiel, das ist vielleicht überzogen, aber der menschliche Umgang, der ist für mich ganz wichtig."
Er sagt es mit Nachdruck, der Ring im linken Nasenflügel bebt leicht. Das Buch hat wohl doch seine autobiografischen Momente ...
"Was wir früher alles angestellt haben, das darf ich hier gar nicht sagen ..."
... und zwar nicht nur die Lausbubenstreiche von Ignaz und Zacharias, genannt Aki.
Lesung: "Aki, weißt du noch was Großvater Urban immer sagte? Das Leben ist ein Wunder. Wer sich darin aufhält, ist ein Fabelwesen. Oder ein armes Schwein. Ich, Aki, ich werde ein Fabelwesen sein."
Auch Flo Weber sieht sich im echten Leben eher als Fabelwesen denn als armes Schwein. Im Märchen allerdings, wäre er …
"… wahrscheinlich schon eher so ein Prinz, der die Prinzessin wach küsst. Aber nicht mit dem komischen Pagenschnitt, sondern doch eher mit so einem adretten Kurzhaarschnitt. Der aber auch hier am Oberkopf noch Haare hat, nicht so wie jetzt gerade!"