Der Film-Trendsetter
Mit immer neuen Techniken und Tricks hat der Filmregisseur Hitchcock dafür gesorgt, dass wir uns angesichts von "Psycho" oder "Vertigo" am Kinosessel festkrallen. Wie sehr er dabei auf seine Mitarbeiter angewiesen war, das zeigt die Ausstellung "Casting a Shadow - Alfred Hitchcock und seine Werkstatt”, die nun im Filmmuseum in Berlin zu sehen ist.
Hitchcock in gebrochenem Deutsch: "Ich glaube, meine Film ist viel echt Cinema: Kleine Stück Film, zusammen geklebt für eine Idee."
Bis ins Detail hat Hitchcock diese kleinen Filmstücke geplant, entworfen und festgelegt, bevor die erste Klappe fiel. "Der unsichtbare Dritte", Cary Grant im Maisfeld, das Flugzeug kommt: Ein Kamera-Diagramm in der Ausstellung zeigt die mehr als 50 Perspektiven, aus denen Hitchcock diese berühmte Szene drehen ließ. Sie läuft gleichzeitig auf einem Bildschirm. Die "Werkstatt"-Schau macht klar: Wenn Hitchcock mit den Dreharbeiten begann, war der Film in seinem Kopf schon fertig.
Die Dusch-Szene in "Psycho": Einstellung für Einstellung hat Hitchcock sie vorher festgelegt, wie das Storyboard zeigt. Blick von unten auf den Duschkopf, Schnitt, die entsetzten Augen des Opfers, Schnitt, das Blut, das in den Abfluss läuft, Schnitt, die Hand der Sterbenden, die den Duschvorhang aus der Halterung reißt. Grauslich genial.
Das "Psycho"-Storyboard ist das Original – genau wie 200 Zeichnungen aus der Feder der Regie-Legende, Skizzen, Notizen, Drehbuchseiten, Kostümentwürfe und - böse Briefe über das mangelnde Talent von Schauspielerinnen, die "Hitch" mit seinem Produzenten David O. Selznick tauschte. Für Fans wahre Schätze - seit seinem Tod vor fast 30 Jahren gehütet von der Acadamy of Motion Picture Arts and Science in Los Angeles. Dort ausgegraben hat sie ursprünglich Will Schmenner, Kurator am Block-Kunstmuseum in Chicago.
Schmenner: "Der Zuschauer erfährt in dieser Ausstellung etwas über den kreativen Prozess, der Hitchcocks Filmen zugrunde liegt. Es ist nämlich nicht so, dass da ein Einzelner von Inspiration erfasst wurde oder seinem Instinkt folgte. Sondern es war harte Team-Arbeit von Hitchcock und seinen vielen Mitarbeitern."
"Hitch" war auch ein genialer Selbstdarsteller und hat zu Lebzeiten die Bedeutung der Kameramänner, Kostümbildnerinnen und Komponisten für seine Meisterwerke - nicht überbetont. Dieses Bild des Einzelkämpfers will das Berliner Filmmuseum nun pünktlich zur Berlinale auch hier zu Lande zurechtrücken. Es hat die Ausstellung von den Kollegen in Chicago übernommen – und ergänzt, sagt Kurator Nils Warnecke. Um bislang unveröffentlichte Interviews zum Beispiel.
Warnecke: "Interviews mit Mitarbeitern und vor allem Schauspielern, die ganz aktuell angefertigt worden sind. Und die erzählen zum Teil wirklich aus der Mitarbeit (sic!) mit Hitchcock, kommentieren zum Teil aber auch Exponate, die wir hier in der Ausstellung zeigen. Die meinetwegen die Vorarbeit für eine bestimmte Szene darstellen, und Schauspieler erläutern uns, wie diese Szene dann umgesetzt wurde."
Einblick ins Regie-Geschehen gewähren auch damals mitgeschnittene Diskussionen während der Dreharbeiten. Sie belegen, dass der Regisseur und sein Team den "Hitchcock-Stil" im offenen Austausch gemeinsam entwickelten. Erweitert wurde die Schau um eine ganz neue Abteilung, die sich mit Hitchcocks Verhältnis zu Berlin beschäftigt: 1899 geboren, hatte er in der Stummfilmzeit als Zeichner von Zwischentiteln angefangen und Drehbücher überarbeitet. Solch ein Job führte ihn Anfang der 20er Jahre nach Deutschland:
Hitchcock in gebrochenem Deutsch: "Ich bin ein halb Berliner, ich war hier 1924. In diesen Tagen ich war nicht eine Regisseur, ich war die Schreiber für die Manuskript. Und das war in Neu Babelsberg."
Auszüge aus der "Abendschau" von 1963. Da hatte ein anderer Film Hitchcock wieder nach Berlin geführt, der in die Annalen der Kino-Geschichte eingehen sollte:
Hitchcock in gebrochenem Deutsch: "Ich bin hier für meine letzte Film, das heißt "Die Wogel". And wir macht hier ein neues Idee für Ton: Diese Film hat kein Müsik! Da ist eine Maschin hier, wer macht den Ton durch Elektronik."
"Die Vögel": Hitchcock hat auch die Tonspur seiner Meisterwerke immer minutiös geplant und Soundscripts geschrieben. Das Kreischen und Picken der gefiederten Angreifer entstand auf dem sogenannten Mixtur-Trautonium des Berliner Komponisten Oskar Sala, einem Vorläufer des Synthesizers. Und die Ausstellung zeigt wie, erzählt stolz Kurator Warnecke:
"Das war für die Zeit absolut revolutionär. Und das ist auch nur ein Beispiel für seine ästhetischen und technischen Experimente, die er fast in jedem Film gemacht hat. Also Hitchcock war eigentlich immer ein Trendsetter."
Service:
Die Ausstellung "Casting a Shadow. Alfred Hitchcock und seine Werkstatt" ist vom 29. Januar bis 10. Mai 2009 im Filmmuseum Berlin zu sehen.
Bis ins Detail hat Hitchcock diese kleinen Filmstücke geplant, entworfen und festgelegt, bevor die erste Klappe fiel. "Der unsichtbare Dritte", Cary Grant im Maisfeld, das Flugzeug kommt: Ein Kamera-Diagramm in der Ausstellung zeigt die mehr als 50 Perspektiven, aus denen Hitchcock diese berühmte Szene drehen ließ. Sie läuft gleichzeitig auf einem Bildschirm. Die "Werkstatt"-Schau macht klar: Wenn Hitchcock mit den Dreharbeiten begann, war der Film in seinem Kopf schon fertig.
Die Dusch-Szene in "Psycho": Einstellung für Einstellung hat Hitchcock sie vorher festgelegt, wie das Storyboard zeigt. Blick von unten auf den Duschkopf, Schnitt, die entsetzten Augen des Opfers, Schnitt, das Blut, das in den Abfluss läuft, Schnitt, die Hand der Sterbenden, die den Duschvorhang aus der Halterung reißt. Grauslich genial.
Das "Psycho"-Storyboard ist das Original – genau wie 200 Zeichnungen aus der Feder der Regie-Legende, Skizzen, Notizen, Drehbuchseiten, Kostümentwürfe und - böse Briefe über das mangelnde Talent von Schauspielerinnen, die "Hitch" mit seinem Produzenten David O. Selznick tauschte. Für Fans wahre Schätze - seit seinem Tod vor fast 30 Jahren gehütet von der Acadamy of Motion Picture Arts and Science in Los Angeles. Dort ausgegraben hat sie ursprünglich Will Schmenner, Kurator am Block-Kunstmuseum in Chicago.
Schmenner: "Der Zuschauer erfährt in dieser Ausstellung etwas über den kreativen Prozess, der Hitchcocks Filmen zugrunde liegt. Es ist nämlich nicht so, dass da ein Einzelner von Inspiration erfasst wurde oder seinem Instinkt folgte. Sondern es war harte Team-Arbeit von Hitchcock und seinen vielen Mitarbeitern."
"Hitch" war auch ein genialer Selbstdarsteller und hat zu Lebzeiten die Bedeutung der Kameramänner, Kostümbildnerinnen und Komponisten für seine Meisterwerke - nicht überbetont. Dieses Bild des Einzelkämpfers will das Berliner Filmmuseum nun pünktlich zur Berlinale auch hier zu Lande zurechtrücken. Es hat die Ausstellung von den Kollegen in Chicago übernommen – und ergänzt, sagt Kurator Nils Warnecke. Um bislang unveröffentlichte Interviews zum Beispiel.
Warnecke: "Interviews mit Mitarbeitern und vor allem Schauspielern, die ganz aktuell angefertigt worden sind. Und die erzählen zum Teil wirklich aus der Mitarbeit (sic!) mit Hitchcock, kommentieren zum Teil aber auch Exponate, die wir hier in der Ausstellung zeigen. Die meinetwegen die Vorarbeit für eine bestimmte Szene darstellen, und Schauspieler erläutern uns, wie diese Szene dann umgesetzt wurde."
Einblick ins Regie-Geschehen gewähren auch damals mitgeschnittene Diskussionen während der Dreharbeiten. Sie belegen, dass der Regisseur und sein Team den "Hitchcock-Stil" im offenen Austausch gemeinsam entwickelten. Erweitert wurde die Schau um eine ganz neue Abteilung, die sich mit Hitchcocks Verhältnis zu Berlin beschäftigt: 1899 geboren, hatte er in der Stummfilmzeit als Zeichner von Zwischentiteln angefangen und Drehbücher überarbeitet. Solch ein Job führte ihn Anfang der 20er Jahre nach Deutschland:
Hitchcock in gebrochenem Deutsch: "Ich bin ein halb Berliner, ich war hier 1924. In diesen Tagen ich war nicht eine Regisseur, ich war die Schreiber für die Manuskript. Und das war in Neu Babelsberg."
Auszüge aus der "Abendschau" von 1963. Da hatte ein anderer Film Hitchcock wieder nach Berlin geführt, der in die Annalen der Kino-Geschichte eingehen sollte:
Hitchcock in gebrochenem Deutsch: "Ich bin hier für meine letzte Film, das heißt "Die Wogel". And wir macht hier ein neues Idee für Ton: Diese Film hat kein Müsik! Da ist eine Maschin hier, wer macht den Ton durch Elektronik."
"Die Vögel": Hitchcock hat auch die Tonspur seiner Meisterwerke immer minutiös geplant und Soundscripts geschrieben. Das Kreischen und Picken der gefiederten Angreifer entstand auf dem sogenannten Mixtur-Trautonium des Berliner Komponisten Oskar Sala, einem Vorläufer des Synthesizers. Und die Ausstellung zeigt wie, erzählt stolz Kurator Warnecke:
"Das war für die Zeit absolut revolutionär. Und das ist auch nur ein Beispiel für seine ästhetischen und technischen Experimente, die er fast in jedem Film gemacht hat. Also Hitchcock war eigentlich immer ein Trendsetter."
Service:
Die Ausstellung "Casting a Shadow. Alfred Hitchcock und seine Werkstatt" ist vom 29. Januar bis 10. Mai 2009 im Filmmuseum Berlin zu sehen.