Der Föderalismus und die Rechtschreibreform
Einige Bundesländer werden die neue Rechtschreibung zum 1. August verbindlich einführen. Zumindest Bayern und Nordrhein-Westfalen haben es sich anders überlegt: Sie wollen verschieben. Soviel Föderalismus war nie, da kann man nur aufs Herzlichste gratulieren – und muss sich nicht mal entscheiden, wie man es schreibt.
Mein Französisch ist nicht so toll. Aber das muss ja niemand wissen. Also lasse ich lieber meinen Computer entscheiden, ob ein fremdsprachiges Bonmot wirklich fehlerfrei ist. "Sprache festlegen" heißt das kleine Menü, in dem ich die Rechtschreibprüfung auf eine neue Orthographie verpflichte. Wenn ich wollte, könnte ich damit sogar fehlerfrei Färöisch, Finnisch oder Farsi schreiben.
Beim nächsten Update wird die Liste der Sprachen ein bisschen länger werden. Denn so wie es jetzt aussieht, gibt es bald nicht nur deutsches Deutsch, österreichisches Deutsch und schweizerisches Deutsch, sondern mindestens noch die geografischen Varianten BRD-1 und BRD-2.
In Hamburg, Schleswig-Holstein und einigen anderen Bundesländer wird nämlich jetzt die neue Rechtschreibung verbindlich eingeführt. Jeder Schüler, der den "Stängel" mit e und nicht mit ä schreibt, bekommt einen Fehler angestrichen, und in den Behörden muss "Folgendes" groß geschrieben werden.
Das war vor einigen Wochen genauso beschlossen worden, aber zumindest Bayern und Nordrhein-Westfahlen haben es sich jetzt anders überlegt: Sie wollen verschieben. Und vielleicht stehen sie damit nicht einmal allein da.
Wie auch immer: Das Tischtuch ist zerrissen – und das "Betttuch" wird in Bamberg und in Bochum weiterhin mit zwei, und nicht mit drei t geschrieben.
Soviel Föderalismus war nie, da kann man nur aufs Herzlichste gratulieren – und muss sich nicht mal entscheiden, wie man es schreibt. Das "Herzlichste" gehört nämlich zu der Liste von Ausnahmewörtern, die nach der Reform klein, aber genauso gut groß geschrieben werden dürfen.
Ach, so: Für Edmund Stoiber ist das Entstehen einer Sonder-Rechtschreibzone übrigens keine große Sache. "Reine Verfahrensfrage", meint er, und verspricht, dass bereits in drei oder vier Monaten die letzten Missverständnisse – mit ß, bitteschön – aus dem Weg geräumt sein werden. Dann wird vielleicht auch in Bayern und Nordrhein-Westfahlen nach einem kurzen Vokal in jedem Fall ein Doppel-s stehen.
Wenn nicht, ist es auch egal. In drei, vier Monaten ist fast schon wieder Weihnachen. Für mein Notebook wünsche ich mir dann einen GPS-Empfänger – und ein Rechtschreibprogramm, das je nach Standort einfach selbst entscheidet, ob ich gerade einen Fehler mache oder nicht.
Das klingt aufwändig? – Sicher. Aber die Frage, ob man "aufwändig" mit e oder mit ä schreibt, lässt sich demnächst nicht mehr mit dem Duden, sondern nur noch mit einer Landkarte beantworten.
Das Gespräch zum Thema "Keine neue Rechtschreibung in NRW" mit Dr. Uwe Zimmer von der "Neuen Westfälischen Zeitung" in Bielefeld können Sie in der rechten Spalte als Audio hören.
Beim nächsten Update wird die Liste der Sprachen ein bisschen länger werden. Denn so wie es jetzt aussieht, gibt es bald nicht nur deutsches Deutsch, österreichisches Deutsch und schweizerisches Deutsch, sondern mindestens noch die geografischen Varianten BRD-1 und BRD-2.
In Hamburg, Schleswig-Holstein und einigen anderen Bundesländer wird nämlich jetzt die neue Rechtschreibung verbindlich eingeführt. Jeder Schüler, der den "Stängel" mit e und nicht mit ä schreibt, bekommt einen Fehler angestrichen, und in den Behörden muss "Folgendes" groß geschrieben werden.
Das war vor einigen Wochen genauso beschlossen worden, aber zumindest Bayern und Nordrhein-Westfahlen haben es sich jetzt anders überlegt: Sie wollen verschieben. Und vielleicht stehen sie damit nicht einmal allein da.
Wie auch immer: Das Tischtuch ist zerrissen – und das "Betttuch" wird in Bamberg und in Bochum weiterhin mit zwei, und nicht mit drei t geschrieben.
Soviel Föderalismus war nie, da kann man nur aufs Herzlichste gratulieren – und muss sich nicht mal entscheiden, wie man es schreibt. Das "Herzlichste" gehört nämlich zu der Liste von Ausnahmewörtern, die nach der Reform klein, aber genauso gut groß geschrieben werden dürfen.
Ach, so: Für Edmund Stoiber ist das Entstehen einer Sonder-Rechtschreibzone übrigens keine große Sache. "Reine Verfahrensfrage", meint er, und verspricht, dass bereits in drei oder vier Monaten die letzten Missverständnisse – mit ß, bitteschön – aus dem Weg geräumt sein werden. Dann wird vielleicht auch in Bayern und Nordrhein-Westfahlen nach einem kurzen Vokal in jedem Fall ein Doppel-s stehen.
Wenn nicht, ist es auch egal. In drei, vier Monaten ist fast schon wieder Weihnachen. Für mein Notebook wünsche ich mir dann einen GPS-Empfänger – und ein Rechtschreibprogramm, das je nach Standort einfach selbst entscheidet, ob ich gerade einen Fehler mache oder nicht.
Das klingt aufwändig? – Sicher. Aber die Frage, ob man "aufwändig" mit e oder mit ä schreibt, lässt sich demnächst nicht mehr mit dem Duden, sondern nur noch mit einer Landkarte beantworten.
Das Gespräch zum Thema "Keine neue Rechtschreibung in NRW" mit Dr. Uwe Zimmer von der "Neuen Westfälischen Zeitung" in Bielefeld können Sie in der rechten Spalte als Audio hören.