Ein junger, reicher All-Round-Mäzen
Das Mäzenatentum liegt in der Familie: Alexander Otto ist der jüngste Sohn des Versandhausgründers und Kunstförderers Werner Otto. Der Hamburger Kunsthalle spendierte er 15 Millionen Euro für den Umbau.
Am Anfang stand eine fixe Idee, eine Träumerei von Hubertus Gaßner, dem Leiter der Kunsthalle. Nur die Millionen fehlten, um sie Wirklichkeit werden zu lassen. Gaßner wollte den alten Kunsthallen-Bau aus den 1860er Jahren neu erfinden, ihn zur Innenstadt hin öffnen, die Besucher durch das jahrzehntelang fast vergessene prächtige Portal auf der Westseite in den Ausstellungen locken. Heute dröhnt rings um die Hamburger Kunsthalle der Baustellen-Lärm. Der Umbau nimmt tatsächlich Gestalt an, erzählt Hubertus Gaßner im zukünftigen, noch abgesperrten Eingangsbereich:
Hubertus Gaßner: "Von Außen wird sich gar nicht so viel ändern. Die Hauptänderung wird sein, dass man woanders, nämlich in den alten Eingang wieder reingeht. Damit drehen wir die Kunsthalle um 180 Grad. Sie ist im Moment zum Bahnhof hin ausgerichtet. Und sie dann wieder zur Innenstadt, zur Binnenalster und Außenalster hin ausgerichtet sein. Und ich finde, das gebührt der Kunsthalle. Sozusagen zur Innenstadt sich zu orientieren. Und wir hoffen natürlich, dass die Besucher auch mehr und mehr von dort kommen. Man wird dort in ein prächtiges Foyer kommen, in eine große Treppenanlage, man wird die Prunktreppe haben und es werden die Sammlungsräume ganz neu gestaltet werden."
Gaßners Traum einer neuen, alten Kunsthalle
Dass der Traum einer neuen, alten Kunsthalle Wirklichkeit wird, verdankt Hubertus Gaßner dem Hamburger Unternehmer und Mäzen Alexander Otto. 20 Millionen Euro wird das Projekt kosten. Fünf Millionen Euro steuert die Stadt bei, 15 Millionen Euro übernimmt Alexander Otto.
Gaßner: "Mir quillt natürlich das Herz über! Wenn man 20 Millionen zur Verfügung hat. Natürlich können wir nicht alles erfüllen, aber doch alles, was dringend wichtig und notwendig ist, um der Kunsthalle ein neues Bild zu geben, ein verändertes Bild. Und die Kunsthalle wieder attraktiv für den Hamburger Besucher, aber auch für den internationalen Besucher zu machen!"
Der Stifter für den Umbau leitet als Vorstandsvorsitzender die ECE, die Einkaufs-Center-Entwicklung GmbH. Nicht von einem der vielen prächtigen Bauten in der Hamburger Innenstadt aus, sondern von Hamburg-Poppenbüttel, vom Stadtrand aus. Er empfängt in seinem Büro, im fünften Stock eines modernen, schlicht-funktionalen Bürohauses. Auf dem Tisch eine Kanne heißer Filterkaffee. Hanseatisches Understatement.
Alexander Otto: "Seit meiner Jugend bin ich regelmäßiger Besucher der Kunsthalle. Und ich habe mich immer schon für alte Kunst, die alten Meister interessiert. Und habe dann in den vergangenen Jahren mehrfach Ausstellungen gefördert in der Kunsthalle. Und dabei werden einem dann immer die vielen Defizite klar, die es in den Bestandsbauten gibt. Teilweise sind die Räume nicht renoviert. Dass es schwer ist, sich zurechtzufinden und es auch keinen so richtig großzügigen Eingangsbereich gibt. Und deshalb faszinierte mich die Idee: Wie kann man es wirklich besser machen?"
Und als Alexander Otto dann von Hubertus Gaßners Traum erfuhr, war klar, dass er helfen wird. Das Geld stammt aus der Alexander und Dorit Otto-Stiftung, der der Unternehmer mit seiner Frau 2011 gründete. Die breit angelegten Ziele der Stiftung: neben der Kunst und Kultur werden das öffentliche Gesundheitswesen, Wissenschaft und Forschung und Projekte der Jugend- und Altenhilfe gefördert. Es geht um Hilfen für Behinderte und für Opfer von Straftaten, um Verbraucherberatung und kirchliche Projekte. Und weil damit noch längst nicht alle Bereiche abgedeckt sind, in denen sich ein Mäzen engagieren kann, gibt es noch eine Alexander-Otto-Sportstiftung und die Stiftung "Lebendige Stadt": mit ihren Geldern werden in den Abendstunden der Berliner Reichstag, das Kölner Rheinufer, die Hamburger Speicherstadt oder das Schweriner Schloss illuminiert. Schulhöfe werden verschönert, Bäume, Büsche und kleine Parkflächen in Innenstädten angelegt. Für den jüngsten Sohn von Werner Otto, dem Gründer des Otto-Versands, der Werner-Otto-Stiftung, war schon immer klar, dass erfolgreiches Wirtschaften nicht alles ist:
Auf Platz 8 der reichsten Deutschen
Otto: "Mein Vater war auch immer schon engagiert und hat versucht, der Gesellschaft viel zurückzugeben. Und ich empfinde das nicht nur als eine Verpflichtung, sondern auch als eine besondere Freude, Menschen etwas zurückzugeben. Man hat natürlich die Möglichkeit, dass man konfrontiert wird mit sehr vielen interessanten Projekten. Es gibt natürlich eine ganze Menge von Spendenanfragen, die man so bekommt. Aber auch die Möglichkeit, sehr gut auszuwählen, was wirklich interessante und auch nachhaltige Projekte sind, die dann über einen längeren Zeitraum auch einen Nutzen haben."
Das Vermögen, mit dem sich Alexander Otto als All-Round-Mäzen betätigt, ist enorm. Die Familie Otto belegt mit 9,5 Milliarden Euro Familienvermögen Platz 8 auf der Liste des Manager-Magazins der reichsten Deutschen. Diese Milliarden teilen sich die Mitglieder der Otto-Familie. Verdient wurde und wird das Geld im Otto-Versand, mit dem Hermes-Versand und der Einkaufs-Center-Entwicklung GmbH von Alexander Otto. Nicht nur finanziell, sondern vor allem mit seinen guten Kontakten in die Hamburger Wirtschaft hat der sportbegeisterte Unternehmer gerade die Olympia-Bewerbung der Hansestadt unterstützt. Die über 800.000 Euro teure Werbekampagne für die Spiele, die – wenn sich Hamburg gegen die anderen Bewerberstädte durchsetzt – 2024 an der Elbe stattfinden sollen, wurde fast ausschließlich durch Spenden aus der Wirtschaft bezahlt. Eingeworben hat sie Alexander Otto.
Otto: "Als Erster Olympia-Botschafter habe ich mich ziemlich vielfältig engagiert. Ein wesentlicher Teil war natürlich, die Hamburger Wirtschaft zu begeistern, mitzumachen bei der Olympia-Initiative. Und ich kann zu meiner großen Freude sagen, dass es gar nicht so schwer war. Denn alle Unternehmenschefs und Inhaber, die ich angerufen habe, also fast alle, waren spontan begeistert und haben ihre Unterstützung zugesagt!"
... und auch vor dem Hamburger Bürgerentscheid wird sich Alexander Otto wieder für Olympia an der Elbe stark machen. Nur ein einziges seiner Projekte bereitet dem Mäzen zurzeit Sorgen: der HSV. Der Verein steht auf dem letzten Tabellenplatz in der ersten Bundesliga, der Abstieg ist kaum noch abwendbar. Auch nicht durch zehn Millionen Euro, mit denen Alexander Otto ein neues Nachwuchszentrum für den Verein unterstützt.
Otto: "Das wird Früchte tragen in fünf bis zehn Jahren vielleicht mal. Da kann man natürlich nicht davon ausgehen, dass das sofort in dieser aktuellen Situation helfen wird..."
... aber gut angelegt ist das Geld in jedem Fall. Und treu bleiben wird Alexander Otto dem Verein auch in der zweiten Liga.