Der Gamer-Barde
Der Dortmunder Jan Hegenberg ist von der Presse schon als "Robbie Williams der Gamer-Szene" betitelt worden. Ein Popstar ist er tatsächlich, zumindest für junge Menschen, die ihre Zeit mit Computerspielen verbringen. Fast 2,5 Millionen Mal sind seine Songs bereits heruntergeladen worden.
"Also ‚Robbie Williams der Gamer-Szene’ passt vielleicht deswegen, weil er ein Entertainer ist und ich auch ein recht guter Entertainer auf der Bühne bin, Robbie Williams ist da aber doch noch ein paar Etagen höher, denke ich und ja ‚Gamer-Barde’ ist eigentlich ein ganz cooler Begriff, weil ich zum einen die Musik für Computerzocker mache und zum anderen aber auch für Leute, die Mittelalterspiele spielen."
Der 1,97 Meter große Musiker mit den blonden Strähnen in den hochgegelten kurzen Haaren sitzt auf einer alten abgewetzten braunen Couchgarnitur in seinem Proberaum in Witten im Ruhrgebiet.
Ventilatoren surren anfangs in dem mit Musikinstrumenten und Verstärkern zugestellten kleinen Kellerraum. In diese Oase, wie er sie selbst nennt, geht der 29-Jährige mit der kräftigen Statur allerdings nur, um mit anderen Musikern neue Lieder auszuprobieren. Produziert wird der einfache Deutschrock über die Freuden und Leiden der Computerzocker zu Hause im Zimmer seiner 3er WG in Dortmund, denn Jan Hegenberg wohnt nicht gerne alleine.
"Man kann alles zu Hause machen heutzutage, wenn man alles digital hat, sprich E-Gitarren, der Bass ist digital, Schlagzeug wird digital eingespielt, dann braucht man kein Studio mehr."
Natürlich bemerkt man bei genauerem Hinhören im Klang noch Unterschiede zu einem Studio-Album, aber Hegenbergs Musik lebt hauptsächlich von den Texten, in denen sich die Gamer wiederfinden. So auch bei dem Song, mit dem alles angefangen hat und der mit über 300.000 Downloads immer noch der größte Hit in der Gamer-Gemeinde ist – "GPF suckt".
GPF steht für "German Pixel Fighters", den Computer-Clan, in dem Hegenberg vor vier Jahren mehrmals die Woche mit Freunden ein Computer-Spiel für Wettbewerbe trainiert hat. Dabei fand er die Trainings-Misserfolge und das eigene schlechte Spiel so amüsant, dass er aus Spaß ein Lied darüber geschrieben hat. Kaum hatte er den Song auf die Internetseite des Computer-Clans gestellt, hätten die unglaublich hohe Download-Zahl und der damit verbundene Datenverkehr allerdings fast den Server zum Zusammenbruch gebracht.
"Drei Tage später hat uns unser Internetdienstleister angeschrieben, dass doch eine sehr horrende Rechnung auf uns zukommen würde, weil der Traffic von unserem Server so hoch war, hatten wir ganz viel Angst, hatten aber Glück dass wir direkt jemanden gefunden, der uns diesen Traffic gesponsert hat."
Zunächst ist Hegenberg vor allem auf sogenannten LAN-Partys aufgetreten, bei denen mehrere Spieler ihre Rechner miteinander vernetzen, um gegeneinander zu spielen. Zu Hymnen der Gamer-Szene wurden die Lieder dann durch Mund-zu-Mund-Propaganda, die auch im Internet recht gut funktioniert. Für Computer-Laien sind viele Songs allerdings kaum verständlich, die meisten seiner Texte bestehen aus spielespezifischen Begriffen oder Chatter-Sprache. So auch bei "Cheater an die Wand", in dem der "Gamer-Barde" sich über Spieler beklagt, die sich durch bestimmte Programme Vorteile beim Zocken verschaffen und schummeln.
Hegenberg möchte seinen Bekanntheitsgrad zwar nutzen, um auf Themen wie Online-Sucht aufmerksam zu machen, gegen das Vorurteil, dass Gamer generell vereinsamte Computerfreaks seien, wehrt er sich aber vehement. Hegenberg, der sich selbst als unreif und spaßorientiert bezeichnet, ist auch heute noch Gamer und testet Neuerscheinungen für seine Fans und einen Radiosender.
Mit 13 Jahren hat sich Hegenberg Gitarre spielen selber beigebracht, erste Bühnenerfahrung hat er sich dann nach dem Abitur als Gitarrist in verschiedenen Ruhrgebietsbands und bei Jam Sessions geholt. Nebenbei hat der Autodidakt Keyboard und Bass gelernt. Um nach den ersten Erfolgen seiner "Gamer-Musik" die Karriere voranzutreiben, hat er vor zwei Jahren sein Biologie-Studium im 12. Semester geschmissen und sich ein Management besorgt.
"Das ist ja das Schöne, was mir jetzt widerfährt. Aus einem total bekloppten Hobby, wenn man es so sieht, dann wirklich seinen Beruf machen zu können."
Im Gegensatz zur normalen Musikerkarriere kennen viele Fans allerdings nur Hegenbergs Lieder, über ihn selbst wissen sie nur wenig.
"Das ist irgendwie ne verkehrte Welt. Ich hab halt damit angefangen, Songs unter die Leute zu bringen und dann erst meine Person und mach das jetzt zu anderen Bands irgendwie umgekehrt, sprich die Leute kennen meine Lieder schon, aber mich noch nicht, sprich ich stell mich auf meinen Live-Konzerten vor."
Seit seinem Debütalbum "Demotape" im September letzten Jahres, das als Beilage in einer Computerzeitschrift erschienen ist, hat er eine große Fan-Gemeinde, die regelmäßig zu seinen Konzerten kommt, schon vor dem Eingang seine Lieder singt und ihm das Gefühl gibt, ein Star zu sein.
"Weil die Leute halt schreien, wenn du auf die Bühne kommst, weil die Leute deine Musik mitmachen, weil ein BH auf die Bühne fliegt oder Kuscheltierchen oder so, das ist auch ein tolles Gefühl, die Musikerdroge sag ich jetzt mal."
Hätte Hegenberg seine ersten Songs verkauft, wäre er heute stolzer Besitzer mehrerer Goldener Schallplatten. Aber Geld ist ihm nicht so wichtig, viel lieber möchte er sein eigener Chef bleiben.
"Also mir sind Plattenfirmen total schnurz, weil ich produzier meine Musik selbst, ich kann das über meine Homepage vertreiben, da brauch ich niemanden, der mir drei Viertel des Geldes wegnimmt und dann sagt ‚hehe, aber wir haben uns drum gekümmert und organisiert’, das krieg ich selber hin."
Dass der Boom seiner Gamer-Musik oder "Fun-Music", wie er sie nennt, einmal nachlassen könnte, glaubt er nicht.
"Jeden 2. Tag fangen wahrscheinlich 3000, 4000 neue Kinder an zu zocken und die werden irgendwann auf Jan Hegenberg stoßen und die Musik hoffentlich toll finden, und das ist im Enddefekt meine Zukunftssicherung."
Der 1,97 Meter große Musiker mit den blonden Strähnen in den hochgegelten kurzen Haaren sitzt auf einer alten abgewetzten braunen Couchgarnitur in seinem Proberaum in Witten im Ruhrgebiet.
Ventilatoren surren anfangs in dem mit Musikinstrumenten und Verstärkern zugestellten kleinen Kellerraum. In diese Oase, wie er sie selbst nennt, geht der 29-Jährige mit der kräftigen Statur allerdings nur, um mit anderen Musikern neue Lieder auszuprobieren. Produziert wird der einfache Deutschrock über die Freuden und Leiden der Computerzocker zu Hause im Zimmer seiner 3er WG in Dortmund, denn Jan Hegenberg wohnt nicht gerne alleine.
"Man kann alles zu Hause machen heutzutage, wenn man alles digital hat, sprich E-Gitarren, der Bass ist digital, Schlagzeug wird digital eingespielt, dann braucht man kein Studio mehr."
Natürlich bemerkt man bei genauerem Hinhören im Klang noch Unterschiede zu einem Studio-Album, aber Hegenbergs Musik lebt hauptsächlich von den Texten, in denen sich die Gamer wiederfinden. So auch bei dem Song, mit dem alles angefangen hat und der mit über 300.000 Downloads immer noch der größte Hit in der Gamer-Gemeinde ist – "GPF suckt".
GPF steht für "German Pixel Fighters", den Computer-Clan, in dem Hegenberg vor vier Jahren mehrmals die Woche mit Freunden ein Computer-Spiel für Wettbewerbe trainiert hat. Dabei fand er die Trainings-Misserfolge und das eigene schlechte Spiel so amüsant, dass er aus Spaß ein Lied darüber geschrieben hat. Kaum hatte er den Song auf die Internetseite des Computer-Clans gestellt, hätten die unglaublich hohe Download-Zahl und der damit verbundene Datenverkehr allerdings fast den Server zum Zusammenbruch gebracht.
"Drei Tage später hat uns unser Internetdienstleister angeschrieben, dass doch eine sehr horrende Rechnung auf uns zukommen würde, weil der Traffic von unserem Server so hoch war, hatten wir ganz viel Angst, hatten aber Glück dass wir direkt jemanden gefunden, der uns diesen Traffic gesponsert hat."
Zunächst ist Hegenberg vor allem auf sogenannten LAN-Partys aufgetreten, bei denen mehrere Spieler ihre Rechner miteinander vernetzen, um gegeneinander zu spielen. Zu Hymnen der Gamer-Szene wurden die Lieder dann durch Mund-zu-Mund-Propaganda, die auch im Internet recht gut funktioniert. Für Computer-Laien sind viele Songs allerdings kaum verständlich, die meisten seiner Texte bestehen aus spielespezifischen Begriffen oder Chatter-Sprache. So auch bei "Cheater an die Wand", in dem der "Gamer-Barde" sich über Spieler beklagt, die sich durch bestimmte Programme Vorteile beim Zocken verschaffen und schummeln.
Hegenberg möchte seinen Bekanntheitsgrad zwar nutzen, um auf Themen wie Online-Sucht aufmerksam zu machen, gegen das Vorurteil, dass Gamer generell vereinsamte Computerfreaks seien, wehrt er sich aber vehement. Hegenberg, der sich selbst als unreif und spaßorientiert bezeichnet, ist auch heute noch Gamer und testet Neuerscheinungen für seine Fans und einen Radiosender.
Mit 13 Jahren hat sich Hegenberg Gitarre spielen selber beigebracht, erste Bühnenerfahrung hat er sich dann nach dem Abitur als Gitarrist in verschiedenen Ruhrgebietsbands und bei Jam Sessions geholt. Nebenbei hat der Autodidakt Keyboard und Bass gelernt. Um nach den ersten Erfolgen seiner "Gamer-Musik" die Karriere voranzutreiben, hat er vor zwei Jahren sein Biologie-Studium im 12. Semester geschmissen und sich ein Management besorgt.
"Das ist ja das Schöne, was mir jetzt widerfährt. Aus einem total bekloppten Hobby, wenn man es so sieht, dann wirklich seinen Beruf machen zu können."
Im Gegensatz zur normalen Musikerkarriere kennen viele Fans allerdings nur Hegenbergs Lieder, über ihn selbst wissen sie nur wenig.
"Das ist irgendwie ne verkehrte Welt. Ich hab halt damit angefangen, Songs unter die Leute zu bringen und dann erst meine Person und mach das jetzt zu anderen Bands irgendwie umgekehrt, sprich die Leute kennen meine Lieder schon, aber mich noch nicht, sprich ich stell mich auf meinen Live-Konzerten vor."
Seit seinem Debütalbum "Demotape" im September letzten Jahres, das als Beilage in einer Computerzeitschrift erschienen ist, hat er eine große Fan-Gemeinde, die regelmäßig zu seinen Konzerten kommt, schon vor dem Eingang seine Lieder singt und ihm das Gefühl gibt, ein Star zu sein.
"Weil die Leute halt schreien, wenn du auf die Bühne kommst, weil die Leute deine Musik mitmachen, weil ein BH auf die Bühne fliegt oder Kuscheltierchen oder so, das ist auch ein tolles Gefühl, die Musikerdroge sag ich jetzt mal."
Hätte Hegenberg seine ersten Songs verkauft, wäre er heute stolzer Besitzer mehrerer Goldener Schallplatten. Aber Geld ist ihm nicht so wichtig, viel lieber möchte er sein eigener Chef bleiben.
"Also mir sind Plattenfirmen total schnurz, weil ich produzier meine Musik selbst, ich kann das über meine Homepage vertreiben, da brauch ich niemanden, der mir drei Viertel des Geldes wegnimmt und dann sagt ‚hehe, aber wir haben uns drum gekümmert und organisiert’, das krieg ich selber hin."
Dass der Boom seiner Gamer-Musik oder "Fun-Music", wie er sie nennt, einmal nachlassen könnte, glaubt er nicht.
"Jeden 2. Tag fangen wahrscheinlich 3000, 4000 neue Kinder an zu zocken und die werden irgendwann auf Jan Hegenberg stoßen und die Musik hoffentlich toll finden, und das ist im Enddefekt meine Zukunftssicherung."