Der gestörte Seelenfrieden

Von Caterina Woj |
Gestern noch war Pfarrer Terhorst in seiner Münsterländer Gemeinde beliebt, nun wandelt er unfreiwillig auf einem Deich an der Nordsee. Gestern noch der Seelsorger, dann über Nacht ein Störenfried? Als er sich öffentlich und vehement für einen Flüchtlingsfamilie aus dem Kosovo einsetzt, da kursieren plötzlich "Berichte" über Trinkgelage und versäumte Messen im Ort und höheren Ortes. In Ramsdorf prallen die Meinungen aufeinander, doch der Pfarrer Terhorst muss gehen. Und heute will plötzlich keiner mehr was gesagt haben.
Es gibt Tage, die sind einfach anders. Wenn Spatzen lauter von den Dächern pfeifen als sonst und das Licht auf den Giebeln der alten Fachwerkhäuser vorgaukelt, ein großer glitzernder See zu sein, dann scheint Gott seine Hand im Spiel zu haben. Es ist ein schöner Morgen in der Gemeinde Ramsdorf.

Halb sieben. Die Glocken läuten am Walburgismarkt, dem Mittelpunkt des Dorfes.

Der Küster schleicht um seine Kirche. Mit verschlafenem Gesichtsausdruck. Er heftet das Programm für die Sonntagsmesse in den Schaukasten. Eine wichtige Amtshandlung.

Es ist noch ruhig im Dorf. Ein paar Halbwüchsige schleppen sich zur Schule. In Jeans, die ihnen bis in die Kniekehlen gerutscht sind. Die Ramsdorfer lassen diesen Tag gemächlich beginnen. Ungeachtet des Götterwetters. Warum auch nicht. Die Dinge kommen wie sie sollen. Sicher auch heute.

In der Einkaufspassage ist auch nichts los. Eine Katze am Fenster leckt sich die Pfoten.
Nur beim Bäcker ist es schon mitten am Tag. Mensings Bäckerei "hat`s immer eine Idee frischer" und hat bereits geöffnet. Schinkenbrötchen, Kaffee, Münsterländer Marzipanschnecken duften um die Wette. Alles wie immer. Alles in Ordnung.
Möchte man meinen, denn eigentlich steht die Gemeinde Kopf.
Der Pfarrer macht ihnen zu schaffen, der ehemalige Pfarrer.

"Der Mann ist für mich erledigt, ist kein Priester mehr für mich."
"Was hat er denn gemacht?"
"Ich bin nicht im Kirchenvorstand, das ist das traurige. Wenn es nicht so eine beamtete Persönlichkeit wäre, ich weiß nicht wie es dann aussehe."
"Aber was hat er denn gemacht, der Pfarrer?"
Das weiß ich nicht, irgendwas ist da vorgefallen. Ich werd mich hüten. Nachher zeigt der mich noch an wenn ich was sage. Ne ne ich werde mich hüten."

"Der ist noch mehr wie lächerlich."
"Der Pfarrer?"
"Ja, der soll sich allmählich mal, ehrlich, also ich kann da, ich will mich da auch nicht groß zu äußern. Das bringt doch alles nichts."
"Was hat er denn Schlimmes gemacht?"
"Dazu möchte ich nichts sagen."
"Warum nicht?"
"Ne das will ich nicht. Am Besten weiß er doch selbst was er gemacht hat."

Pfarrer Terhorst schaut aufs Meer. Weit weg vom Münsterland, von seiner Gemeinde. Nach Ostfriesland hat er sich zurückgezogen, sich eine neue Stelle in einer Pfarrei gesucht. Er steht am Ufer. Schaut auf die Nordsee. Glücklich sieht er nicht aus. Er ist ein kleiner Mann, mit weichen Gesichtszügen. Man sieht ihm an, er lacht gern. Seine Kleidung scheint ihm recht gleichgültig zu sein. Die alte Kordhose ist zu kurz, die Kapuze hat er tief ins Gesicht gebunden. Es riecht nach Salz und Fisch. Der Wind bläst ihm um die Nase, seinen kleinen Hund fast davon. Ein wolliger Mischling mit viel zu kurzen Beinen Namens Bobby. Der trottet hinter ihm her. Ein treuer Freund. Ohne seine Gesellschaft hätte er sich so manches Mal noch verlorener gefühlt. Der Tag ist ungemütlich. Windstärke 6.

Pfarrer Terhorst ist nicht freiwillig hier. In Ramsdorf, seiner Heimatgemeinde, hat man ihn rausgeschmissen. Grundlos. Mit vorgeschobenen Argumenten – sagt er.

"Ich bekam an einem Sonntag am Walburgismarkt von zwei Kirchenvorstandsmitgliedern einen Brief serviert, in dem stand, dass ich gerne an Schützenfesten teilnehme und dass ich dort wohl angeblich zu viel Alkohol trinken würde. Nachdem ich diesen Brief bekommen habe vom Kirchenvorstand, war ich zunächst mal psychisch so fertig, dass ich gesagt habe, das kann doch nicht wahr sein, dass ich hier zum Alkoholiker gestempelt werde."

Das könne doch nicht sein, schiebt er hinterher und dreht den Kopf zum Fenster. Sechs Jahre ist er dort Pfarrer gewesen, in Ramsdorf, im Münsterland. Nie sei etwas vorgefallen. Er ist fassungslos, seine Hände umklammern eine große Tasse Tee. Auch noch einen?, fragt er. Ums Haus pfeift der Wind.

Ramsdorf ist 200 Kilometer weg, weit weg. Im fernen Münsterland. 5300 Seelen wohnen in dem kleinen Ort, nördlich der "Berge" an der Bocholter Aa. Die nächst größeren Städte sind Bocholt, Münster und Coesfeld. Ramsdorf ist sehr beliebt. Bei den Touristen. Schon im Frühjahr kommen sie scharenweise mit ihren Fahrrädern, um nach den Schönheiten der Natur Ausschau zu halten. Oder um auf die Ramsdorfer Burg zu spazieren. In den fünfziger Jahren fiel sogar mal ein Meteorit auf diesen kleinen Flecken Erde. Ein himmlischer Funke. Die göttlichen Bruchstücke sind zu besichtigen. Ein Ort, dem Himmel nahe, ein Besuch lohnt sich.
Es ist ein zauberhafter sonniger Tag, früh am Morgen. Die Vögel zwitschern in den Bäumen, es riecht nach Frühling.
Der Küster betritt den Kirchsaal, kümmert sich um die letzten Vorbereitungen für die Chorprobe. Draußen, an den Schaukästen stehen Passanten. Sie haben es nicht eilig, interessieren sich bereits für die Sonntagsmesse. Vom Pfarrer steht nichts drin.

"Ich mein, das ist einfach dumm gelaufen, hätte besser sein können, mit ein bisschen mehr Rücksicht und barmherziger würde ich sagen. Das stimmt doch, ist doch unsere Religion Man sollte mehr verzeihen, wenn man was gesehen hat."

"Was hat er denn gemacht?"
"Das weiß so richtig niemand. Die damit umgegangen sind, die wissen das am besten, die wissen mehr Bescheid und die sagen nichts. Die sagen gar nichts. Wir haben das erst auch nicht verstanden, aber im Nachhinein, na ja, ob denn das stimmt was man so hörte."

"Wenn da was passiert ist, dann müssen die von oben her, die müssen das ja …"

Die von oben haben aber nichts gesagt. Jedenfalls nicht offiziell. Der Bischof hat dem Pfarrer einen Brief geschrieben. Darin heißt es, der Seelensorgerat hätte die Zusammenarbeit mit ihm aufgekündigt und dass er daran selber schuld sei. Schlussendlich käme er zu dem Urteil, dass der Pfarrer an der Wahrnehmung seiner pastoralen Aufgaben wohl gehindert sei. Einen genauen Grund nennt der Bischof nicht.

"Und dann hab ich mich krank gemeldet, drei Wochen. Und dann hat man in dieser Zeit, gab es Dienstbesprechungen und in diesen Dienstbesprechungen hat man so gesprochen, als wenn ich Alkoholiker sei. Der stellvertretende Vorsitzende im Kirchenvorstand hat sogar gesagt, also das ist nicht der erste, den ich in den Entzug bringe. Das heißt also das Urteil war bereits gesprochen."

Barbara Lourme, eine Frau mit rundem Gesicht und langem Pony, der auf eine randlose Brille stößt, ist außer sich. Viele Jahre hat sie in Ramsdorf als Organistin gearbeitet. Der Pfarrer ein Alkoholiker? Sie schüttelt mit dem Kopf, dass der Pony schaukelt. Unsinn, sagt sie. Bei den Dienstbesprechungen hätte man ihn dazu gemacht. Abgestempelt und gemobbt hätte man den Pfarrer. Das könne sie jederzeit bezeugen.
"Pfarrer Emeritus, der dann auch dabei saß, der wollte aufstehen, das ist ein alter Herr. Der schrie, er sagte es nicht, er schrie ´Das ist Mobbing´, aber da er ein alter kranker Mann war, da hat man ihn ziemlich beruhigt und der hat sich dann mundtot machen lassen, der war mehr oder weniger eingeschüchtert."

Auf der Straße will niemand was zu den Alkoholvorwürfen sagen.

"Dazu möchte ich nichts sagen, weil das ist ein heikles Thema."

Vor dem Kirchtor am Walburgismarkt steht Joachim Hasselmann. Ehemaliger Beigeordneter und Stadtkämmerer von Marl, CDU-Mitglied und seit fünf Jahren Bürger von Ramsdorf. Ein hoch gewachsener Mann in den Fünfzigern mit viel zu dünner Jacke. Er friert, aber will unbedingt was über den Pfarrer sagen und über die Leute im Dorf. Die seien nämlich plötzlich alle verrückt geworden.

"Es gab die wildesten Gerüchte, auch sehr viele Falschaussagen, Verleumdungen. Also ein Beispiel: es wurde dann gesagt, dass Pfarrer Terhorst Alkoholholverbot in allen Lokalen hätte."

Zurück beim Pfarrer in Wittmund. Der Wind hat sich gelegt. Es ist kalt. Pfarrer Terhorst zündet die großen Altarkerzen an. Eher routiniert als darauf konzentriert. Er grübelt. Angefangen hat der ganze Ärger mit dem Küster. Der hat einen Brief geschrieben. An das Bistum in Münster. Der Domkapitular hat ihn aufgefordert, doch mal seine Meinung über den Pfarrer bezüglich dessen angeblichen Alkoholproblems kundzutun. Der Pfarrer sei ein Wesen mit einem Charakter, der seinen Mitmenschen zu schaffen macht, schreibt der Küster. Kein Priester aus Leidenschaft sei er, sondern verliebt in die Macht. Ständig würde er feiern, die Schul- und Ostermessen verschlafen. UND: der Gemeinde ginge er auf die Nerven. Er lasse keine Gelegenheit aus, über die Asylanten im Dorf zu reden. Der Bischof möge sich den Pfarrer doch mal zur Brust nehmen.

"Man hat da Tür und Tor geöffnet für Spekulationen. Läuft der nur noch besoffen durchs Dorf, wie das vielleicht der Küster sehen möchte. Ich habe von Leuten gehört, Priester, ein Priester der hier im Pfarrhaus gewohnt hat, hat Bekannten von mir erzählt, Pfarrer Terhorst hat hinter einer Wallhecke gelegen und Kinder haben ihn total besoffen gefunden. Völlig aus der Luft gegriffen. Man hat diese Geschichten, Beispiele erzählt und man erzählt sie weiter. Also man hat hier systematisch Rufmord betrieben."

Marita Feuersträter steigt zügig in ihr Auto. Sie ist in Eile. Die Zahnärztin muss in ihre Praxis im Nachbarort Nordwalde. Sie ist stinksauer und schimpft. Seit 30 Jahren ist man aktiv in der Kirche und am Ende stelle man fest, die da oben seien nichts als Manager. Und: Die Kreispolitiker seien Schuld. Hätten sich da eingemischt. Der Pfarrer war denen schon lange ein Dorn im Auge.

"Ich glaube, dass es bei der Geschichte um Pfarrer Terhorst mehr darum ging, dass er sich immer für Asylanten eingesetzt hat, für Menschen, die kein Geld haben, für einen Zirkus, der kaum überleben kann, also genau da gewesen ist, wo man erwartet, wo Kirche ist. Das war sicherlich den Leuten in Ramsdorf und im Umfeld unangenehm und deshalb haben sie den Vorwurf des Alkoholismus genommen um ihn einfach da weg zu holen. Um sich mit diesem Problem nicht mehr weiter auseinandersetzen zu müssen."

Es geht um die Familie Vaseljai. 1991 kamen sie nach Deutschland. Beantragten Asyl. Seit vierzehn Jahren lebt das Ehepaar mit seinen drei Kindern in Ramsdorf. Die Familie gehört im Kosovo einer Minderheit, den Ashkali an. In ihrer Heimat werden sie verfolgt und diskriminiert. Deshalb sind sie nach Deutschland gekommen. Nun sollen sie abgeschoben werden.

In seiner Weihnachtspredigt hat sich Pfarrer Terhorst für ihr Bleiberecht ausgesprochen. Öffentlich und konkret ermahnt er alle Christen, sich mitfühlend zu zeigen. Solidarisieren sollen sie sich mit Schwachen, Kranken und denen, die abgeschoben werden sollen. Er vergleicht die Asylsuchenden mit der heiligen Familie und beschreibt, wie in Nacht- und Nebelaktionen mit solchen Leuten umgegangen wird.

Frau Böhler, in ihrem Garten, zupft Unkraut aus dem Boden und erzählt mit ruhiger, gleichgültiger Stimme, wie das in der Gemeinde aufgenommen wurde.

"Da haben sich sehr viel dran gestört, nicht viele aber einige haben sich sehr daran gestört. Ich habe im Nachhinein von welchen gehört, die dann gesagt haben, am liebsten wären sie aus der Kirche raus gegangen. Also ich fand das überhaupt nicht schlimm, ich fand das genau passend zu Weihnachten."

Andere haben gesagt, sie hätten fast die Kirche verlassen. Aus Angst.

"Dass das Ängste auslöst, wenn ich sage, ich werde mit allen Glocken läuten, wenn diese Familie abgeschoben wird, ich hatte zum Beispiel auch Kirchenasyl angekündigt, wenn die Familie abgeschoben wird, dass das Ängste auslöst, da bin ich mir ziemlich sicher, aber ich denke, das gehört eigentlich auch zu meiner seelensorglichen Aufgabe dazu, die in dieser Weise da fürchten müssen, dass sie in ein Land abgeschoben werden, das sie überhaupt nicht kennen – die Kinder – in ein Land abgeschoben werden, wo sie um ihr Leben fürchten müssen."

Die Vaseleis sitzen am Küchentisch. Alle haben sich versammelt, die ganze Familie. Sie sagen, sie sind empört darüber, was man über den Pfarrer sagt. Und dass sie Schuld seien an seinem Unglück. Nur seinem Engagement sei es zu verdanken, dass sie schließlich bleiben können. Nach so langer Zeit endlich wieder eine Heimat haben. Dafina, die fünfzehnjährige Tochter erzählt, dass der Pfarrer ihrem Vater einen Job besorgt hat. Jetzt müssen sie keine Angst mehr haben, dass sie abgeschoben werden. Und Becir, ihr 19-jähriger Bruder, der im Ramsdorfer Fußballverein spielt, wirft ein:

"Dann meinte ja der Bürgermeister, Ihr seid mir nicht wichtig, ihr kostet ja auch voll viel Geld und so. Er meinte er würde lieber ein Schwimmbad renovieren, als Euch zu behalten. Ja solche Dinge."

Pfarrer Terhorst hat nicht nur wieder und wieder allen im Dorf gesagt, gebt mir Bescheid, wenn die Familie in einer nächtlichen Aktion abgeholt wird. Er hat auch damit gedroht, die Totenglocken zu läuten, wenn man die Familie gewaltsam abschiebt.

"Ich habe den Verdacht, dass ich ein Stück unbequem geworden bin, dass man jetzt nicht mehr so abschieben konnte, wie man das bisher getan hat. Weil ich sowohl in Leserbriefen öffentlich den Landrat angegriffen habe, wegen seiner Abschiebepraxis und ich auch mit dem Bürgermeister von Velen nicht einverstanden war über die Art und Weise, wie er mit diesen Flüchtigen verfährt, da hab ich Kritik geäußert und ich glaube, dass ich da ein Stück weit in Ungnade gefallen bin."

Es ist 17.00 Uhr. Pfarrer Terhorst hat die Tür seiner Kirche abgeschlossen und freut sich auf das Wirtshaus. Er hat Besuch bekommen. Sie erwarten ihn, spielen Karten, reden. Kennen ihn lange, wissen, dass er kein Alkoholiker ist.

"Der Pfarrer ist unbequem geworden. Das ist ein Stück Politikum geworden. Einer, der sich für die Asylanten einsetzt und sich da lang macht. Das passt vielen da nicht."

Dass man die Asylanten in Ramsdorf gar nicht gern sieht, bestätigt auch Joachim Hasselmann, der dazugekommen ist.

"Ich habe auch immer wieder vernommen, dass insbesondere aus der CDU, der ich selbst angehöre auch, gezielt Kritik geübt wurde am Pfarrer. Und wohl auch auf der politischen Schiene dann entsprechend auch der Bischof aufgefordert wurde zu handeln. Und das hat dann entsprechende Konsequenzen gehabt für den Pfarrer. Der Bischof legt natürlich hier im strengkatholischen Münsterland sicherlich Wert darauf, auch mit den örtlichen Landräten etc. gut zu kooperieren, das gehört hier zur Machtverteilung im Münsterland dazu und das hat dann entsprechende Konsequenzen gehabt für den Pfarrer."

Nämlich das Kündigungsschreiben vom Bischof.

Ramsdorf im Münsterland. Anfragen beim Landrat bleiben mit dem Fingerzeig auf "kircheninterne Angelegenheiten" unbeantwortet. Eine Stellungnahme gibt es nicht. Der Landrat will auch nichts sagen.

Alle wissen Bescheid. Kaum einer mag will reden. Und wenn? Die Organisten zum Beispiel lebt inzwischen in der Schweiz. Sie hat es in ihrem Ramsdorf nicht mehr ausgehalten.

"Zunächst mal wurde mir mitgeteilt, ich möge einen Stundennachweis führen und den auch immer wöchentlich unterschreiben lassen. Ich war ziemlich verblüfft, weil meine Dienstzeit wurde ja anhand des Dienstplanes festgelegt, wir hatten einmal in der Woche Dienstbesprechung, die Einsätze waren klar. Das war der erste Grad, die Schraube wurde etwas angezogen und dann musste ich minutiös auflisten, wie ich meine Tätigkeit belege und das dann unterschreiben lassen. Dann wurde mir mitgeteilt, am Ende des Jahres, ach wissen Sie was, wir sehen, Sie haben ja viel zu viele Stunden, dann wurde das reduziert, von 19,5 auf neun. Ja dann hab ich gedacht, ich bin am Ende, weil das geht ja gar nicht mehr."

Auch andere haben protestiert, Protestbriefe an das Bistum Münster geschrieben. 600 Unterschriften sind so zusammengekommen. Für den Pfarrer. Viel für diese Gegend, doch ohne Erfolg. Gudrun Stock:

"Und dann hab ich dem Bischof geschrieben und bekam keine Antwort, nur vom Sekretariat und sie würden das dem Bischof vorlegen. Und nachdem nach zwei Monaten keine Antwort kam, hab ich ihm noch mal geschrieben und auch meine Enttäuschung kundgetan, da kämen Leute nicht zu Wort, die gute Worte finden würden für Pfarrer Terhorst, weil sie auch gute Erfahrungen gemacht haben."

"Die Lösung der Diözese sieht immer so aus, weg, neu, Neubeginn und der muss jetzt weg dort. Kein Sprechen miteinander. Abgeurteilt. Verurteilt. Schwerstverbrecher. Weg hier. Man hat mir verboten, Gottesdienste zu halten. Man hat mir verboten, das Pfarrhaus zu betreten, man hat das Pfarrbüro abgeschlossen. Man wollte das, was man ja auch bewirkt hat, dass ich dort beurlaubt und Amts enthoben worden bin. Das wollte man bestätigt wissen und so ist man vorgegangen."

Pfarrer Terhorst will sich das nicht bieten lassen. Die sollen mich kennenlernen, sagt er. Gegen den Rauswurf vom Bischof hat er Klage erhoben. In Rom.

"Sie zittern und haben Angst wenn ich wieder kommen sollte, vor allem wenn das Höchste Gericht sich so entscheiden sollte, ich weiß ja nicht. Ich warte erstmal ab und bin zuversichtlich, dass wenigstens in Rom Recht gesprochen wird."

Dann dreht Karl Terhorst sich um. Schaut noch einmal zurück. Nickt freundlich. Sein Hund läuft voraus. Ein wortloser Abschied.