Der Granatapfel
Jetzt ist Erntezeit für eine Frucht mit jahrtausendelanger Tradition: der Granatapfel. Er verlieh nicht nur der spanischen Stadt Granada und dem scharlachroten Halbedelstein Granat seinen Namen, sondern auch der Granate. Und natürlich dem Grenadine, der für viele Cocktails unverzichtbar ist.
Essen wir heute noch die gleiche Frucht, die den Völkern der Antike heilig war? Natürlich – aber die Evolution sorgt dafür, dass sich alle Lebewesen weiterentwickeln, um sich zu behaupten. Im Falle von Kulturpflanzen obliegt diese Aufgabe der Züchtung, die dafür sorgen muss, dass die Pflanze auch auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig bleibt – sonst verschwindet sie eines Tages von Bildfläche. Und weil das gelungen ist, werden weltweit jährlich etwa 1,5 Millionen Tonnen Granatäpfel geerntet. Die führenden Produzenten sind Iran, Indien, China und die USA.
Was wurde denn beim Granatapfel unternommen, um ihn für den Weltmarkt fit zu machen? Zunächst wurde der Ertrag durch verbesserte Anbautechniken und geeignete Pestizide auf 40 Tonnen pro Hektar erhöht, die Erntesaison züchterisch um einen Monat verlängert und die Lagerfähigkeit der geernteten Früchte auf vier Monate ausgedehnt. Dann gelang es Maschinen zu konstruieren, die die von saftigem Fruchtfleisch umgebenen Kerne aus den Granatäpfeln ganz säuberlich herauspulen. Ein ganz wesentlicher Faktor war die Entwicklung von speziellen Bewässerungstechniken, da die Pflanze zwar an Trockenheit angepasst ist, aber mit Wasser reichlichen Ertrag liefert. Heute werden die Plantagen nicht mehr beregnet, sondern "betröpfelt", das heißt nicht mehr mit Sprinkleranlagen bewässert, sondern mit unterirdisch verlegten Schläuchen, die dem Wurzelwerk des Baumes die nötige Bewässerung (und Düngung) angedeihen lassen. Damit ließ sich der Wasserverbrauch um zwei Drittel senken.
Wie macht man die Granatäpfel haltbar? Sie werden kühl und in kontrollierter bzw. modifizierter Atmosphäre kühl gelagert. Für den Transport zum Handel kommen die Früchte in Verpackungen mit Mikroperforation. Darin entwickelt sich eine Atmosphäre von 5 Prozent Kohlendioxid und 13 Prozent Sauerstoff. Das verzögert das Austrocknen der saftigen Kerne.
Apropos Saft: Wie wird Grenadine hergestellt? In vielen Fällen handelt es sich um billige Imitate mit einem geringen Anteil an Granatapfelsaft. Man mischt stattdessen allerlei dunkle Beeren wie Johannisbeeren und Holunder, säuert, zuckert und aromatisiert die Mixtur, bis sie an Granatäpfel erinnert. Für Cocktails wird das dann als Sirup gehandelt. Echter Granatapfelsaft wird heute durch Abpressen der Ganzfrucht erzeugt. Dadurch gelangt allerdings reichlich bitteres Tannin aus der Schale ins Getränk. Dieses wird durch Zugabe von Gelatine entfernt. Nach dem Filtern wird der ziemlich saure Saft stark gezuckert und haltbar gemacht. Die Gehalte an Gerbstoffen in der Schale sind so hoch, dass man sie zum Gerben von Leder verwendet.
Dabei gilt der Granatapfel als gesund. Im Internet wird die Frucht in den höchsten Tönen gelobt. Die einschlägigen Werbeabteilungen haben das Internet, hier auch Wikipedia, offenkundig als Marketinginstrument erkannt. Ganz allgemein: Je mehr gesundheitliche Wirkungen versprochen werden, desto größer das Risiko auf giftige Bestandteile zu stoßen. Denn nur diese können Arzneiähnliche Wirkungen entfalten. In der Tat liefert der Baum beachtliche Gifte: In der Wurzel finden sich Pelletierine, Alkaloide, die mit dem Gift der Tollkirsche verwandt sind. Nicht umsonst wurde die Granatbaumrinde verschiedentlich als Medikament genutzt – zur Bekämpfung von Bandwürmern. Todesfälle durch Lähmung des Atemzentrums sind bekannt. Beim Genuss der Frucht besteht – auch aufgrund der langen Züchtungsgeschichte – aber keine Gefahr. Bei anderen Pflanzenteilen sieht die Lage völlig anders aus. Hier gilt die alte Regel: je "gesünder" in der Werbung, desto riskanter für den Körper.
Literatur:
Holland D, Bar-Ya’akov I: The pomegranate: new interest in an ancient fruit. Chronica Horticulturae 2008; (3): 12-15
Roth L et al: Giftpflanzen – Pflanzengifte. Ecomed, Landsberg 1984
Lansky EP, Newman RA: Punica granatum (pomegranate) and its potential for prevention and treatment of inflammation and cancer. Journal of Ethnopharmacology 2007; 109: 177-206
Nagy S et al: Fruits of Tropical and Subtropical Origin. Florida Science Source, Lake Alfred 1990
Treub L: Früchte und Nüsse aus aller Welt. Hirzel, Stuttgart 1999
Van Noordwijk J, Hollstein U: The anthelmintic activity of pelleterine and isopelleterine. Acta Physiologica et Pharmacologica Neerlandica 1956; 5: 212-213
Was wurde denn beim Granatapfel unternommen, um ihn für den Weltmarkt fit zu machen? Zunächst wurde der Ertrag durch verbesserte Anbautechniken und geeignete Pestizide auf 40 Tonnen pro Hektar erhöht, die Erntesaison züchterisch um einen Monat verlängert und die Lagerfähigkeit der geernteten Früchte auf vier Monate ausgedehnt. Dann gelang es Maschinen zu konstruieren, die die von saftigem Fruchtfleisch umgebenen Kerne aus den Granatäpfeln ganz säuberlich herauspulen. Ein ganz wesentlicher Faktor war die Entwicklung von speziellen Bewässerungstechniken, da die Pflanze zwar an Trockenheit angepasst ist, aber mit Wasser reichlichen Ertrag liefert. Heute werden die Plantagen nicht mehr beregnet, sondern "betröpfelt", das heißt nicht mehr mit Sprinkleranlagen bewässert, sondern mit unterirdisch verlegten Schläuchen, die dem Wurzelwerk des Baumes die nötige Bewässerung (und Düngung) angedeihen lassen. Damit ließ sich der Wasserverbrauch um zwei Drittel senken.
Wie macht man die Granatäpfel haltbar? Sie werden kühl und in kontrollierter bzw. modifizierter Atmosphäre kühl gelagert. Für den Transport zum Handel kommen die Früchte in Verpackungen mit Mikroperforation. Darin entwickelt sich eine Atmosphäre von 5 Prozent Kohlendioxid und 13 Prozent Sauerstoff. Das verzögert das Austrocknen der saftigen Kerne.
Apropos Saft: Wie wird Grenadine hergestellt? In vielen Fällen handelt es sich um billige Imitate mit einem geringen Anteil an Granatapfelsaft. Man mischt stattdessen allerlei dunkle Beeren wie Johannisbeeren und Holunder, säuert, zuckert und aromatisiert die Mixtur, bis sie an Granatäpfel erinnert. Für Cocktails wird das dann als Sirup gehandelt. Echter Granatapfelsaft wird heute durch Abpressen der Ganzfrucht erzeugt. Dadurch gelangt allerdings reichlich bitteres Tannin aus der Schale ins Getränk. Dieses wird durch Zugabe von Gelatine entfernt. Nach dem Filtern wird der ziemlich saure Saft stark gezuckert und haltbar gemacht. Die Gehalte an Gerbstoffen in der Schale sind so hoch, dass man sie zum Gerben von Leder verwendet.
Dabei gilt der Granatapfel als gesund. Im Internet wird die Frucht in den höchsten Tönen gelobt. Die einschlägigen Werbeabteilungen haben das Internet, hier auch Wikipedia, offenkundig als Marketinginstrument erkannt. Ganz allgemein: Je mehr gesundheitliche Wirkungen versprochen werden, desto größer das Risiko auf giftige Bestandteile zu stoßen. Denn nur diese können Arzneiähnliche Wirkungen entfalten. In der Tat liefert der Baum beachtliche Gifte: In der Wurzel finden sich Pelletierine, Alkaloide, die mit dem Gift der Tollkirsche verwandt sind. Nicht umsonst wurde die Granatbaumrinde verschiedentlich als Medikament genutzt – zur Bekämpfung von Bandwürmern. Todesfälle durch Lähmung des Atemzentrums sind bekannt. Beim Genuss der Frucht besteht – auch aufgrund der langen Züchtungsgeschichte – aber keine Gefahr. Bei anderen Pflanzenteilen sieht die Lage völlig anders aus. Hier gilt die alte Regel: je "gesünder" in der Werbung, desto riskanter für den Körper.
Literatur:
Holland D, Bar-Ya’akov I: The pomegranate: new interest in an ancient fruit. Chronica Horticulturae 2008; (3): 12-15
Roth L et al: Giftpflanzen – Pflanzengifte. Ecomed, Landsberg 1984
Lansky EP, Newman RA: Punica granatum (pomegranate) and its potential for prevention and treatment of inflammation and cancer. Journal of Ethnopharmacology 2007; 109: 177-206
Nagy S et al: Fruits of Tropical and Subtropical Origin. Florida Science Source, Lake Alfred 1990
Treub L: Früchte und Nüsse aus aller Welt. Hirzel, Stuttgart 1999
Van Noordwijk J, Hollstein U: The anthelmintic activity of pelleterine and isopelleterine. Acta Physiologica et Pharmacologica Neerlandica 1956; 5: 212-213