"Der größte Skandal in der Geschichte der Bundesrepublik"
Mit einem eigenen Geheimdienst sollen konservative Kreise in den 70er-Jahren versucht haben, Willy Brandts Ostpolitik zu torpedieren. Der frühere SPD-Entspannungspolitiker Egon Bahr zeigt sich empört: Die Union habe damit "eine absolut undemokratische Idee" verfolgt.
Der frühere SPD-Entspannungspolitiker Egon Bahr zeigt sich entrüstet über die neuesten Enthüllungen des zu einem eigenen Geheimdienst der Unionskreise Anfang der 70er-Jahre. Das "Zeit Magazin" hatte darüber berichtet. Dass damalige sozialdemokratische Politiker bespitzelt worden seien, um deren neue Ostpolitik zu bekämpfen, nannte er einen "Skandal".
"Es ist der größte Skandal in der Geschichte der Bundesrepublik", sagte der Mitgestalter der Ostpolitik der Regierung Brandt im Deutschlandradio Kultur.
Bahr nannte es einen "abenteuerlicher Plan", nach 1969 einen solchen "Staatsapparat im Staat im Dienste einer Partei" zu organisieren. "Das war eine absolut undemokratische Idee in der Union unter dem Gesichtspunkt 'Der Staat gehört uns'", sagte er.
Gewusst habe man in der SPD davon nichts: "Wir haben vermutet, dass es da Seilschaften gibt. Wenn 30 Jahre CDU-CSU regiert haben, hat das natürlich für die Besetzung wichtiger Schlüsselpositionen Folgen. Aber wir haben natürlich nicht geahnt, dass es einen geheimen Staatsapparat gibt", der dann auch noch die staatliche Unterstützung der bayerischen Landesregierung erhalten habe.
Über die Aufarbeitung müsse die CDU selbst entscheiden, sagte Bahr und ergänzte, dass das "Ziel des Ganzen" immerhin verfehlt worden sei - nämlich "unsere Ostpolitik und Entspannungspolitik zu torpedieren; das wurde nicht erreicht. Der Skandal ist insofern ein Flop."
Hören Sie das vollständige Interview mit Egon Bahr mindestens bis zum 29. April 2012 als mp3-Audio .
"Es ist der größte Skandal in der Geschichte der Bundesrepublik", sagte der Mitgestalter der Ostpolitik der Regierung Brandt im Deutschlandradio Kultur.
Bahr nannte es einen "abenteuerlicher Plan", nach 1969 einen solchen "Staatsapparat im Staat im Dienste einer Partei" zu organisieren. "Das war eine absolut undemokratische Idee in der Union unter dem Gesichtspunkt 'Der Staat gehört uns'", sagte er.
Gewusst habe man in der SPD davon nichts: "Wir haben vermutet, dass es da Seilschaften gibt. Wenn 30 Jahre CDU-CSU regiert haben, hat das natürlich für die Besetzung wichtiger Schlüsselpositionen Folgen. Aber wir haben natürlich nicht geahnt, dass es einen geheimen Staatsapparat gibt", der dann auch noch die staatliche Unterstützung der bayerischen Landesregierung erhalten habe.
Über die Aufarbeitung müsse die CDU selbst entscheiden, sagte Bahr und ergänzte, dass das "Ziel des Ganzen" immerhin verfehlt worden sei - nämlich "unsere Ostpolitik und Entspannungspolitik zu torpedieren; das wurde nicht erreicht. Der Skandal ist insofern ein Flop."
Hören Sie das vollständige Interview mit Egon Bahr mindestens bis zum 29. April 2012 als mp3-Audio .
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