Der große Unbekannte des Expressionismus

Georg Tappert (1880-1957) ist der große Unbekannte im deutschen Expressionismus. Das könnte sich mit der großen Retrospektive im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg nun ändern. Typische Sujets Tapperts waren die Bars, Cafés und Varietes der Großstadt Berlin in den 20er Jahren.
Der in Berlin geborene und von Max Liebermann geförderte Maler Georg Tappert hatte bald nach seinem Studium 1907 eine private Malschule in dem Künstlerdorf Worpswede gegründet, wo er wichtige Impulse durch Paula Modersohn- Becker erhielt. 1909 kehrte er in die Metropole Berlin zurück und zählte im Jahr darauf zu den Gründungsmitgliedern der "Neuen Sezession 1910".

Er war eine treibende Kraft dieser Vereinigung, die in enger Verbindung mit den Künstlergruppen "Die Brücke" und "Blauer Reiter" stand. 1921 wurde er Professor an der Staatlichen Kunstschule in Berlin und wirkte im Vorstand des "Deutschen Werkbundes". Die Nationalsozialisten verfemten seine Kunst als "entartet".

Tapperts Malerei ist durch einen expressiven Realismus geprägt. Er widmet sich schon vor dem Ersten Weltkrieg Motiven der Großstadt mit ihren Caféhäusern, Nachtbars und Varietés. Ursula Peters, Kuratorin der Ausstellung, erklärte in Fazit:

"Die anderen Expressionisten stellten die Utopie und die Vision in den Vordergrund. Tappert hingegen war realistischer. Er porträtierte seine alltägliche Umwelt."

Kurz nach der Machtergreifung der Nazis 1933 überfiel ein Rollkommando Tappert. Die Nazis erteilten ihm Berufsverbot. Tappert versteckte seine Bilder im Keller hinter Eierkohlen. Ein Großteil seiner Werke wurde im Krieg zerstört. Nach dem Krieg hatte Tappert seine Werk nicht wieder veröffentlicht.

Im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg sind nun über 140 Arbeiten Tapperts aus den Jahren 1903 bis 1933, darunter Hauptwerke der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, zu sehen. Sie zeigen, dass Tappert ein Wegbereiter des Expressionismus war.

Service:
Die Ausstellung Georg Tappert. Deutscher Expressionist ist vom 21. Juli bis 23. Oktober 2005 im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg zu sehen. Zur Ausstellung erscheint ein farbig illustrierter Katalog, bearbeitet von Gesa Bartholomeyczik, 172 Seiten, Preis an der Museumskasse 19 Euro.