"Der Grüne Hügel der Moderne"
Das Festspielhaus Hellerau in Dresden wird am Donnerstag nach umfassender Sanierung wieder eröffnet. Intendant Udo Zimmermann will "den Grünen Hügel" der Moderne durch zahlreiche Aufführungen wieder mit Leben füllen. Mit seinem Programm wolle er auch an die Visionen und Utopien der Gründerzeiten anknüpfen.
Auszüge aus dem Gespräch:
Balzer: Man muss sich die Dresdner zurzeit als glückliche Menschen vorstellen. Ihre Altstadt wird wieder hergestellt, seit einiger Zeit steht schon die Frauenkirche wieder da, das Schloss ist weitestgehend saniert, das Grüne Gewölbe ist wieder eröffnet und heute Abend geht es munter weiter mit den Neueröffnungen. Am Stadtrand von Dresden, in Hellerau, dort gibt es seit über 90 Jahren ein Festspielhaus. Und dort war damals, noch vor der Weimarer Republik, ein international anerkanntes Kunstzentrum. Tanz, Theater, Musik, Pädagogik, große Namen gingen hier früher ein und aus. Upton Sinclair, Emil Nolde, George Bernhard Shaw, Franz Kafka, Oskar Kokoschka, Stefan Zweig, um nur einige zu nennen.
Die Nazis machten eine Kaserne draus und zu DDR-Zeiten war es Standort der sowjetischen Armee. Es hat eine Weile gedauert, aber heute ist es soweit, das Festspielhaus Dresden-Hellerau wird wiedereröffnet und damit auch das Europäische Zentrum der Künste. Intendant dieses Zentrums ist der Komponist, Regisseur und Dirigent Udo Zimmermann. Schönen guten Abend.
Udo Zimmermann: Ich grüße Sie.
Balzer: Herr Zimmermann, was dürfen wir erwarten vom neuen Kunstzentrum in Dresden?
Zimmermann: Ich hoffe sehr viel und sehr Anspruchvolles. Ich sag das mal, weil natürlich diese 100 Jahre zurück nicht ein Zeichen sind, dort haben wir aufgehört und wir können über die Geschichte springend, über die totalitären Systeme, die zweckentfremdend dieses wundervolle Tessenow-Gebäude genutzt haben, da einfach weitermachen, das können wir nicht. Wir sind im 21. Jahrhundert, aber in unserem Umfeld, in der europäischen Kultur, in der Weltkultur und in der deutschen Kulturlandschaft ist doch die Tradiertheit stärker ausgeprägt als die Avantgarde. Will sagen, auch Dresden ist eine Stadt des Barock, der großen Tradition. Das Grüne Gewölbe hat gerade ein singuläres Zeichen gesetzt. Und ich denke, es ist höchst an der Zeit, dass es einen geistigen und in dem Falle aber auch einen politischen Ort gibt, der uns seine eigene Geschichte erzählt, der uns an die Abenteuer, Möglichkeiten und Grenzen des Experimentellen führt. Ich habe immer gesagt, das ist der Grüne Hügel der Moderne, weil es 50 Jahre zu Bayreuth auseinander liegt. Alle, die an diesem Werk gearbeitet haben, es war ja die Entrümpelung der Bühne, es gibt keinen Orchestergraben, keine Bühne in dem Sinne, es gab das erste Lichtstellwerk in Europa. .... Hier steht ein leerer Raum vor uns, der auf uns wartet.
Balzer: Und diese Tradition, die sie erwähnt haben, auch Heinrich Tessenow der Architekt des Festspielhauses und viele andere Namen, die ich ja auch schon erwähnt habe, wie kann man da eigentlich anknüpfen Jahrzehnte später? Wie kann man das auf die heutige Zeit anwenden?
Zimmermann: Das geht eben nicht. Man kann nicht linear anknüpfen, aber man kann erinnern an die Visionen und Utopien. Das ist vor allem das erste Mal in Europa ein Raum, der keine Guckkastenbühne mehr hatte, wir haben mobile szenische Module, wir haben eine Publikumssituation, die den Raum verwandelt. Es ist eine der modernsten Bühnentechniken Europas. …
Das gesamte Gespräch mit Udo Zimmermann können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-demand-Angebot nachhören.
Balzer: Man muss sich die Dresdner zurzeit als glückliche Menschen vorstellen. Ihre Altstadt wird wieder hergestellt, seit einiger Zeit steht schon die Frauenkirche wieder da, das Schloss ist weitestgehend saniert, das Grüne Gewölbe ist wieder eröffnet und heute Abend geht es munter weiter mit den Neueröffnungen. Am Stadtrand von Dresden, in Hellerau, dort gibt es seit über 90 Jahren ein Festspielhaus. Und dort war damals, noch vor der Weimarer Republik, ein international anerkanntes Kunstzentrum. Tanz, Theater, Musik, Pädagogik, große Namen gingen hier früher ein und aus. Upton Sinclair, Emil Nolde, George Bernhard Shaw, Franz Kafka, Oskar Kokoschka, Stefan Zweig, um nur einige zu nennen.
Die Nazis machten eine Kaserne draus und zu DDR-Zeiten war es Standort der sowjetischen Armee. Es hat eine Weile gedauert, aber heute ist es soweit, das Festspielhaus Dresden-Hellerau wird wiedereröffnet und damit auch das Europäische Zentrum der Künste. Intendant dieses Zentrums ist der Komponist, Regisseur und Dirigent Udo Zimmermann. Schönen guten Abend.
Udo Zimmermann: Ich grüße Sie.
Balzer: Herr Zimmermann, was dürfen wir erwarten vom neuen Kunstzentrum in Dresden?
Zimmermann: Ich hoffe sehr viel und sehr Anspruchvolles. Ich sag das mal, weil natürlich diese 100 Jahre zurück nicht ein Zeichen sind, dort haben wir aufgehört und wir können über die Geschichte springend, über die totalitären Systeme, die zweckentfremdend dieses wundervolle Tessenow-Gebäude genutzt haben, da einfach weitermachen, das können wir nicht. Wir sind im 21. Jahrhundert, aber in unserem Umfeld, in der europäischen Kultur, in der Weltkultur und in der deutschen Kulturlandschaft ist doch die Tradiertheit stärker ausgeprägt als die Avantgarde. Will sagen, auch Dresden ist eine Stadt des Barock, der großen Tradition. Das Grüne Gewölbe hat gerade ein singuläres Zeichen gesetzt. Und ich denke, es ist höchst an der Zeit, dass es einen geistigen und in dem Falle aber auch einen politischen Ort gibt, der uns seine eigene Geschichte erzählt, der uns an die Abenteuer, Möglichkeiten und Grenzen des Experimentellen führt. Ich habe immer gesagt, das ist der Grüne Hügel der Moderne, weil es 50 Jahre zu Bayreuth auseinander liegt. Alle, die an diesem Werk gearbeitet haben, es war ja die Entrümpelung der Bühne, es gibt keinen Orchestergraben, keine Bühne in dem Sinne, es gab das erste Lichtstellwerk in Europa. .... Hier steht ein leerer Raum vor uns, der auf uns wartet.
Balzer: Und diese Tradition, die sie erwähnt haben, auch Heinrich Tessenow der Architekt des Festspielhauses und viele andere Namen, die ich ja auch schon erwähnt habe, wie kann man da eigentlich anknüpfen Jahrzehnte später? Wie kann man das auf die heutige Zeit anwenden?
Zimmermann: Das geht eben nicht. Man kann nicht linear anknüpfen, aber man kann erinnern an die Visionen und Utopien. Das ist vor allem das erste Mal in Europa ein Raum, der keine Guckkastenbühne mehr hatte, wir haben mobile szenische Module, wir haben eine Publikumssituation, die den Raum verwandelt. Es ist eine der modernsten Bühnentechniken Europas. …
Das gesamte Gespräch mit Udo Zimmermann können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-demand-Angebot nachhören.