Der gute Geist des Schiffes
Viele Segelschiffe tragen am Bug eine so genannte Galionsfigur: Holzskulpturen, die zum Beispiel eine Frau, ein Tier oder ein Fabelwesen darstellen. Claus Hartmann hat einen alten Berufsstand wieder auferstehen lassen und stellt diese Figuren her - ob alt oder neu.
Auf Harriersand herrscht Ebbe. Die Weser gibt einen breiten Saum grauen Schlick frei. In Gummistiefeln steht Claus Hartmann am Strand und blickt auf den Strom. Anfang 50, kurzes Haar, ruhiger norddeutscher Typ. Ein paar Schritte landeinwärts steht das 150 Jahre alte Backsteinhaus seiner Familie. Von hier kann Hartmann ab und zu einen 100 Jahre alten Dreimastschoner vorbeisegeln sehen. Dessen hölzerner Bugschmuck ist vor Jahren in seiner Werkstatt entstanden.
"In Elsfleth liegt die 'Großherzogin Elisabeth', ein sehr altes historisches Segelschiff, und das war mein erstes Ziel 1993, wo ich mir überlegt habe: So, jetzt werde ich Schiffsbildhauer. Oder ich versuch das mal."
Ausgerechnet Schiffsbildhauer! Der Beruf war längst ausgestorben. Aber die Liebe zum Schiff war bei Claus Hartmann stark.
"Die Familie meiner Mutter, das sind über Generationen hinweg Seeleute gewesen, hier aus dem Norden, und ich glaube schon, dass das prägt. Ich hatte selber auch in den Ferien dann Gelegenheit, auf´m Schiff mitzufahren, um einfach mal diese Erfahrungen zu machen."
Eine Galionsfigur ist der gute Geist eines Segelschiffs und weist ihm stoisch den Kurs.
"Und da hab ich mich an die 'Großherzogin Elisabeth' gewendet und gesagt: 'Hier, ihr habt keine Galionsfigur', das Schiff hatte mal eine, die ist, glaube ich, im Museum, die war restaurierungsbedürftig, und denen hatte ich das angeboten. Und die haben auch sofort gesagt: 'Jau, das ist ne gute Idee'."
Inzwischen sind mehr als 30 Skulpturen aus Harriersand auf allen sieben Meeren unterwegs.
"In Elsfleth liegt die 'Großherzogin Elisabeth', ein sehr altes historisches Segelschiff, und das war mein erstes Ziel 1993, wo ich mir überlegt habe: So, jetzt werde ich Schiffsbildhauer. Oder ich versuch das mal."
Ausgerechnet Schiffsbildhauer! Der Beruf war längst ausgestorben. Aber die Liebe zum Schiff war bei Claus Hartmann stark.
"Die Familie meiner Mutter, das sind über Generationen hinweg Seeleute gewesen, hier aus dem Norden, und ich glaube schon, dass das prägt. Ich hatte selber auch in den Ferien dann Gelegenheit, auf´m Schiff mitzufahren, um einfach mal diese Erfahrungen zu machen."
Eine Galionsfigur ist der gute Geist eines Segelschiffs und weist ihm stoisch den Kurs.
"Und da hab ich mich an die 'Großherzogin Elisabeth' gewendet und gesagt: 'Hier, ihr habt keine Galionsfigur', das Schiff hatte mal eine, die ist, glaube ich, im Museum, die war restaurierungsbedürftig, und denen hatte ich das angeboten. Und die haben auch sofort gesagt: 'Jau, das ist ne gute Idee'."
Inzwischen sind mehr als 30 Skulpturen aus Harriersand auf allen sieben Meeren unterwegs.
Tradition aus der Zeit großer Entdeckungen
Verziert wurden Schiffe schon immer. Tierköpfe etwa finden sich an antiken Galeeren wie an Wikingerschiffen. Zur Zeit der großen Entdeckungen brachten Portugiesen und Spanier eine kleine Plattform mit Geländer am Bug an - das Galion, geschmückt mit einer Figur. Fabelwesen, Löwen, Fürstinnen, Admirale und Schiffseigner waren beliebte Motive. Später verschwand das Galion, aber die Galionsfigur überlebte. Barbusige Nixen waren in der maritimen Männerwelt besonders populär - zwangsläufig weiblich sind Galionsfiguren jedoch nicht.
Claus Hartmann ist gelernter Heilpraktiker, wollte Landarzt werden und machte seinen Abschluss. Doch die Liebe zu Schiffsfiguren war stärker. Im ehemaligen Stall des Bauernhauses hat der Autodidakt seine Werkstatt eingerichtet. Ehefrau Birgit ist zu einer Fortbildung, die Kinder sind in der Schule. Auf dem Zementboden liegt ein noch unförmiger Korpus aus geleimten Pappelholzbohlen. Mit einer kleinen Motorsäge schneidet Claus Hartmann erste grobe Konturen in den Klotz.
"Ich hab mir also praktisch auf diesen Quader die Umrisse der Figur grob aufgezeichnet. Das ist immer sehr konfus für Außenstehende, aber für mich reichen so ein paar Linien, so auf das Holz gekrickelt, und dann kann ich nach und nach, das ist jetzt gerade meine Arbeit, mit der kleinen Motorsäge entsprechend die Linien ausarbeiten und so Schritt für Schritt die Form aus dem Block herausarbeiten."
Ab und zu wirft Hartmann einen Blick auf ein Schwarz-Weiß-Foto auf der Werkbank.
"Hier fertige ich eine etwa 1,30 Meter große Galionsfigur an, und zwar eine Replik für die Stadt Heiligenhafen. Es gab ein Segelschiff Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem gleichen Namen 'Heiligenhafen', und diese Galionsfigur wurde in einem Museum ausgestellt und bedauerlicherweise 1978 gestohlen. Und es gibt eben noch ein, zwei Bilder vom Original, und man hat mich gebeten, diese Galionsfigur exakt neu zu schnitzen."
Es sind noch etliche Arbeitsschritte nötig, um aus dem spröden Klotz jenes "Mädchen mit Garbe und Harke" zu machen, das einst den Segler "Heiligenhafen" zierte. Oft braucht eine Figur mehrere Monate, bis Hartmann zufrieden ist.
Claus Hartmann ist gelernter Heilpraktiker, wollte Landarzt werden und machte seinen Abschluss. Doch die Liebe zu Schiffsfiguren war stärker. Im ehemaligen Stall des Bauernhauses hat der Autodidakt seine Werkstatt eingerichtet. Ehefrau Birgit ist zu einer Fortbildung, die Kinder sind in der Schule. Auf dem Zementboden liegt ein noch unförmiger Korpus aus geleimten Pappelholzbohlen. Mit einer kleinen Motorsäge schneidet Claus Hartmann erste grobe Konturen in den Klotz.
"Ich hab mir also praktisch auf diesen Quader die Umrisse der Figur grob aufgezeichnet. Das ist immer sehr konfus für Außenstehende, aber für mich reichen so ein paar Linien, so auf das Holz gekrickelt, und dann kann ich nach und nach, das ist jetzt gerade meine Arbeit, mit der kleinen Motorsäge entsprechend die Linien ausarbeiten und so Schritt für Schritt die Form aus dem Block herausarbeiten."
Ab und zu wirft Hartmann einen Blick auf ein Schwarz-Weiß-Foto auf der Werkbank.
"Hier fertige ich eine etwa 1,30 Meter große Galionsfigur an, und zwar eine Replik für die Stadt Heiligenhafen. Es gab ein Segelschiff Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem gleichen Namen 'Heiligenhafen', und diese Galionsfigur wurde in einem Museum ausgestellt und bedauerlicherweise 1978 gestohlen. Und es gibt eben noch ein, zwei Bilder vom Original, und man hat mich gebeten, diese Galionsfigur exakt neu zu schnitzen."
Es sind noch etliche Arbeitsschritte nötig, um aus dem spröden Klotz jenes "Mädchen mit Garbe und Harke" zu machen, das einst den Segler "Heiligenhafen" zierte. Oft braucht eine Figur mehrere Monate, bis Hartmann zufrieden ist.
Mit Ehefrau und High-Tech
Die Schiffsbildhauerei betreibt Claus Hartmann gemeinsam mit seiner Frau Birgit, einer Grafikdesignerin.
"Für die Anfertigung der Galionsfiguren selber, da bin ich zuständig, während meine Frau sich eher so in den Bereich Malerei oder die Entwürfe für Galionsfiguren, das Zeichnerische, wenn man also mit den Auftraggebern verhandelt, dann brauchen wir einen Entwurf, dann brauchen wir ein Modell, und das sind dann so die Arbeiten, die sie da leistet."
Auf dem Fensterbrett steht ein zierliches Modell - eine elegant gestreckte Figur, die auf den Handtellern eine Taube trägt. Danach soll die Bugzier für das russische Segelschulschiff "Mir" - auf deutsch: "Frieden" - entstehen, das noch keine Galionsfigur beisitzt.
Inzwischen experimentieren Claus und Birgit Hartmann mit Blick auf hypermoderne High-Tech-Segelyachten auch mit neuen Materialien wie etwa Edelstahl.
"Wir wollten einfach nicht nur das 19. Jahrhundert kopieren, dass man also jetzt dralle Deerns, barbusige Mädels da entwickelt, sondern wir hatten im Grunde das Gefühl: Man kann das versuchen, das ins 21. Jahrhundert ziehen und da kann man auch das Material wechseln …"
Auch Glas als kommender Werkstoff ist auf Harriersand im Gespräch. Die Arbeit jedenfalls wird dem Galionsfigurenmacher von der Weser so schnell nicht ausgehen.
"Ich könnte das nicht alles schaffen, alle Segelschiffe der Welt zu beschnitzen."
"Für die Anfertigung der Galionsfiguren selber, da bin ich zuständig, während meine Frau sich eher so in den Bereich Malerei oder die Entwürfe für Galionsfiguren, das Zeichnerische, wenn man also mit den Auftraggebern verhandelt, dann brauchen wir einen Entwurf, dann brauchen wir ein Modell, und das sind dann so die Arbeiten, die sie da leistet."
Auf dem Fensterbrett steht ein zierliches Modell - eine elegant gestreckte Figur, die auf den Handtellern eine Taube trägt. Danach soll die Bugzier für das russische Segelschulschiff "Mir" - auf deutsch: "Frieden" - entstehen, das noch keine Galionsfigur beisitzt.
Inzwischen experimentieren Claus und Birgit Hartmann mit Blick auf hypermoderne High-Tech-Segelyachten auch mit neuen Materialien wie etwa Edelstahl.
"Wir wollten einfach nicht nur das 19. Jahrhundert kopieren, dass man also jetzt dralle Deerns, barbusige Mädels da entwickelt, sondern wir hatten im Grunde das Gefühl: Man kann das versuchen, das ins 21. Jahrhundert ziehen und da kann man auch das Material wechseln …"
Auch Glas als kommender Werkstoff ist auf Harriersand im Gespräch. Die Arbeit jedenfalls wird dem Galionsfigurenmacher von der Weser so schnell nicht ausgehen.
"Ich könnte das nicht alles schaffen, alle Segelschiffe der Welt zu beschnitzen."