Haydns unglücklicher Harfenist
Die Harfe - ein himmlisches Instrument. Jean-Baptiste Krumpholtz ist Virtuose darauf, spielt sogar im Orchester unter Joseph Haydn in Esterházy. Doch das Solistenleben in Paris ruft, wo er eine junge Schülerin heiratet - leider ohne Happy End für den Solisten.
An einer Seitenwand des Berliner Musikinstrumentenmuseums hängt leicht versteckt ein Musikerporträt. Hochkonzentriert schaut der Mann mit markanter Nase auf das Notenpult vor sich, seine Hände – in für die Zeit makelloser Technik – auf der kleinen Harfe, die auf seiner rechten Schulter ruht. Seine Augen wirken schwermütig, sein Gesicht gezeichnet von einem ereignisreichen Leben. Es ist Jean-Baptiste Krumpholtz.
Karriere in Europa
1742 in Prag geboren, verbringt er seine Jugend in Paris, der bedeutendsten Harfenmetropole des 18. Jahrhunderts. Dort wird er zum Harfenisten und Komponisten ausgebildet. 1773 in die von Joseph Haydn geleitete Hofkapelle des Fürsten Esterházy aufgenommen, reist er dennoch als Harfenvirtuose kreuz und quer durch Europa.
1777 kehrt er nach Paris zurück, wo er als Lehrer gefragt ist und seine eigenen Kompositionen mit großem Erfolg in den Konzerten von Concerts Spirituels - einer Art Konzertvereinigung - vorträgt.
Glück im Harfenspiel - Pech in der Liebe
Sein Privatleben ist allerdings nicht von Glück gesegnet: Nach dem frühzeitigen Tod seiner ersten Ehefrau heiratet er eine junge Schülerin, die nach fünfjähriger Ehe mit ihrem Liebhaber durchbrennt. Ob es sich bei diesem Liebhaber um den berühmten Klaviervirtuosen und Komponisten Jan Ladislav Dussek handelt, ist bis heute ein ungeklärtes Gerücht.
Von der Untreue seiner Frau tief gekränkt und durch die Französische Revolution in seinem Lebensunterhalt beeinträchtigt, stürzt sich Jean-Baptiste Krumpholtz am 19. Februar 1790 vom Pont Neuf in die Seine.