Der Holocaust in Computerspielen

Massenmord ohne Kontext

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Szene aus dem Computerspiel: "Deus Ex: Mankind Divided"
Das Spiel "Deus Ex: Mankind Divided" zeichnet eine düstere Zukunftsvision, die sich an der Judenverfolgung der Nazis in Polen orientiert. © Eidos Montreal/Square Enix
Eugen Pfister im Gespräch mit Timo Grampes |
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"Das Wissen über den Holocaust geht dramatisch zurück", sagt der Historiker und Computerspielforscher Eugen Pfister. Seine Forderung: mehr Aufklärung. Doch wie Computerspiele den Massenmord an den Juden thematisierten, sei immer wieder problematisch.
Wenn Computerspiele, Serien oder Filme den Holocaust behandeln, sorgt das regelmäßig für Diskussionen: Der Massenmord an Jüdinnen und Juden durch die Nationalsozialisten soll einerseits nicht verkitscht und verklärt werden. Andererseits, so das Gegenargument, könnten fiktionale Erzählungen, die viele Menschen erreichen, die Erinnerung an die Shoah wachhalten.
In dem Artikel "Tabu Konzentrationslager – Die Profanisierung des Massenmordes" positionieren sich Arno Görgen und Eugen Pfister, die im Projekt "Horror-Games-Politics" an der Hochschule der Künste Bern forschen, in Bezug auf Computerspiele deutlich. Sie schreiben, dass Computerspiele den Holocaust profanisieren.

Gefangene werden im Lager vergast

"Das Wissen über den Holocaust geht dramatisch zurück, vor allem im letzten Jahrzehnt", beobachtet der Historiker und Computerspielforscher Pfister. Daher sollte das Thema verstärkt einer breiten Öffentlichkeit vermittelt werden, auch in Games.
Doch das ist seiner Meinung nach eine "Gratwanderung". In manchen Spielen werde der Massenmord an der jüdischen Bevölkerung so aus dem Kontext gerissen, dass es keinen Bezug mehr zum NS-Regimes gebe.
Ein Beispiel dafür ist Pfister zufolge der Science-Fiction-Shooter "Metro: Last Light", der in einem post-apokalyptischen Russland spielt. Es gebe dort eine Art Nazi-Gefangenenlager, in dem Menschen vergast würden, berichtet er. "Da ist aber kein direkter Bezug mehr zu einem ideologischen Massenmord, das sind einfach Gefangene, die sie umbringen", sagt Pfister.

Nicht Juden, sondern Verräter

Das Spiel "Wolfenstein: The New Colossus" wiederum lässt sich nach Meinung Pfisters nicht klar bewerten: Die internationale Version, in der offen vom Holocaust gesprochen werde, wenn auch in einem phantastisch-fiktionalen Rahmen, sei eine "satirische Überzeichnung". Der Historiker sieht darin einen "opportunen Weg, sich dem Thema anzunähern".
Die Version des Spiels für den deutschen Markt findet der Computerspielforscher allerdings sehr problematisch. Denn in ihr sei jede Erwähnung von Jüdinnen und Juden gelöscht worden, stattdessen werde von Verräterinnen und Verrätern gesprochen.
Szene aus dem Computerspiel "Wolfenstein: The New Order"
In "Wolfenstein: The New Order" erwacht ein US-Soldat nach 14 Jahren im Koma in einer von den Nationalsozialisten regierten Welt.© Machine Games/Bethesda Softworks
Gelungen findet Pfister dagegen das Spiel "Through the Darkest of Times", in dem man in die Rolle von Widerstandskämpfern während des Nationalsozialismus schlüpft. Die Entwickler hätten sich mit dem Zweiten Weltkrieg auseinandergesetzt und hätten es so geschafft, dem Thema gerecht zu werden, betont er.
(jfr)
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