"Unfertige Stücke für unfertige Menschen"
Zum diesjährigen FIND-Festival treffen sich Theaterleute aus aller Welt an der Berliner Schaubühne. Die irische Theatergruppe "Dead Centre" ist gleich mit zwei Produktionen dabei. Ein Gespräch mit Bush Moukarzel, Co-Regisseur von Dead Centre.
Es werden viele Sprachen gesprochen in diesen Tagen an der Berliner Schaubühne, denn Theatermacher aus Ägypten, Belgien, Haifa, Iran, Italien, Schweden, der Schweiz, Serbien und Syrien nehmen am Festival internationale Dramatik teil. Aber auch Irland ist vertreten.
Die Gruppe Dead Centre aus Dublin entwickelt sich zum internationalen Geheimtipp – kein Wunder also, das sie beim diesjährigen FIND-Festival gleich mit zwei Produktionen vertreten ist, in denen klassisches und performatives Theater, Tschechow und die Gegenwart auf einander prallen.
Bereits Premiere hatte ihre Produktion "Chekovs First Play" in Berlin Premiere – inszeniert von Ben Kidd und Bush Moukarzel. Im Gespräch mit André Mumot schwärmt er vom deutschen Regietheater und erklärt, warum ihn und seinen Kollegen ausgerechnet Tschechows erstes Stück "Platonow" zu einer Neubearbeitung – samt per Kopfhörer abrufbarem Regie-Kommentar – gereizt hat:
Schwächen, Ungeschicklichkeiten und Unebenheiten
"Tschechow hat ein besonders tiefgehendes Verständnis für Menschen, die nicht wissen, was sie tun, wohin sie gehen sollen und wer sie sind. In seinem ersten Stück findet man aber auch noch einige Schwächen, Ungeschicklichkeiten und Unebenheiten – diese Probleme haben uns sehr gereizt. Wir wollen unfertige Stücke für unfertige Menschen machen. Das hat uns mehr angezogen, als die Meisterwerke, die er später geschrieben hat."