Der König der Oscar-Kampagnen
Filmproduzent Harvey Weinstein ist dafür bekannt, mit kostspieligen Kampagnen um die Gunst der Oscar-Jury zu werben. Er schmeißt Partys, kauft ganzseitige Anzeigen in Fachblättern. Und hat durch geschicktes Marketing dieses Jahr sogar einen Stummfilm zum Favoriten gemacht.
Auf der Leinwand demonstrieren Schauspielerin und Schauspieler ihre Gefühle mit großen Gesten, vielsagender Mimik und ganz ohne Worte. "The Artist", ein Stummfilm in Schwarz-Weiß. Nicht aus den 20er-Jahren, sondern 2012 einer der ganz heißen Oscar-Favoriten. Hinter dem Erfolg steckt vor allem der Mann, den die Los Angeles Times den "weltgrößten Oscar-Wahlkämpfer aller Zeiten" nennt: Filmproduzent Harvey Weinstein.
"Darum geht es doch, dass wir in der Filmindustrie ehrgeizige Projekte übernehmen müssen. Sicher, das ist ein Stummfilm von einem französischen Regisseur, aber er ist in Los Angeles gedreht und eine Hommage an amerikanische Filme. Die Oscars sind ein Symbol für herausragende Leistung, die Zuschauer in aller Welt akzeptieren. 'The Artist' tritt gegen Filme an, die 140 Millionen gekostet haben. Wie gewinnt David gegen Goliath?"
In mehr als 20 Jahren Oscar-Wahlkampferfahrung hat Harvey Weinstein diesen Kampf perfektioniert. Schon 1999 schockierte der New Yorker das Hollywood-Establishment. Mit einer aggressiven Multi-Millionen-Dollar Kampagne für die Romanze "Shakespeare in Love" gewann er das Rennen gegen Steven Spielbergs Kriegsdrama "Der Soldat James Ryan". Filme der Weinstein-Produktionsfirmen haben bis heute 60 Oscars gewonnen und fast 250 Nominierungen bekommen.
Inzwischen folgen alle großen Hollywoodstudios von Disney bis zu Dreamworks im Kampf um die goldene Statuette dem Vorbild der Weinsteins. Es geht darum, die knapp 6000 Mitglieder der Oscar-Akademie zu beeindrucken. Dazu gehört mehr als Starinterviews zu vermitteln und persönliche DVD-Pakete zu verschicken, sagt Melena Ryzik, Hollywood-Expertin der New York Times:
"Sie schmeißen Partys, kaufen ganzseitige Anzeigen in Fachblättern, Tageszeitungen und Zeitschriften, plakatieren auf Riesen-Werbetafeln. Alles, um die Aufmerksamkeit der Akademiewähler zu erringen."
Gebe es einen Oscar für die beeindruckendste Wahlkampfveranstaltung, würde der in diesem Jahr vermutlich wieder einmal an Harvey Weinstein gehen. Zur Moderation einer "Artist"-Vorführung für die Akademiemitglieder lud er zwei Enkelinnen von Charlie Chaplin ein. Damit schuf Weinstein ohne ein Wort die Verbindung von seinem Film zum Meister der Stummfilmära. Hilfe bei den Oscar-Kampagnen bekommt er wie die Politiker von einem professionellen Beraterteam. Auch das sei inzwischen Hollywood-Standard, erklärt Melena Ryzik:
"Es ist eine blühende, Hollywood-spezifische Industrie. Sie kommen vom Marketing, der PR-Seite der Studios, und sie sind gerissen. Sie setzen Spione in die Vorführungen bei der Akademie, beobachten, wie die Mitglieder reagieren und entwickeln dann eine maßgeschneiderte Kampagne."
Eine solche Kampagne kostet zwischen zehn und 15 Millionen Dollar. Im Fall des "Artists" so viel wie die Produktion des Films selbst. Wenn am Ende eine Oscar-Nominierung oder gar eine goldene Trophäe steht, lohnt sich das. Nicht nur wegen der Ehre. Zum Beispiel: Weinsteins Gewinner des letzten Jahres "The King's Speech". Vor Bekanntgabe der Nominierungen erwarteten Kritiker für den Film Kasseneinnahmen von etwa 30 Millionen Dollar weltweit. Inzwischen hat der Kartenverkauf mehr als 110 Millionen eingebracht.
Um das Verfahren gerechter für alle Bewerber zu machen, hat die Oscar-Akademie in diesem Jahr neue Wahlkampfregeln aufgestellt. Akademiemitglieder dürfen beispielsweise keine Partys von Nominierten oder von Studios, deren Filme nominiert sind, besuchen. Das Verbot von Negativattacken gilt nun auch für Twitter, Facebook und andere soziale Netzwerke. Kein Problem für Harvey Weinstein. Der hat seine Tricks in der Politik als jugendlicher Wahlkampfhelfer für einen alten Demokraten gelernt:
"Er hat mir erzählt, dass sie früher kleine Bomben mitten auf der Straße gezündet haben. Als alle aus ihren Häusern gerannt kamen, um zu sehen, was los ist, hat er sich auf eine Kiste gestellt und seine Rede gehalten. Für mich heißt das: Wenn du etwas Lärm machst, entscheiden sich die Menschen vielleicht gegen den dummen Film und dafür, ihrem Geist Nahrung zu geben."
Diese unkonventionellen Wahlkampfstrategien könnten Harvey Weinstein auch diesmal wieder zum Erfolg von David gegen Goliath führen.
"Darum geht es doch, dass wir in der Filmindustrie ehrgeizige Projekte übernehmen müssen. Sicher, das ist ein Stummfilm von einem französischen Regisseur, aber er ist in Los Angeles gedreht und eine Hommage an amerikanische Filme. Die Oscars sind ein Symbol für herausragende Leistung, die Zuschauer in aller Welt akzeptieren. 'The Artist' tritt gegen Filme an, die 140 Millionen gekostet haben. Wie gewinnt David gegen Goliath?"
In mehr als 20 Jahren Oscar-Wahlkampferfahrung hat Harvey Weinstein diesen Kampf perfektioniert. Schon 1999 schockierte der New Yorker das Hollywood-Establishment. Mit einer aggressiven Multi-Millionen-Dollar Kampagne für die Romanze "Shakespeare in Love" gewann er das Rennen gegen Steven Spielbergs Kriegsdrama "Der Soldat James Ryan". Filme der Weinstein-Produktionsfirmen haben bis heute 60 Oscars gewonnen und fast 250 Nominierungen bekommen.
Inzwischen folgen alle großen Hollywoodstudios von Disney bis zu Dreamworks im Kampf um die goldene Statuette dem Vorbild der Weinsteins. Es geht darum, die knapp 6000 Mitglieder der Oscar-Akademie zu beeindrucken. Dazu gehört mehr als Starinterviews zu vermitteln und persönliche DVD-Pakete zu verschicken, sagt Melena Ryzik, Hollywood-Expertin der New York Times:
"Sie schmeißen Partys, kaufen ganzseitige Anzeigen in Fachblättern, Tageszeitungen und Zeitschriften, plakatieren auf Riesen-Werbetafeln. Alles, um die Aufmerksamkeit der Akademiewähler zu erringen."
Gebe es einen Oscar für die beeindruckendste Wahlkampfveranstaltung, würde der in diesem Jahr vermutlich wieder einmal an Harvey Weinstein gehen. Zur Moderation einer "Artist"-Vorführung für die Akademiemitglieder lud er zwei Enkelinnen von Charlie Chaplin ein. Damit schuf Weinstein ohne ein Wort die Verbindung von seinem Film zum Meister der Stummfilmära. Hilfe bei den Oscar-Kampagnen bekommt er wie die Politiker von einem professionellen Beraterteam. Auch das sei inzwischen Hollywood-Standard, erklärt Melena Ryzik:
"Es ist eine blühende, Hollywood-spezifische Industrie. Sie kommen vom Marketing, der PR-Seite der Studios, und sie sind gerissen. Sie setzen Spione in die Vorführungen bei der Akademie, beobachten, wie die Mitglieder reagieren und entwickeln dann eine maßgeschneiderte Kampagne."
Eine solche Kampagne kostet zwischen zehn und 15 Millionen Dollar. Im Fall des "Artists" so viel wie die Produktion des Films selbst. Wenn am Ende eine Oscar-Nominierung oder gar eine goldene Trophäe steht, lohnt sich das. Nicht nur wegen der Ehre. Zum Beispiel: Weinsteins Gewinner des letzten Jahres "The King's Speech". Vor Bekanntgabe der Nominierungen erwarteten Kritiker für den Film Kasseneinnahmen von etwa 30 Millionen Dollar weltweit. Inzwischen hat der Kartenverkauf mehr als 110 Millionen eingebracht.
Um das Verfahren gerechter für alle Bewerber zu machen, hat die Oscar-Akademie in diesem Jahr neue Wahlkampfregeln aufgestellt. Akademiemitglieder dürfen beispielsweise keine Partys von Nominierten oder von Studios, deren Filme nominiert sind, besuchen. Das Verbot von Negativattacken gilt nun auch für Twitter, Facebook und andere soziale Netzwerke. Kein Problem für Harvey Weinstein. Der hat seine Tricks in der Politik als jugendlicher Wahlkampfhelfer für einen alten Demokraten gelernt:
"Er hat mir erzählt, dass sie früher kleine Bomben mitten auf der Straße gezündet haben. Als alle aus ihren Häusern gerannt kamen, um zu sehen, was los ist, hat er sich auf eine Kiste gestellt und seine Rede gehalten. Für mich heißt das: Wenn du etwas Lärm machst, entscheiden sich die Menschen vielleicht gegen den dummen Film und dafür, ihrem Geist Nahrung zu geben."
Diese unkonventionellen Wahlkampfstrategien könnten Harvey Weinstein auch diesmal wieder zum Erfolg von David gegen Goliath führen.