Der König war der beste Kunde
Das blasse Blau ist das Markensymbol der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin, die Friedrich der Große vor 250 Jahren gründete. Die genaue Rezeptur der Farbe wie auch des Porzellans der Mächtigen und Reichen wird bis heute geheim gehalten.
Eva Wollschläger trägt weiße Handschuhe, als sie das Dokument vorsichtig aus dem Karton zieht.
Confirmation des mit dem Kauffmann Gotzkowsky über seinem echte Porcelaine Fabrique zu Berlin geschloßenen Kauff-Contractes
steht dort in geschwungenen Buchstaben. Datiert vom 19. September 1763, unterschrieben mit "Friedrich". Aus seiner Privatschatulle hat der preußische König Friedrich der Große den Kaufpreis bezahlt, so wichtig war ihm diese Porzellanmanufaktur, erklärt die Kunsthistorikerin Eva Wollschläger. Sie ist die Kustodin des Archivs der Königlichen Porzellan Manufaktur im Turm des Charlottenburger Schlosses in Berlin.
"Porzellan war damals ein absolutes Repräsentationsmedium. Ein Werkstoff, den sich wirklich nur Fürsten und Könige leisten konnten. Es war extrem kostbar."
Im 18. Jahrhundert wurde Porzellan zu einem "notwendigen Attribut des Glanzes und der Würde", wie der württembergische Herzog Karl Eugen schrieb. Sogar kleinere Fürstentümer leisteten sich Manufakturen.
Während man in China schon seit dem siebten Jahrhundert Porzellan hergestellt hat, gelang es in Europa dem Alchimisten Johann Friedrich Böttger erst 1709, aus der Porzellanerde Kaolin, Feldspat und Quarz das "weiße Gold" zu brennen. Böttger stand im Dienst des sächsischen Königs und so wurde 1710 in Meißen die erste Porzellan-Manufaktur Europas gegründet.
In Preußen begann die Produktion erst 40 Jahre später: Nachdem zwei Berliner Unternehmer - zuletzt der im Kaufvertrag genannte Johann Ernst Gotzkowsky - gescheitert waren, übernahm Friedrich der Große selbst die Leitung der aufwendigen und komplizierten Porzellanproduktion. Bis heute trägt jedes Stück, dass die nun "Königliche Porzellan-Manufaktur" verlässt, sein Wappen: das kobaltblaue Zepter. Jeder Arkanist, der um das Geheimnis der Rezeptur wusste, musste schwören, dass er
"an Niemanden, er sey, wer er wolle und unter was Vorwand es sey, etwas offenbaren, sondern als solches alles bis in meine Grube verschwiegen halte.
Um den Erfolg seiner Manufaktur zu sichern, verbot Friedrich der Zweite die Einfuhr aller ausländischen Porzellane, außerdem zwang er zum Beispiel Juden, bei einem Hauskauf KPM-Porzellan zu erwerben. Er führte seine Gäste selbst über das Werksgelände und verschenkte Einzelstücke, um sein Porzellan in den Adelshäusern bekannt zu machen.
"Den letzten der Schlesischen Kriege hat Preußen fast an den Rand des finanziellen Ruins getrieben, er hat den Krieg gewonnen, auch durch glückliche Umstände. Preußen war wirtschaftlich gesehen keine Weltmacht und das war der Ehrgeiz nach dem Siebenjährigen Krieg, zu beweisen, dass man durchaus mitspielen konnte, im Reigen der Großmächte, auch auf kulturellem Niveau."
Der beste Kunde allerdings war der König selbst. Wobei er nicht nur höchste Ansprüche hatte, sondern auch genaue Vorstellungen. So dauerte die Entwicklung einer einzigen Farbe ganze vier Jahre. Friedrich nannte sie "bleu mourant", das "sterbende Blau".
"Er hatte ein zart blasses Blau vor Augen. Die Frage war nur, wie sollte man das umsetzen? Wir sind im 18. Jahrhundert, man hat mit Holz gearbeitet, mit Holzöfen, für die Farbprozesse braucht man exakte Temperaturen, und man kann die nicht einfach so steuern. Man hat immer wieder Anläufe genommen, Proben gemacht, dem König vorgestellt und es wurde immer wieder abgelehnt. Und ganz am Ende, nach mehreren Jahren, hatte man ein ganz blasses Blau erreicht, das bis heute ein Markensymbol der KPM ist."
Die genaue Rezeptur der Farbe wie auch des Porzellans wird bis heute geheim gehalten.
Bis 1918 bleibt die Manufaktur in königlicher Hand, dann wird sie staatlich, in den 80ern übernimmt das Land Berlin. 2006 erwirbt der Berliner Bankier Jörg Woltmann die KPM:
"Ich habe das Unternehmen ja vor der Insolvenz gekauft, weil ich gesagt habe, so ein Unternehmen mit so einer Tradition darf niemals in die Insolvenz gehen. Also es war die Liebe zu Berlin, weil die KPM gehört zu Berlin wie das Brandenburger Tor."
Friedrich der Große ist hier bis heute präsent. In Woltmanns Büro schaut er dem Geschäftsführer über die Schulter – als Porzellanbüste.
Confirmation des mit dem Kauffmann Gotzkowsky über seinem echte Porcelaine Fabrique zu Berlin geschloßenen Kauff-Contractes
steht dort in geschwungenen Buchstaben. Datiert vom 19. September 1763, unterschrieben mit "Friedrich". Aus seiner Privatschatulle hat der preußische König Friedrich der Große den Kaufpreis bezahlt, so wichtig war ihm diese Porzellanmanufaktur, erklärt die Kunsthistorikerin Eva Wollschläger. Sie ist die Kustodin des Archivs der Königlichen Porzellan Manufaktur im Turm des Charlottenburger Schlosses in Berlin.
"Porzellan war damals ein absolutes Repräsentationsmedium. Ein Werkstoff, den sich wirklich nur Fürsten und Könige leisten konnten. Es war extrem kostbar."
Im 18. Jahrhundert wurde Porzellan zu einem "notwendigen Attribut des Glanzes und der Würde", wie der württembergische Herzog Karl Eugen schrieb. Sogar kleinere Fürstentümer leisteten sich Manufakturen.
Während man in China schon seit dem siebten Jahrhundert Porzellan hergestellt hat, gelang es in Europa dem Alchimisten Johann Friedrich Böttger erst 1709, aus der Porzellanerde Kaolin, Feldspat und Quarz das "weiße Gold" zu brennen. Böttger stand im Dienst des sächsischen Königs und so wurde 1710 in Meißen die erste Porzellan-Manufaktur Europas gegründet.
In Preußen begann die Produktion erst 40 Jahre später: Nachdem zwei Berliner Unternehmer - zuletzt der im Kaufvertrag genannte Johann Ernst Gotzkowsky - gescheitert waren, übernahm Friedrich der Große selbst die Leitung der aufwendigen und komplizierten Porzellanproduktion. Bis heute trägt jedes Stück, dass die nun "Königliche Porzellan-Manufaktur" verlässt, sein Wappen: das kobaltblaue Zepter. Jeder Arkanist, der um das Geheimnis der Rezeptur wusste, musste schwören, dass er
"an Niemanden, er sey, wer er wolle und unter was Vorwand es sey, etwas offenbaren, sondern als solches alles bis in meine Grube verschwiegen halte.
Um den Erfolg seiner Manufaktur zu sichern, verbot Friedrich der Zweite die Einfuhr aller ausländischen Porzellane, außerdem zwang er zum Beispiel Juden, bei einem Hauskauf KPM-Porzellan zu erwerben. Er führte seine Gäste selbst über das Werksgelände und verschenkte Einzelstücke, um sein Porzellan in den Adelshäusern bekannt zu machen.
"Den letzten der Schlesischen Kriege hat Preußen fast an den Rand des finanziellen Ruins getrieben, er hat den Krieg gewonnen, auch durch glückliche Umstände. Preußen war wirtschaftlich gesehen keine Weltmacht und das war der Ehrgeiz nach dem Siebenjährigen Krieg, zu beweisen, dass man durchaus mitspielen konnte, im Reigen der Großmächte, auch auf kulturellem Niveau."
Der beste Kunde allerdings war der König selbst. Wobei er nicht nur höchste Ansprüche hatte, sondern auch genaue Vorstellungen. So dauerte die Entwicklung einer einzigen Farbe ganze vier Jahre. Friedrich nannte sie "bleu mourant", das "sterbende Blau".
"Er hatte ein zart blasses Blau vor Augen. Die Frage war nur, wie sollte man das umsetzen? Wir sind im 18. Jahrhundert, man hat mit Holz gearbeitet, mit Holzöfen, für die Farbprozesse braucht man exakte Temperaturen, und man kann die nicht einfach so steuern. Man hat immer wieder Anläufe genommen, Proben gemacht, dem König vorgestellt und es wurde immer wieder abgelehnt. Und ganz am Ende, nach mehreren Jahren, hatte man ein ganz blasses Blau erreicht, das bis heute ein Markensymbol der KPM ist."
Die genaue Rezeptur der Farbe wie auch des Porzellans wird bis heute geheim gehalten.
Bis 1918 bleibt die Manufaktur in königlicher Hand, dann wird sie staatlich, in den 80ern übernimmt das Land Berlin. 2006 erwirbt der Berliner Bankier Jörg Woltmann die KPM:
"Ich habe das Unternehmen ja vor der Insolvenz gekauft, weil ich gesagt habe, so ein Unternehmen mit so einer Tradition darf niemals in die Insolvenz gehen. Also es war die Liebe zu Berlin, weil die KPM gehört zu Berlin wie das Brandenburger Tor."
Friedrich der Große ist hier bis heute präsent. In Woltmanns Büro schaut er dem Geschäftsführer über die Schulter – als Porzellanbüste.