Komponist mit blutigen Händen
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Das Leben Carlo Gesualdos kreiste in tragischer Weise um Liebe und Leidenschaft, Gewalt, Schmerz und Tod. Er ist wohl der einzige Komponist, der seine Berühmtheit nicht zuletzt auch dem Mord an seiner Ehefrau und deren Liebhaber 1590 zu verdanken hat.
"Tötet den Schuft und diese Hure! Soll denn ein Gesualdo zum gehörnten Ehemann werden?" Er tötet seine Frau und ihren Geliebten, samt kleiner Tochter, deren Vaterschaft er anzweifelte. Diese Tat, die strafrechtlich nie verfolgt wurde, hat allerdings die Faszination, die von Gesualdos Musik ausgeht, niemals überschatten können. Mit exzessiver Wort- und Bildausdeutung und einer bis ins Extreme gesteigerten Chromatik gibt Gesualdo seiner Lust am musikalischen Schmerz freien Lauf.
Gegen den Strich komponieren
Dabei komponierte er gegen fast alle Regeln seiner Zeit. Seine Madrigale und Motetten klingen auch heute noch ohrenfällig dissonant. Doch so außergewöhnlich uns seine Musik erscheint – Gesualdo war nicht der einzige, der sich um 1600 weit auf das chromatische Terrain hinauswagte.
In seiner Heimat Neapel hatte er einen Kreis von Musikern um sich geschart, darunter Scipione Lacorcia, Pomponio Nenna und Giovanni Maria Trabaci, die Gesualdo in Sachen chromatischer Experimentierfreudigkeit in nichts nachstanden.