Der linke Bruch
Am 5. Januar 1919 brachen in Berlin Unruhen aus, die als Spartakusaufstand in die Geschichtsbücher eingegangen sind. Beteiligt waren nicht nur die KPD, sondern auch Teile der USPD und ihrer Anhänger in den Metallbetrieben. Bereits nach einem Tag war das Scheitern des Aufstandsversuchs absehbar, doch die SPD-Regierung unter Ebert und Scheidemann wollte ein Exempel statuieren und ließ die Truppen von Oberbefehlshaber Gerhard Noske aufmarschieren. Der gescheiterte Aufstand hatte mit der Ermordung der KPD-Führer Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht am 15. Januar ein blutiges Nachspiel.
"Völker hört die Signale, auf zum letzten Gefecht."
"Die Luft ist elektrisch geladen, eine politische Hochspannung ohnegleichen. Der Boden von Berlin glüht. So ist das alte Jahr zu Ende gegangen: in fiebriger Erregung",
schreibt das "Berliner Tageblatt" und schildert damit die Lage in der Hauptstadt zur Jahreswende 1918/19. In diese aufgeheizte Atmosphäre platzte am 4. Januar 1919 eine Nachricht, die die Erregung noch zusätzlich schürte: Der Berliner Polizeipräsident Emil Eichhorn war von seinem Posten abgelöst worden. Eichhorn gehörte zum linken Flügel der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands - USPD -, die Ende Dezember 1918, aus Protest gegen die Zusammenarbeit der mehrheitssozialdemokratischen Führer Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann mit der alten kaiserlichen Heeresleitung, aus der Regierung der Volksbeauftragten ausgetreten war. Die radikalen Teile der Berliner Arbeiterschaft sahen in der Entlassung Eichhorns eine Provokation. Gemeinsam riefen die USPD, die mit ihr verbündeten "Revolutionären Obleute" der Berliner Metallbetriebe und die gerade gegründete Kommunistische Partei Deutschlands - KPD - zu einer Protestkundgebung am 5. Januar 1919 auf.
"Arbeiter, Parteigenossen! Zeigt den Gewalthabern von heute eure Macht, zeigt, dass der revolutionäre Geist der Novembertage in euch nicht erloschen ist!"
Keiner dachte zunächst an einen Aufstand. Doch noch während der Massendemonstration am 5. Januar gerieten die Ereignisse außer Kontrolle. Eine Gruppe von Demonstranten besetzte die Druckerei des sozialdemokratischen "Vorwärts" und andere Verlagshäuser im Berliner Zeitungsviertel. Dieser spontanen Aktion folgte am Abend die improvisierte Bildung eines "Revolutionsausschusses", der zum Sturz der Regierung Ebert-Scheidemann aufrief. Wie dieser Beschluss in die Tat umzusetzen sei, darüber herrschte allerdings vollkommene Unklarheit. Schon am folgenden Abend war der Misserfolg des Unternehmens offenkundig. Doch die Regierung war entschlossen, diesmal ein Exempel zu statuieren.
"Meinetwegen! Einer muss der Bluthund werden, ich scheue die Verantwortung nicht!"
Mit diesen Worten übernahm der mehrheitssozialdemokratische Volksbeauftragte für Heer und Marine, Gustav Noske, den Oberbefehl über die Regierungstruppen in und um Berlin. Er schlug sein Hauptquartier im Luisenstift in Berlin-Dahlem auf und sammelte hier Formationen von Freiwilligen, sogenannte Freikorps. In einem Aufruf an die Bevölkerung Berlins vom 8. Januar bekräftigte die Regierung ihren Willen, den Konflikt mit militärischen Mitteln zu lösen.
"Gewalt kann nur mit Gewalt bekämpft werden. Die Stunde der Abrechnung naht."
Am 11. Januar stürmten Regierungstruppen das Zeitungsviertel. Sieben Besatzer des "Vorwärts"-Gebäudes wurden nach Beendigung der Kampfhandlungen erschossen. Am selben Tag marschierte Oberbefehlshaber Noske an der Spitze seiner Soldaten durch die Berliner Innenstadt zum Regierungsviertel. Der dilettantisch begonnene und nur halbherzig durchgeführte Aufstand war niedergeschlagen. Harry Graf Kessler, der Kunstmäzen und Diplomat, notierte am 12. Januar in sein Tagebuch:
"Heute Vormittag sieht der Potsdamer Platz aus wie an einem Friedenssonntag. Von Revolution keine Spur. Berlin erwacht aus einem hitzigen Fieber zur Wirklichkeit, die traurig ist."
Der gescheiterte Aufstand hatte ein blutiges Nachspiel: Am 15. Januar wurden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, die führenden Köpfe der KPD, von Angehörigen der Gardekavallerie-Schützendivision ermordet - ein Ereignis von großer Tragweite. Denn dadurch wurde die Kluft zwischen den gemäßigten und den radikalen Kräften innerhalb der Arbeiterbewegung unüberbrückbar. Zugleich wuchs die Abhängigkeit der Regierung von den Militärs. Die Geister, die Ebert und Noske gerufen hatten - sie wurden sie nun nicht mehr los.
In seiner 1935 im Exil geschriebenen "Geschichte der Weimarer Republik" zog der Historiker Arthur Rosenberg eine Bilanz der Januarkämpfe:
"Die Nutznießer des Sieges waren nur scheinbar die Mehrheitssozialisten. In Wirklichkeit die Offiziere und durch sie das Bürgertum.""
"Die Luft ist elektrisch geladen, eine politische Hochspannung ohnegleichen. Der Boden von Berlin glüht. So ist das alte Jahr zu Ende gegangen: in fiebriger Erregung",
schreibt das "Berliner Tageblatt" und schildert damit die Lage in der Hauptstadt zur Jahreswende 1918/19. In diese aufgeheizte Atmosphäre platzte am 4. Januar 1919 eine Nachricht, die die Erregung noch zusätzlich schürte: Der Berliner Polizeipräsident Emil Eichhorn war von seinem Posten abgelöst worden. Eichhorn gehörte zum linken Flügel der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands - USPD -, die Ende Dezember 1918, aus Protest gegen die Zusammenarbeit der mehrheitssozialdemokratischen Führer Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann mit der alten kaiserlichen Heeresleitung, aus der Regierung der Volksbeauftragten ausgetreten war. Die radikalen Teile der Berliner Arbeiterschaft sahen in der Entlassung Eichhorns eine Provokation. Gemeinsam riefen die USPD, die mit ihr verbündeten "Revolutionären Obleute" der Berliner Metallbetriebe und die gerade gegründete Kommunistische Partei Deutschlands - KPD - zu einer Protestkundgebung am 5. Januar 1919 auf.
"Arbeiter, Parteigenossen! Zeigt den Gewalthabern von heute eure Macht, zeigt, dass der revolutionäre Geist der Novembertage in euch nicht erloschen ist!"
Keiner dachte zunächst an einen Aufstand. Doch noch während der Massendemonstration am 5. Januar gerieten die Ereignisse außer Kontrolle. Eine Gruppe von Demonstranten besetzte die Druckerei des sozialdemokratischen "Vorwärts" und andere Verlagshäuser im Berliner Zeitungsviertel. Dieser spontanen Aktion folgte am Abend die improvisierte Bildung eines "Revolutionsausschusses", der zum Sturz der Regierung Ebert-Scheidemann aufrief. Wie dieser Beschluss in die Tat umzusetzen sei, darüber herrschte allerdings vollkommene Unklarheit. Schon am folgenden Abend war der Misserfolg des Unternehmens offenkundig. Doch die Regierung war entschlossen, diesmal ein Exempel zu statuieren.
"Meinetwegen! Einer muss der Bluthund werden, ich scheue die Verantwortung nicht!"
Mit diesen Worten übernahm der mehrheitssozialdemokratische Volksbeauftragte für Heer und Marine, Gustav Noske, den Oberbefehl über die Regierungstruppen in und um Berlin. Er schlug sein Hauptquartier im Luisenstift in Berlin-Dahlem auf und sammelte hier Formationen von Freiwilligen, sogenannte Freikorps. In einem Aufruf an die Bevölkerung Berlins vom 8. Januar bekräftigte die Regierung ihren Willen, den Konflikt mit militärischen Mitteln zu lösen.
"Gewalt kann nur mit Gewalt bekämpft werden. Die Stunde der Abrechnung naht."
Am 11. Januar stürmten Regierungstruppen das Zeitungsviertel. Sieben Besatzer des "Vorwärts"-Gebäudes wurden nach Beendigung der Kampfhandlungen erschossen. Am selben Tag marschierte Oberbefehlshaber Noske an der Spitze seiner Soldaten durch die Berliner Innenstadt zum Regierungsviertel. Der dilettantisch begonnene und nur halbherzig durchgeführte Aufstand war niedergeschlagen. Harry Graf Kessler, der Kunstmäzen und Diplomat, notierte am 12. Januar in sein Tagebuch:
"Heute Vormittag sieht der Potsdamer Platz aus wie an einem Friedenssonntag. Von Revolution keine Spur. Berlin erwacht aus einem hitzigen Fieber zur Wirklichkeit, die traurig ist."
Der gescheiterte Aufstand hatte ein blutiges Nachspiel: Am 15. Januar wurden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, die führenden Köpfe der KPD, von Angehörigen der Gardekavallerie-Schützendivision ermordet - ein Ereignis von großer Tragweite. Denn dadurch wurde die Kluft zwischen den gemäßigten und den radikalen Kräften innerhalb der Arbeiterbewegung unüberbrückbar. Zugleich wuchs die Abhängigkeit der Regierung von den Militärs. Die Geister, die Ebert und Noske gerufen hatten - sie wurden sie nun nicht mehr los.
In seiner 1935 im Exil geschriebenen "Geschichte der Weimarer Republik" zog der Historiker Arthur Rosenberg eine Bilanz der Januarkämpfe:
"Die Nutznießer des Sieges waren nur scheinbar die Mehrheitssozialisten. In Wirklichkeit die Offiziere und durch sie das Bürgertum.""