Felix Becker hat an der Universität der Künste in Berlin studiert. Bereits im Studium bestritt er Galerieausstellungen und nahm international an Kunstmessen teil. Deutschlandfunk Kultur begleitet ihn auf seinem Weg ins System der Kunstwelt. In der ersten Folge der Langzeitstudie wurde der junge Künster vorgestellt [AUDIO] . In der zweiten war bereits die Coronapandemie ausgebrochen [AUDIO] .
Der Start als Freier Künstler in Zeiten der Pandemie
56:11 Minuten
Seit drei Jahren ist Felix Becker als Student schon im Kunstmarkt aktiv. Nun will er sein Studium abschließen, wegen Corona jenseits der Öffentlichkeit, doch dafür mit eigenem Atelier. Dritte Folge einer Langzeitstudie.
"Die Prüfung ist vorbei und lief, glaube ich, ganz gut. Man kann in die Gesichter schlecht schauen, wenn alle Masken auf haben", sagt Felix Becker, der sein Studium beendet. Zwei Mal hatte er das Examen wegen Corona verschoben, weil in dieser Zeit kein öffentlicher Rundgang stattfindet. Das ist eigentlich das Ereignis an der Universität Künste in Berlin. Dort trifft sich die Kunstszene und die Absolventen hoffen, dass Kuratoren und Galeristen auf die jungen Talente aufmerksam werden.
Kein Rundgang und und keine Öffentlichkeit für die installierte Abschlussarbeit, aber zumindest ein Prädikatsexamen "mit Auszeichnung", den Titel "Meisterschüler" und ein anerkennendes Lob von seinem Professor Thomas Zipp, der selbst ein bekannter Maler ist: Felix Becker "ist sehr, sehr eigenständig. Man kann nicht sagen, dass jemand an der ganzen Hochschule irgendwie in eine ähnliche Richtung arbeitet oder forscht. Er hat sich auch eine ganz eigene Technik erarbeitet innerhalb der Malerei. Das ist auf jeden Fall schon einmal bemerkenswert."
15 Kisten mit 15 Ausstellungen
Becker hat das Jahr der Pandemie für sich genutzt, hat mit Künstlerkollegen wie Fabian Hub und Yannick Riemer ein Editionsprojekt auf den Weg gebracht. In einer Zeit, in der Galerien und Museen geschlossen sind, haben sich sechs Künstler und Künstlerinnen zusammengefunden und 15 Transportkisten mit je einer Arbeit zu einem bestimmten Titel bestückt.
So sind 15 komplette Ausstellungen entstanden, gut verpackt für die "Homegallery" oder die Zeit nach der Pandemie. Becker hat in dieser Zeit aber auch sein erstes eigenes Atelier bezogen, hat sich bereit gemacht für die Arbeit als Freier Künstler. Doch was wird dieses Leben bringen? Was muss er tun, um sich weiter zu professionalisieren?
Und was kommt jetzt?
"Das Allerschwierigste ist, dass man sich ständig neu beweisen muss", sagt die Malerin Clara Brörmann. Sie hat vor gut zehn Jahren ihren Abschluss an der Berliner Universität der Künste gemacht. Sie hat es geschafft. Sie kann von ihrer Malerei leben.
"Wenn man als junger Student, als junge Studentin aus der Uni rauskommt, dann gibt es eine Ausstellung. Es ist noch günstig. Es werden Bilder gekauft. Dann aber muss das Netz immer wieder erneuert werden. Der Markt ändert sich ständig. Man hat kein gesichertes Einkommen und keine gesicherte Anstellung. Man muss sich das immer wieder ständig erarbeiten und sagen: Ich habe weitergearbeitet. Es ist noch interessanter geworden, ich bin reifer geworden."
Aber um das zu schaffen, muss Becker nicht nur weiter an sich, an seiner Malerei und den Skulpturen arbeiten, die mittlerweile sein Werk bereichern, er braucht auch starke Partner.
"Ich glaube, dass er auf alle Fälle schon aufgestellt ist, weil er zwei Galerien hat, die auch für eine größere Öffentlichkeit sorgen, weil sie auf Messen gehen", sagt der deutsche Top-Galerist Johann König. "Wenn ich hier auf Instagram schaue, da macht er auch Stories und ist relativ fleißig im Dokumentieren seiner Arbeit."
Sich mit anderen zusammentun
Wichtig für die nächsten Professionalisierungsschritte ist für den Berliner Galeristen nicht unbedingt, auf die Teilnahme an Messen hinzuarbeiten. "Das Ziel von allen Künstlerinnen und Künstlern ist erst einmal, von der eigenen Arbeit leben zu können." Dazu sei es wichtig, das künstlerisch formiert zu bekommen, was man sagen will und zu sagen hat. Das sei schon schwierig genug, denn das müsse sich von dem absetzen, was es schon gibt, oder muss künstlerische Positionen ergänzen oder erweitern.
König jedenfalls rät jungen Künstlerinnen und Künstlern, "sich selber zu organisieren und eigene Projekte aufzustellen, in Form der Produzentengallerie oder in Ausstellungen, wo man sich zusammentut, jeder sein Netzwerk mitbringt und man Gleichgesinnte und ähnlich Denkende oder ganz gegensätzliche Positionen versammelt. Das ist aber gerade sehr schwierig." Umso wichtiger seien derzeit digitale Kanäle wie Instagram.
Für Becker gilt es jetzt auf eigenen wirtschaftlichen Beinen zu stehen. Wir begleiten ihn weiter. Fortsetzung folgt.