Der Mann, der Picasso knipste
Picasso saß gerade in der Badewanne: Da machte David Douglas Duncan sein erstes Foto. Das war 1956. Es folgten unzählige Aufnahmen, die das quirlige Leben der Familie und die Arbeitswut des Genies dokumentieren.
Mit einem herzlichen Dank in alle Richtungen und deutlicher Freude im Gesicht eröffnete der 96-jährige David Douglas Duncan höchstselbst diese Ausstellung, und trotz seines hohen Alters führte er regelrecht vor, was ein Vollblut-Bildreporter ist: Immer wieder zückte er auf der Pressekonferenz seine Kamera und fotografierte eifrig alles ringsherum.
Man kann diese Ausstellung kaum anders als spektakulär nennen. Nicht nur, weil sie zum Teil unveröffentlichte Fotos zeigt, ebensowenig, weil sie viele der gerade im Atelier Picassos entstehenden Werke, die die Fotos zeigen, präsentiert, sie erzählt auch von einer idealen Beziehung zwischen dem Fotografen und seinem Modell.
Alles begann auf eine geradezu leichtfüßige Weise, als David Douglas Duncan, gerade zurück aus Afghanistan, zu seinem nächsten Auftrag für die Zeitschrift "Life" auf dem Weg nach Marokko war. In einer eigens für die Ausstellung gedrehten Dokumentation erzählt er die erste Begegnung, die eigentlich der gemeinsame Freund Robert Capa vermitteln wollte, was durch dessen Tod aber nicht mehr möglich war;
Douglas Duncan: "Bob Capa hatte gesagt, du solltest Picasso kennenlernen. Und ich fuhr hin, und diese wunderschöne junge Frau Jacqueline öffnete mir. Picasso war gerade im Badezimmer, und genau dort machte ich mein erstes Foto von Picasso. Es war am 8. Februar 1956."
Und da sitzt er lachend in der Badewanne, reibt sich mit der linken Hand, die in einem Schwamm-Handschuh steckt, hinterm rechten Ohr und amüsiert sich offenbar königlich. Die Begegnung fand in Cannes statt, in Picassos Anwesen "La Californie", und über die Jahre – diese Ausstellung zeigt Fotos und Werke, die bis 1961 entstanden – sollten viele weitere Treffen stattfinden.
Kuratorin Stephanie Ansari: "Was wir hier versuchen zu rekonstruieren, ist diese besondere Atmosphäre in La Californie. Man sieht zum Beispiel Picasso mit diesen Alltagsgegenständen hantieren – ein Fischskelett für eine Keramikarbeit, ein Fahrradsattel, der dann zum Stierkopf wird – all das war Teil seiner kreativen Welt. Wir wollten das Ambiente dieser Welt vermitteln, indem wir die Fotos den Werken gegenüberstellen."
Fotos und Arbeiten zeigen jenen schier arbeitswütigen Künstler, der sich an und mit allem versuchte: mit dem Pinsel an der Leinwand, mit dem Stift über Papier gebeugt, an Metallskulpturen oder Keramiken arbeitend. Sie zeigen aber auch sehr private Momente wie den herumalbernden oder mit seinen Kindern spielenden Vater, der für allerlei Clownerien zu haben war, einen versunken sinnierenden Picasso, den, der sich mit Freunden wie Jean Cocteau trifft – Bekanntschaften, die in einem Badezimmer beginnen, erlauben offensichtlich so viel Nähe. Ganz gewiss aber gehört zu solchen Momenten auch eine Fähigkeit, die die guten Fotografen meist haben: Von David Douglas Duncan hat ein Zeitzeuge gesagt, man habe ihn praktisch überhaupt nicht bemerkt.
Die zweite große Ausstellung, die ab jetzt in Málaga zu sehen ist, nimmt die Serie von Grafiken "Traum und Lüge Francos", die Picasso 1937 während des Bürgerkriegs anfertigte, zum Anlass ausgreifender Überlegungen und Vergleiche, wie Kurator Claustre Rafart am Beispiel erläutert.
Claustre Rafart: "Nehmen Sie ein Motiv wie das durchhängende Seil: In der zweiten Vignette aus dieser Serie stellt Picasso Franco dar, wie er über ein solches durchhängendes Seil balanciert. Neben diese Grafik haben wir ein Blatt von Goya gehängt, auf dem ein Priester zu sehen ist, der das Gleiche tut. Auf der anderen Seite sieht man eine Fotomontage von John Heartfield, die Hitler und seine Getreuen auf die gleiche Weise zeigt. Es sind solche Gemeinsamkeiten, denen wir in dieser Ausstellung nachspüren."
Auf diese Weise werden, kreisend um Picassos Serie, benachbarte Motive, Arrangements, Bildsprachen anderer Künstler gezeigt, die viel von wechselseitigen Inspirationen und stilistischen Abgrenzungen erzählen. Das heimliche, aber spürbare Zentrum dieser Ausstellung ist dabei Picassos Monumentalgemälde "Guernica", für das er die Arbeit an dieser Serie unterbrach. Physisch anwesend freilich ist "Guernica" in Málaga nicht: es hängt unverleihbar im Reina Sofía in Madrid.
Man kann diese Ausstellung kaum anders als spektakulär nennen. Nicht nur, weil sie zum Teil unveröffentlichte Fotos zeigt, ebensowenig, weil sie viele der gerade im Atelier Picassos entstehenden Werke, die die Fotos zeigen, präsentiert, sie erzählt auch von einer idealen Beziehung zwischen dem Fotografen und seinem Modell.
Alles begann auf eine geradezu leichtfüßige Weise, als David Douglas Duncan, gerade zurück aus Afghanistan, zu seinem nächsten Auftrag für die Zeitschrift "Life" auf dem Weg nach Marokko war. In einer eigens für die Ausstellung gedrehten Dokumentation erzählt er die erste Begegnung, die eigentlich der gemeinsame Freund Robert Capa vermitteln wollte, was durch dessen Tod aber nicht mehr möglich war;
Douglas Duncan: "Bob Capa hatte gesagt, du solltest Picasso kennenlernen. Und ich fuhr hin, und diese wunderschöne junge Frau Jacqueline öffnete mir. Picasso war gerade im Badezimmer, und genau dort machte ich mein erstes Foto von Picasso. Es war am 8. Februar 1956."
Und da sitzt er lachend in der Badewanne, reibt sich mit der linken Hand, die in einem Schwamm-Handschuh steckt, hinterm rechten Ohr und amüsiert sich offenbar königlich. Die Begegnung fand in Cannes statt, in Picassos Anwesen "La Californie", und über die Jahre – diese Ausstellung zeigt Fotos und Werke, die bis 1961 entstanden – sollten viele weitere Treffen stattfinden.
Kuratorin Stephanie Ansari: "Was wir hier versuchen zu rekonstruieren, ist diese besondere Atmosphäre in La Californie. Man sieht zum Beispiel Picasso mit diesen Alltagsgegenständen hantieren – ein Fischskelett für eine Keramikarbeit, ein Fahrradsattel, der dann zum Stierkopf wird – all das war Teil seiner kreativen Welt. Wir wollten das Ambiente dieser Welt vermitteln, indem wir die Fotos den Werken gegenüberstellen."
Fotos und Arbeiten zeigen jenen schier arbeitswütigen Künstler, der sich an und mit allem versuchte: mit dem Pinsel an der Leinwand, mit dem Stift über Papier gebeugt, an Metallskulpturen oder Keramiken arbeitend. Sie zeigen aber auch sehr private Momente wie den herumalbernden oder mit seinen Kindern spielenden Vater, der für allerlei Clownerien zu haben war, einen versunken sinnierenden Picasso, den, der sich mit Freunden wie Jean Cocteau trifft – Bekanntschaften, die in einem Badezimmer beginnen, erlauben offensichtlich so viel Nähe. Ganz gewiss aber gehört zu solchen Momenten auch eine Fähigkeit, die die guten Fotografen meist haben: Von David Douglas Duncan hat ein Zeitzeuge gesagt, man habe ihn praktisch überhaupt nicht bemerkt.
Die zweite große Ausstellung, die ab jetzt in Málaga zu sehen ist, nimmt die Serie von Grafiken "Traum und Lüge Francos", die Picasso 1937 während des Bürgerkriegs anfertigte, zum Anlass ausgreifender Überlegungen und Vergleiche, wie Kurator Claustre Rafart am Beispiel erläutert.
Claustre Rafart: "Nehmen Sie ein Motiv wie das durchhängende Seil: In der zweiten Vignette aus dieser Serie stellt Picasso Franco dar, wie er über ein solches durchhängendes Seil balanciert. Neben diese Grafik haben wir ein Blatt von Goya gehängt, auf dem ein Priester zu sehen ist, der das Gleiche tut. Auf der anderen Seite sieht man eine Fotomontage von John Heartfield, die Hitler und seine Getreuen auf die gleiche Weise zeigt. Es sind solche Gemeinsamkeiten, denen wir in dieser Ausstellung nachspüren."
Auf diese Weise werden, kreisend um Picassos Serie, benachbarte Motive, Arrangements, Bildsprachen anderer Künstler gezeigt, die viel von wechselseitigen Inspirationen und stilistischen Abgrenzungen erzählen. Das heimliche, aber spürbare Zentrum dieser Ausstellung ist dabei Picassos Monumentalgemälde "Guernica", für das er die Arbeit an dieser Serie unterbrach. Physisch anwesend freilich ist "Guernica" in Málaga nicht: es hängt unverleihbar im Reina Sofía in Madrid.