Der Musical-Markt boomt
Mit "Dirty Dancing" startet im März eine Show zum Kultfilm in Hamburg. In der Hansestadt und in Stuttgart läuft das ABBA-Musical "Mamma Mia", in Bochum der "Starlight Express" und in Füssen das Musical über Ludwig II. Über die Hintergründe des Booms berichtet Elske Brault.
Noch weiß keiner, wie für den Titelsong des Musicals "Dirty Dancing" der deutsche Text lauten wird. Doch drei Monate vor der Europapremiere sind schon 200.000 Karten verkauft, für viele Abende gibt es nur noch Restplätze.
" Das ist unglaublich. Das können wir manchmal selber nicht so vorhersehen, dass da jetzt jeden Tag 1000 Leute Tickets kaufen für eine Show, die erst im März Premiere hat. "
Michael Hildebrandt, Sprecher der Stage Entertainment Deutschland, tut allerdings auch viel dafür. Dem deutschen Zweig des Musical- und Unterhaltungsgiganten gehören nicht nur elf Theater, sondern ein Call Center mit 250 Mitarbeitern und der Internetanbieter Ticket Online. Allein 25 Angestellte verhandeln täglich mit Busunternehmen in ganz Deutschland über Werbeaktionen und attraktive Gruppenpreise.
" Die Krise des Musicals, die manchmal so beschrieben worden ist, zumindest in den Medien, haben wir so gar nicht erleben können und auch nicht erleben müssen, solange wir das Geschäft in Deutschland betreiben. Wir haben fünf Millionen Besucher im Jahr im Schnitt. Wir haben auch Umfragen, die uns bestätigen, dass 70 Prozent der Menschen generell eigentlich gerne Musicals sehen. "
Der Musical-Markt boomt, sei es mit "Mamma Mia", dem Absingen alter ABBA-Songs auf Deutsch, allabendlich in Hamburg und Stuttgart. Oder mit dem "Starlight Express", der seit 17 Jahren in Bochum über die Bühne rollt, alle Darsteller auf Inlineskates. Das freut auch die Tourismuszentralen: Hamburg verdankt von seinen sechs Millionen Übernachtungen pro Jahr etwa eine Million den Musicals.
" Umfrage: Also ich komm aus Berlin ... aus Aalen ... so 260 Kilometer ... aus Meppen im Sauerland. So vier, fünf Stunden Anreise hatten wir. Man gönnt sich ja sonst nicht, oder?"
Für Michael Hildebrandt und seine Stage Entertainment begann die Erfolgsgeschichte just in dem Moment, da das deutsche Musicalunternehmen Stella zum zweiten Mal Pleite ging. Die Stella hatte für den Urknall gesorgt, hatte "Cats" nach Deutschland geholt, das erste en suite gespielte Musical vor nunmehr 20 Jahren.
Doch dann verkalkulierte die Stella sich, und ihr ehemaliger Mitarbeiter Michael Hildebrandt machte sein eigenes Geschäft auf: Er ergatterte vom Disney-Konzern die Deutschlandrechte für den "König der Löwen". Der brüllt nun in Hamburg seit vier Jahren in einem Zelt an der Elbe. Und kein Ende ist abzusehen.
Musik: Seid bereit für die Zeit eures Lebens, die goldene Ära rückt näher und näher...Seid bereit! Hä hä hä hä.
Eine goldene Nase an dieser goldenen Ära verdient sich der holländische Musicalkönig Joop van den Ende. Der nette ältere Herr mit Goldrandbrille hat seine Millionen gemacht als Teilhaber der Produktionsfirma Endemol, mit Fernsehformaten wie "Wer wird Millionär" oder "Big Brother".
Erst mit der Kamera live dabei, jetzt richtig live: Van den Endes weltweit agierende Stage Entertainment bespielt 23 Theater von Moskau bis New York. Allein in Hamburg sind es drei, bis 2009 soll ein viertes hinzukommen, mitten in der Hafencity, für schlappe 50 Millionen Euro. Dort will die Stage Entertainment nicht nur Musicals zeigen, sondern Shows und Cirque.
Die Konkurrenz blickt neidisch auf das Las Vegas an der Elbe. Denn natürlich möchten auch andere Städte mit Musicals Besucher locken. In Füssen wurden mit einem Musical über den Bayernkönig Ludwig II. 22 Millionen Euro im See versenkt. Das Musicaltheater zu Füßen von Schloss Neuschwanstein versucht jetzt Konstantin Wecker mit einer zweiten Ludwig-Show neu zu beleben. Doch der scheiterte schon in Uelzen mit einem Hundertwasser-Musical.
Auch in Bremen hat der Erhalt des Musicaltheaters bisher nur Geld gekostet und noch keines gebracht: Die Großproduktion "Jekyll und Hyde" war ein teurer Flop.
Hildebrandt: " Sie können sich eben nicht darauf verlassen, dass aus einer Stadt, die keinen Tourismus hat, eine Stadt mit Tourismus wird, nur weil es ein Musical dort gibt. "
Musik: Ich folgte dem König ins heilige Land. Um den Menschen Gottes Weg zu weisen
Bremen macht gerade einen neuen Versuch mit "Robin Hood" und hat scheinbar den Königsweg gefunden: Wegen großer Nachfrage wurde das Anfang Dezember gestartete Ritter-Spektakel gerade bis Februar verlängert. Zwei Monate Laufzeit gelten dort schon als Erfolg. Robin Hood tourt dann weiter nach München ins Deutsche Theater. Doch es muss sich eine weitere Spielstätte finden, damit die Produktion ihre Kosten einbringt – angeblich eine Million Euro allein für die Kostüme.
So bleibt Deutschland, was den Musicalmarkt anbelangt, fest in der Hand des Unterhaltungsgiganten aus Holland. Und dessen nächster Erfolg ist bereits in Arbeit: Bestsellerautorin Hera Lind wird die 20 größten Hits von Udo Jürgens in ein Musical verwursten. Premiere geplant für 2008. Titel "Mit 66 Jahren": Die Stage Entertainment stellt sich rechtzeitig ein auf die Überalterung auch des Musicalpublikums.
" Das ist unglaublich. Das können wir manchmal selber nicht so vorhersehen, dass da jetzt jeden Tag 1000 Leute Tickets kaufen für eine Show, die erst im März Premiere hat. "
Michael Hildebrandt, Sprecher der Stage Entertainment Deutschland, tut allerdings auch viel dafür. Dem deutschen Zweig des Musical- und Unterhaltungsgiganten gehören nicht nur elf Theater, sondern ein Call Center mit 250 Mitarbeitern und der Internetanbieter Ticket Online. Allein 25 Angestellte verhandeln täglich mit Busunternehmen in ganz Deutschland über Werbeaktionen und attraktive Gruppenpreise.
" Die Krise des Musicals, die manchmal so beschrieben worden ist, zumindest in den Medien, haben wir so gar nicht erleben können und auch nicht erleben müssen, solange wir das Geschäft in Deutschland betreiben. Wir haben fünf Millionen Besucher im Jahr im Schnitt. Wir haben auch Umfragen, die uns bestätigen, dass 70 Prozent der Menschen generell eigentlich gerne Musicals sehen. "
Der Musical-Markt boomt, sei es mit "Mamma Mia", dem Absingen alter ABBA-Songs auf Deutsch, allabendlich in Hamburg und Stuttgart. Oder mit dem "Starlight Express", der seit 17 Jahren in Bochum über die Bühne rollt, alle Darsteller auf Inlineskates. Das freut auch die Tourismuszentralen: Hamburg verdankt von seinen sechs Millionen Übernachtungen pro Jahr etwa eine Million den Musicals.
" Umfrage: Also ich komm aus Berlin ... aus Aalen ... so 260 Kilometer ... aus Meppen im Sauerland. So vier, fünf Stunden Anreise hatten wir. Man gönnt sich ja sonst nicht, oder?"
Für Michael Hildebrandt und seine Stage Entertainment begann die Erfolgsgeschichte just in dem Moment, da das deutsche Musicalunternehmen Stella zum zweiten Mal Pleite ging. Die Stella hatte für den Urknall gesorgt, hatte "Cats" nach Deutschland geholt, das erste en suite gespielte Musical vor nunmehr 20 Jahren.
Doch dann verkalkulierte die Stella sich, und ihr ehemaliger Mitarbeiter Michael Hildebrandt machte sein eigenes Geschäft auf: Er ergatterte vom Disney-Konzern die Deutschlandrechte für den "König der Löwen". Der brüllt nun in Hamburg seit vier Jahren in einem Zelt an der Elbe. Und kein Ende ist abzusehen.
Musik: Seid bereit für die Zeit eures Lebens, die goldene Ära rückt näher und näher...Seid bereit! Hä hä hä hä.
Eine goldene Nase an dieser goldenen Ära verdient sich der holländische Musicalkönig Joop van den Ende. Der nette ältere Herr mit Goldrandbrille hat seine Millionen gemacht als Teilhaber der Produktionsfirma Endemol, mit Fernsehformaten wie "Wer wird Millionär" oder "Big Brother".
Erst mit der Kamera live dabei, jetzt richtig live: Van den Endes weltweit agierende Stage Entertainment bespielt 23 Theater von Moskau bis New York. Allein in Hamburg sind es drei, bis 2009 soll ein viertes hinzukommen, mitten in der Hafencity, für schlappe 50 Millionen Euro. Dort will die Stage Entertainment nicht nur Musicals zeigen, sondern Shows und Cirque.
Die Konkurrenz blickt neidisch auf das Las Vegas an der Elbe. Denn natürlich möchten auch andere Städte mit Musicals Besucher locken. In Füssen wurden mit einem Musical über den Bayernkönig Ludwig II. 22 Millionen Euro im See versenkt. Das Musicaltheater zu Füßen von Schloss Neuschwanstein versucht jetzt Konstantin Wecker mit einer zweiten Ludwig-Show neu zu beleben. Doch der scheiterte schon in Uelzen mit einem Hundertwasser-Musical.
Auch in Bremen hat der Erhalt des Musicaltheaters bisher nur Geld gekostet und noch keines gebracht: Die Großproduktion "Jekyll und Hyde" war ein teurer Flop.
Hildebrandt: " Sie können sich eben nicht darauf verlassen, dass aus einer Stadt, die keinen Tourismus hat, eine Stadt mit Tourismus wird, nur weil es ein Musical dort gibt. "
Musik: Ich folgte dem König ins heilige Land. Um den Menschen Gottes Weg zu weisen
Bremen macht gerade einen neuen Versuch mit "Robin Hood" und hat scheinbar den Königsweg gefunden: Wegen großer Nachfrage wurde das Anfang Dezember gestartete Ritter-Spektakel gerade bis Februar verlängert. Zwei Monate Laufzeit gelten dort schon als Erfolg. Robin Hood tourt dann weiter nach München ins Deutsche Theater. Doch es muss sich eine weitere Spielstätte finden, damit die Produktion ihre Kosten einbringt – angeblich eine Million Euro allein für die Kostüme.
So bleibt Deutschland, was den Musicalmarkt anbelangt, fest in der Hand des Unterhaltungsgiganten aus Holland. Und dessen nächster Erfolg ist bereits in Arbeit: Bestsellerautorin Hera Lind wird die 20 größten Hits von Udo Jürgens in ein Musical verwursten. Premiere geplant für 2008. Titel "Mit 66 Jahren": Die Stage Entertainment stellt sich rechtzeitig ein auf die Überalterung auch des Musicalpublikums.