Der Musiker als Maler
Dass sich Musik-Legende Bob Dylan seit einigen Jahren auch malerisch betätigt, ist kein Geheimnis mehr - in Kopenhagen kann man nun eine weitere Dimension des Multikünstlers erleben.
Gewiss, am Beginn dieses Beitrages hätte man durchaus den Dylan-Song "When I paint my Masterpiece" erwarten dürfen, aber nehmen wir Bob Dylan lieber selbst beim Wort. Denn dieser betont immer wieder, der Maler Dylan habe mit dem Musiker nichts zu tun. "Wenn ich in einem Song hätte ausdrücken können, was ich male, dann hätte ich einen Song geschrieben", sagt Dylan selbst.
"Es ist absurd zu fragen, würdet ihr die Bilder zeigen, wenn sie nicht von Bob Dylan wären. Sie sind von ihm und er ist eine große Persönlichkeit. Da gibt es Parallelen zu Hans Christian Andersen, der auch ein guter Maler war – und eben deswegen, weil der große Märchenerzähler Andersen auch malte und zwar sehr gut, ist es interessant. Gewiss, es gibt viele Musiker, die malen – und die wenigsten würden wir zeigen. Bei Bob Dylan aber hat uns die malerische Qualität überzeugt."
So ganz – gibt Museumsleiter Karsten Ohrt zu – können aber auch die Ausstellungsmacher den einen Dylan vom anderen, den Maler vom Musiker nicht trennen. Das wird schon deutlich im Aufbau der Ausstellung. Die 40 Großformate Dylans hängen an schrägen Wänden, die noch dazu teilweise grau, schmutzig und schattig sind, kurzum einen Anstrich vertragen könnten. Doch hinter der vermeintlichen Schludrigkeit steckt Konzept, wie Ausstellungsarchitektin Anne Schnettler betont:
"Bob Dylan ist jemand, der gegen den Strich geht, kratzbürstig ist, den man nicht vorhersagen kann. Deswegen finde ich, verdient er einen Raum wie diesen, der kantig ist und eine gewisse Spannung erzeugt."
Die Bilder Dylans – sie zeigen Alltagsszenen aus Brasilien: Stadtlandschaften, kleine Menschengruppen, streitende Paare, leicht bekleidete, ja oftmals nackte Frauen, auch religiöse Motive tauchen immer wieder auf. Stilistisch scheint Dylan beeinflusst von Matisse und vom deutschen Expressionismus, viele Bilder lassen in ihrem grafischen Aufbau Assoziationen an Comiczeichnungen aufkommen. Im Gegensatz zu Dylans Songs, die oft kleine Geschichten entfalten, sind seine Bilder eher schnell skizzierte Momentaufnahmen. Ausstellungsmacher Kasper Monrad:
"In seinen Liedern springt Dylan zwischen verschiedenen Ebenen und Wirklichkeiten hin und her, oftmals sind diese sehr komplex. Die Bilder sind sehr viel einfacher strukturiert. Ihre Komposition ist für jedermann nachvollziehbar, man erkennt, was Dylan erzählen möchte."
Kurzum: Am Ende kommt man um den Vergleich zwischen Musiker und Maler, zwischen Maler und Musiker dann doch nicht herum. Und somit sei die Frage erlaubt, ob sich der eine mit dem anderen messen kann, ob der Maler Dylan einen so prominenten Ausstellungsort wie die Dänische Nationalgalerie verdient, wenn er sein musisches Alter Ego nicht im Rücken hätte. Für Museumsleiter Karsten Ohrt ist die Antwort eindeutig:
"Ich habe Lust, etwas anderes zu zeigen, unser Haus bzw. unsere alterwürdige Institution herauszufordern. Und natürlich möchte ich auch ein anderes Publikum erreichen. Unsere großen klassischen Ausstellungen werden typisch von 55jährigen, gut ausgebildeten Frauen besucht. Mit Dylan wollen wir nicht allein auch die 55jährigen Männer anlocken, sondern zugleich ein jüngeres Publikum ansprechen."
Museumspolitik mit einem alten Meister. Zugegeben nicht der schlechteste Gedanke. Und vielleicht sollte man es einfach machen, wie mit Dylans Musik – sich zurücklehnen und den Kratzbürstigen auf sich wirken lassen. Masterpieces – um den Song von 1971 noch einmal zu bemühen – sind es nicht. Unterhaltsam aber sind Dylans brasilianische Motive allemal.
Link zur Kopenhagener Nationalgalerie:
Bob Dylan. The Brazil Series
"Es ist absurd zu fragen, würdet ihr die Bilder zeigen, wenn sie nicht von Bob Dylan wären. Sie sind von ihm und er ist eine große Persönlichkeit. Da gibt es Parallelen zu Hans Christian Andersen, der auch ein guter Maler war – und eben deswegen, weil der große Märchenerzähler Andersen auch malte und zwar sehr gut, ist es interessant. Gewiss, es gibt viele Musiker, die malen – und die wenigsten würden wir zeigen. Bei Bob Dylan aber hat uns die malerische Qualität überzeugt."
So ganz – gibt Museumsleiter Karsten Ohrt zu – können aber auch die Ausstellungsmacher den einen Dylan vom anderen, den Maler vom Musiker nicht trennen. Das wird schon deutlich im Aufbau der Ausstellung. Die 40 Großformate Dylans hängen an schrägen Wänden, die noch dazu teilweise grau, schmutzig und schattig sind, kurzum einen Anstrich vertragen könnten. Doch hinter der vermeintlichen Schludrigkeit steckt Konzept, wie Ausstellungsarchitektin Anne Schnettler betont:
"Bob Dylan ist jemand, der gegen den Strich geht, kratzbürstig ist, den man nicht vorhersagen kann. Deswegen finde ich, verdient er einen Raum wie diesen, der kantig ist und eine gewisse Spannung erzeugt."
Die Bilder Dylans – sie zeigen Alltagsszenen aus Brasilien: Stadtlandschaften, kleine Menschengruppen, streitende Paare, leicht bekleidete, ja oftmals nackte Frauen, auch religiöse Motive tauchen immer wieder auf. Stilistisch scheint Dylan beeinflusst von Matisse und vom deutschen Expressionismus, viele Bilder lassen in ihrem grafischen Aufbau Assoziationen an Comiczeichnungen aufkommen. Im Gegensatz zu Dylans Songs, die oft kleine Geschichten entfalten, sind seine Bilder eher schnell skizzierte Momentaufnahmen. Ausstellungsmacher Kasper Monrad:
"In seinen Liedern springt Dylan zwischen verschiedenen Ebenen und Wirklichkeiten hin und her, oftmals sind diese sehr komplex. Die Bilder sind sehr viel einfacher strukturiert. Ihre Komposition ist für jedermann nachvollziehbar, man erkennt, was Dylan erzählen möchte."
Kurzum: Am Ende kommt man um den Vergleich zwischen Musiker und Maler, zwischen Maler und Musiker dann doch nicht herum. Und somit sei die Frage erlaubt, ob sich der eine mit dem anderen messen kann, ob der Maler Dylan einen so prominenten Ausstellungsort wie die Dänische Nationalgalerie verdient, wenn er sein musisches Alter Ego nicht im Rücken hätte. Für Museumsleiter Karsten Ohrt ist die Antwort eindeutig:
"Ich habe Lust, etwas anderes zu zeigen, unser Haus bzw. unsere alterwürdige Institution herauszufordern. Und natürlich möchte ich auch ein anderes Publikum erreichen. Unsere großen klassischen Ausstellungen werden typisch von 55jährigen, gut ausgebildeten Frauen besucht. Mit Dylan wollen wir nicht allein auch die 55jährigen Männer anlocken, sondern zugleich ein jüngeres Publikum ansprechen."
Museumspolitik mit einem alten Meister. Zugegeben nicht der schlechteste Gedanke. Und vielleicht sollte man es einfach machen, wie mit Dylans Musik – sich zurücklehnen und den Kratzbürstigen auf sich wirken lassen. Masterpieces – um den Song von 1971 noch einmal zu bemühen – sind es nicht. Unterhaltsam aber sind Dylans brasilianische Motive allemal.
Link zur Kopenhagener Nationalgalerie:
Bob Dylan. The Brazil Series