Artgerecht gehalten und trotzdem krank
In der ökologisch orientierten Tierhaltung werden Kühe, Schweine oder Hühner zumeist artgerecht gehalten. Doch gesünder als ihre Artgenossen in konventionellen Ställen sind sie deshalb nicht. Es bleibt also noch ein langer Weg.
Beschaulich geht es zu im Milchviehstall von Andreas Driller. Die Kühe - einige schwarz-weiß, andere rot-braun oder grau-weiß gescheckt - senken ihre Köpfe über die Brüstungen und klauben mit den Mäulern das Heu auf, das im Gang für sie bereit liegt.
Der weitläufige Stall im westfälischen Altenbeken bei Paderborn ist größer als eine Schulturnhalle und bietet Platz für 65 Kühe. Die Tiere sind das Ergebnis einer Drei-Rassen-Kreuzung, die ideal sein soll für die ökologische Milchviehhaltung des Ökoverbandes "Bioland":
"Eine Kuh braucht Sonne und auch mal einen Schauer Regen. Deswegen stehen unsere Kühe bei jedem Wetter, wo es möglich ist, auch auf der Weide, und dort sollen sie dann auch in den Weidemonaten von April bis September / Oktober / November dann auch einen Großteil ihres Futters aufnehmen; weil eine Kuh ist ein Weidetier, sie muss das Futter auch auf der Weide aufnehmen und dafür eignet sich eine Kreuzung besser als eine hochleistende schwarzbunte Holstein-Frisian-Kuh."
Die Drei-Rassen-Kreuzung aus Holstein-Frisian, süddeutschem Fleckvieh und norwegischem Rotvieh gibt zwar weniger Milch als eine schwarzbunte Turbokuh. Aber dafür ist sie auch robuster - im Stall und auf der Weide. Und damit Andreas Driller jederzeit weiß, wie gut es der Kuh geht, trägt jede einen kleinen grünen Chip am Hals, direkt neben der individuell vergebenen Nummer, die eine Kuh von der anderen unterscheidet:
"Mit diesem sogenannten Responder können wir die Fresszeit der Kuh aufnehmen und auch die Aktivität der Kuh. Das heißt: Wieviel läuft die Kuh? Wenn eine Kuh krank ist, ist eigentlich das erste, was sie in aller Regel macht: Sie frisst weniger und sie bewegt sich auch häufig weniger. Und wenn wir da wirklich Abweichungen haben in diesem Vergleich zur Herde und im Vergleich zu den restlichen Daten des Einzeltieres, dann haben wir ein Indiz in aller Regel dafür, dass irgendwo bei den Tieren ein Problem vorliegt."
Der weitläufige Stall im westfälischen Altenbeken bei Paderborn ist größer als eine Schulturnhalle und bietet Platz für 65 Kühe. Die Tiere sind das Ergebnis einer Drei-Rassen-Kreuzung, die ideal sein soll für die ökologische Milchviehhaltung des Ökoverbandes "Bioland":
"Eine Kuh braucht Sonne und auch mal einen Schauer Regen. Deswegen stehen unsere Kühe bei jedem Wetter, wo es möglich ist, auch auf der Weide, und dort sollen sie dann auch in den Weidemonaten von April bis September / Oktober / November dann auch einen Großteil ihres Futters aufnehmen; weil eine Kuh ist ein Weidetier, sie muss das Futter auch auf der Weide aufnehmen und dafür eignet sich eine Kreuzung besser als eine hochleistende schwarzbunte Holstein-Frisian-Kuh."
Die Drei-Rassen-Kreuzung aus Holstein-Frisian, süddeutschem Fleckvieh und norwegischem Rotvieh gibt zwar weniger Milch als eine schwarzbunte Turbokuh. Aber dafür ist sie auch robuster - im Stall und auf der Weide. Und damit Andreas Driller jederzeit weiß, wie gut es der Kuh geht, trägt jede einen kleinen grünen Chip am Hals, direkt neben der individuell vergebenen Nummer, die eine Kuh von der anderen unterscheidet:
"Mit diesem sogenannten Responder können wir die Fresszeit der Kuh aufnehmen und auch die Aktivität der Kuh. Das heißt: Wieviel läuft die Kuh? Wenn eine Kuh krank ist, ist eigentlich das erste, was sie in aller Regel macht: Sie frisst weniger und sie bewegt sich auch häufig weniger. Und wenn wir da wirklich Abweichungen haben in diesem Vergleich zur Herde und im Vergleich zu den restlichen Daten des Einzeltieres, dann haben wir ein Indiz in aller Regel dafür, dass irgendwo bei den Tieren ein Problem vorliegt."
Die überwachte Kuh
Die Daten werden an seinen Computer übertragen. Kränkelt eine Kuh, kann der Landwirt das am Monitor sofort erkennen - manchmal noch, bevor der bloße Augenschein im Stall erste Anzeichen einer Krankheit verrät. Falls erforderlich, ruft Andreas Driller den Tierarzt. Denn eine kranke Kuh, die über Wochen hinweg weniger oder irgendwann gar keine Milch mehr gibt, ist für den Landwirt viel teurer als eine tierärztliche Untersuchung mit folgender Behandlung.
Eine gesunde Herde ist der Schlüssel zum Erfolg. Die gut geführte Tierhaltung des Bioland-Betriebes macht neugierig. Über Landesgrenzen hinweg. Der Tierarzt und Agrarwissenschaftler Albert Sundrum ist aus Hessen angereist, um sich den Hof von Andreas Driller in Altenbeken genauer anzuschauen:
"Ich bin sehr angetan von der Ruhe, die im Stall herrscht. Daraus lässt sich noch nicht ein Rückschluss auf die Tiergesundheit schließen, aber es ist zumindest ein sehr angenehmer Eindruck, dass den Tieren hier keine Hektik unterläuft und sie hier nicht in Auseinandersetzungen verwickelt sind, sondern sich sehr ruhig und wiederkäuend in den Liegeboxen einfinden. Also, der Gesamteindruck ist schon recht ansprechend."
Albert Sundrum ist Professor für Tierernährung und Tiergesundheit am Fachbereich Ökologische Landwirtschaft der Universität Kassel in Witzenhausen. Aus jahrzehntelanger Erfahrung weiß der Forscher: Auch in Ökoställen gibt es häufig etwas zu bemängeln - gerade was die Gesundheit der Tiere betrifft:
"Die Tiere in den Ställen unterscheiden sich doch sehr häufig eklatant. Also, einerseits was das Bewegungsmuster angeht, was die Anzahl der liegenden Tiere angeht, aber auch von der Kondition her, die man so ein bisschen beurteilen kann oder dann sieht man häufig auch bei Tieren, wenn sie laufen, dass sie doch Lahmheiten haben, die dann auf entsprechende Probleme hinweisen, und das würde ich jetzt hier auch nicht so gleich erkennen; also ich habe hier noch kein Tier lahm gehen sehen, das ist schon noch eher ungewöhnlich."
Eine gesunde Herde ist der Schlüssel zum Erfolg. Die gut geführte Tierhaltung des Bioland-Betriebes macht neugierig. Über Landesgrenzen hinweg. Der Tierarzt und Agrarwissenschaftler Albert Sundrum ist aus Hessen angereist, um sich den Hof von Andreas Driller in Altenbeken genauer anzuschauen:
"Ich bin sehr angetan von der Ruhe, die im Stall herrscht. Daraus lässt sich noch nicht ein Rückschluss auf die Tiergesundheit schließen, aber es ist zumindest ein sehr angenehmer Eindruck, dass den Tieren hier keine Hektik unterläuft und sie hier nicht in Auseinandersetzungen verwickelt sind, sondern sich sehr ruhig und wiederkäuend in den Liegeboxen einfinden. Also, der Gesamteindruck ist schon recht ansprechend."
Albert Sundrum ist Professor für Tierernährung und Tiergesundheit am Fachbereich Ökologische Landwirtschaft der Universität Kassel in Witzenhausen. Aus jahrzehntelanger Erfahrung weiß der Forscher: Auch in Ökoställen gibt es häufig etwas zu bemängeln - gerade was die Gesundheit der Tiere betrifft:
"Die Tiere in den Ställen unterscheiden sich doch sehr häufig eklatant. Also, einerseits was das Bewegungsmuster angeht, was die Anzahl der liegenden Tiere angeht, aber auch von der Kondition her, die man so ein bisschen beurteilen kann oder dann sieht man häufig auch bei Tieren, wenn sie laufen, dass sie doch Lahmheiten haben, die dann auf entsprechende Probleme hinweisen, und das würde ich jetzt hier auch nicht so gleich erkennen; also ich habe hier noch kein Tier lahm gehen sehen, das ist schon noch eher ungewöhnlich."
Öko-Kühe sind nicht gesünder
Die Euter entzündet, die Gebärmutter krank, die Klauen voller Geschwüre - mit den sogenannten Produktionskrankheiten in der Milchviehhaltung haben auch Öko-Bauern zu kämpfen. Das hat Albert Sundrum belegen können, in einer von der Europäischen Union geförderten Studie, gemeinsam mit Forschern aus Schweden, Spanien, Frankreich, Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden.
Das Ergebnis: Europaweit sind Öko-Kühe keineswegs gesünder als ihre Artgenossen in konventionellen Ställen. Die Ursachen dafür sind komplex und haben häufig mit Mängeln bei Fütterung und Hygiene zu tun. Dabei seien die Unterschiede zwischen einzelnen Betrieben erheblich, und kleine Familienhöfe oft nicht besser als große Tierhalter:
"So gesehen ist es nicht der Unterschied zwischen ökologisch und konventionell, der hier maßgeblich ist, sondern es ist das Management, was maßgeblich ist."
Das "Management" im Stall und auf der Weide definiert sich über die Sachkenntnis und das Engagement des Tierhalters und seiner Mitarbeiter. Artgerecht gehalten, trotzdem krank. Vordergründig ein Widerspruch. Dennoch sind diese Mängel bittere Realität und weder auf Milchkühe beschränkt, noch auf die von vielen gescholtene Massentierhaltung.
Dazu der Tierarzt Matthias Wolfschmidt, Geschäftsführer der Verbraucherschutz-Organisation Foodwatch:
"Es geht also nicht um die sogenannte Massentierhaltung automatisch und um Großbetriebe, sondern was man, wenn man die wissenschaftliche Schriftenlage oder Studienlage auswertet, erkennt, ist das Folgende: Dass es nämlich in allen Betriebsformen, in allen Betriebsgrößen, egal, ob konventionell oder ökologisch, egal, ob groß oder klein, ob kleinbäuerlich oder agrarindustriell, Betriebe gibt, die offensichtlich es gut hinbekommen, dass die Tiere gesund sind und auch was die Verhaltensauffälligkeiten anlangt, es nur geringe Probleme gibt. Und es gibt in allen Betriebsformen Betriebe, in denen 50, 60, 70, 80 und sogar 90 Prozent der Tiere im Laufe ihrer Haltungsdauer oder Haltungsperiode mindestens einmal oder häufiger krank geworden sind. Und diese kranken Tiere, die werden am Ende des Tages zu Lieferanten unserer Lebensmittel."
Das Ergebnis: Europaweit sind Öko-Kühe keineswegs gesünder als ihre Artgenossen in konventionellen Ställen. Die Ursachen dafür sind komplex und haben häufig mit Mängeln bei Fütterung und Hygiene zu tun. Dabei seien die Unterschiede zwischen einzelnen Betrieben erheblich, und kleine Familienhöfe oft nicht besser als große Tierhalter:
"So gesehen ist es nicht der Unterschied zwischen ökologisch und konventionell, der hier maßgeblich ist, sondern es ist das Management, was maßgeblich ist."
Das "Management" im Stall und auf der Weide definiert sich über die Sachkenntnis und das Engagement des Tierhalters und seiner Mitarbeiter. Artgerecht gehalten, trotzdem krank. Vordergründig ein Widerspruch. Dennoch sind diese Mängel bittere Realität und weder auf Milchkühe beschränkt, noch auf die von vielen gescholtene Massentierhaltung.
Dazu der Tierarzt Matthias Wolfschmidt, Geschäftsführer der Verbraucherschutz-Organisation Foodwatch:
"Es geht also nicht um die sogenannte Massentierhaltung automatisch und um Großbetriebe, sondern was man, wenn man die wissenschaftliche Schriftenlage oder Studienlage auswertet, erkennt, ist das Folgende: Dass es nämlich in allen Betriebsformen, in allen Betriebsgrößen, egal, ob konventionell oder ökologisch, egal, ob groß oder klein, ob kleinbäuerlich oder agrarindustriell, Betriebe gibt, die offensichtlich es gut hinbekommen, dass die Tiere gesund sind und auch was die Verhaltensauffälligkeiten anlangt, es nur geringe Probleme gibt. Und es gibt in allen Betriebsformen Betriebe, in denen 50, 60, 70, 80 und sogar 90 Prozent der Tiere im Laufe ihrer Haltungsdauer oder Haltungsperiode mindestens einmal oder häufiger krank geworden sind. Und diese kranken Tiere, die werden am Ende des Tages zu Lieferanten unserer Lebensmittel."
Auf Höchstleistungen getrimmt
Diese hohen Krankheitsraten haben viele Ursachen - so vor allem in der Genetik. Das sind die Erbanlagen der hochgezüchteten Tiere. In den meisten Öko-Ställen stehen die gleichen Zuchtlinien wie in herkömmlichen Anlagen. Milchkühe, Mastschweine und Legehennen sind auf Höchstleistungen getrimmt - und mit den Anforderungen, die sich daraus ergeben, müssen auch die Öko-Tierhalter klar kommen. Auch wenn viele von ihnen versuchen, nicht alles aus den Tieren heraus zu holen:
"Schweine, Mastschweine nehmen im Durchschnitt täglich zwischen 800 und 1000 Gramm zu. Milchkühe produzieren im Jahr im Durchschnitt 8000 Kilogramm Milch. Masthühnchen leben 35 Tage und nehmen im Durchschnitt mindestens 100 Gramm am Tag zu. Das alles sind Leistungen, die der Körper erstmal vollbringen muss. Darauf sind die gezüchtet. Das schaffen sie unter optimalen Bedingungen. Wenn wir also einen Betrieb sehen, in dem die Tierbetreuung optimal ist, auch das Know-how des Landwirts oder der Landwirtin optimal ist, in dem keine Unfälle passieren, wie zum Beispiel dass die Klimaanlage ausfällt, das Wetter umschlägt, dass jemand die Stalltür aufgelassen hat, dass das Futter nicht in Ordnung war und, und, und – dann gelingt es, die Tiere gut zu halten und auch gesund zu halten, selbst unter diesen Hochleistungsanforderungen. Aber die Anforderungen sind so hoch, dass eben nicht das Geringste schief gehen darf."
"Schweine, Mastschweine nehmen im Durchschnitt täglich zwischen 800 und 1000 Gramm zu. Milchkühe produzieren im Jahr im Durchschnitt 8000 Kilogramm Milch. Masthühnchen leben 35 Tage und nehmen im Durchschnitt mindestens 100 Gramm am Tag zu. Das alles sind Leistungen, die der Körper erstmal vollbringen muss. Darauf sind die gezüchtet. Das schaffen sie unter optimalen Bedingungen. Wenn wir also einen Betrieb sehen, in dem die Tierbetreuung optimal ist, auch das Know-how des Landwirts oder der Landwirtin optimal ist, in dem keine Unfälle passieren, wie zum Beispiel dass die Klimaanlage ausfällt, das Wetter umschlägt, dass jemand die Stalltür aufgelassen hat, dass das Futter nicht in Ordnung war und, und, und – dann gelingt es, die Tiere gut zu halten und auch gesund zu halten, selbst unter diesen Hochleistungsanforderungen. Aber die Anforderungen sind so hoch, dass eben nicht das Geringste schief gehen darf."
Matthias Wolfschmidt kritisiert, dass die Ökoverbände bei ihren verbandsinternen Kontrollen lange Zeit zu wenig auf die Gesundheit der Tiere geachtet haben, sondern vor allem auf die Haltung der Tiere fixiert waren. Die jeweiligen Mindeststandards dafür definiert die Europäische Union über ihre Öko-Landbauverordnung:
Hühner sollen nicht mehr in beengten Käfigen eingezwängt sein, sondern frei umher laufen, auf dem Boden picken und scharren können.
Schweine sollen nicht mehr in drangvoller Enge auf Betonspaltenböden im Dunst ihrer Fäkalien vor sich hin dämmern, sondern auf Stroh liegen und ebenfalls nach draußen dürfen, um dort zu wühlen und möglichst auch zu suhlen.
Und das klassische Weidetier schlechthin, das Rind, das sollte erst recht so oft wie möglich aufs frische Grün und nicht mehr angebunden im dämmrigen Stall stehen.
Hühner sollen nicht mehr in beengten Käfigen eingezwängt sein, sondern frei umher laufen, auf dem Boden picken und scharren können.
Schweine sollen nicht mehr in drangvoller Enge auf Betonspaltenböden im Dunst ihrer Fäkalien vor sich hin dämmern, sondern auf Stroh liegen und ebenfalls nach draußen dürfen, um dort zu wühlen und möglichst auch zu suhlen.
Und das klassische Weidetier schlechthin, das Rind, das sollte erst recht so oft wie möglich aufs frische Grün und nicht mehr angebunden im dämmrigen Stall stehen.
Durch mehr Platz werden die Tiere nicht automatisch gesünder
In der ökologisch orientierten Tierhaltung leben die Tiere zumeist ihrer Art gerecht - kein Zweifel. Doch gesünder sind sie deshalb nicht geworden - Selbstkritik sei angebracht:
"Weil wir alle in der Tiermedizin, in der Landwirtschaft, Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre gedacht haben: Wenn wir die formalen Haltungsbedingungen verbessern für die Tiere, wenn wir ihnen mehr Platz geben und sie rauslassen und dann die Einstreugeschichte regeln, werden die Tiere automatisch gesünder sein. Und heute wissen wir, so traurig es ist: Dem ist nicht automatisch so. Es gibt exzellent arbeitende Bio-Betriebe. Und es gibt leider welche, bei denen es um die Tiergesundheit genauso schlecht bestellt ist wie in den schlechten konventionellen Betrieben. Das wissen die Öko-Anbauverbände. Das ist wissenschaftlich eindeutig belegt. Es ist in der öffentlichen Diskussion noch nicht angekommen."
Auch der Agrar-Ingenieur und gelernte Landwirt Jan Löning räumt ein, dass sich die Verbände lange Zeit in ihrer Kontrolle und Beratung auf das konzentriert haben, was gesetzlich vorgegeben ist:
"Der Fokus in Bio-Verordnung liegt ganz klar in den Haltungssystemen, dass dann eben vorgeschrieben wird bis ins Kleinste, wieviel Quadratmeter diese und jene Tiergruppe zu haben hat? Wie viele Sitzstangen gegeben werden müssen? Das ist sehr detailliert eben schon geklärt."
Jan Löning berät für "Demeter im Norden" Landwirte des Verbandes. Zuvor hat er jahrelang für verschiedene Öko-Verbände die Tierhalter kontrolliert. Er kennt sich aus in der Szene und beteuert, dass mittlerweile verstärkt auch auf die Gesundheit der Tiere geachtet wird:
"In den letzten Jahren hat das immer mehr auch den Fokus immer mehr auch aufs Tierwohl bekommen; und im Rahmen der Biokontrolle wird eben sehr detailliert auch geguckt mittlerweile: Wie sehen die Tiere aus? Geht es ihnen gesundheitlich gut? Wir gucken auch in die HIT, das ist die sogenannte HIT-Datenbank, wo auch aufgelistet wird: Welche Tiere werden in den Betrieb geboren? Welche Tiere gehen ab? Und welche Tiere gehen mit welcher Ursache ab? Und wir können dann sehr schnell sehen: Ja, dieser Betrieb hat ein Problem, da sind Verendungen da, warum sind diese Verendungen da?"
"Weil wir alle in der Tiermedizin, in der Landwirtschaft, Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre gedacht haben: Wenn wir die formalen Haltungsbedingungen verbessern für die Tiere, wenn wir ihnen mehr Platz geben und sie rauslassen und dann die Einstreugeschichte regeln, werden die Tiere automatisch gesünder sein. Und heute wissen wir, so traurig es ist: Dem ist nicht automatisch so. Es gibt exzellent arbeitende Bio-Betriebe. Und es gibt leider welche, bei denen es um die Tiergesundheit genauso schlecht bestellt ist wie in den schlechten konventionellen Betrieben. Das wissen die Öko-Anbauverbände. Das ist wissenschaftlich eindeutig belegt. Es ist in der öffentlichen Diskussion noch nicht angekommen."
Auch der Agrar-Ingenieur und gelernte Landwirt Jan Löning räumt ein, dass sich die Verbände lange Zeit in ihrer Kontrolle und Beratung auf das konzentriert haben, was gesetzlich vorgegeben ist:
"Der Fokus in Bio-Verordnung liegt ganz klar in den Haltungssystemen, dass dann eben vorgeschrieben wird bis ins Kleinste, wieviel Quadratmeter diese und jene Tiergruppe zu haben hat? Wie viele Sitzstangen gegeben werden müssen? Das ist sehr detailliert eben schon geklärt."
Jan Löning berät für "Demeter im Norden" Landwirte des Verbandes. Zuvor hat er jahrelang für verschiedene Öko-Verbände die Tierhalter kontrolliert. Er kennt sich aus in der Szene und beteuert, dass mittlerweile verstärkt auch auf die Gesundheit der Tiere geachtet wird:
"In den letzten Jahren hat das immer mehr auch den Fokus immer mehr auch aufs Tierwohl bekommen; und im Rahmen der Biokontrolle wird eben sehr detailliert auch geguckt mittlerweile: Wie sehen die Tiere aus? Geht es ihnen gesundheitlich gut? Wir gucken auch in die HIT, das ist die sogenannte HIT-Datenbank, wo auch aufgelistet wird: Welche Tiere werden in den Betrieb geboren? Welche Tiere gehen ab? Und welche Tiere gehen mit welcher Ursache ab? Und wir können dann sehr schnell sehen: Ja, dieser Betrieb hat ein Problem, da sind Verendungen da, warum sind diese Verendungen da?"
Tod und Krankheit gehört auch zum Bio-Hof
Krankheiten und Tod gehören eben auch zum Leben. Und dies nicht nur in den Ställen der Massentierhaltung, sondern auch auf den Bio-Höfen. Nicht diese Tatsache an sich unterscheidet gute von schlechten Betrieben, sondern allein das Ausmaß der Abgänge: Kälber können so schwere Darmerkrankungen erleiden, dass sie im Extremfall daran verenden. Legehennen werden von ihren Artgenossinnen zu Tode gehackt oder im Auslauf zu Dutzenden von Habicht und Fuchs erbeutet. Und auch Schweine können auf Bio-Höfen so richtige Schweine sein - und dies sogar dann, wenn sie noch als kleine, niedliche Ferkel unterwegs sind:
"Es gibt auch mal eine Gruppe von 30 Ferkeln, die sich entscheidet: Wir nehmen uns den einen jetzt vor und machen den kalt! Das gibt es auch in der artgerechten Tierhaltung."
Martin Schulz ist ein Pionier der artgerechten Schweinehaltung in Deutschland.
"Schweine können auch Schweine sein und es gibt auch mal Gelenkentzündungen bei Tieren und es gibt auch plötzlichen Herztod; also, wir haben auch nicht Verluste von null Prozent, sondern die liegen auch zwischen ein und zwei Prozent; und da werden wir wahrscheinlich auch nicht niedriger kommen, weil das halt nicht auszuschließen ist."
Sein alter Bauernhof liegt in Gusborn, einem kleinen Ort im niedersächischen Wendland, unweit der Elbe. Für Interessierte öffnet Martin Schulz gern seinen Stall wo die Schweine sich nach Belieben tummeln dürfen. Jede Gruppe besteht aus maximal 15 Tieren, die in 15 Quadratmeter großen Boxen auf Stroh und Heu umher wuseln. Jede Bucht hat einen Ausgang nach draußen zum neun Quadratmeter großen Auslauf - in der Summe haben die Tiere also doppelt so viel Platz wie in der herkömmlichen Haltung.
Jedes Schwein hat auch seinen charakteristischen Ringelschwanz behalten dürfen - in der konventionellen Haltung wäre dies undenkbar. Dort ist den Tieren derart langweilig, dass sie sich gegenseitig die Schwänze abknabbern würden:
"Wir haben überhaupt keine Probleme mit Schwanzbeißen in diesem System, weil wir mit viel Stroh arbeiten, sowohl im Stall als auch im Auslauf, und die Tiere genug Beschäftigungsmaterial haben, um ihre Verhaltensweisen ausleben zu können."
"Es gibt auch mal eine Gruppe von 30 Ferkeln, die sich entscheidet: Wir nehmen uns den einen jetzt vor und machen den kalt! Das gibt es auch in der artgerechten Tierhaltung."
Martin Schulz ist ein Pionier der artgerechten Schweinehaltung in Deutschland.
"Schweine können auch Schweine sein und es gibt auch mal Gelenkentzündungen bei Tieren und es gibt auch plötzlichen Herztod; also, wir haben auch nicht Verluste von null Prozent, sondern die liegen auch zwischen ein und zwei Prozent; und da werden wir wahrscheinlich auch nicht niedriger kommen, weil das halt nicht auszuschließen ist."
Sein alter Bauernhof liegt in Gusborn, einem kleinen Ort im niedersächischen Wendland, unweit der Elbe. Für Interessierte öffnet Martin Schulz gern seinen Stall wo die Schweine sich nach Belieben tummeln dürfen. Jede Gruppe besteht aus maximal 15 Tieren, die in 15 Quadratmeter großen Boxen auf Stroh und Heu umher wuseln. Jede Bucht hat einen Ausgang nach draußen zum neun Quadratmeter großen Auslauf - in der Summe haben die Tiere also doppelt so viel Platz wie in der herkömmlichen Haltung.
Jedes Schwein hat auch seinen charakteristischen Ringelschwanz behalten dürfen - in der konventionellen Haltung wäre dies undenkbar. Dort ist den Tieren derart langweilig, dass sie sich gegenseitig die Schwänze abknabbern würden:
"Wir haben überhaupt keine Probleme mit Schwanzbeißen in diesem System, weil wir mit viel Stroh arbeiten, sowohl im Stall als auch im Auslauf, und die Tiere genug Beschäftigungsmaterial haben, um ihre Verhaltensweisen ausleben zu können."
Freilandhaltung mit Risiko
Martin Schulz gehört dem Neuland-Verband an und ist dort auch als Geschäftsführer in der Vermarktung tätig. Neuland ist nicht streng ökologisch ausgerichtet. Das Futter darf aus konventionellen Quellen der Region kommen, aber niemals aus Übersee. Dafür sind die Haltungsbedingungen zum Teil strenger. Betonspaltenböden sind bei Neuland verboten. Martin Schulz hat die Spalten in seinem alten Schweinstall zubetonieren lassen. Jetzt liegt hier überall frisches Stroh:
"Im Stall streuen wir sogar mit Heu ein, hier. Wenn man nicht nachstreuen würde, würde irgendwann kein Material mehr in den Buchten sein, weil die das komplett auffressen. Sie sind 70 Prozent des Tages damit beschäftigt - also in der Zeit, wo sie nicht schlafen - das Material zu durchwühlen und zu durchkauen; und das ist für Schweine ganz wichtig, dass ist halt eine angeborene Eigenschaft von den Tieren, dass sie Aktivität am Boden zeigen."
Weidehaltung auf der grünen Wiese, wo die Tiere wühlen und suhlen könnten, das kommt für Martin Schulz jedoch nicht mehr in Frage. Früher hatte er mal im Freiland Sauen gehalten, die ihre Ferkel draußen großzogen. Das gab dann Ärger mit der Amtsveterinärin: Die Gefahr war zu groß, dass Wildschweine die Schweinepest in den Bestand tragen könnten.
Nun steht sogar die Afrikanische Schweinepest ante portas. In Polen grassiert sie bereits. Wenn die Seuche den Weg über Oder und Elbe finden sollte, müsste Martin Schulz seinen Hof gut abschirmen und auch sonst viele Vorkehrungen treffen, das hat er bereits in Erfahrung gebracht.
Es gibt einige Krankheiten, die besonders alternativen Schweinemästern Probleme bereiten können. Dies liegt an der Haltungsform, sagt Experte Lars Schrader:
"Wenn ich den Tieren mehr Freiraum gebe, wenn ich sie stärker nach draußen lasse, habe ich einen höheren Erregerdruck. Wenn ich ihnen mehr Einstreu anbiete, habe ich auch ein höheres Risiko, dass sich die Erreger dort drin halten können. Und so findet man beispielsweise auf dem Schlachthof sogenannte Milk Spots auf der Leber, häufiger als in der konventionellen Haltung. Das sind weiße Flecken, die von Spulwürmern kommen, die die Tiere dann eben befallen haben. Das ist für den Menschen nicht schädlich, aber natürlich ab einer gewissen Grenze dann für die Tiere schon eine Belastung auch."
"Im Stall streuen wir sogar mit Heu ein, hier. Wenn man nicht nachstreuen würde, würde irgendwann kein Material mehr in den Buchten sein, weil die das komplett auffressen. Sie sind 70 Prozent des Tages damit beschäftigt - also in der Zeit, wo sie nicht schlafen - das Material zu durchwühlen und zu durchkauen; und das ist für Schweine ganz wichtig, dass ist halt eine angeborene Eigenschaft von den Tieren, dass sie Aktivität am Boden zeigen."
Weidehaltung auf der grünen Wiese, wo die Tiere wühlen und suhlen könnten, das kommt für Martin Schulz jedoch nicht mehr in Frage. Früher hatte er mal im Freiland Sauen gehalten, die ihre Ferkel draußen großzogen. Das gab dann Ärger mit der Amtsveterinärin: Die Gefahr war zu groß, dass Wildschweine die Schweinepest in den Bestand tragen könnten.
Nun steht sogar die Afrikanische Schweinepest ante portas. In Polen grassiert sie bereits. Wenn die Seuche den Weg über Oder und Elbe finden sollte, müsste Martin Schulz seinen Hof gut abschirmen und auch sonst viele Vorkehrungen treffen, das hat er bereits in Erfahrung gebracht.
Es gibt einige Krankheiten, die besonders alternativen Schweinemästern Probleme bereiten können. Dies liegt an der Haltungsform, sagt Experte Lars Schrader:
"Wenn ich den Tieren mehr Freiraum gebe, wenn ich sie stärker nach draußen lasse, habe ich einen höheren Erregerdruck. Wenn ich ihnen mehr Einstreu anbiete, habe ich auch ein höheres Risiko, dass sich die Erreger dort drin halten können. Und so findet man beispielsweise auf dem Schlachthof sogenannte Milk Spots auf der Leber, häufiger als in der konventionellen Haltung. Das sind weiße Flecken, die von Spulwürmern kommen, die die Tiere dann eben befallen haben. Das ist für den Menschen nicht schädlich, aber natürlich ab einer gewissen Grenze dann für die Tiere schon eine Belastung auch."
Schweine sind saubere Tiere
Lars Schrader leitet das Friedrich-Löffler-Institut für Tierschutz in Celle, das dem Bundeslandwirtschaftsministerium unterstellt ist. Der Agrarwissenschaftler kennt die Schlachtbefunde von Schweinen aus artgerechter und konventioneller Haltung. Die Lebern sehen bei manchen Öko-Schweinen wirklich schlechter aus. Die Lungenbefunde jedoch können bei beiden Haltungsformen Mängel aufweisen:
"Das sind Lungenentzündungen und ähnliches; das kann in der konventionellen Haltung sehr hoch sein. Wenn das Stallklima nicht stimmt wegen hoher Ammoniakbelastung. Das kann aber auch bei bestimmten Bio-Betrieben höher sein aufgrund der Staubbelastung durch das Stroh; oder auch des höheren Erregerdrucks."
Jeder Stall müsste nach jeder Mastperiode kurzzeitig frei von Tieren sein und dann gründlich gereinigt werden, fordert Lars Schrader. Die Vorgaben der Verbände in der alternativen Tierhaltung sehen vor, die Einstreu regelmäßig auszutauschen.
Besonders draußen im Auslauf, wo die Tiere "hinmisten". Schweine sind saubere Tiere, sie "machen" eigentlich nicht in ihre Buchten im Stall, also dorthin, wo sie schlafen und fressen. Wenn dennoch Parasiten die Lebern befallen, hat der Bauer gepennt. Eine Wurmkur während der Mastperiode und regelmäßiges Ausmisten - dann sollte eigentlich nichts schiefgehen:
"Das ist ein Managementproblem, hat halt mit Sauberkeit zu tun und man muss die Tiere schon mit 60 Kilo nochmal entwurmen, und dann ist das eigentlich unproblematisch, kriegt man das in den Griff."
Bei Martin Schulz in Gusborn gibt es auf den ersten Blick nichts zu bemängeln. Die Schweine zeigen am Ende der Mast keine Hautabschürfungen - das ist ungewöhnlich. Es ist auch kein Tier zu erkennen, das ein Bein nachzieht. Die Augen sind klar und nicht gerötet - was auf schlechte Luft mit hoher Ammoniak-Konzentration schließen ließe. Im Stall stinkt es auch nicht - es riecht, aber nur ein bisschen. Die vielen Luken zu den Ausläufen lassen viel frische Luft in den Stall strömen. Eine kostspielige und störanfällige Be- und Entlüftung braucht dieser Stall nicht. Martin Schulz - so hat es den Anschein - hat seinen Laden im Griff.
"Das sind Lungenentzündungen und ähnliches; das kann in der konventionellen Haltung sehr hoch sein. Wenn das Stallklima nicht stimmt wegen hoher Ammoniakbelastung. Das kann aber auch bei bestimmten Bio-Betrieben höher sein aufgrund der Staubbelastung durch das Stroh; oder auch des höheren Erregerdrucks."
Jeder Stall müsste nach jeder Mastperiode kurzzeitig frei von Tieren sein und dann gründlich gereinigt werden, fordert Lars Schrader. Die Vorgaben der Verbände in der alternativen Tierhaltung sehen vor, die Einstreu regelmäßig auszutauschen.
Besonders draußen im Auslauf, wo die Tiere "hinmisten". Schweine sind saubere Tiere, sie "machen" eigentlich nicht in ihre Buchten im Stall, also dorthin, wo sie schlafen und fressen. Wenn dennoch Parasiten die Lebern befallen, hat der Bauer gepennt. Eine Wurmkur während der Mastperiode und regelmäßiges Ausmisten - dann sollte eigentlich nichts schiefgehen:
"Das ist ein Managementproblem, hat halt mit Sauberkeit zu tun und man muss die Tiere schon mit 60 Kilo nochmal entwurmen, und dann ist das eigentlich unproblematisch, kriegt man das in den Griff."
Bei Martin Schulz in Gusborn gibt es auf den ersten Blick nichts zu bemängeln. Die Schweine zeigen am Ende der Mast keine Hautabschürfungen - das ist ungewöhnlich. Es ist auch kein Tier zu erkennen, das ein Bein nachzieht. Die Augen sind klar und nicht gerötet - was auf schlechte Luft mit hoher Ammoniak-Konzentration schließen ließe. Im Stall stinkt es auch nicht - es riecht, aber nur ein bisschen. Die vielen Luken zu den Ausläufen lassen viel frische Luft in den Stall strömen. Eine kostspielige und störanfällige Be- und Entlüftung braucht dieser Stall nicht. Martin Schulz - so hat es den Anschein - hat seinen Laden im Griff.
Der mobile Hühnerstall
Munteres Gegacker und schrille Hahnenrufe schallen Johannes Erkens entgegen, wenn er den mobilen Hühnerstall auf seinem Kudammhof bei Celle in Niedersachsen betritt. Braungefiederte Hühner flattern auf, andere hocken auf Sitzstangen, die über eine Länge von mehr als zehn Metern nach hinten führen. Dahinter dann, durch die vielen Hühner auf den Sitzstangen etwas verdeckt, befindet sich das Winter-Wohnzimmer:
"Im hinteren Drittel haben wir unseren Scharr-Raum, da ist Stroh eingestreut. Da ist wieder der Sandkasten drin, wo die ihr Sandbad nehmen können für die Gefiederpflege; und von dem Scharraum aus gehen bei diesem Stall auch nach links und rechts die Luken ab, wo die Hühner dann ins Freiland rauskommen."
Das Freiland ist aber jetzt, zur kalten Jahreszeit, tabu für die Hühner. Die Luken sind dicht. Die Gefahr zu erkranken, wäre zu groß. Aber auch drinnen wirkt der Platz üppig genug für die rund tausend Legehennen. Parallel zu den Sitzstangen zieht sich in der Mitte eine meterlange Holzkonstruktion durch den Stall nach hinten. Darin eingelassen lauter Löcher: Nestmulden. Davor hängen Plastik-Lappen und schützen wie kleine Gardinen die Hühner, die in abgedunkelter Ruhe ihre Eier legen können.
Der Folienstall mit halbrundem Dach ist 24 Meter lang und 8 Meter breit - die Grundfläche entspricht in etwa der von zwei Einfamilienhäusern. Lars Schrader vom Löffler-Institut für Tierschutz begutachtet erstmals die Hühner vom Kudammhof. Ihn interessiert, wie gut sich die Hennen im Bioland-Stall vertragen, ob sie sich bereits gegenseitig das Gefieder zerzaust haben:
Lars Schrader: "Was mir besonders auffällt ist das Gefieder der Tiere, das absolut top ist; die sind auch noch relativ jung, nehme ich mal an, Herr Erkens, die sind jetzt wie alt?"
Johannes Erkens: "Die sind jetzt vier Monate alt ungefähr, also vier Monate am Legen ..."
Lars Schrader: "Also, im vierten Legemonat, und da finden wir auf vielen anderen Betrieben doch schon deutlich schlechteres Gefieder. Vielleicht liegt es auch ein bisschen daran, dass ein paar Hähne mit laufen, die ja auch ein bisschen sozial ausgleichend wirken. Auf dem ersten Blick, von weitem, sieht man wirklich keine Gefiederschäden, und schon gar keine wirklichen Verletzungen; die treten vermehrt später auf, aber bei vielen Herden sieht man das in diesem Alter auch schon beginnen, auf jeden Fall! Und man muss ja immer bedenken: Die Tiere hier sind nicht schnabelkupiert! Und hier vor uns sitzt ´ne Henne: Der Oberschnabel überragt den Unterschnabel, und das ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sie eben nicht kupiert sind."
"Im hinteren Drittel haben wir unseren Scharr-Raum, da ist Stroh eingestreut. Da ist wieder der Sandkasten drin, wo die ihr Sandbad nehmen können für die Gefiederpflege; und von dem Scharraum aus gehen bei diesem Stall auch nach links und rechts die Luken ab, wo die Hühner dann ins Freiland rauskommen."
Das Freiland ist aber jetzt, zur kalten Jahreszeit, tabu für die Hühner. Die Luken sind dicht. Die Gefahr zu erkranken, wäre zu groß. Aber auch drinnen wirkt der Platz üppig genug für die rund tausend Legehennen. Parallel zu den Sitzstangen zieht sich in der Mitte eine meterlange Holzkonstruktion durch den Stall nach hinten. Darin eingelassen lauter Löcher: Nestmulden. Davor hängen Plastik-Lappen und schützen wie kleine Gardinen die Hühner, die in abgedunkelter Ruhe ihre Eier legen können.
Der Folienstall mit halbrundem Dach ist 24 Meter lang und 8 Meter breit - die Grundfläche entspricht in etwa der von zwei Einfamilienhäusern. Lars Schrader vom Löffler-Institut für Tierschutz begutachtet erstmals die Hühner vom Kudammhof. Ihn interessiert, wie gut sich die Hennen im Bioland-Stall vertragen, ob sie sich bereits gegenseitig das Gefieder zerzaust haben:
Lars Schrader: "Was mir besonders auffällt ist das Gefieder der Tiere, das absolut top ist; die sind auch noch relativ jung, nehme ich mal an, Herr Erkens, die sind jetzt wie alt?"
Johannes Erkens: "Die sind jetzt vier Monate alt ungefähr, also vier Monate am Legen ..."
Lars Schrader: "Also, im vierten Legemonat, und da finden wir auf vielen anderen Betrieben doch schon deutlich schlechteres Gefieder. Vielleicht liegt es auch ein bisschen daran, dass ein paar Hähne mit laufen, die ja auch ein bisschen sozial ausgleichend wirken. Auf dem ersten Blick, von weitem, sieht man wirklich keine Gefiederschäden, und schon gar keine wirklichen Verletzungen; die treten vermehrt später auf, aber bei vielen Herden sieht man das in diesem Alter auch schon beginnen, auf jeden Fall! Und man muss ja immer bedenken: Die Tiere hier sind nicht schnabelkupiert! Und hier vor uns sitzt ´ne Henne: Der Oberschnabel überragt den Unterschnabel, und das ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sie eben nicht kupiert sind."
Federpicken und Kannibalismus kommen auch bei Bio-Hühnern vor
Die konventionellen Hennenhalter stutzen den Vögeln die Schnäbel, damit sie sich nicht gegenseitig verletzen. Die Öko-Verbände verbieten das - aus gutem Grund:
"Der Schnabel ist ein Tastorgan der Tiere, ein Sinnesorgan der Tiere. Und wenn man da was wegschneidet, dann ist die Sinneswahrnehmung der Hühner tatsächlich eingeschränkt."
Dass Hühner über Artgenossen herfallen und diese sogar tothacken und anfressen, ist durchaus üblich. Warum das geschieht, ist nicht vollständig geklärt:
"Federpicken und Kannibalismus - wir nennen das immer gerne ein multifaktorielles Problem. Das heißt: Es hat viele Ursachen, die miteinander auch noch zusammenwirken. Wir wissen das hundertprozentig noch nicht vollständig. Was wir eben wissen, dass man an vielen Stellschrauben drehen muss, um dieses Problem zumindest einzudämmen. Wir werden es wahrscheinlich nie loswerden. Ich habe vor ein paar Jahren in unserer Bibliothek ein Buch gesehen von 1908. Da waren Hühner noch nicht in Käfigen gehalten, da wurden die noch in bilderbuch-romantischen Gegebenheiten gehalten - und auch da wurde dieses Thema des Federfressens oder Federpickens schon angesprochen."
Hühner sind von Natur aus zänkisch. Deswegen achtet Johannes Erkens auf gute Kinderstube. Er zieht die Tiere bereits als Junghennen in einer ähnlichen Umgebung auf, die sie dann später auch als erwachsene Legehennen erfahren. Das vermeidet eine Fehlentwicklung und dämmt das Problem ein. Außerdem können sich die Hennen im Stall an klobigen Picksteinen austoben, da stumpfen die scharfen Schnäbel etwas ab - so wie es auch draußen geschieht, wenn die Hühner zwischen kleinen Steinchen nach Fressbarem suchen.
Überhaupt ist der Auslauf wichtig - sofern die Hühner ihn auch ausgiebig nutzen. Dort jedoch lauern Fuchs, Habicht und andere Räuber. Von 1000 Hühnern verliert Johannes Erkens rund 150 Tiere - die meisten davon werden erbeutet. Eine dauerhaft tragfähige Strategie dagegen gibt es bislang nicht, bedauert Lars Schrader:
"Und das ist ein Problem bei vielen Freilandhaltungen, dass sich die Tiere im stallnahen Bereich nur aufhalten, weil sie ängstlich sind, weil auch hin und wieder der Habicht vorbeikommen kann. Der andere große Nachteil ist für die Tiere zum einen, dass sich in dem stallnahen Bereich auch Parasiten, also Eier von Endoparasiten akkumulieren können, die dann auch zu Erkrankungen der Tiere führen können. Und der andere große Nachteil ist, dass sich in diesen stallnahen Bereichen der Kot der Tiere konzentriert und das natürlich dann auch eine negative Umweltwirkung haben kann."
Hier hat Johannes Erkens eine Antwort parat: Der Folienstall ist zwar so groß wie zwei Einfamilienhäuser - dennoch steht er auf Kufen. Viermal im Jahr rumpeln zwei Traktoren mit dem Stall etliche Meter weiter auf der Weide - frisches Grün für die Hennen im Auslauf ist garantiert. Und das Parasiten-Problem wird so auch minimiert:
"Da sehe ich als Legehennenhalter auch unsere größte Herausforderung: Die Tiergesundheit über einen langen Zeitraum durchzuhalten. Wie bei uns über 20 Monate rauszukommen! Und gerade dieser stallnahe Bereich, die Endoparasiten, die Darmerkrankungen, das sind ja die, die nach hinten raus das größte Problem bedeuten; und da muss man natürlich mehr versuchen, die in den Griff zu kriegen und das natürlich als Öko-Betrieb, das ist natürlich auch eine große Herausforderung!"
"Der Schnabel ist ein Tastorgan der Tiere, ein Sinnesorgan der Tiere. Und wenn man da was wegschneidet, dann ist die Sinneswahrnehmung der Hühner tatsächlich eingeschränkt."
Dass Hühner über Artgenossen herfallen und diese sogar tothacken und anfressen, ist durchaus üblich. Warum das geschieht, ist nicht vollständig geklärt:
"Federpicken und Kannibalismus - wir nennen das immer gerne ein multifaktorielles Problem. Das heißt: Es hat viele Ursachen, die miteinander auch noch zusammenwirken. Wir wissen das hundertprozentig noch nicht vollständig. Was wir eben wissen, dass man an vielen Stellschrauben drehen muss, um dieses Problem zumindest einzudämmen. Wir werden es wahrscheinlich nie loswerden. Ich habe vor ein paar Jahren in unserer Bibliothek ein Buch gesehen von 1908. Da waren Hühner noch nicht in Käfigen gehalten, da wurden die noch in bilderbuch-romantischen Gegebenheiten gehalten - und auch da wurde dieses Thema des Federfressens oder Federpickens schon angesprochen."
Hühner sind von Natur aus zänkisch. Deswegen achtet Johannes Erkens auf gute Kinderstube. Er zieht die Tiere bereits als Junghennen in einer ähnlichen Umgebung auf, die sie dann später auch als erwachsene Legehennen erfahren. Das vermeidet eine Fehlentwicklung und dämmt das Problem ein. Außerdem können sich die Hennen im Stall an klobigen Picksteinen austoben, da stumpfen die scharfen Schnäbel etwas ab - so wie es auch draußen geschieht, wenn die Hühner zwischen kleinen Steinchen nach Fressbarem suchen.
Überhaupt ist der Auslauf wichtig - sofern die Hühner ihn auch ausgiebig nutzen. Dort jedoch lauern Fuchs, Habicht und andere Räuber. Von 1000 Hühnern verliert Johannes Erkens rund 150 Tiere - die meisten davon werden erbeutet. Eine dauerhaft tragfähige Strategie dagegen gibt es bislang nicht, bedauert Lars Schrader:
"Und das ist ein Problem bei vielen Freilandhaltungen, dass sich die Tiere im stallnahen Bereich nur aufhalten, weil sie ängstlich sind, weil auch hin und wieder der Habicht vorbeikommen kann. Der andere große Nachteil ist für die Tiere zum einen, dass sich in dem stallnahen Bereich auch Parasiten, also Eier von Endoparasiten akkumulieren können, die dann auch zu Erkrankungen der Tiere führen können. Und der andere große Nachteil ist, dass sich in diesen stallnahen Bereichen der Kot der Tiere konzentriert und das natürlich dann auch eine negative Umweltwirkung haben kann."
Hier hat Johannes Erkens eine Antwort parat: Der Folienstall ist zwar so groß wie zwei Einfamilienhäuser - dennoch steht er auf Kufen. Viermal im Jahr rumpeln zwei Traktoren mit dem Stall etliche Meter weiter auf der Weide - frisches Grün für die Hennen im Auslauf ist garantiert. Und das Parasiten-Problem wird so auch minimiert:
"Da sehe ich als Legehennenhalter auch unsere größte Herausforderung: Die Tiergesundheit über einen langen Zeitraum durchzuhalten. Wie bei uns über 20 Monate rauszukommen! Und gerade dieser stallnahe Bereich, die Endoparasiten, die Darmerkrankungen, das sind ja die, die nach hinten raus das größte Problem bedeuten; und da muss man natürlich mehr versuchen, die in den Griff zu kriegen und das natürlich als Öko-Betrieb, das ist natürlich auch eine große Herausforderung!"
Tierkontrolle am Computer
Der großen Herausforderung, seine Milchkühe gesund zu halten, wird Andreas Driller im westfälischen Altenbeken gerecht - dank moderner Technik, die ihn mit unzähligen Daten förmlich überflutet. Das alles richtig einzuordnen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, das ist die neue Herausforderung:
"Also, es ist schon so, dass man weniger Zeit hier zwischen den Tieren verbringt, aber dafür mehr Zeit auch am Computer, um eben diese Daten dann auch auszuwerten; und dementsprechend auch zu analysieren, wenn eben ein Problem beim Einzeltier vorliegt; sonst war es früher immer so: Man ist morgens mit dem Melken im Stall gestartet, und jetzt ist es eigentlich so, nach der ersten Tierkontrolle, nach dem Füttern der Tiere, dann ist es so, dass erstmal wirklich der Gang zum PC geht, um eben die Daten vor allen Dingen auch von der letzten Nacht, wo man da nichts mitbekommen hat, auszuwerten."
Die Software zeigt ihm sofort an, wo es im Bestand Abweichungen gibt, und mit ein paar Mausklicks kann Andreas Driller die Analyse vertiefen. Sollte es einer Kuh laut Datenlage nicht so gut gehen, kann er sich das Tier genauer anschauen.
Früher hieß es "Aug des Herrn nährt das Vieh" - heute blickt der Computer noch genauer hin. Tradition und Moderne fügen sich hier zu einem Gesamtbild, das die Gesundheit der Tiere fördert.
Geradezu absurd mutet es jedoch an, wenn die Molkerei dieses Streben nicht belohnt. Professor Albert Sundrum vom Fachbereich Ökologische Landwirtschaft kritisiert, dass alle Öko-Milchviehhalter für ihre Milch den gleichen Premium-Preis kassieren - egal, ob es den Kühen gut geht oder nicht:
"Derjenige, der eine sehr hohe Qualität in Form von hoher Tiergesundheit realisiert, hat definitiv mehr Aufwendungen. Muss mehr Zeit investieren, muss auch andere zusätzliche Aktivitäten einbringen, damit er dieses Ziel erreicht - bekommt aber den gleichen Preis! Und derjenige, der sich all diese Mühen spart, hat im Grunde einen Wettbewerbsvorteil, weil er mit weniger Mühen trotzdem den Preis realisiert. Und diese Situation würde ich als Wettbewerbsverzerrung bezeichnen, der man entgegen wirken muss, weil damit schaffe ich keine Anreize für eine Qualitätserzeugung."
"Also, es ist schon so, dass man weniger Zeit hier zwischen den Tieren verbringt, aber dafür mehr Zeit auch am Computer, um eben diese Daten dann auch auszuwerten; und dementsprechend auch zu analysieren, wenn eben ein Problem beim Einzeltier vorliegt; sonst war es früher immer so: Man ist morgens mit dem Melken im Stall gestartet, und jetzt ist es eigentlich so, nach der ersten Tierkontrolle, nach dem Füttern der Tiere, dann ist es so, dass erstmal wirklich der Gang zum PC geht, um eben die Daten vor allen Dingen auch von der letzten Nacht, wo man da nichts mitbekommen hat, auszuwerten."
Die Software zeigt ihm sofort an, wo es im Bestand Abweichungen gibt, und mit ein paar Mausklicks kann Andreas Driller die Analyse vertiefen. Sollte es einer Kuh laut Datenlage nicht so gut gehen, kann er sich das Tier genauer anschauen.
Früher hieß es "Aug des Herrn nährt das Vieh" - heute blickt der Computer noch genauer hin. Tradition und Moderne fügen sich hier zu einem Gesamtbild, das die Gesundheit der Tiere fördert.
Geradezu absurd mutet es jedoch an, wenn die Molkerei dieses Streben nicht belohnt. Professor Albert Sundrum vom Fachbereich Ökologische Landwirtschaft kritisiert, dass alle Öko-Milchviehhalter für ihre Milch den gleichen Premium-Preis kassieren - egal, ob es den Kühen gut geht oder nicht:
"Derjenige, der eine sehr hohe Qualität in Form von hoher Tiergesundheit realisiert, hat definitiv mehr Aufwendungen. Muss mehr Zeit investieren, muss auch andere zusätzliche Aktivitäten einbringen, damit er dieses Ziel erreicht - bekommt aber den gleichen Preis! Und derjenige, der sich all diese Mühen spart, hat im Grunde einen Wettbewerbsvorteil, weil er mit weniger Mühen trotzdem den Preis realisiert. Und diese Situation würde ich als Wettbewerbsverzerrung bezeichnen, der man entgegen wirken muss, weil damit schaffe ich keine Anreize für eine Qualitätserzeugung."
Weniger Geld für verwurmte Tiere
Dabei liefern sowohl Milchdaten als auch Schlachthof-Befunde genügend Anhaltspunkte über den Gesundheitszustand der Tiere. Für den Gusborner Schweinemäster Martin Schulz - gleichzeitig einer der Geschäftsführer von Neuland - sind verwurmte Schweinelebern Anlass genug, den Bauern ans Geld zu gehen:
"Zum Beispiel bei uns im Abrechnungssystem wird das stringent gehandhabt. Also, wenn eine Leber verworfen wird, zahlt man eine Strafe von 7,67 Euro. Deswegen sind die Betriebe immer sehr schnell, dass sie wieder ihre Entwurmung vernünftig machen und die Hygiene einhalten, weil das doch sehr viel Geld ist."
7 Euro 67 Strafe bei einer verwurmten Schweineleber klingt nicht viel, doch wenn sich Parasiten im Stroh ungehindert entwickeln, sind in der Regel gleich mehrere Schweine betroffen, mitunter Dutzende pro Mastperiode - und dann läppert sich das Ganze.
Die Gesundheit eines Tieres lässt sich sowohl mittels Computerdaten als auch am Schlachtkörper messen - und dadurch in Kategorien einteilen, im Sinne eines Benchmarkings.
Ein Landwirt, der gesunde Tiere im Stall und auf der Weide hält, erfüllt ein hohes Qualitätskriterium. Und sollte dafür dann auch belohnt werden. Albert Sundrum fordert ein Vermarktungssystem, das sich streng an einem Qualitäts-Benchmarking orientiert:
"Wir würden uns schon wünschen, dass viel mehr der Betriebe, die ja durchaus gezeigt haben, dass sie das Management beherrschen, dass die noch mehr gefördert werden. Und dann müssten dann natürlich schon auch den Betrieben, die es nicht schaffen, entweder noch andere Unterstützung zu teil werden lassen, oder man müsste sie auch dann aus der ökologischen Produktion herausnehmen; weil auf Dauer kann man auch die ökologische Erzeugung nur glaubhaft vertreten, indem man den Qualitätsvorsprung gegenüber dem Durchschnitt auch sichtbar macht bzw. auch den Nachweis erbringt. Und das wäre auch über die Tiergesundheit notwendig."
Die ökologische Landwirtschaft hat die Nutztiere aus der drangvollen Enge dunkler Ställe befreien können. Die Tiere leben ihrer Art gerechter, keine Frage. Doch es bleibt noch ein langer Weg, bis Rinder, Schweine und Geflügel auch so gesund im Stall und auf der Weide leben, wie es die Verbraucher eigentlich immer vorausgesetzt hatten.
"Zum Beispiel bei uns im Abrechnungssystem wird das stringent gehandhabt. Also, wenn eine Leber verworfen wird, zahlt man eine Strafe von 7,67 Euro. Deswegen sind die Betriebe immer sehr schnell, dass sie wieder ihre Entwurmung vernünftig machen und die Hygiene einhalten, weil das doch sehr viel Geld ist."
7 Euro 67 Strafe bei einer verwurmten Schweineleber klingt nicht viel, doch wenn sich Parasiten im Stroh ungehindert entwickeln, sind in der Regel gleich mehrere Schweine betroffen, mitunter Dutzende pro Mastperiode - und dann läppert sich das Ganze.
Die Gesundheit eines Tieres lässt sich sowohl mittels Computerdaten als auch am Schlachtkörper messen - und dadurch in Kategorien einteilen, im Sinne eines Benchmarkings.
Ein Landwirt, der gesunde Tiere im Stall und auf der Weide hält, erfüllt ein hohes Qualitätskriterium. Und sollte dafür dann auch belohnt werden. Albert Sundrum fordert ein Vermarktungssystem, das sich streng an einem Qualitäts-Benchmarking orientiert:
"Wir würden uns schon wünschen, dass viel mehr der Betriebe, die ja durchaus gezeigt haben, dass sie das Management beherrschen, dass die noch mehr gefördert werden. Und dann müssten dann natürlich schon auch den Betrieben, die es nicht schaffen, entweder noch andere Unterstützung zu teil werden lassen, oder man müsste sie auch dann aus der ökologischen Produktion herausnehmen; weil auf Dauer kann man auch die ökologische Erzeugung nur glaubhaft vertreten, indem man den Qualitätsvorsprung gegenüber dem Durchschnitt auch sichtbar macht bzw. auch den Nachweis erbringt. Und das wäre auch über die Tiergesundheit notwendig."
Die ökologische Landwirtschaft hat die Nutztiere aus der drangvollen Enge dunkler Ställe befreien können. Die Tiere leben ihrer Art gerechter, keine Frage. Doch es bleibt noch ein langer Weg, bis Rinder, Schweine und Geflügel auch so gesund im Stall und auf der Weide leben, wie es die Verbraucher eigentlich immer vorausgesetzt hatten.