Ein Meister der Gegenwartsliteratur
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Der Norweger Jon Fosse ist einer der erfolgreichsten Dramatiker seiner Generation. Seine Theaterstücke beschreiben auf einzigartige Weise das Unsagbare der menschlichen Existenz. Aber auch seine Romane und Erzählungen werden gefeiert.
"Leute fragen mich oft, wie es ist, zu schreiben und wie ich schreibe. Und natürlich habe ich wieder und wieder darüber nachgedacht und nach einem Wort gesucht, es zu beschreiben."
Im Foyer des Osloer Theaters "Det Norske Teatret" erzählt der norwegische Autor Jon Fosse von der Arbeit an dem Roman "Der andere Name". Dies ist der erste Band eines auf sieben Teile angelegten, mehr als 1200 Seiten umfassenden Erzählprojekts.
"Und das eine Wort, das dem, was tatsächlich geschieht, am nächsten kommt, ist das Wort "Zuhören". Ich setze mich einfach hin, bereite nichts vor, beginne einfach mit dem Schreiben."
Erfolgreicher Dramatiker seiner Generation
Der Norweger Jon Fosse ist einer der erfolgreichsten Dramatiker seiner Generation. Und auch seine Romane und Erzählungen werden als Meisterwerke der Gegenwartsliteratur gefeiert. Rechtzeitig zu Fosses 60. Geburtstag und zu Beginn der Frankfurter Buchmesse, deren Gastland diesmal Norwegen ist, ist "Der andere Name" auch auf Deutsch erschienen.
Jon Fosse wurde am 29. September 1959 in der westnorwegischen Küstenstadt Haugesund geboren und wuchs in dem unmittelbar an einem Fjord gelegenen Dorf Fosse auf. "Foss" heißt "Wasserfall", "fosse" "strömen".
Seit "Rot und Schwarz", seinem 1983 erschienenen Debütroman, hat Fosse mehrere Dutzend Bücher veröffentlicht: Romane, Lyrik- und Essaybände sowie Kinderbücher. Mit seinen mehr als 30 Theaterstücken wurde er zu einem der weltweit meistgespielten Dramatiker.
Das, was zwischen den Zeilen hörbar ist
Seine Theaterstücke umkreisen die poetische Kraft der Stille und beschreiben auf einzigartige Weise das Unsagbare der menschlichen Existenz.
"Bei Fosse geht’s nicht so sehr um das, was gesagt wird, sondern um das, was nicht gesagt wird und das, was zwischen den Zeilen hörbar ist," sagt der flämische Theaterregisseur Luc Perceval, der bereits einige von Fosses Stücken inszeniert hat. "Was ich sehr liebe in seinen Texten, ist: Alles ist scheinbar banal. Scheinbar. Wenn man aber zweimal zuguckt, entdeckt man eine sehr große Dimension dahinter."
Für ein zu Fosses 60. Geburtstag am "Det Norske Teatret" ausgerichtetes Festival hat Perceval die Bühnenfassung von Fosses Roman "Trilogie" inszeniert.
Prosa wie eine Meditation
"Fosses Prosa vermittelt ein Gefühl der Stille, sie hat etwas von Wellen oder von einer Meditation", findet Cecilie Seiness, Lektorin des Osloer Verlags "Det Norske Samlaget", in dem Jon Fosses Werk erscheint, geschrieben übrigens auf "Nynorsk", dem Mitte des 19. Jahrhunderts aus den ländlichen Dialekten West- und Zentralnorwegens entwickelten "Neunorwegisch".
Zu seinem neuen, siebenteiligen Romanprojekt sagt Fosse:
"Als ich mit dem Schreiben begann, hatte ich viele Jahre fürs Theater geschrieben und meine Möglichkeiten als Dramatiker erschöpft. Ich wollte mich entspannen, tief und langsam atmen und schreiben, was ich ´langsame Prosa` nenne."
Fosse, der auch als einer der großen Mystiker der europäischen Literatur gilt, ist als Schriftsteller äußerst produktiv und vielseitig, denn:
"…darin liegt für mich beim Schreiben die große Freude: Ein neues Universum zu betreten oder zu erschaffen – eines, das zuvor nicht existierte und auch für mich neu ist..."