Wenn Kreativität zur Überforderung wird
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Der Künstler Stefan Hurtig setzt sich im Rahmen der Ausstellung "Der optimierte Mensch" mit der Forderung von Unternehmen auseinander, ständig kreativ zu sein. Seine Staubsauger-Installation ist ein ironisches Statement.
"Der optimierte Mensch" heißt eine neue Ausstellung im Museum der Bildenden Künste in Leipzig. Da denkt man sofort an die Selbst-Optimierung, die wir fast alle betreiben. Oder an das seelenlose Zeit- und Beziehungsmanagement unserer Smartphone-getriebenen Tage.
Tatsächlich geht es aber um das Verhältnis von Mensch und Technik – vom Anfang des Industriezeitalters bis zur Digitalisierung. Der Installationskünstler Stefan Hurtig hat sich dafür mit Künstlicher Intelligenz und Kommunikation beschäftigt und zeigt eine Installation mit drei Staubsaugern, die auf einer Bühne hin und her fahren und sich zu unterhalten scheinen.
Ständig kreativ
Es gehe ihm darum, bestimmte Entwicklungen vorzuführen, sagt Hurtig. Gerade Firmen-Manifeste zeigten gut, dass Kreativität Einzug in die Unternehmenskultur gehalten habe. So zeige beispielsweise das Manifest von Apple, dass sich die Mitarbeiter als Querdenker und Außenseiter verstünden. Traditionell sei das aber eher der Rolle von Künstlern, so Hurtig.
Er finde es problematisch, dass Kreativität auf diese Weise als Standard gesetzt werde, sagt der Künstler. Denn die Forderung, kreativ zu sein, könne auch leicht zu einer Überforderung werden.
Hurtig hat beim Deutschen Patent- und Markenamt recherchiert und ist auf rund 1500 registrierte Marken gestoßen, die das Wort "creative" oder "kreativ" beinhalten: "Da wird Kreativität ganz stark mit Innovation und Neuheit gleichgesetzt und darauf reduziert."
Beziehung und Emotion
Seine Staubsauger-Roboter seien noch eine sehr einfache Version dessen, was man inzwischen als Künstliche Intelligenz bezeichne, so Hurtig. Ihm sei bei dem Staubsauger-Projekt aufgefallen, dass man sehr schnell dazu neige, eine emotionale Beziehung zu Dingen aufzubauen: "Es gibt ganz schnell einen Reflex des Helfens, wenn man sie beobachtet und merkt, die haben sich verfahren und kommen nicht so richtig weiter." Die Akzeptanz neuer Technologien werde stark davon abhängen, ob es gelinge, eine emotionale Beziehung zu smarten Geräten herzustellen.
(gem)