Der Reiz des Magischen

Simsalabim und Abrakadabra

Der Schauspieler Daniel Radcliffe im Film "Harry Potter und die Kammer des Schreckens"
Der Schauspieler Daniel Radcliffe im Film "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" © dpa / Warner
Von Uwe Golz |
Harry Potter, Zauberschüler in Hogwarts, eroberte Bücherwelt und Kinoleinwand und verzauberte die Herzen von Groß und Klein. War dabei Magie im Spiel? Vielleicht. Klar ist: Magie und Zauber sind so alt wie die Menschheit und untrennbar mit uns verwoben.
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Stichwort: SonntagmorgenÜber wenig ist mehr Blödsinn verbreitet worden als über Magie. Der Teufel hat da mal seine Hand im Spiel, die Hexen treiben ihr Unwesen, der Voodoo-Fluch bringt den Tod und am Ende droht dem Magier die Verdammnis. Eben jener aber ist von seinem Wortstamm her nichts anderes als ein Weiser.
Ohne Zauber (oder den Glauben daran) wäre die Menschheit arm im Glauben. Bereits bei den Sumerern war Magie gebräuchlich und fest im Alltag verwurzelt. Bis ins Jahr 2000 vor Christus reichen die Schriften zurück, die uns über Liebeszauber, Bildzauber oder Wahrsagung in Kenntnis setzen.

Gott Marduk als Lehrer der Menschen

Magie war eine der erste Religionen der Menschen und in ihrem Glauben verehrten sie den Gott Marduk (Mesopotamien), sahen ihn als einen Lehrer der Menschen. Gleiches gilt für die Ägypter. Hier war Thot zuständig für den Zauber – und Magie, Religion und Sagenwelt waren eng miteinander verwoben.
Asaro-Schlammmenschen in Goroka spielen eine Geschichte aus der Mythologie nach.
Hexen, Geister, Magie: In Papua-Neuguinea ist der Glaube an das Übernatürliche fest verankert. Diese Asaro-Schlammmenschen in Goroka spielen eine mythologische Geschichte nach.© picture alliance / dpa / Christiane Oelrich
Der magische Faden hielt für Jahrtausende die Menschen zusammen, er zieht sich vom Euphrat bis zu den Vulkanen von Island. Mit Beginn der Christianisierung aber war es vorbei mit Simsalabim und Abrakadabra.

Für Christen war Zauber etwas Dämonisches

Für die frühen Christen war Zauber etwas Dämonisches, was die Missionare allerdings nicht hinderte, einige dieser Praktiken für ihre Zwecke zu missbrauchen – und schnell verbandelte man christliche Riten mit den Ritualen der zu bekehrenden Völker. Getreu dem Motto "Was man nicht verhindern kann, muss man für sich vereinnahmen" wurde der alten Magie das christliche Weltbild aufgepfropft.
Erst mit den Kirchenfürsten entwickelte sich eine weiße und schwarze Magie – oben Gott, unten der Teufel. Diese Vorstellung führte zu Inquisition und zum Massenmord an Frauen und Männern, die als Hexen und Hexenmeister auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden.

Magie gibt es noch immer

Doch alle Bemühungen, der Magie Herr zu werden, haben nicht gefruchtet. Auch im 20. und 21. Jahrhundert blüht sie – und hier ist nicht die Rede von den Zauberern, die Elefanten oder Eisenbahnwagons auf der Bühne verschwinden lassen. Die Hippies entdeckten sie für ihre Zwecke und ihr Weltbild, Reisen zu den Schamanen der Naturvölker waren "in" und in glücklichen Fällen bewusstseinserweiternd.
Das "Abracadabra" schwindet aus unserem Leben, wie es auch aus dem Bild schwindet.
Der moderne, digitale Mensch lässt sich nicht verzaubern. Da kann der Blick in die Augen noch so tief sein, das Lächeln noch so anziehend. Eins macht nicht zehn, die zwei lässt man gehen.

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