"Der Schwarze Peter bleibt bei Griechenland"
Angesichts der verheerenden Waldbrände in Griechenland hat der EU-Abgeordnete Karl-Heinz Florenz Vorwürfe gegen die griechische Regierung erhoben. Waldpflege und Waldmanagement seien ganz offensichtlich vernachlässigt worden, sagte das Mitglied des Umweltausschusses im EU-Parlament.
Hanns Ostermann: Es sind apokalyptische Bilder, die uns nun schon seit Tagen aus Griechenland erreichen, auch heute früh wieder. Trauer und Verzweiflung bei den Menschen, die gegen die Feuerhölle anzukämpfen versuchen. Auch wenn jetzt die internationale Hilfe unter anderem aus Deutschland angelaufen ist, für rund 70 Menschen kam sie zu spät. Sie starben in den Flammen, Tausende verloren ihre Existenz durch die über das Land rollende Feuerwalze. Wie kann es geschehen, dass ein Land derart schlecht vorbereitet ist, obwohl es hier in jedem Jahr Brände gibt? Darüber möchte ich mit Karl-Heinz Florenz sprechen, er sitzt für die CDU im EU-Parlament und ist dort Mitglied im Ausschuss für Umweltfragen. Guten Morgen, Herr Florenz.
Karl-Heinz Florenz: Guten Morgen.
Ostermann: Gehören Sie auch zu denen, die der konservativen griechischen Regierung ein katastrophales Krisenmanagement vorwerfen?
Florenz: Also, mit dem Krisenmanagement und der Kritik daran bin ich relativ vorsichtig, weil man sich vor Ort genau erst mal ansehen muss, wie alles schief gelaufen ist. Man darf nicht vergessen, dass fast 90 Prozent der Brände durch Menschenhand und durch Menscheneinwirkung entstanden sind und in felsigen Gegenden ist das mit dem Krisenmanagement eine schwierige Sache. Aber wir haben natürlich den Eindruck, dass das alles wesentlich schneller hätte gehen müssen. Man wird auch … Man sieht sehr deutlich, dass in Griechenland zum Beispiel eine freiwillige Feuerwehr, so wie wir das hier in Deutschland haben, fehlt und so eben, sage ich mal, ein schneller Eingriff an kleinen, vielen kleinen Stellen überhaupt nicht möglich war. Also, da muss Griechenland ganz sicherlich eine Menge tun.
Ostermann: Wir kommen gleich noch mal auf die Gründe zurück oder auf die Schwierigkeiten. Aber wenn jetzt Teile der Politik davon sprechen, fremde, feindliche Mächte seien am Werk, dann kann man doch wohl nur von einem Ablenkungsmanöver sprechen. Was sollen derartige Verschwörungstheorien?
Florenz: Also, das ist Unsinn, und man muss eben sich mal fragen, warum gibt es immer mehr Menschen, die in immer offensichtlich wärmeren Regionen Feuer legen und welche Ausmaße das hat. Ich würde mir darüber Gedanken machen als Grieche, ob meine Waldpflege dann wirklich so engagiert war, wie man das machen kann, insbesondere, wie Sie ja gesagt haben, weil dieses Jahr ein Feuer da waren, also, Waldpflege und Waldmanagement, das ist schon eine wichtige Aufgabe, die ist offensichtlich vernachlässigt worden.
Ostermann: Jetzt haben Sie bereits insgesamt drei Gründe genannt, weshalb es in Griechenland schwierig ist derzeit. Es fehlt eine Feuerwehr wie bei uns, der Waldschutz ist mangelhaft, es gibt außerdem nicht die Aufforstung abgebrannter Wälder, die fehlt jedenfalls. Sind das die entscheidenden Ursachen, weshalb es in Griechenland offensichtlich nicht vorangeht, was diesen Feuerschutz betrifft?
Florenz: Also, ich glaube, dass wir in ganz Europa die Waldpflege in den letzten 30 Jahren ernsthaft vernachlässigt haben, im Übrigen auch in Deutschland. Und jetzt im Rahmen der gesamten Energieknappheit besinnt man sich wieder auf den Wert des Waldes und man pflegt ihn wieder besser, und wenn man ihn nicht gepflegt hat und es kommt dann ein Feuer, dann ist man auch nicht mehr in der Lage, in den Wald hineinzufahren oder, sagen wir mal, Wirtschaftswege zu benutzen. Das ist alles dann verbunden mit schwierigen Regionen, mit Gebirgskuppen, natürlich schwierig, da hat man Fehler gemacht, und ich denke mir, dass das Bewusstsein, dass man einen Wald auch wirklich pflegen muss, das muss in Griechenland wesentlich mehr ausgeprägt werden.
Ostermann: Ist Griechenland nicht auch ein Beispiel dafür, dass der Katastrophenschutz in der Europäischen Union bisher sträflich vernachlässigt wurde?
Florenz: Also, die schnelle Eingreiftruppe, die koordiniert, wo muss wann ein Flugzeug hin, die hat nicht so schlecht geklappt. Also, ein Flugzeug oder einen Hubschrauber, den muss man natürlich auch erst einmal von einem deutschen Flughafen nach Griechenland bringen. Das hat so schlecht, glaube ich, nicht geklappt, der europäische Anteil. Dass wir Europäer noch mal besser darauf achten müssen, dass die, wie gesagt, schon mal die Waldpflege, Waldkataster, die Befahrbarkeit von Wäldern, von Schneisen, dass das sicherlich mehr in Europa organisiert werden muss, aber durchgeführt werden muss es natürlich in den Mitgliedsländern, und da ist der, der Schwarze Peter bleibt in Griechenland, ob wir das wollen oder nicht.
Ostermann: Ja, zumal die Europäische Union dem Land 24 Millionen Euro für den Brandschutz in den Wäldern bereitgestellt hat und das wohl schon im Jahr 2002 und diese Mittel sind nicht abgerufen worden.
Florenz: Ja, das haben wir ja sehr häufig so, dass solche Mittel dann in Ermangelung von Bewusstsein, das kann ich immer noch mal wieder sagen … Wenn Elektroleitungen der Elektrizitätswerke ungeschützt durch die Wälder gehen und die Bäume und die Sträucher durch diese Leitungen wachsen, dass es dann einen Kurzschluss gibt und dann Feuer gibt, ist klar. Also, da müssen auch die großen Elektrounternehmen ganz schlicht und ergreifend Besuch vom Staatsanwalt bekommen.
Ostermann: Herr Florenz, Sie sind auch Berichterstatter Ihrer Partei im Europäischen Parlament für den Klimawandel. Vor diesem Hintergrund – worauf haben wir uns da eigentlich zukünftig einzustellen?
Florenz: Also, das Klimathema ist schon ein ernstes Thema, an dem wir ernsthaft arbeiten müssen. Ich möchte aber jetzt nicht hingehen und nur alles wieder auf den Klimawandel schieben, aber die Häufigkeit dieser Brände und vor allen Dingen diese Intensität, diese Riesen-Ausmaße, mit diesen hohen Temperaturen, das macht mir schon sehr viel Sorgen und ich werde noch einmal einen wissenschaftlichen Rat in dieser Frage herbeiholen, um zu prüfen, ob eben dann auch im Sinne der Anpassung, denn auf so etwas muss man sich ja auch als Regierung anpassen, das ist ja das, was man den Griechen vorwerfen kann, inwieweit kann Europa sich auf solche veränderten Temperaturen anpassen? Wie man vielleicht dann an Ostseestränden andere Deiche bauen muss, so muss man in Griechenland eben noch engagierter diese Dinge machen. Das Bewusstseinproblem ist ein wirkliches Problem in ganz Europa in dieser Frage.
Ostermann: Und da ist, glaube ich, weniger der Klimawandel entscheidend, als vielmehr doch, die Hausaufgaben zu erledigen.
Florenz: Richtig.
Ostermann: Wenn jetzt vor Athen zum Beispiel Müllhalden immer noch gepflegt werden, anstatt da Müllverbrennungsanlagen aufzubauen, ja, dann kann man ja wohl, dann sind das ja Zeiten, die man überhaupt nicht verstehen kann.
Florenz: Also, genau das ist es. Im Rahmen der Klimapolitik schlagen wir vor, dass ein Deponieverbot in Europa eingeführt wird, wie wir das in Deutschland gemacht haben richtigerweise. Da haben die deutschen Bürger super mitgezogen. Das war übrigens Bewusstseinspolitik. Das haben genau die Griechen und viele andere Südländer abgelehnt, ich bin darüber auch sehr verärgert. Also, da müssen wir noch eine Menge an Arbeit nachholen, aber der Europäische Kommissar für Umweltfragen kommt ja aus Griechenland, der ist in dieser Frage durchaus hart, und er wird diese ernsthaften Themen wirklich aufgreifen.
Aber wenn Sie mir gestatten, möchte ich noch mal auf die freiwilligen Feuerwehren zurückkommen. Wenn man die nicht hat, wenn man Feuerpolitik und Feuerabwehr zentral in solchen schwierigen Gegenden mit vielen Inseln managt, dann weiß man, dass man verloren hat. Also ein Hochlied auf die freiwilligen Feuerwehren, die hätten ganz anders zuschlagen können, individuell, man hätte da nicht eine zentrale Stelle gebraucht, die es sowieso in Griechenland nicht gibt, sondern da hätte der individuelle Feuerwehrhauptmann die Entscheidung getroffen. Und ich kann das schon verstehen, dass die Leute sagen, Olympia wird gerettet, aber unsere Städte, wo die Menschen leben, und unsere Dörfer brennen ab, dass da ein Riesen-Gram und eine Riesen-Enttäuschung ist, das kann ich schon sehr gut verstehen und wir werden alles tun, um den Menschen zu helfen.
Ostermann: Karl-Heinz Florenz, er sitzt für die CDU im Europäischen Parlament und ist dort Mitglied im Ausschuss für Umweltfragen. Vielen Dank für das Gespräch im Deutschlandradio Kultur.
Karl-Heinz Florenz: Guten Morgen.
Ostermann: Gehören Sie auch zu denen, die der konservativen griechischen Regierung ein katastrophales Krisenmanagement vorwerfen?
Florenz: Also, mit dem Krisenmanagement und der Kritik daran bin ich relativ vorsichtig, weil man sich vor Ort genau erst mal ansehen muss, wie alles schief gelaufen ist. Man darf nicht vergessen, dass fast 90 Prozent der Brände durch Menschenhand und durch Menscheneinwirkung entstanden sind und in felsigen Gegenden ist das mit dem Krisenmanagement eine schwierige Sache. Aber wir haben natürlich den Eindruck, dass das alles wesentlich schneller hätte gehen müssen. Man wird auch … Man sieht sehr deutlich, dass in Griechenland zum Beispiel eine freiwillige Feuerwehr, so wie wir das hier in Deutschland haben, fehlt und so eben, sage ich mal, ein schneller Eingriff an kleinen, vielen kleinen Stellen überhaupt nicht möglich war. Also, da muss Griechenland ganz sicherlich eine Menge tun.
Ostermann: Wir kommen gleich noch mal auf die Gründe zurück oder auf die Schwierigkeiten. Aber wenn jetzt Teile der Politik davon sprechen, fremde, feindliche Mächte seien am Werk, dann kann man doch wohl nur von einem Ablenkungsmanöver sprechen. Was sollen derartige Verschwörungstheorien?
Florenz: Also, das ist Unsinn, und man muss eben sich mal fragen, warum gibt es immer mehr Menschen, die in immer offensichtlich wärmeren Regionen Feuer legen und welche Ausmaße das hat. Ich würde mir darüber Gedanken machen als Grieche, ob meine Waldpflege dann wirklich so engagiert war, wie man das machen kann, insbesondere, wie Sie ja gesagt haben, weil dieses Jahr ein Feuer da waren, also, Waldpflege und Waldmanagement, das ist schon eine wichtige Aufgabe, die ist offensichtlich vernachlässigt worden.
Ostermann: Jetzt haben Sie bereits insgesamt drei Gründe genannt, weshalb es in Griechenland schwierig ist derzeit. Es fehlt eine Feuerwehr wie bei uns, der Waldschutz ist mangelhaft, es gibt außerdem nicht die Aufforstung abgebrannter Wälder, die fehlt jedenfalls. Sind das die entscheidenden Ursachen, weshalb es in Griechenland offensichtlich nicht vorangeht, was diesen Feuerschutz betrifft?
Florenz: Also, ich glaube, dass wir in ganz Europa die Waldpflege in den letzten 30 Jahren ernsthaft vernachlässigt haben, im Übrigen auch in Deutschland. Und jetzt im Rahmen der gesamten Energieknappheit besinnt man sich wieder auf den Wert des Waldes und man pflegt ihn wieder besser, und wenn man ihn nicht gepflegt hat und es kommt dann ein Feuer, dann ist man auch nicht mehr in der Lage, in den Wald hineinzufahren oder, sagen wir mal, Wirtschaftswege zu benutzen. Das ist alles dann verbunden mit schwierigen Regionen, mit Gebirgskuppen, natürlich schwierig, da hat man Fehler gemacht, und ich denke mir, dass das Bewusstsein, dass man einen Wald auch wirklich pflegen muss, das muss in Griechenland wesentlich mehr ausgeprägt werden.
Ostermann: Ist Griechenland nicht auch ein Beispiel dafür, dass der Katastrophenschutz in der Europäischen Union bisher sträflich vernachlässigt wurde?
Florenz: Also, die schnelle Eingreiftruppe, die koordiniert, wo muss wann ein Flugzeug hin, die hat nicht so schlecht geklappt. Also, ein Flugzeug oder einen Hubschrauber, den muss man natürlich auch erst einmal von einem deutschen Flughafen nach Griechenland bringen. Das hat so schlecht, glaube ich, nicht geklappt, der europäische Anteil. Dass wir Europäer noch mal besser darauf achten müssen, dass die, wie gesagt, schon mal die Waldpflege, Waldkataster, die Befahrbarkeit von Wäldern, von Schneisen, dass das sicherlich mehr in Europa organisiert werden muss, aber durchgeführt werden muss es natürlich in den Mitgliedsländern, und da ist der, der Schwarze Peter bleibt in Griechenland, ob wir das wollen oder nicht.
Ostermann: Ja, zumal die Europäische Union dem Land 24 Millionen Euro für den Brandschutz in den Wäldern bereitgestellt hat und das wohl schon im Jahr 2002 und diese Mittel sind nicht abgerufen worden.
Florenz: Ja, das haben wir ja sehr häufig so, dass solche Mittel dann in Ermangelung von Bewusstsein, das kann ich immer noch mal wieder sagen … Wenn Elektroleitungen der Elektrizitätswerke ungeschützt durch die Wälder gehen und die Bäume und die Sträucher durch diese Leitungen wachsen, dass es dann einen Kurzschluss gibt und dann Feuer gibt, ist klar. Also, da müssen auch die großen Elektrounternehmen ganz schlicht und ergreifend Besuch vom Staatsanwalt bekommen.
Ostermann: Herr Florenz, Sie sind auch Berichterstatter Ihrer Partei im Europäischen Parlament für den Klimawandel. Vor diesem Hintergrund – worauf haben wir uns da eigentlich zukünftig einzustellen?
Florenz: Also, das Klimathema ist schon ein ernstes Thema, an dem wir ernsthaft arbeiten müssen. Ich möchte aber jetzt nicht hingehen und nur alles wieder auf den Klimawandel schieben, aber die Häufigkeit dieser Brände und vor allen Dingen diese Intensität, diese Riesen-Ausmaße, mit diesen hohen Temperaturen, das macht mir schon sehr viel Sorgen und ich werde noch einmal einen wissenschaftlichen Rat in dieser Frage herbeiholen, um zu prüfen, ob eben dann auch im Sinne der Anpassung, denn auf so etwas muss man sich ja auch als Regierung anpassen, das ist ja das, was man den Griechen vorwerfen kann, inwieweit kann Europa sich auf solche veränderten Temperaturen anpassen? Wie man vielleicht dann an Ostseestränden andere Deiche bauen muss, so muss man in Griechenland eben noch engagierter diese Dinge machen. Das Bewusstseinproblem ist ein wirkliches Problem in ganz Europa in dieser Frage.
Ostermann: Und da ist, glaube ich, weniger der Klimawandel entscheidend, als vielmehr doch, die Hausaufgaben zu erledigen.
Florenz: Richtig.
Ostermann: Wenn jetzt vor Athen zum Beispiel Müllhalden immer noch gepflegt werden, anstatt da Müllverbrennungsanlagen aufzubauen, ja, dann kann man ja wohl, dann sind das ja Zeiten, die man überhaupt nicht verstehen kann.
Florenz: Also, genau das ist es. Im Rahmen der Klimapolitik schlagen wir vor, dass ein Deponieverbot in Europa eingeführt wird, wie wir das in Deutschland gemacht haben richtigerweise. Da haben die deutschen Bürger super mitgezogen. Das war übrigens Bewusstseinspolitik. Das haben genau die Griechen und viele andere Südländer abgelehnt, ich bin darüber auch sehr verärgert. Also, da müssen wir noch eine Menge an Arbeit nachholen, aber der Europäische Kommissar für Umweltfragen kommt ja aus Griechenland, der ist in dieser Frage durchaus hart, und er wird diese ernsthaften Themen wirklich aufgreifen.
Aber wenn Sie mir gestatten, möchte ich noch mal auf die freiwilligen Feuerwehren zurückkommen. Wenn man die nicht hat, wenn man Feuerpolitik und Feuerabwehr zentral in solchen schwierigen Gegenden mit vielen Inseln managt, dann weiß man, dass man verloren hat. Also ein Hochlied auf die freiwilligen Feuerwehren, die hätten ganz anders zuschlagen können, individuell, man hätte da nicht eine zentrale Stelle gebraucht, die es sowieso in Griechenland nicht gibt, sondern da hätte der individuelle Feuerwehrhauptmann die Entscheidung getroffen. Und ich kann das schon verstehen, dass die Leute sagen, Olympia wird gerettet, aber unsere Städte, wo die Menschen leben, und unsere Dörfer brennen ab, dass da ein Riesen-Gram und eine Riesen-Enttäuschung ist, das kann ich schon sehr gut verstehen und wir werden alles tun, um den Menschen zu helfen.
Ostermann: Karl-Heinz Florenz, er sitzt für die CDU im Europäischen Parlament und ist dort Mitglied im Ausschuss für Umweltfragen. Vielen Dank für das Gespräch im Deutschlandradio Kultur.