Der Selbstmordattentäter als Sympathieträger
Regisseur Dror Zahavi wurde in Tel Aviv geboren und studierte in Potsdam. In dem Film "Alles für meinen Vater" erzählt er von der überraschenden Annäherung zwischen einer jungen Israelin und einem Palästinenser, der sich zuvor in die Luft sprengen wollte. Er habe zeigen wollen, dass sich die Grenznachbarn viel ähnlicher seien, als es oft erscheine, sagte Zahavi.
Katrin Heise: Heute läuft der Film "Alles für meinen Vater" von Dror Zahavi über einen palästinensischen Selbstmordattentäter in den Kinos an. Der Regisseur wurde 1959 in Tel Aviv geboren, er studierte in den 80er-Jahren in Potsdam und dreht seitdem vor allem Fernsehfilme und Serien in Deutschland. Zurzeit zum Beispiel arbeitet er an der Verfilmung des Lebens von Marcel Reich-Ranicki. Mein Kollege Holger Hettinger hat sich mit Dror Zahavi über seinen ersten Kinofilm "Alles für meinen Vater" unterhalten. Warum er diesmal in Israel drehte und sich überhaupt des Konflikts zwischen Israels und Palästinensern angenommen habe, wollte er wissen.
Dror Zahavi: Zuallererst habe ich ein Angebot von dem israelischen Produzenten bekommen, Zvi Spielmann, der mir auf einer Dreiviertel Seite die Ideenskizze des Films geschickt hat und wovon ich auf Anhieb total begeistert war und wollte den Film unbedingt machen.
Holger Hettinger: Der Film spielt in Tel Aviv, einer Stadt, die hier in Deutschland für ihr ganz besonderes Lebensgefühl bekannt ist. Ich erzähle jetzt einfach mal so, was so in meinen Klischeevorstellungen da rumgeistert: Da gibt es tolle Strände, schicke Cafés, die Menschen sind bekannt für ihre Lust am Feiern, für die Lust am Genuss. Es gibt ja auch dieses Sprichwort, in dem es heißt: "Jerusalem betet, Haifa arbeitet, Tel Aviv feiert." Nun sieht man das Tel Aviv in Ihrem Film anders, das sieht eigentlich ganz anders aus. Da gibt es ja nicht mal befestigte Straßen. Wie kam es, dieses Bild zu zeichnen, das doch so hinter dem liegt, was man so gemeinhin in seiner Vorstellung hat?
Zahavi: Ach ja, es ist so extrem? War mir gar nicht so bewusst. Das stimmt aber, dass das Tel Aviv, was ich zeige, ein bisschen anders ist als das Klischee von den Leuten, von den Touristen, die nach Tel Aviv kommen. Es ist vielleicht auch das Tel Aviv, was ich aus meiner Kindheit, aus meiner Jugend kenne, aber es ist vor allem ein Tel Aviv, was besser korrespondiert mit den Figuren, die ich zeige. Die Figuren, die ich zeige, sind gebrochen, sind zerkratzt, sind verletzt. Und ich dachte, dass die passendste Kulisse, um diesen Seelenzustand der Figuren darzustellen, ist diese.
Hettinger: Also ich hätte mir, jetzt für mich gesprochen, mehr Konfrontation, mehr Kontrast erwartet und war dann überrascht, dass es sehr vieles gibt, was die Figuren sowohl aus der Gruppe der palästinensischen Selbstmordattentäter als auch aufseiten der israelischen Juden hier, dass da doch so viel ist, was sie zusammenhält, was an gemeinschaftlicher Erfahrung besteht. Wie haben Sie das erlebt?
Zahavi: Das ist gerade die, vielleicht zusammengefasst und sehr gut gesagt, die Absicht des Films, die Aussage des Films. Ich glaube, dass kulturell wie auch menschlich diese zwei Völker gar nicht so weit auseinanderliegen. Wenn man den Film sieht, erkennt man, dass der Tarek von seiner Gemeinschaft abgestoßen ist wegen kulturellen Fragen, Fragen der Ehre, Fragen des Familienrufes. Genauso wie die Keren, die Jüdin, die aus ihrer Gemeinschaft abgestoßen wird, weil sie für die Religiösen eine Sünde begangen hat, nämlich zu lieben und schwanger zu werden. Es war unsere Absicht zu zeigen, dass a) auf beiden Seiten Menschen sind und b), dass diese Menschen gar nicht so weit voneinander entfernt sind, wie es manchmal erscheint.
Hettinger: Man muss es halt nur kennenlernen. Also dieser Tarek, dieser Selbstmordattentäter, wohnt – wenn ich das so richtig verstanden habe –, kommt aus einem Ort, der so 30, 40 Kilometer eigentlich von Tel Aviv entfernt ist und doch, wenn er durch diese Straßen geht von Tel Aviv, diesen Markt betritt, da hat er einen Gesichtsausdruck, als sei dieser Mensch auf einem anderen Planeten.
Zahavi: Ja, das ist richtig. Das ist schwer, sich das hier manchmal vorzustellen. Die ganze Fläche, über die der große Streit stattfindet, ist gar nicht so groß. In bestimmten Ecken ist das von der Grenze zum Westjordanland und bis zum Meer nur 11 oder 13 Kilometer. Tarek wohnt in einem Ort, der Tulkarem heißt, und das ist in der Tat 40 Kilometer von Tel Aviv entfernt, und es ist Ausland. Über diesen Ort erfährt man in Tel Aviv nur von CNN und in den Nachrichten, genauso wie in Berlin. Manchmal denke ich, dass das auch ein Problem ist, dass wenn die Israelis dort gewesen wären und hätten gesehen, was für Umstände da herrschen, dass man vielleicht eher bereit wäre einzusehen, dass das keine Bedingungen sind, unter denen Menschen leben können.
Hettinger: Was ich mich gefragt habe, Sie haben relativ viele Szenen, in denen man so das Alltagsleben der israelischen Juden dort sieht, gerade diese Marktszenen, und das wirkt alles ganz farbenfroh, aber die Bedrohung, die ständige Bedrohung durch Anschläge, die kann man da spüren. Es wird nie ausgesprochen, aber man merkt das. Man merkt das an den Blicken der Leute, an ihren Gesten, an der Körperhaltung. Ich frage mich da immer, wie generiert man in solch einer Bedrohungslage so etwas wie Lebensfreude, Hoffnung oder überhaupt einen Alltag, der dieses Wort 'Alltag' verdient?
Zahavi: Ja, es bleibt gar nichts anderes übrig, als den Alltag zu leben und Freude zu empfinden, denn was soll man machen, wenn man schon 20 Jahre unter Anschlägen lebt, die Kinder in die Schule mit dem Taxi schickt, damit sie keinen Bus fahren, denn Busse sind gefährlich. Wenn man ins Café geht, wird man kontrolliert mit einem Metalldetektor. Also wenn man so lebt, entwickelt man einen gewissen Humor, eine gewisse Haltung, die vielleicht ein bisschen zynisch ist, ein bisschen ironisch ist dem Alltag gegenüber, und vielleicht lebt man auch einen Tick extremer, und deswegen ist die Stadt auch so attraktiv.
Hettinger: Ist das dieser berühmte Tanz auf dem Vulkan, weil gerade Humor kommt ja sehr reichlich und vor allen Dingen, wie ich finde, auch sehr derb vor?
Zahavi: Auf jeden Fall, ja. Ich sehe das auch so.
Hettinger: Ganz erstaunt war ich auch über Ihre Zeichnung dieses Selbstmordattentäters, Tarek. Auch seine beiden Komplizen, die sieht man relativ zu Beginn des Films in einer Einstellung, da sitzen sie im Auto, Tarek hat die Sprengstoffladungen schon am Körper und wird von seinen Komplizen gerade verkabelt. Und da klingelt das Handy des einen, und es geht um so was ganz Profanes. Irgendwie eine Verwandte oder die Schwester sogar, die heiratet und will da einen Rat für eine relativ normale Situation, ganz profan. Jetzt hat man ja so die Vorstellung, dass diese Selbstmordattentäter ganz verbissene Menschen sind, mit diesem stechenden Blick, und die alles ausblenden, was irgendwie an Menschlichkeit um sie herum vorgeht. Warum diese fast schon zärtliche Annährung?
Zahavi: Das war die Absicht des Films, zu zeigen, dass auf der anderen Seite auch Menschen sind. Das war uns wichtig zu zeigen, dass wir es jetzt nicht mit professionellen Killern zu tun haben, sondern mit eher Amateuren, die zu einer kleinen Einheit da gehören, die irgendwas zusammengebastelt haben und irgendwas in Tel Aviv veranstalten wollen. Das war auch wichtig für die Charakterisierung der Figur Tarek, das war wichtig für die Charakterisierung der anderen Seite, das war wichtig, um zu zeigen, dass dort Menschen mit Biografien, mit Familien, mit Freunden leben und nicht nur diese Gesichter sind, die wir aus den Abschiedsvideos kennen.
Hettinger: Sie zeigen auch ganz viele Facetten der jüdischen Gesellschaft in diesem Film "Alles für meinen Vater". Gerade diese junge Kioskbesitzerin, Keren heißt sie, sie wird von ihrem jüdischen Schulkameraden ganz kritisch beobachtet, weil sie so gar nicht diesem orthodoxen Ideal verpflichtet scheint. Sie trägt lieber coole Klamotten und, das ist im Film zu sehen, mit sehr spektakulären Plateausohlen. Dann ist da Katz, der Elektriker, der aus dem Ostblock zugewandert ist, ein Kauz, der auch schon mal alle Hydranten der Straße aufdreht und sich dann freut. Was glauben Sie, was diese doch ganz facettenreiche, unterschiedliche Gesellschaft im Innersten zusammenhält?
Zahavi: Israel ist ein Emigrantenland. Nach Israel kommen Juden aus der ganzen Welt, die nicht immer miteinander gut auskommen, aber doch als Zentrum eine 2000-jährige Kultur haben, die sie zusammenhält. Das heißt, alle diese Menschen definieren sich als Juden, definieren sich als Angehörige eines Volkes, einer Nation und wollen zusammen sein. Dieses Zusammen-sein-wollen widerspricht nicht dem Nicht-zusammen-sein-können in bestimmten Situationen, wie wir sehen, wie Katz das Land Israel betrachtet.
Heise: Sagt Dror Zahavi. Er war im Gespräch mit Holger Hettinger. Im "Radiofeuilleton" am Sonntagvormittag können Sie den zweiten Teil dieses Gesprächs hören. Wie Israel auf den Film reagiert, wird zum Beispiel ein Thema sein. Der Film "Alles für meinen Vater" läuft heute in den Kinos an.
Dror Zahavi: Zuallererst habe ich ein Angebot von dem israelischen Produzenten bekommen, Zvi Spielmann, der mir auf einer Dreiviertel Seite die Ideenskizze des Films geschickt hat und wovon ich auf Anhieb total begeistert war und wollte den Film unbedingt machen.
Holger Hettinger: Der Film spielt in Tel Aviv, einer Stadt, die hier in Deutschland für ihr ganz besonderes Lebensgefühl bekannt ist. Ich erzähle jetzt einfach mal so, was so in meinen Klischeevorstellungen da rumgeistert: Da gibt es tolle Strände, schicke Cafés, die Menschen sind bekannt für ihre Lust am Feiern, für die Lust am Genuss. Es gibt ja auch dieses Sprichwort, in dem es heißt: "Jerusalem betet, Haifa arbeitet, Tel Aviv feiert." Nun sieht man das Tel Aviv in Ihrem Film anders, das sieht eigentlich ganz anders aus. Da gibt es ja nicht mal befestigte Straßen. Wie kam es, dieses Bild zu zeichnen, das doch so hinter dem liegt, was man so gemeinhin in seiner Vorstellung hat?
Zahavi: Ach ja, es ist so extrem? War mir gar nicht so bewusst. Das stimmt aber, dass das Tel Aviv, was ich zeige, ein bisschen anders ist als das Klischee von den Leuten, von den Touristen, die nach Tel Aviv kommen. Es ist vielleicht auch das Tel Aviv, was ich aus meiner Kindheit, aus meiner Jugend kenne, aber es ist vor allem ein Tel Aviv, was besser korrespondiert mit den Figuren, die ich zeige. Die Figuren, die ich zeige, sind gebrochen, sind zerkratzt, sind verletzt. Und ich dachte, dass die passendste Kulisse, um diesen Seelenzustand der Figuren darzustellen, ist diese.
Hettinger: Also ich hätte mir, jetzt für mich gesprochen, mehr Konfrontation, mehr Kontrast erwartet und war dann überrascht, dass es sehr vieles gibt, was die Figuren sowohl aus der Gruppe der palästinensischen Selbstmordattentäter als auch aufseiten der israelischen Juden hier, dass da doch so viel ist, was sie zusammenhält, was an gemeinschaftlicher Erfahrung besteht. Wie haben Sie das erlebt?
Zahavi: Das ist gerade die, vielleicht zusammengefasst und sehr gut gesagt, die Absicht des Films, die Aussage des Films. Ich glaube, dass kulturell wie auch menschlich diese zwei Völker gar nicht so weit auseinanderliegen. Wenn man den Film sieht, erkennt man, dass der Tarek von seiner Gemeinschaft abgestoßen ist wegen kulturellen Fragen, Fragen der Ehre, Fragen des Familienrufes. Genauso wie die Keren, die Jüdin, die aus ihrer Gemeinschaft abgestoßen wird, weil sie für die Religiösen eine Sünde begangen hat, nämlich zu lieben und schwanger zu werden. Es war unsere Absicht zu zeigen, dass a) auf beiden Seiten Menschen sind und b), dass diese Menschen gar nicht so weit voneinander entfernt sind, wie es manchmal erscheint.
Hettinger: Man muss es halt nur kennenlernen. Also dieser Tarek, dieser Selbstmordattentäter, wohnt – wenn ich das so richtig verstanden habe –, kommt aus einem Ort, der so 30, 40 Kilometer eigentlich von Tel Aviv entfernt ist und doch, wenn er durch diese Straßen geht von Tel Aviv, diesen Markt betritt, da hat er einen Gesichtsausdruck, als sei dieser Mensch auf einem anderen Planeten.
Zahavi: Ja, das ist richtig. Das ist schwer, sich das hier manchmal vorzustellen. Die ganze Fläche, über die der große Streit stattfindet, ist gar nicht so groß. In bestimmten Ecken ist das von der Grenze zum Westjordanland und bis zum Meer nur 11 oder 13 Kilometer. Tarek wohnt in einem Ort, der Tulkarem heißt, und das ist in der Tat 40 Kilometer von Tel Aviv entfernt, und es ist Ausland. Über diesen Ort erfährt man in Tel Aviv nur von CNN und in den Nachrichten, genauso wie in Berlin. Manchmal denke ich, dass das auch ein Problem ist, dass wenn die Israelis dort gewesen wären und hätten gesehen, was für Umstände da herrschen, dass man vielleicht eher bereit wäre einzusehen, dass das keine Bedingungen sind, unter denen Menschen leben können.
Hettinger: Was ich mich gefragt habe, Sie haben relativ viele Szenen, in denen man so das Alltagsleben der israelischen Juden dort sieht, gerade diese Marktszenen, und das wirkt alles ganz farbenfroh, aber die Bedrohung, die ständige Bedrohung durch Anschläge, die kann man da spüren. Es wird nie ausgesprochen, aber man merkt das. Man merkt das an den Blicken der Leute, an ihren Gesten, an der Körperhaltung. Ich frage mich da immer, wie generiert man in solch einer Bedrohungslage so etwas wie Lebensfreude, Hoffnung oder überhaupt einen Alltag, der dieses Wort 'Alltag' verdient?
Zahavi: Ja, es bleibt gar nichts anderes übrig, als den Alltag zu leben und Freude zu empfinden, denn was soll man machen, wenn man schon 20 Jahre unter Anschlägen lebt, die Kinder in die Schule mit dem Taxi schickt, damit sie keinen Bus fahren, denn Busse sind gefährlich. Wenn man ins Café geht, wird man kontrolliert mit einem Metalldetektor. Also wenn man so lebt, entwickelt man einen gewissen Humor, eine gewisse Haltung, die vielleicht ein bisschen zynisch ist, ein bisschen ironisch ist dem Alltag gegenüber, und vielleicht lebt man auch einen Tick extremer, und deswegen ist die Stadt auch so attraktiv.
Hettinger: Ist das dieser berühmte Tanz auf dem Vulkan, weil gerade Humor kommt ja sehr reichlich und vor allen Dingen, wie ich finde, auch sehr derb vor?
Zahavi: Auf jeden Fall, ja. Ich sehe das auch so.
Hettinger: Ganz erstaunt war ich auch über Ihre Zeichnung dieses Selbstmordattentäters, Tarek. Auch seine beiden Komplizen, die sieht man relativ zu Beginn des Films in einer Einstellung, da sitzen sie im Auto, Tarek hat die Sprengstoffladungen schon am Körper und wird von seinen Komplizen gerade verkabelt. Und da klingelt das Handy des einen, und es geht um so was ganz Profanes. Irgendwie eine Verwandte oder die Schwester sogar, die heiratet und will da einen Rat für eine relativ normale Situation, ganz profan. Jetzt hat man ja so die Vorstellung, dass diese Selbstmordattentäter ganz verbissene Menschen sind, mit diesem stechenden Blick, und die alles ausblenden, was irgendwie an Menschlichkeit um sie herum vorgeht. Warum diese fast schon zärtliche Annährung?
Zahavi: Das war die Absicht des Films, zu zeigen, dass auf der anderen Seite auch Menschen sind. Das war uns wichtig zu zeigen, dass wir es jetzt nicht mit professionellen Killern zu tun haben, sondern mit eher Amateuren, die zu einer kleinen Einheit da gehören, die irgendwas zusammengebastelt haben und irgendwas in Tel Aviv veranstalten wollen. Das war auch wichtig für die Charakterisierung der Figur Tarek, das war wichtig für die Charakterisierung der anderen Seite, das war wichtig, um zu zeigen, dass dort Menschen mit Biografien, mit Familien, mit Freunden leben und nicht nur diese Gesichter sind, die wir aus den Abschiedsvideos kennen.
Hettinger: Sie zeigen auch ganz viele Facetten der jüdischen Gesellschaft in diesem Film "Alles für meinen Vater". Gerade diese junge Kioskbesitzerin, Keren heißt sie, sie wird von ihrem jüdischen Schulkameraden ganz kritisch beobachtet, weil sie so gar nicht diesem orthodoxen Ideal verpflichtet scheint. Sie trägt lieber coole Klamotten und, das ist im Film zu sehen, mit sehr spektakulären Plateausohlen. Dann ist da Katz, der Elektriker, der aus dem Ostblock zugewandert ist, ein Kauz, der auch schon mal alle Hydranten der Straße aufdreht und sich dann freut. Was glauben Sie, was diese doch ganz facettenreiche, unterschiedliche Gesellschaft im Innersten zusammenhält?
Zahavi: Israel ist ein Emigrantenland. Nach Israel kommen Juden aus der ganzen Welt, die nicht immer miteinander gut auskommen, aber doch als Zentrum eine 2000-jährige Kultur haben, die sie zusammenhält. Das heißt, alle diese Menschen definieren sich als Juden, definieren sich als Angehörige eines Volkes, einer Nation und wollen zusammen sein. Dieses Zusammen-sein-wollen widerspricht nicht dem Nicht-zusammen-sein-können in bestimmten Situationen, wie wir sehen, wie Katz das Land Israel betrachtet.
Heise: Sagt Dror Zahavi. Er war im Gespräch mit Holger Hettinger. Im "Radiofeuilleton" am Sonntagvormittag können Sie den zweiten Teil dieses Gesprächs hören. Wie Israel auf den Film reagiert, wird zum Beispiel ein Thema sein. Der Film "Alles für meinen Vater" läuft heute in den Kinos an.