Der Selfmade-Milliardär

Rezensiert von Ursula März |
Roman Abramowitsch, der in den 80er Jahren noch davon lebte, Plastikpuppen auf Märkten zu verkaufen, wurde in den 90er Jahren zum reichsten Mann Russlands und zum bedeutendsten der postsowjetischen Oligarchen. Diese stehen im Ruf, durch die Ausplünderung des russischen Staates und seiner Ölvorräte zu einem Reichtum gekommen zu sein, der das Vorstellungsvermögen sprengt.
In Europa wurde Roman Abramowitsch erst im Jahr 2003 bekannt, als er den Londoner Fußballclub Chelsea für nicht weniger als 43,5 Millionen Euro kaufte und den Club kurz darauf mit einer Reihe von Starfußballern beglückte, die er für weitere 110 Millionen Pfund aus der ganzen Welt zusammenkaufte.

Zwei englische Journalisten, Dominic Midgley und Chris Hutchins, haben die Schwindel erregende Lebens- und Erfolgsgeschichte des russischen Megareichen Abramowitsch ausgiebig recherchiert und in einem brillanten, unterschwellig ironischen Sachlichkeitsstil zu Papier gebracht. Ihr Buch ist ein klassisches Produkt des angelsächsischen Journalismus, zugleich eine Studie in zeitgenössischer Geschichte, die den Raubtierkapitalismus russischer Prägung nach dem Zusammenbruch des Sowjet-Imperiums abbildet.

Ihr Buch ist für den hiesigen Leser zugleich ein Märchen aus der Welt der Wirtschaft, erfüllt von unglaublichen, ungeheuerlichen Details. Es liest atemberaubend wie eine phantastische Fabel. Mit dem Unterschied, dass das Phantastische im Fall des Selfmade-Mannes und Milliardärs Roman Abramowitsch reine Realität ist.


Dominic Midgley/Chris Hutchins: Der Milliardär aus dem Nichts. Roman Abramowitsch
Aus dem Englischen von Bernd Rullkötter.
Verlag Murmann, Hamburg 2005. 316 Seiten. 19,90 Euro