Der Sound der Stadt
Eine Stadt wirkt nicht nur durch ihre Gebäude, sondern auch durch ihre Geräusche. Wie sich der Klang eines Gebiets verändert und wie man ihn beinflussen kann, das untersucht das Projekt "Klang Orte Berlin" mit Hilfe von Installationen, Vorträgen und Fieldrecordings.
Die Installation "24 Stunden Schendelpark" versucht die Geräusche eines Tages an diesem Ort auf wenige Minuten zu verdichten. Sie wurde von Studenten des Studiengangs "Sound Studies" der Berliner Universität der Künste entwickelt und will die verschiedenen Klangfarben eines Tages an diesem Ort dokumentieren.
"24 Stunden Schendelpark" ist ein Teil des ersten Moduls von "Klang Orte Berlin". Es wurde von dem englischen Musiker und Klangkünstler Peter Cusack initiiert, als er letztes Jahr im Rahmen des Künstlerprogramms vom DAAD in Berlin war. Innerstädtische Soundscapes interessieren Cusack schon lange, Berlin ist aber etwas besonderes für ihn:
"Berlin als Stadt verändert sich sehr schnell. Für 'Klang Orte Berlin' haben wir drei Regionen ausgesucht, die sich sehr stark verändert haben. Im Prenzlauer Berg hat sich zwar nicht die Architektur verändert, aber die soziale und kulturelle Struktur hat sich sehr stark gewandelt. Rummelsburg war ein Industriegelände mit einem Gefängnis. Das hat sich komplett verändert und ist zu einer wachsenden Wohngegend geworden. Drittens gibt es den ehemaligen Flughafen Tempelhof, der jetzt die größte Brache in einer Stadt überhaupt ist und niemand weiß genau, in welche Richtung sich das Gelände verändern wird. Dort wollen wir uns auf zukünftige, imaginäre Soundscapes konzentrieren."
Peter Cusack vertritt die Ansicht, dass Klänge immer auch etwas über ihre Umgebung aussagen. In seiner künstlerischen Arbeit bedient er sich oft ausschließlich solcher Fieldrecordings. Diesen beschreibenden Umgang mit Klang nennt er "Sonic Journalism".
Das genaue "Hinhören" auf Geräusche wurde bereits in den 1970er-Jahren von der Soundscape-Bewegung propagiert. Vor dem Hintergrund einer immer lauter werdenden Umwelt prägten Klangkünstler wie Murray Schafer und Hildegard Westerkamp damals auch den Begriff der "akustischen Ökologie". Mit einiger Verzögerung erreichte die Notwendigkeit, städtische Klangräume zu gestalten, auch die Politik. Im Jahr 2000 wurde Max Dixon in London als Klangbeauftragter eingesetzt. Im Rahmen von "Klang Orte Berlin" berichtete er von seiner Arbeit, bei der es manchmal überraschende Erkenntnisse gab:
"Es gibt Beispiele, wo man negativen Lärm reduzierte ohne die einzelnen Bestandteile des Soundscapes vor Ort zu bedenken. In Soho, dem Amüsierbezirk in London, verbannte man beispielsweise die Autos aus den leisen Nebenstraßen. Dadurch hörten die Anwohner aber plötzlich das Gejohle der Betrunkenen und die Geräusche von Straßenkämpfen. Vorher wurden die vom Autoverkehr maskiert. Diese aggressiven, emotionalen Geräusche hatten auf die Anwohner eine wesentlich störendere Wirkung."
Seine konkreten Erfahrungen mit akustischer Stadtplanung brachte Max Dixon auch in der abschließenden Gesprächsrunde mit einem Architekten und einem Stadtplaner ein. Dabei wurde klar, dass unterschiedliche Ansätze ineinandergreifen müssen, und dass auch eine neue Architektur hilfreich sein kann, um die sich ständig verändernde Klangwelt positiv zu gestalten.
Mit in dieser Runde saß auch der Klangkünstler Sam Auinger. Er hat bei der Entwicklung von "Klang Orte Berlin" eng mit Peter Cusack zusammengearbeitet und ist Gastprofessor beim Studiengang "Sound Studies" an der Universität der Künste. Dort zeigt er, wie man urbane Räume auch anders gestalten kann. Bei einem längeren Aufenthalt in Paris war ihm aufgefallen, ...
"dass die zum Beispiel diesen inneren Autobahnring am Sonntag absperren, dass die Leute da einfach zu Fuß gehen können, skaten können, Radfahren können und dass dadurch auch die Stadt anders erfahren wird."
Klang Orte Berlin ist eine Art Labor, dessen Arbeitsergebnisse im September auf der Ars Electronica in Linz präsentiert werden. Dort wird es auch den Soundscape-Simulator zu sehen geben, der heute im Prenzlauer Berg vom Publikum bespielt werden konnte.
"Dabei können die Leute mit den Geräuschen spielen, sie räumlich verändern, lauter und leiser machen oder ganz ausmachen. Darüber kann man dann eine Vorstellung davon bekommen, wie der Kollwitzplatz etwa mit einem Markt oder einem Brunnen oder einer Moschee klingen würde."
Vieles ist möglich in puncto urbaner Klanggestaltung - letztlich muss die Politik allerdings die richtigen Rahmenbedingungen setzen. Hierzulande fehlt vielen Verantwortlichen dafür leider die Fantasie. Und das liegt nicht nur an leeren Kassen.
"24 Stunden Schendelpark" ist ein Teil des ersten Moduls von "Klang Orte Berlin". Es wurde von dem englischen Musiker und Klangkünstler Peter Cusack initiiert, als er letztes Jahr im Rahmen des Künstlerprogramms vom DAAD in Berlin war. Innerstädtische Soundscapes interessieren Cusack schon lange, Berlin ist aber etwas besonderes für ihn:
"Berlin als Stadt verändert sich sehr schnell. Für 'Klang Orte Berlin' haben wir drei Regionen ausgesucht, die sich sehr stark verändert haben. Im Prenzlauer Berg hat sich zwar nicht die Architektur verändert, aber die soziale und kulturelle Struktur hat sich sehr stark gewandelt. Rummelsburg war ein Industriegelände mit einem Gefängnis. Das hat sich komplett verändert und ist zu einer wachsenden Wohngegend geworden. Drittens gibt es den ehemaligen Flughafen Tempelhof, der jetzt die größte Brache in einer Stadt überhaupt ist und niemand weiß genau, in welche Richtung sich das Gelände verändern wird. Dort wollen wir uns auf zukünftige, imaginäre Soundscapes konzentrieren."
Peter Cusack vertritt die Ansicht, dass Klänge immer auch etwas über ihre Umgebung aussagen. In seiner künstlerischen Arbeit bedient er sich oft ausschließlich solcher Fieldrecordings. Diesen beschreibenden Umgang mit Klang nennt er "Sonic Journalism".
Das genaue "Hinhören" auf Geräusche wurde bereits in den 1970er-Jahren von der Soundscape-Bewegung propagiert. Vor dem Hintergrund einer immer lauter werdenden Umwelt prägten Klangkünstler wie Murray Schafer und Hildegard Westerkamp damals auch den Begriff der "akustischen Ökologie". Mit einiger Verzögerung erreichte die Notwendigkeit, städtische Klangräume zu gestalten, auch die Politik. Im Jahr 2000 wurde Max Dixon in London als Klangbeauftragter eingesetzt. Im Rahmen von "Klang Orte Berlin" berichtete er von seiner Arbeit, bei der es manchmal überraschende Erkenntnisse gab:
"Es gibt Beispiele, wo man negativen Lärm reduzierte ohne die einzelnen Bestandteile des Soundscapes vor Ort zu bedenken. In Soho, dem Amüsierbezirk in London, verbannte man beispielsweise die Autos aus den leisen Nebenstraßen. Dadurch hörten die Anwohner aber plötzlich das Gejohle der Betrunkenen und die Geräusche von Straßenkämpfen. Vorher wurden die vom Autoverkehr maskiert. Diese aggressiven, emotionalen Geräusche hatten auf die Anwohner eine wesentlich störendere Wirkung."
Seine konkreten Erfahrungen mit akustischer Stadtplanung brachte Max Dixon auch in der abschließenden Gesprächsrunde mit einem Architekten und einem Stadtplaner ein. Dabei wurde klar, dass unterschiedliche Ansätze ineinandergreifen müssen, und dass auch eine neue Architektur hilfreich sein kann, um die sich ständig verändernde Klangwelt positiv zu gestalten.
Mit in dieser Runde saß auch der Klangkünstler Sam Auinger. Er hat bei der Entwicklung von "Klang Orte Berlin" eng mit Peter Cusack zusammengearbeitet und ist Gastprofessor beim Studiengang "Sound Studies" an der Universität der Künste. Dort zeigt er, wie man urbane Räume auch anders gestalten kann. Bei einem längeren Aufenthalt in Paris war ihm aufgefallen, ...
"dass die zum Beispiel diesen inneren Autobahnring am Sonntag absperren, dass die Leute da einfach zu Fuß gehen können, skaten können, Radfahren können und dass dadurch auch die Stadt anders erfahren wird."
Klang Orte Berlin ist eine Art Labor, dessen Arbeitsergebnisse im September auf der Ars Electronica in Linz präsentiert werden. Dort wird es auch den Soundscape-Simulator zu sehen geben, der heute im Prenzlauer Berg vom Publikum bespielt werden konnte.
"Dabei können die Leute mit den Geräuschen spielen, sie räumlich verändern, lauter und leiser machen oder ganz ausmachen. Darüber kann man dann eine Vorstellung davon bekommen, wie der Kollwitzplatz etwa mit einem Markt oder einem Brunnen oder einer Moschee klingen würde."
Vieles ist möglich in puncto urbaner Klanggestaltung - letztlich muss die Politik allerdings die richtigen Rahmenbedingungen setzen. Hierzulande fehlt vielen Verantwortlichen dafür leider die Fantasie. Und das liegt nicht nur an leeren Kassen.