Der Sound von Kuli und Kaffeebecher
Aktionskünstler John Bock überrascht mit einer architektonischen Installation, die geradezu minimalistisch ist. Zwar muss sich der Besucher wieder einmal durch ein Gewirr von Gängen bewegen, aber die kleinen Zellen, die Bock eingerichtet hat, muten übersichtlich und und mit noblem Kalkül geordnet an.
John Bock: "Die Grundidee war halt dieser Kuli, jeder kennt diesen Kuli, aber jeder kennt auch dieses berühmte Klicken, bevor man das Examen schreibt. Und dass dieser Sound abgefeiert wird und erhoben wird und eine Wesenspräsenz von sich gibt. Und das Schöne ist, alle Objekte sind mit Tonabnehmern verbunden, und diese Töne wandern zu einem Mischer, und später modelliert sich ein Soundtrack darum, so'n Sounddesign nennt man das mehr im Film, wenn das so'n Dröhnen ergibt oder so'n Rhythmus, das nicht Whitney Houston da produziert."
Kugelschreiber-Klicken, Klappern eines Coffee-to-go-Plastikdeckels, Aufblasen und Luftablassen bei einer Plastiktüte – das ist der Soundraum. Wie immer bei Bock steht nichts für sich allein, sondern alles verbindet sich am Ende mit allem zu einer eigenen Welt. Der Soundtrack-Raum ist nur die erste Station, die zweite ein Kämmerchen mit einem aufgeschlagenen Buch, das eine Szene aus Fellinis Film "Casanova" zeigt. Auf dem Gesicht von Hauptdarsteller Donald Sutherland ist ein Glas mit Wasser abgestellt, in das wiederum eine Kamera hineinfilmt und das Bild "live" überträgt:
"Also alles, was sich bewegt, ist Film, kann man sagen. Und dieses Gesicht wird gefilmt durch das Wasser, das sich bewegt, das Gesicht wabert - und dieses Gesicht wird auch wieder rübergeschickt. Also, was ich versuche, ist Frankenstein zum Leben zu erwecken, aber mit der Kamera."
Noch weiß man nicht, was der Künstler mit einem vorhat. Aber Station für Station scheint sich das Bild zu komplettieren. Nach einem weiteren langen Gang erwartet uns eine moosbewachsene, große Steinskulptur, die noch ziemlich unfertig aussieht. John Bock, ein bekennender Liebhaber des Unfertigen, hat sie auf einem Freigelände der Kunstakademie in Karlsruhe im Gras gefunden, wie er sagt. Er lehrt dort seit 2004 und fand niemanden für diese Figur zuständig. So wird sie nun zum Hauptdarsteller in Bocks eigener Frankenstein-Wiederbelebung, als Pappenheimer:
"Der Pappenheimer ist eigentlich das, was er auch verspricht, er ist nicht richtig fassbar und entzieht sich den gesellschaftlichen Dingen durch Humor oder durch Nichtanwesenheit, obwohl er extrem fett ist. Das ist der Frankenstein, der wiederbelebt wird. Da isser drin, und das Licht soll ihn wiederbeleben, das heißt ganz klar, bei diesem Film durch Lichtwechsel, expressionistischer Film, intensiver als der heutige Film ."
Das Gesicht der Figur ist in einem Pappkarton verborgen, daher vielleicht der Name. In den Pappkarton strahlen bunte Scheinwerfer hinein, und eine Nebelmaschine wirft Nebel. Nur noch ein Raum - und wir stehen am Kulminationspunkt.
Was sich ein wenig anhört wie das Atmen von Darth Vader im prasselnden Regen, das ist in Wirklichkeit der kombinierte Soundtrack aus dem Soundraum. Auf einem Monitor erscheint das farbig illuminierte Gesicht der Pappenheimer-Skulptur im Karton, wie eine Mumie. Dazu wird in die linke Augenhöhle das Bild von Donald Sutherland aus Fellinis "Casanova" projiziert, und aus einer Düse dringt der leicht gruftige Geruch von Mais:
"Ja, das ist das Ergebnis von allem, also, wir haben Duft, wir haben den Soundtrack, wir haben den Casanova, so'n Abbild, und wir haben den Pappenheimer, und das isses, c'est tout. Und dafür das ganze Bauen, du. Vierzehn Tage Wände gebaut, nur für so'ne Geschichte, da frag ich mich auch manchmal, oh Junge! Muss das alles sein?"
Es muss sein. In Hamburg zeigt sich John Bock von einer ausgesprochen aufgeräumten Seite. Er interessiert sich inzwischen mehr für Film und Video, als für Performances in selbstgebauten Umgebungen, und er tritt nach eigenem Bekunden auch nicht mehr selber auf. Die Hamburger Show versteht sich daher als begehbarer Film, als Prozession durch verschiedene Stadien und Anspielungen der Filmgeschichte, mit der John Bock wie eh und je die historische Überlieferung umdreht zu einer Spielzeugwelt Marke Eigenbau.
Kugelschreiber-Klicken, Klappern eines Coffee-to-go-Plastikdeckels, Aufblasen und Luftablassen bei einer Plastiktüte – das ist der Soundraum. Wie immer bei Bock steht nichts für sich allein, sondern alles verbindet sich am Ende mit allem zu einer eigenen Welt. Der Soundtrack-Raum ist nur die erste Station, die zweite ein Kämmerchen mit einem aufgeschlagenen Buch, das eine Szene aus Fellinis Film "Casanova" zeigt. Auf dem Gesicht von Hauptdarsteller Donald Sutherland ist ein Glas mit Wasser abgestellt, in das wiederum eine Kamera hineinfilmt und das Bild "live" überträgt:
"Also alles, was sich bewegt, ist Film, kann man sagen. Und dieses Gesicht wird gefilmt durch das Wasser, das sich bewegt, das Gesicht wabert - und dieses Gesicht wird auch wieder rübergeschickt. Also, was ich versuche, ist Frankenstein zum Leben zu erwecken, aber mit der Kamera."
Noch weiß man nicht, was der Künstler mit einem vorhat. Aber Station für Station scheint sich das Bild zu komplettieren. Nach einem weiteren langen Gang erwartet uns eine moosbewachsene, große Steinskulptur, die noch ziemlich unfertig aussieht. John Bock, ein bekennender Liebhaber des Unfertigen, hat sie auf einem Freigelände der Kunstakademie in Karlsruhe im Gras gefunden, wie er sagt. Er lehrt dort seit 2004 und fand niemanden für diese Figur zuständig. So wird sie nun zum Hauptdarsteller in Bocks eigener Frankenstein-Wiederbelebung, als Pappenheimer:
"Der Pappenheimer ist eigentlich das, was er auch verspricht, er ist nicht richtig fassbar und entzieht sich den gesellschaftlichen Dingen durch Humor oder durch Nichtanwesenheit, obwohl er extrem fett ist. Das ist der Frankenstein, der wiederbelebt wird. Da isser drin, und das Licht soll ihn wiederbeleben, das heißt ganz klar, bei diesem Film durch Lichtwechsel, expressionistischer Film, intensiver als der heutige Film ."
Das Gesicht der Figur ist in einem Pappkarton verborgen, daher vielleicht der Name. In den Pappkarton strahlen bunte Scheinwerfer hinein, und eine Nebelmaschine wirft Nebel. Nur noch ein Raum - und wir stehen am Kulminationspunkt.
Was sich ein wenig anhört wie das Atmen von Darth Vader im prasselnden Regen, das ist in Wirklichkeit der kombinierte Soundtrack aus dem Soundraum. Auf einem Monitor erscheint das farbig illuminierte Gesicht der Pappenheimer-Skulptur im Karton, wie eine Mumie. Dazu wird in die linke Augenhöhle das Bild von Donald Sutherland aus Fellinis "Casanova" projiziert, und aus einer Düse dringt der leicht gruftige Geruch von Mais:
"Ja, das ist das Ergebnis von allem, also, wir haben Duft, wir haben den Soundtrack, wir haben den Casanova, so'n Abbild, und wir haben den Pappenheimer, und das isses, c'est tout. Und dafür das ganze Bauen, du. Vierzehn Tage Wände gebaut, nur für so'ne Geschichte, da frag ich mich auch manchmal, oh Junge! Muss das alles sein?"
Es muss sein. In Hamburg zeigt sich John Bock von einer ausgesprochen aufgeräumten Seite. Er interessiert sich inzwischen mehr für Film und Video, als für Performances in selbstgebauten Umgebungen, und er tritt nach eigenem Bekunden auch nicht mehr selber auf. Die Hamburger Show versteht sich daher als begehbarer Film, als Prozession durch verschiedene Stadien und Anspielungen der Filmgeschichte, mit der John Bock wie eh und je die historische Überlieferung umdreht zu einer Spielzeugwelt Marke Eigenbau.