Statussymbol aus dem Tierheim
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Was für ein Hundeleben: Wenn Galgos "ausgedient" haben, werden diese Jagdhunde in Spanien zu Tausenden ausgesetzt oder zu Tode gequält. Appelle von Tierschützern halfen wenig, aber eine andere Strategie hat nun Erfolg, zumindest bei Großstädtern.
Barcelonas Galgos leben dort, wo auch die Schönen und Reichen residieren - in den Modernisme-Villen im Stadtviertel Sarrià. Hinter hohen Garagentoren parken Porsche, BMW und Co. Das wahre Statussymbol von Barcelonas Bourgeoisie aber spaziert davor: der "Galgo espanol", der spanische Windhund.
"Ein wunderschönes Tier", sagt das Herrchen stolz und streicht dem gescheckten Vierbeiner über den langen, schlanken Hals.
Dabei war so ein Jagdhund bis vor kurzem nicht einmal ein Jaulen wert. Nach zwei, drei Jahren Kaninchen hetzen, landeten jedes Jahr Zehntausende Galgos im Hundezwinger oder wurden anderweitig entsorgt. Die Öffentlichkeit war regelmäßig entsetzt. Geändert hat sich wenig.
Lifestyle-Kampagne statt Horror-Bilder
Dafür brauchte es den Anstoß von außen, von jemandem wie Klea Levin: Hunde-Liebhaberin und Wahl-Barcelonerin seit über 20 Jahren.
"Die Tierschutzorganisationen haben immer diese furchtbaren Bilder verschickt", erzählt sie, "von ertränkten Hunden, von Hunden, die erhängt an Ästen baumelten. Das hat vielleicht dazu geführt, dass die Menschen sich schlecht gefühlt haben, oder Geld gespendet haben. Aber mehr nicht. Deshalb haben wir die Methode geändert und versucht, den Galgo in Mode zu bringen. Ihn zu einer Art Lifestyle-Objekt zu machen."
Gemeinsam mit der Tierschutzorganisation SOS Galgos entwickelte sie ein Adoptionsprogramm. Mit dem Begierden schüren, kennt Klea Levin sich aus. Die Schwedin mit den langen roten Haaren hat jahrelang als Model gearbeitet.
Um den Haben-wollen-Impuls auszulösen, braucht es, Regel Nummer eins, eine ordentliche Image-Kampagne, in der man den spanischen Windhund nicht als Nutztier brandet, sondern seine Qualitäten als großstadtkompatiblen Alltagsbegleiter unterstreicht.
Das Loben der Galgos hat Erfolg
"Galgos sind sehr elegant und wunderschön", sagt Klea Levin, "und sie sind extrem einfache Hunde. Sie sind sauber, sie bellen nicht, sie sind sehr kinderlieb und faul, lieben aber auch lange Spaziergänge. Man kann seinen Hund, im Wald oder auf einem Sportfeld, laufen lassen. Sich an dessen Schönheit ergötzen und dann entspannt einen Kaffee trinken gehen."
Bei jedem Gassi Gehen hat Levin im Zwiegespräch mit anderen Hundebesitzern die Qualitäten ihres Galgos beschworen. Mit Erfolg: Spanienweit finden jede Woche im Durchschnitt drei Galgos neue Herr- und Frauchen. Levins halbe Nachbarschaft führt einen Windhund an der Leine und befestigt dieselbe an den extrabreiten Halsbändern, die Klea Levin designt: Der mit Swaroskwi-Steinen oder Metall-Medaillons aufwändig verzierte Galgo-Halsschmuck aus Echtleder ist der Renner in ihrem Online-Shop. Kostenpunkt: Ab 59 Euro aufwärts.
Regel Nummer zwei: Den Haben-Wollen-Impuls unterstützt man am besten durch kleine Extras, die Wert und Wohlbefinden steigern.
"Wenn man einen Hund adoptiert hat", erklärt Klea Levin, "der verstoßen wurde, der so viel durchgemacht hat, ist es doch schön, ihn ein bisschen zu verwöhnen, auch wenn man das in erster Linie für sich selbst tut."
Mit Social Media zur Galgo-Community
Für sich selbst, den Hund – und die anderen Regel Nummer drei der fürsorglichen Hundeliebhaber: Tue Gutes und rede darüber. Inspiriere und lass dich inspirieren. Auf den Fotos im Showroom posieren Ex-Fußballer Luis Figo und seine Model-Gattin Helen Svedin, die spanische Schauspielerin Maribel Verdú und Yoga-Girl Rachel Brathen mit Galgo im Arm.
Und natürlich postet auch Klea Levin regelmäßig Bilder von sich und ihren Hunden – unter dem Hashtag #FreeTheGalgos: "Auf Instagram kann man entweder ganz doof sein Selfie posten oder versuchen, tatsächlich etwas zu ändern, mit einem passenden Hashtag , mit Bildern von Menschen, die die gleiche Causa unterstützen. So entsteht eine Community. Und Menschen lieben doch das Gefühl zu einer Gemeinschaft zu gehören."
Dass zu dieser Community bisher ausschließlich die urbane Elite gehört, weiß Klea Levin. Aber irgendwann, glaubt sie, wird ihre Kampagne auch das spanische Hinterland erreichen. Schließlich folgen auch die Kinder der Kaninchenjäger Instagram, Facebook und Co.