Der Tag mit Christoph Schwennicke

Eskalation wie vor dem Ersten Weltkrieg?

Publizist Christoph Schwennicke
Publizist Christoph Schwennicke © Deutschlandradio / Manfred Hilling
Christoph Schwennicke im Gespräch mit Korbinian Frenzel |
Der Luftangriff der USA auf einen syrischen Luftwaffenstützpunkt war laut Präsident Trump eine Vergeltungsmaßnahme für den mutmaßlichen Giftgasangriff der Assad-Regierung. Diese erste direkte Intervention der USA in das syrische Kriegsgeschehen könnte noch weitreichende Folgen haben, meint der Journalist Christoph Schwennicke.
Die US-Regierung vollzieht offenbar eine Kehrtwende in ihrer Syrienpolitik. Zwei Tage nach dem mutmaßlichen Giftgasangriff der Regierung Assad gab es einen Luftangriff auf eine Luftwaffenbasis in dem Bürgerkriegsland. Welche Strategie hinter diesem Angriff steht - darüber gibt es unterschiedliche Einschätzungen. US-Präsident Donald Trump bezeichnete die Bombadierung als Vegeltungsmaßnahme für den Giftgasangriff.

Kehrtwende in der Syrienpolitik der US-Regierung?

Die syrische Regierung nannte den Angriff unverantwortlich. Die USA seien einer "falschen Propagandakampagne" aufgesessen, teilte das Präsidialamt mit. Mit diesem Begriff bezeichnet die syrische Regierung die Vorwürfe, sie habe Giftgas gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen soll nach Angaben von Diplomaten noch heute über den US-Luftangriff beraten.
Der Journalist Christoph Schwennicke befürchtet weitreichende Folgen dieser Entwicklung:
"Man kann sich die Frage stellen, ob der Giftgasangriff und der Vergeltungsschlag so etwas ist wie der Sarajevo-Incident, als es zum Ersten Weltkrieg kam."
Die russische Regierung verurteilte den Angriff scharf. Präsident Wladimir Putin beriet mit dem nationalen Sicherheitsrat über das weitere Vorgehen. Westliche Regierungen unterstützten Trumps Entscheidung. Kanzlerin Angela Merkel forderte erneut eine politische Übergangslösung des Syrienkonflikts. Sie sprach von einem "Chemiewaffenmassaker" und einer nachvollziehbaren Reaktion der Amerikaner. Außerdem sei sich die Kanzlerin mit dem französischen Präsidenten Francois Hollande und dem italienischen Ministerpräsidenten Paolo Gentiloni einig, dass Assad die "alleinige Verantwortung" trage, hieß es in Berlin.
"Es befriedigt unser Vergeltungsgefühl, aber der Syrienkonflikt ist eine fragile Sache. Und der Schulterschluss des Westens könnte zu einer Reaktion in Moskau führen, das besorgt mich."

Ende der Willkommenskultur?

Was aus der Willkommenskultur geworden ist, fragt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung. Schwennicke findet das überholt. Wichtig sei nicht, wie viele Menschen wieder mit Teddys am Bahnhof stehen würden, sondern: Wie gehen wir mit denen um, die gekommen sind?
Publizist Christoph Schwennicke
Publizist Christoph Schwennicke© Deutschlandradio / Manfred Hilling
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