Ebru Taşdemir studierte Publizistik und Turkologie an der FU Berlin. Sie arbeitet als freie Redakteurin für die taz und engagiert sie sich ehrenamtlich bei den Neuen Deutschen Medienmachern, einem Zusammenschluss von Journalisten mit internationalen Wurzeln. 2014 erschien ihr Buch Ein 'türkischer' Sommer in Berlin.
"Natürlich ist das ein Kampf um Worte"
Die türkisch-islamische Union Ditib hat für ihre Absage bei der der von Muslimen initiierten Anti-Terror-Demonstration viel Kritik geerntet. Die Autorin Ebru Tasdemir Neuen Deutschen Medienmachern findet es befremdlich, dass Ditib bei diesem Bekenntnis zum Frieden nicht dabei sei wolle.
Die Demonstration will unter dem Motto "Nicht mit uns" am Samstag in Köln ein Zeichen gegen Gewalt und Terror setzen. Angestoßen wurde der Protestmarsch von der Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor und dem muslimischen Friedensaktivisten Tarek Mohamad. Erwartet werden 10 000 Teilnehmer unterschiedlicher Glaubensrichtungen. Die Ditib hatte ihre Absage damit begründet, dass solche Demonstrationen das Problem des internationalen Terrorismus auf Muslime verengen würden. Gläubige Muslime würden damit stigmatisiert.
Problem der Begriffe
"Natürlich ist das ein Kampf um Worte", sagte die Autorin Ebru Tasdemir von den Neuen Deutschen Medienmachern im Deutschlandfunk Kultur. Wenn man von Islamisten spreche, gehe es um den politischen Islam und darunter werde auch die türkische AKP verortet. "Deshalb kämpft sie auch gegen diesen Begriff", sagte Tasdemir. Vielleicht wäre die Bezeichnung "Dschihadisten" in diesem Zusammenhang besser gewählt als "islamistischer Terror". "Sobald das Wort Islam da drin ist, könne viele Leute denken, okay, der Islam hat doch etwas mit dem Terror zu tun." Dabei habe die Religion des Islam genauso viel mit Terror zu tun wie das Christentum oder andere Religionen. "Es gibt immer diese Ausfransungen und radikalen Ecken bei den Religionen."
Islam als Heimat
Zu der Frage, warum es bei den Muslimen ein wachsendes Interesse an Religiosität gebe, während die christlichen Kirchen Mitglieder verlieren, sagte Tasdemir: "Das haben sie generell in migrantischen Communities." Die Religion schaffe eine Verbindung zwischen Menschen und vermittle ein Gefühl von "zu Hause sein." Nach außen schaffe das natürlich auch eine Abgrenzung."Wenn Sie kein Muslim sind, dann sind sie nicht von uns." Minderheiten benötigten einen geschützten Raum, um sich selbst zu finden und ihre eigene Sprache zu entwickeln. Das müsse sich gut in der Waage halten, um für beide Seiten spannend zu sein, für die Mehrheitsgesellschaft und für die Communities.
Zu der Eröffnung der neuen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin durch die Frauenrechtlerin Seyran Ates sagte Tasdemir, es gebe auch schon andere liberale Gemeinden, in denen Männer und Frauen gemeinsam beteten. Es gebe bisher keinen echten Überblick darüber, wie viel Liberalität in welchen Moscheen herrsche.
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