Der Tag mit Günter Bannas

Skepsis vor dem Besuch von Juncker bei Trump

Der Journalist Günter Bannas blickt am 05.09.2017 während einer Gesprächsrunde mit dem Titel "Von der Bonner zur Berliner Republik: Erinnerungen und Lehrstücke" in der Villa Hammerschmidt in Bonn (Nordrhein-Westfalen) in die Runde. Foto: Marius Becker/dpa | Verwendung weltweit
Der Journalist Günter Bannas © dpa
Moderation: Anke Schaefer |
Um den Handelsstreit zwischen USA und EU soll es beim Treffen von US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker gehen. Weitere Themen mit unserem Studiogast, dem Journalisten Günter Bannas, sind der Umgang mit Flüchtlingen, das EuGH-Urteil zur Gentechnik und eine Auszeit für die Politik.
Präsident Donald Trump zeigte sich vor seinem Treffen mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker skeptisch über eine Lösung im transatlantischen Handelsstreit. Über Twitter hatte er zuletzt verlauten lassen, die USA und die EU sollten alle Zölle, Handelshindernisse und Beihilfen fallenlassen. Dabei dürfte es nicht nur um die bereits verhängten Zölle auf Stahl und Aluminium gehen, sondern auch um die von Trump angedrohte Erhöhung amerikanischer Importzölle auf Autos aus der EU. Wir sprechen mit unserem Stdiogast, dem langjährigen Leiter des FAZ-Hauptstadtbüros, Günter Bannas, über die Erwartungen an dieses Treffen.
Ein weiteres Thema ist, dass der italienische Innenminister Matteo Salvini den harten Kurs Italiens gegenüber Flüchtlingen beibehalten will. Daran ändere auch das EU-Angebot nichts, Geld für die Aufnahme von Migranten zu zahlen. Die EU-Kommission hatte angeboten, für jeden aus dem Mittelmeer geretteten Geflüchteten 6.000 Euro zu zahlen.

Grundsatzurteil zu Gentechnik

Uns beschäftigt auch das jüngste Grundsatzurteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), der den Weg für den breiten Einsatz eines umstrittenen Gentechnikverfahrens blockiert hat. Mit der sogenannten Mutagenese-Technologie manipulierte Pflanzensorten gelten rechtlich als gentechnisch verändert, wie der Luxemburger EuGH entschied. In der Folge müssten die auf diesem Wege bearbeiteten Pflanzen auch als "gentechnisch veränderte Organismen" (GVO) gekennzeichnet werden. Die EU macht in dem Bereich strenge Auflagen. Konkret dreht sich der Fall um die sogenannte Genscheren- oder Mutagenese-Technologie, mit der das Erbgut von Pflanzen schneller und gezielter verändert werden kann als bisher. Geklagt hatte ein französischer Bauernverband.

Protest auf Facebook

Mehr als 2,1 Millionen Videoaufrufe bei Facebook und 1300 Kommentare erreichte eine schwedische Studentin mit ihrem Widerstand gegen die Abschiebung eines Afghanen. Sie weigerte sich am Montag, in dem Flugzeug von Göteborg nach Istanbul Platz zu nehmen und streamte ihre Aktion auf Facebook. Aus der Türkei hätte der Afghane weiter nach Kabul gebracht werden sollen. "Es ist nicht richtig, einen Menschen in die Hölle zu schicken", sagt die Studentin, während ihr Tränen in die Augen stiegen. Obwohl sie Flugbegleiter und andere Passagiere wiederholt auffordern, sich hinzusetzen, lässt sich die junge Frau von ihrem Vorhaben nicht abbringen. Wie sinnvoll ist diese Form des zivilen Ungehorsams?
Uns beschäftigt auch die Frage, ob der Bundespolitik eine echte Auszeit im Sommer auch mal gut täte. Gerade im Haupstadtjournalismus wird die Nähe von Politik und Journalismus häufig kritisiert. Als unser Studiogast, Günter Bannas, sich im Frühjahr in den Ruhestand verabschiedete, kam die ganze Berliner Politprominenz zu seinem Abschied, selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel. Wie schafft man als Berichterstatter den Spagat zwischen Nähe und Distanz? (gem)

Günter Bannas, geboren 1952 in Kassel, arbeitete über Jahrzehnte für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und ist seit März 2018 im Ruhestand. Der Journalist war zuletzt Leiter des Berliner Hauptstadtbüros. Schon während seines Studiums der Volkswirtschaftslehre, Finanzwissenschaften, Politische Wissenschaften und Sozialpsychologie widmete er sich dem Journalismus. Später arbeitete er zeitweise für den Deutschlandfunk und für die Süddeutsche Zeitung. Bannas wurde dieses Jahr für sein Lebenswerk mit dem Theodor-Wolff-Preis geehrt.

Mehr zum Thema