Der Tag mit Hedwig Richter

Frankreich droht Stillstand durch Generalstreik

31:03 Minuten
Die Historikerin Hedwig Richter steht hinter einem Rednerpult.
Die Historikerin Hedwig Richter © HIS/ Fabian Hammerl
Moderation: Anke Schaefer |
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In Frankreich hat der Generalstreik gegen die Rentenreform begonnen. Wir sprechen darüber mit der Demokratieforscherin Hedwig Richter. Weitere Themen sind Klimaziele im Verkehr, psychische Erkrankungen im Job, die Erwachsenenbildung und weiblichere Nachrichten.
In Frankreich ist der Generalstreik gegen die Rentenreform in vollem Gange. Züge, Busse und Metros stehen still. Auch Feuerwehrleute sowie Mitarbeiter von Schulen, Krankenhäusern und der Müllabfuhr sollten sich anschließen. Es wird mit den größten Protesten seit Beginn der "Gelbwesten"-Krise vor gut einem Jahr gerechnet. Das Innenministerium befürchtet Ausschreitungen und hat die Sicherheitsvorkehrungen massiv verschärft. Allein in Paris sind rund 6000 Polizisten im Einsatz. Die Proteste wirken sich auch auf den deutschen Bahnverkehr aus. Über die unterschiedlichen Protestkulturen in Frankreich und Deutschland sprechen wir mit unserem Studiogast, der Historikerin und Demokratieforscherin Hedwig Richter.

Mehr Einschnitte für das Klima

Um die deutschen Klimaziele im Verkehr zu erreichen, sind nach Einschätzung des Umweltbundesamtes drastische Einschnitte nötig. Alle Privilegien etwa für Dienstwagen und Dieselkraftstoffe müssten wegfallen, auch die Pendlerpauschale müsse abgeschafft werden, heißt es in einem internen Papier der Behörde, über das die "Süddeutsche Zeitung" berichtete. Wieso wurde es gerade jetzt bekannt?
Ein weiteres Thema ist, dass psychische Erkrankungen immer häufiger zu Fehlzeiten bei der Arbeit führen. Wie aus dem Gesundheitsreport der Betriebskrankenkassen hervorgeht, hat sich die Zahl der Fehltage wegen psychischer Störungen in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt. Solche Beschwerden würden inzwischen früher erkannt und behandelt. Sind psychische Erkrankungen also im Job kein Tabu mehr?

Gute Noten für die Erwachsenenbildung

Deutschland zählt bei der Erwachsenenbildung hinsichtlich Qualität, Finanzierung und Beteiligung zu den führenden Ländern weltweit. Aus dem aktuellen Unesco-Weltbericht zur Erwachsenenbildung geht hervor, dass Deutschland zu den 19 Prozent der Länder gehört, die über vier Prozent ihres Bildungsbudgets in lebenslanges Lernen investieren. Weltweit ist die Situation jedoch nach Auffassung des Berichts nicht zufriedenstellend: Zu wenig Erwachsene haben Zugang zu Bildung. Ist das Lob für Deutschland angemessen?
Wenn unser Studiogast Nachrichten im Fernsehen sieht oder im Radio hört, empfindet sie die Themenauswahl als zu männlich und sportdominiert. Auch Mode oder Wissenschaftsthemen könnten dort stärker berücksichtigt werden, findet Richter. Aber werden die Nachrichten dadurch weiblicher?
(gem)

Die Historikerin Hedwig Richter forscht seit 2016 am Hamburger Institut für Sozialforschung und ist Privatdozentin an der Universität Greifswald. Richter studierte Geschichte, deutsche Literatur und Philosophie an der Universität Heidelberg, der Queen’s University Belfast sowie der Freien Universität Berlin. Sie beschäftigt sich unter anderem mit europäischer Geschichte, Geschlecht sowie Demokratie- und Diktaturforschung.

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