Der Tag mit Heinz Bude

Deutschland und der Islam

Der Soziologe Heinz Bude
Der Soziologe Heinz Bude © imago stock&people
Moderation: Korbinian Frenzel |
"Der Islam gehört nicht zu Deutschland", sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer. Was bedeutet das für das politische Klima in Deutschland? Darüber sprechen wir sprechen mit dem Soziologen Heinz Bude.
Kaum im Amt sorgt Deutschlands neuer Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) gleich für Gesprächsstoff. In einem Interview mit der "Bild"-Zeitung sagte der frühere bayerische Ministerpräsident, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Er widersprach damit einem früheren Satz des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff. Seehofer sagte, Deutschland sei durch das Christentum geprägt. Dazu gehörten der freie Sonntag, kirchliche Feiertage und Rituale wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten. Die hier lebenden Muslime seien aber ein Teil Deutschlands. Von zahlreichen Politikern erntet der CSU-Politiker nun Widerspruch. Wir sprechen mit unserem Studiogast, dem Soziologen und Buchautor Heinz Bude, heute live auf der Leipziger Buchmesse über diese neue Islam-Debatte und die jüngsten Anschläge auf muslimische Einrichtungen in Deutschland.

Monika Maron solidarisiert sich mit Tellkamp

Die Schriftstellerin Monika Maron hat die umstrittenen Äußerungen ihres Kollegen Uwe Tellkamp über Flüchtlinge und den Islam verteidigt. "Eine solche Diskussion muss möglich sein", sagte Maron im Deutschlandfunk Kultur und setzte damit die fortlaufende Debatte rund um die Leipziger Buchmesse fort. Der Autor des mehrfach ausgezeichneten Bestsellers "Der Turm" hatte am 8. März mit rechtspopulistischen Äußerungen auf einer Podiumsdiskussion in Dresden für Irritationen gesorgt. Daraufhin distanzierte sich der Suhrkamp Verlag schriftlich von seinem Autor und betonte, die Haltung Tellkamps spiegele nicht die Ansichten des Verlagshauses wider. Maron solidarisierte sich nun mit dem Schriftstellerkollegen und kritisierte Suhrkamp für den Umgang mit Tellkamp. Uns beschäftigt im Gespräch mit Bude dieser Schulterschluss.

Aufbruch aus Ruinen

Pünktlich zum diesjährigen Jubiläumsjahr hat Bude das Buch "Adorno für Ruinenkinder - Eine Geschichte von 1968" verfasst. Wortführer der Revolte waren junge Leute, die den Krieg oder die Nachkriegszeit als Kinder erlebt hatten, schreibt der Soziologe. Bude hat sich für sein Buch noch einmal Interviews mit fünf Achtundsechzigern angeschaut, die er bereits vor 30 Jahren gemacht hatte. Er erzählt deren Lebensgeschichte, reflektiert im Ich-Stil seine eigenen Einstellungen und macht Deutungsvorschläge, von denen er in unserer Sendung erzählt.
Wir senden heute live von der Leipziger Buchmesse und erwarten auch unseren Literaturkritiker Kolja Mensing auf der Bühne. Er nimmt die Belletristik-Trends, den Rückgang der Käuferzahlen für Bücher und die Präsenz der rechten Verlage in den Blick.

Heinz Bude, geboren 1954, ist Soziologe und Leiter des Arbeitsbereichs "Politik und Gesellschaft der alten und neuen Bundesrepublik" am Hamburger Institut für Sozialforschung. Bude gehört zu den Initiatoren der Charta der Digitalen Grundrechte der Europäischen Union, die Ende November 2016 veröffentlicht wurde. Er ist Autor zahlreicher Bücher, zuletzt erschien "Adorno für Ruinenkinder - Eine Geschichte von 1968".

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