Der Tag mit Jens Jessen

Tellkamps Kritik: Ist der "Meinungskorridor" zu eng?

Der Schriftsteller Uwe Tellkamp bei der Diskussionsveranstaltung "Streitbar!" im Kulturpalast in Dresden am 8. März 2018.
Der Schriftsteller Uwe Tellkamp bei der Diskussionsveranstaltung "Streitbar!" im Kulturpalast in Dresden am 8. März 2018. © picture alliance / Dietrich Flechtner/dpa-Zentralbild/dpa
Moderation: Korbinian Frenzel |
Der Schriftsteller Uwe Tellkamp hat in einem offenen Brief die Debattenkultur im Land kritisiert: Anderslautende Meinungen würden mit "Maßregelung und Zurechtweisung" bestraft. Das ist unser Thema mit Jens Jessen vom Feuilleton der "Zeit". Außerdem sprechen wir über den Durchbruch beim Brexit und die mysteriöse Spende für die AfD.
Der preisgekrönte, aber auch umstrittene Schriftsteller Uwe Tellkamp hat sich mit einem offenen Brief gegen die "Erklärung der Vielen" gewandt. Mehr als 300 deutsche Kulturinstitutionen, darunter Opernhäuser, Orchester, Galerien und Museen, hatten diese Erklärung am 9. November unterzeichnet, die sich gegen Rassismus und Ausgrenzung richtet. Der Schriftsteller bezeichnete den Text als "Tiefpunkt der Debatten- und Toleranzkultur" und vermutete als Ursache "Hysterie". Tellkamp kritisiert darin weiterhin, dass die "Tonangeber in weiten Teilen unserer Medien und unserer Kulturbranche" häufig "keinen Widerspruch" vertragen und anderslautende Meinungen mit "Maßregelung" und "Zurechtweisung" bestraften. Es herrsche, so Tellkamp, "bei Themen wie Migration, Klimawandel, Europa, Trump" eine "Wucht des Common sense vor".
Ist diese Kritik berechtigt? Oder verabschiedet sich Tellkamp zusehends aus einem seriösen Diskurs? Wie breit muss ein "Meinungskorridor" sein? Und wie sollten wir uns in ihm bewegen? Fragen an Jens Jessen, Redakteur im Feuilleton der Wochenzeitung "Die Zeit".
Außerdem sprechen wir über den erreichten Übergangs-Deal für den Austritt Großbritanniens aus der EU. Was bleibt übrig von der Brexit-Idee, die "Kontrolle zurückzugewinnen"?
Weitere Themen heute: Was steckt hinter der mysteriösen Spende für die AfD? Und wie will Deutschland die Führung übernehmen in der Forschung zur Künstlichen Intelligenz?

Jens Jessen ist Redakteur der Wochenzeitung "Die Zeit" im Feuilleton, das er von 2000 bis 2014 auch leitete. Zuvor war er Feuilletonchef bei der "Berliner Zeitung" und Redakteur im Feuilleton der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Begonnen hatte der Autor und Publizist seine Laufbahn von 1984 bis 1988 als Verlagslektor in Stuttgart und Zürich. 2012 erschien im Carl Hanser Verlag Jessens Roman "Im falschen Bett".

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