Der Tag mit Minou Amir-Sehhi

Wie kommt mehr Geld in die Pflege?

Minou Amir-Sehhi
Die ARD-Reporterin und Moderatorin Amir-Sehhi © Judith Affolter
Moderation: Marcus Pindur |
Mit Minou Amir-Sehhi sprechen wir über den Zustand des deutschen Pflegesystems. Was muss passieren, damit pflegende Angehörige nicht in die Armut rutschen? Außerdem geht es um Antisemitismusvorwürfe gegen eine schottische Band, die von der Ruhrtriennale ausgeladen wurde.
Der TV-Film "Tod auf Raten" (heute 22.30 Uhr im ZDF) setzt ein drängendes gesellschaftspolitisches Thema auf die Tagesordnung: Armut durch Pflege. Der Film zeigt eine Frau, die sich die Pflegekosten für ihren Mann nicht leisten kann. Die Pflege von kranken Angehörigen stellt viele Familien vor Probleme. Es gibt zwar mittlerweile einige Hilfsangebote wie das Pflegegeld, wenn Menschen zuhause gepflegt werden. Außerdem können sich pflegende Angehörigen seit anderthalb Jahren renten-, kranken-, und unfallversichern lassen. Einige pflegende Angehörige müssen aber ihren Beruf aufgeben und rutschen in die Arbeitslosigkeit. Wir fragen die Reporterin und Moderatorin Minou Amir-Sehhi, was sich ihrer Meinung nach im Pflegesystem ändern muss.
Ein weiteres Thema der Sendung: Die neue Regierung in Spanien ist erst seit Kurzem im Amt. Der sozialistische Ministerpräsident Pedro Sanchez hat klargemacht, dass er möglichst gute Beziehungen zu Frankreich und Deutschland pflegen möchte. Insofern ist es nicht überraschend, dass er sich als erster europäischer Regierungschef bereit erklärt hat, mit der Bundesregierung ein Rückführungsabkommen abzuschließen. Wir fragen: Ist das ein Erfolg für Bundesinnenminister Seehofer oder reine Symbolpolitik? Schließlich beantragen nur ganz wenige Migranten in Spanien Asyl und reisen dann nach Deutschland weiter.

Ministerpräsident Laschet sagt Teilnahme an Ruhrtriennale ab

Heute beginnt die Ruhrtriennale. Das Kulturfestival in den imposanten, alten Industrieanlagen des Ruhrgebiets dauert bis zum 23. September und zeigt 33 Produktionen in 17 Spielstätten, darunter frühere Zechen und Industrieanlagen. Doch die Freude über das Ereignis tritt in den Hintergrund, denn die Chefin der Ruhrtriennale ist ins Zwielicht geraten. Stefanie Carp hatte eine schottische Band eingeladen, die der als antisemitisch eingestuften BDS-Kampagne gegen Israel nahesteht. Der Ministerpräsident von NRW, Armin Laschet, sagte deswegen seine Teilnahme an der Eröffnung der Ruhrtriennale ab. Ist das ein schwerer Rückschlag für das prominente Kulturfestival und dessen neue Intendantin Stefanie Carp?

Zahl der offenen Stellen auf Rekordhoch

Laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg ist die Zahl der offenen Stellen in Deutschland im zweiten Quartal auf 1,21 Millionen und damit auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Vor einem Jahr waren es noch 115.000 offene Stellen weniger. Den Forschern zufolge ist es vor allem für viele Betriebe in Ostdeutschland schwer, die freien Stellen zu besetzen und für adäquaten Nachwuchs zu sorgen. Viele dieser Stellen könnten durch Menschen mit Migrationshintergrund besetzt werden, denen auf dem deutschen Arbeitsmarkt bisher einige Hindernisse begegneten. Wieso aber fällt es den Schulen und Betrieben so schwer, diese Menschen auszubilden und zu integrieren?
Seit mehreren Wochen gibt es im Netz die sogenannte #MeTwo-Debatte, bei der Menschen über ihre Erfahrungen mit Alltagsrassismus berichten. Das reicht vom gedankenlos dahingeworfenen "Sie sprechen aber gut deutsch" bei einem türkischstämmigen, aber in Deutschland aufgewachsenen Germanisten bis zur üblen Beleidigung und Diskriminierung, etwa bei der Wohnungs- und Arbeitsplatzsuche. Unter denjenigen, die darüber diskutieren, sind auch viele Journalisten mit Migrationshintergrund. Ist das eine Elitendebatte oder kann #MeTwo tatsächlich eine Veränderung herbeiführen?

Minou Amir-Sehhi ist ARD-Reporterin und Moderatorin, Medientrainerin und TV-Coach. "Als professionelle Journalistin bin ich einerseits darauf bedacht, Abstand von den Akteuren zu halten - anderseits muss ich mich in meine Interviewpartner hineinversetzen können", beschreibt sie ihr professionelles Selbstverständnis. Seit vergangenen Herbst engagiert sie sich auch als Vorsitzende einer Komission zu Chancengleichheit und Diversity im Deutschen Journalisten-Verband.

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