Der Tag mit Tilman Spengler

Grüne Woche im Licht der Proteste

32:16 Minuten
Tilman Spengler
Der Publizist und Sinologe Tilman Spengler © Deutschlandradio / Manfred Hilling
Moderation: Axel Flemming |
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Angesichts der "Grünen Woche" und der Protestkundgebungen verweist der Publizist Tilmann Spengler kritisch auf die wachsende Monokultur. Weitere Themen sind die Kohle-Einigung, der Handel mit China und die Libyen-Konferenz.
Anlässlich der Agrar- und Ernährungsmesse "Grüne Woche" demostrieren mehrere Tausend Menschen in Berlin für eine umweltfreundlichere Landwirtschaft. Dazu aufgerufen hat ein Bündnis aus Bauern, Klima- und Tierschützern sowie weiteren Verbänden. Die Initiative "Wir haben es satt!" erwartet bei der zehnten Auflage des Protestzuges mindestens 15.000 Teilnehmer und 100 Traktoren. Parallel zur Messe kommen auch Regierungsvertreter aus rund 70 Ländern zu einer Agrarministerkonferenz zusammen und beraten über die Rolle des Handels für die weltweite Ernährungssicherung. Unser Studiogast, der Publizist Tilman Spengler sieht die Proteste kritisch. Die wachsende Monokultur hält er für das größere Problem.

Weiter nach dem Kohle-Kompromiss

Ein weiteres Thema ist die Kohle-Einigung der Bundesregierung und den Bundesländern mit Braunkohleregionen diese Woche. Sie haben sich auf einen Zeitplan verständigt, der die Abschaltung von Kohlekraftwerken regeln soll. Nun will der Bund diesen "Stilllegungspfad" mit den Betreibern der Braunkohlekraftwerke und Tagebaustätten vertraglich festlegen. Noch im Januar soll der Gesetzentwurf für den Kohleausstieg auf den Weg gebracht werden und bis Mitte des Jahres verabschiedet sein. Bis spätestens 2038 soll Deutschland zur Förderung des Klimaschutzes aus der Kohle-Stromgewinnung aussteigen. Ist das realistisch?

Schwieriger Handel mit China

China hat der Europäischen Union versichert, dass sein Teilabkommen in ihrem Handelskonflikt mit den USA nicht zu Lasten der Europäer gehen wird. Bei einer Unterrichtung im Außenministerium in Peking über den Handelskrieg sei ihm zugesichert worden, "dass europäische Unternehmen in keiner Weise, in absolut keiner Weise von dem Abkommen beeinflusst werden", sagte der EU-Botschafter in Peking, Nicolas Chapuis, in Peking. Die EU werde die Umsetzung weiter beobachten. Spengler kritisiert, dass China seine Interessen immer leichter durchdrücken kann. Ist da Handel auf Augenhöhe noch möglich?

Hoffnung auf Libyen-Konferenz

Große Erwartungen richten sich auf die Libyen-Konferenz am Sonntag in Berlin: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) empfängt zahlreiche Vertreter von Staaten, die Einfluss auf die Krisenregion ausüben können. So werden neben Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der russische Staatschef Wladimir Putin und US-Außenminister Mike Pompeo erwartet. In Libyen konkurrieren Ministerpräsident Fayez al-Sarraj und General Khalifa Haftar um die Macht, beide sollen nach Berlin kommen. Ist ein Erfolg möglich?
(gem)

Tilman Spengler, geboren 1947 in Oberhausen und promovierter Sinologe, hat am Max-Planck-Institut für Sozialwissenschaften sowie an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften geforscht. Er war 30 Jahre lang einer der Herausgeber des "Kursbuch", begleitete Politiker auf China-Reisen, arbeitete für Rundfunk und Fernsehen, drehte eine Reihe von Dokumentarfilmen und hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, unter anderem die Romane "Lenins Hirn" und "Der Maler von Peking".

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