Ulrike Herrmann ist Wirtschaftsredakteurin bei der Berliner Tageszeitung "taz", für die sie seit 2000 arbeitet, zunächst als Leiterin der Meinungsredaktion und Parlamentskorrespondentin. Zu ihren Buchveröffentlichungen zählen: "Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam. Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen" (2013) und "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie oder Was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können." (2016)
Sind beim Brexit noch Kompromisse möglich?
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Themen mit unserem Gast Ulrike Herrmann sind der Brexit, die deutschen Militärausgaben, die Klimabilanz 2018, der Mangel an Wohnraum und ein BGH-Urteil zu lebensverlängernden Maßnahmen bei Demenz.
Korbinian Frenzel diskutiert mit der Publizistin Ulrike Herrmann zuerst über den Brexit. Im Londoner Parlament hat der Tory-Abgeordnete Nick Boles die Konservativen verlassen: Er warf seiner Partei einen Mangel an Kompromissbereitschaft vor. Wie sieht Herrmann die Chancen, einen harten Brexit noch abzuwenden? Hält es die Wirtschaftsjournalistin für möglich, noch Kompromisse zu finden?
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat ein Urteil gefällt: Ärzte müssen wegen der Lebensverlängerung eines Patienten durch künstliche Ernährung kein Schmerzensgeld zahlen. Die künstliche Ernährung stelle trotz des damit verbundenen Leidens des Patienten keinen Schaden dar. Es ging es um einen im Oktober 2011 verstorbenen, schwer demenzkranken und bettlägerigen Mann, von dem keine Patientenverfügung vorlag. Der Sohn des Mannes warf dem behandelnden Hausarzt vor, seinen Vater sinnlos am Leben erhalten zu haben. Der Arzt hätte seinen Vater, der sich selbst nicht mehr äußern konnte, sterben lassen sollen.
US-Präsident Donald Trump mahnt, Deutschland gebe zu wenig Geld für die Verteidigung aus. Die NATO-Zielmarke von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts verfehlt das Land klar: Lässt Deutschland damit andere NATO-Nationen die Kosten für die Sicherheit des Landes tragen – ist Deutschland ein Trittbrettfahrer? Oder ist es vernünftig, die Rüstungsausgaben geringer zu halten?
Zudem geht es um die Klimabilanz des vergangenen Jahres: Der heiße Sommer, höhere Preise für Benzin und Kohle sowie der Ausbau erneuerbarer Energien haben den Treibhausgas-Ausstoß Deutschlands 2018 erstmals seit vier Jahren wieder gedrückt. 2018 wurden knapp 869 Millionen Tonnen Klimagase in die Atmosphäre geblasen und damit 4,2 Prozent weniger als im Vorjahr, wie eine vorläufige Berechnung des Umweltbundesamtes zeigt. Doch trotz des Rückgangs ist Deutschland von seinen Klimazielen noch weit entfernt. Im Vergleich zu 1990 ging der Treibhausgas-Ausstoß um 30,6 Prozent zurück. Bis 2020 sollten es aber eigentlich 40 Prozent sein.
Zuletzt wird das Dauerthema in den Großstädten Thema: Das Wohnen und die Kosten für das Wohnen. Herrmann vertritt die These, der Staat müsse mehr Wohnungen schaffen.