Folge 50

Theater versus Kritiker - ein uralter Konflikt verschärft sich

49:57 Minuten
Zwei Schauspielerinnen und zwei Schauspieler stoßen auf einer Bühne während einer Probe einen langezogenen Schrei aus.
Ehemaliger Beitrag "Eine Urheberei" zur Ruhrtriennale: Werden hier auch die Kritikerinnen und Kritiker angeschrien? Und wenn ja, zurecht? © picture-alliance / dpa / Bernd Thissen
Von Elena Philipp und André Mumot |
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Theaterschaffende und die Kritiker, das war schon immer eine spannungsgeladene Beziehung. Doch momentan eskaliert der Ton. Warum? Darüber sprechen wir mit Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard und Theaterkritiker Simon Strauß.
Rau ist der Ton, der nicht selten gegenüber Theaterkritikerinnen  und -kritikern angeschlagen wird. "Scheiße am Ärmel" der Kunst seien ihre Einlassungen, ließ die Hamburger Intendantin Karin Beier vergangenes Jahr bei uns im Programm wissen.
Regisseur und Performer Benny Claessens reagierte in einem inzwischen gelöschten Tweet auf eine Kritikerin mit der Online-Erwiderung: „Your Time is Over, Darling!“ Und dann soll auch noch die Kritikerinnenjury beim Theatertreffen nach und nach abgeschafft werden. Oder? Ganz klar wurde das nicht bei der Pressekonferenz von Intendant Matthias Pees und der vier neuen Theatertreffen-Leiterinnen zu den Veränderungen bei den Berliner Festspielen. Die Frage lautet also: Quo vadis, Theaterkritik?
Diskussionsstoff gibt es genug für Simon Strauß, Kritiker und Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, und Amelie Deuflhard, Intendantin auf Kampnagel, die bei Elena Philipp von nachtkritik.de und André Mumot von Deutschlandfunk Kultur zu Gast sind. 

Die Möglichkeit der Gegenrede

Amelie Deuflhard hält die Kritiker*innen für wichtige Dialogpartner, hat die Kritik in einem veröffentlichten Gespräch mit ihrem Kollegen Matthias Lilienthal aber auch schon mal abgeschrieben. Und freut sich über die Möglichkeit der Gegenrede: "Jetzt, in Zeiten von Social Media, kann man über ganz viele Kanäle selbst kommunizieren." Wollen die Theater sich abschotten und nur noch Berichte lesen, die ihre Arbeit und ihre Ansichten bestätigen?
Für Simon Strauß ist klar: Die Institution der Kritik als "Gegenüber" und "unabhängiger Blick von außen" muss verteidigt werden. Karin Beier etwa sei nicht in einem privatwirtschaftlichen Unternehmen tätig, sondern befinde sich in Abhängigkeit von Steuergeldern. "Und Steuergelder sollten durchaus kontrolliert werden. Die Kulturpolitik, die meistens keine Ahnung von Theater hat, wird sich verlassen müssen auf das, was Expertinnen und Experten davon halten."
Welchen Wert hat die Theaterkritik noch in Zeiten offener Social-Media-Diskussionen? Macht theatergeschichtliches Grundwissen jemanden zum Experten? Kann die Einschätzung eines Kritikers oder einer Kritikerin Allgemeingültigkeit beanspruchen? Ist der Blick auf Kunst unabwendbar an die eigene Identität gebunden, wie Amelie Deuflhard sagt, oder ist es Aufgabe der Kunst, sich allen verständlich zu machen, wie Simon Strauß fordert? Im 50. Theaterpodcast wird leidenschaftlich diskutiert.

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