Der Untergang Stalingrads durch El Niño?
Auch wenn die Lateinamerikaner die periodisch auftauchende Erwärmung des Pazifischen Ozeans El Niño getauft haben, so hat ihnen das "Christkind" doch nichts als Ärger eingebracht. Jedes Mal, wenn sich die Wasser des Pazifik um rund 7 °C über Normaltemperatur aufheizen, bricht der Fischfang, setzen sintflutartige Regen sonst trockene Regionen unter Wasser, spülen ganze Ortschaften weg, begraben Felder und Straßen unter Schlammlawinen. Wie die Auswertungen historischer Ereignisse zeigen, existiert dieses Wetterphänomen bereits seit Jahrhunderten.
El Niño ist aber keineswegs auf Südamerika beschränkt. Während die westliche Hemisphäre von Chile bis Alaska von wärmeren Meereswassern umspült wird, kühlt sich das Meereswasser in der östlichen Hemisphäre ab. Damit steigt weniger feuchte Luft aus dem Meer auf, bringen die Winde weniger Regen, bricht vielerorts Trockenheit aus. In Asien verdorren die Felder, in Australien brennen die Wälder, Indien fehlt der Monsunregen. Es kommt in Afrika zu Dürren. Die kühleren Meeresströmungen beeinflussen sogar Brasilien. Der Nordosten erhält keinen Regen mehr, Pflanzen und Vieh verdursten. Selbst Europa bleibt nicht von El Niño Effekten verschont. Autor César Caviedes führt die Hochwasserkatastrophe an der Elbe darauf mit zurück.
Leider ermüden die ellenlangen Aufzählungen historischer El Niño Ereignisse den Leser. Zudem versucht der Autor nachzuweisen, dass das Wetter historische Ereignisse beeinflusste, also El Niño bei der Eroberung des Inkareiches eine ebenso bedeutsame Rolle gespielt hat wie beim Untergang Stalingrads. Auch wenn man César Caviedes Grundthese zustimmt, dass das Wetter starke Auswirkungen auf Wirtschaft und damit Politik haben kann, erscheinen seine Schlussfolgerungen doch etwas weit hergeholt.
Leider schießt das Buch in seinem Bemühen, die immense Bedeutung dramatischer Klimaumschwünge vorzuführen, immer wieder über Ziel hinaus. Das macht es zu einem langatmig, nicht jeder ist an jedem Detailereignis der Wettergeschichte interessiert, und zum anderen unglaubwürdig, verlorene Kriege lassen sich kaum auf Wetterereignisse zurückführen. Weniger wäre in diesem Fall eindeutig mehr gewesen.
César N. Caviedes: El Niño. Klima macht Geschichte
Übersetzt von Christiana Donauer-Caviedes
Primus Verlag 2005
192 Seiten, 29,90 Euro
Leider ermüden die ellenlangen Aufzählungen historischer El Niño Ereignisse den Leser. Zudem versucht der Autor nachzuweisen, dass das Wetter historische Ereignisse beeinflusste, also El Niño bei der Eroberung des Inkareiches eine ebenso bedeutsame Rolle gespielt hat wie beim Untergang Stalingrads. Auch wenn man César Caviedes Grundthese zustimmt, dass das Wetter starke Auswirkungen auf Wirtschaft und damit Politik haben kann, erscheinen seine Schlussfolgerungen doch etwas weit hergeholt.
Leider schießt das Buch in seinem Bemühen, die immense Bedeutung dramatischer Klimaumschwünge vorzuführen, immer wieder über Ziel hinaus. Das macht es zu einem langatmig, nicht jeder ist an jedem Detailereignis der Wettergeschichte interessiert, und zum anderen unglaubwürdig, verlorene Kriege lassen sich kaum auf Wetterereignisse zurückführen. Weniger wäre in diesem Fall eindeutig mehr gewesen.
César N. Caviedes: El Niño. Klima macht Geschichte
Übersetzt von Christiana Donauer-Caviedes
Primus Verlag 2005
192 Seiten, 29,90 Euro