Reichtum verpflichtet!
Höhere Mindestlöhne für Arbeitnehmer, höhere Steuersätze für Reiche – für einen Unternehmer vertritt Ernst Prost ungewöhnliche Positionen. Vielleicht liegt das daran, dass er seine Karriere als Kfz-Mechaniker begann.
Die Lebensgeschichte von Ernst Prost erinnert ein wenig an den amerikanischen Mythos vom Tellerwäscher-zum-Millionär. Der Sohn einer Fabrikarbeiterin und eines Maurers wuchs, wie er sagt, in ärmlichen Verhältnissen auf. Den Geschmack der Not kenne er aus eigener Erfahrung. Probst machte eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker und arbeitete sich zum erfolgreichen Unternehmer hoch.
Als Eigentümer der Öl- und Schmierstofffirmen Liqui Moly und Méguin konnte er sich ein Schloss kaufen. Dass ein Unternehmer die Früchte seiner Arbeit genießt, steht für Prost in keinem Widerspruch zu seiner sozialen Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitern und der Gesellschaft:
"Ein Unternehmer trägt Verantwortung nicht nur für den Inhalt seines eigenen Geldbeutels, sondern auch für die Menschen, die seinen Geldbeutel regelmäßig wieder füllen. Das Vermögen, das ich erarbeitet habe, habe ich zum großen Teil auch meinen Leuten zu verdanken. Diese 835 Menschen bei Liqui Moly haben mich durch ihre Arbeit reich gemacht. Und so ist es nur billig und recht, wenn diesen Menschen dann auch über Gewinnprämien, über vernünftige Löhne und Gehälter ein Teil des Gewinnes zufließt."
Großkonzerne sollen sich an die Spielregeln halten
Für Prost ist klar: Reichtum verpflichtet! Für Großkonzerne, die Steuerschlupflöcher nutzen und die Gehälter auf Mindestlöhne drücken, hat er deshalb kein Verständnis.
"Ich wäre schon zufrieden, wenn viele deutsche Unternehmen, vor allem die Großkonzerne, sich an die Spielregeln halten würden. Die da heißen: Vernünftige, den Leistungen und dem Kostenniveau des Arbeiters angepasste Löhne und Gehälter zu bezahlen. Da wird getrickst, da werden nach allen Regeln der Kunst Gewinne verschoben, die dann auch dem Staat in Form von Steuern fehlen. Da wird mit Mindestlöhnen gearbeitet. Kein Mensch kann von einem Mindestlohn leben, geschweige denn eine Familie unterhalten. Da sind wir doch schon beim Existenzminimum angelangt."
Seine Herkunft aus ärmlichen Verhältnissen habe ihn auch für die Nöte der Geringverdiener sensibilisiert.
"Ich kann doch jetzt nicht nur meine Taschen voll Geld stopfen und die anderen, die mit diesen Weg gegangen sind, die genauso hart gearbeitet haben wie ich, einfach hinten runter fallen lassen."
(mw)