Der Uracher Schäferlauf

Ein Fest für eine aussterbende Zunft

Die 14 Jahre alte Simona Mack aus Hahrheim bei Ellwangen (2.v.r.) läuft am 24.08.2013 beim Schäferlauf in Markgröningen (Baden-Württemberg) dem Sieg entgegen.
Wettlauf der Schäfermädchen © dpa / Michael Latz
Von Uschi Götz |
Der Uracher Schäferlauf gilt als eines der größten Heimatfeste des Südwestens. Tausende Gäste kommen, darunter viele ausländische Touristen. Ende Juli findet der nächste Schäferlauf statt - ein Fest für eine untergehende Zunft.
Tagelang dreht sich in der ehemaligen württembergischen Residenz- und Oberamtsstadt Urach alles um die Schäferzunft: Schäferreigen, Schäferlies, Schäfermusik, Schäfertanz und zur Krönung dann noch der Schäferlauf. Junge Frauen und Männer laufen um die Wette. Das Siegerpaar wird zum Schäferkönigspaar gekrönt:
Die jungen Wettläufer kommen traditionell aus alten Schäferfamilien. Wie lange das noch sein wird, keiner weiß es. Der Nachwuchs der Schäfer geht schon lange eigene Wege, die wenigstens werden Schäferinnern oder Schäfer. Der Beruf stirbt aus, das Geschäft lohnt sich nicht mehr.
Das Uracher Fest rund um den Schäferlauf erinnert an glanzvollere Zeiten einer Zunft. Der Höhepunkt des mehrtägigen Festes ist ein historischer Festzug durch die Innenstadt. Einen Tag vor dem Hauptfest treffen sich bereits die Alb-Schäfer zum sogenannten Leistungshüten auf der Albhochfläche.
"Schäfer können hier mit einer fremden Herde, mit den eigenen Hunden, müssen da ganz bestimmte Aufgaben erfüllen. Es gibt ein Schäfergericht, die darüber wachen, ob das alles so ist [...] und da hat man nun wirklich Gelegenheit, aus nächster Nähe, die durchaus schwierige Arbeit eines Schäfers kennenzulernen."
Der Schäfer Holger Banzhaf aus Heldenfingen hütet am Freitag (22.08.2008) beim Leistungshüten des Landesschafzuchtverbandes in Markgröningen eine fremde Herde mit ca. 200 Schafen
Schäfer beim Leistungshüten© dpa / Norbert Försterling
Walter Röhm war früher Kurdirektor in Urach und hat das Buch "Schäfertag und Schäferlauf in Bad Urach" geschrieben. Er weiß viel, wenn nicht alles über die Geschichte der Schäferzunft.

Geschichte des Schäferlaufs begann im Jahr 1723

Alles fing 1723 an, als Herzog Eberhard Friedrich von Württemberg anordnete, dass es neben Markgröningen noch weitere Orte für einen Schäfertag geben solle.
"Dieser Haupttag beginnt mit der Übergabe der Schäferlade und der Schäferfahne. Die Lade ist für eine Zunft eine ganz wichtige Einrichtung. Denn da wurden die Akten verwahrt, da wurden vor allem die Kassen aufbewahrt, also das Geld."
Im Rathaus trat das Schäfergericht zusammen. Prüfungen wurden abgehalten, Meister angenommen, Zunftangelegenheiten besprochen. Danach ging es zum Feiern
"Was überliefert ist, dass es natürlich immer wieder Händel gab. Aber nicht bei der Erledigung der Verwaltungsangelegenheiten, sondern nachher in der Wirtschaft. Denn da hat man sich nach langer Zeit einmal wieder getroffen und hat natürlich tüchtig gebechert und irgendwann hat es dann auch Streit gegeben."
Schon damals und so ist es bis heute geblieben, hüten in der Zeit des Schäferlaufs Aushilfen die Schafherden außerhalb der Stadt.
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