Der verrückte Mittelpunkt der EU
Am 1. Januar, also vor genau 361 Tagen, landete der geografische Mittelpunkt der EU auf Gelnhäuser Acker. Wir horchten auf. Rumänien und Bulgarien hatten ihn mit ihrem Beitritt zur EU dorthin versetzt - rein geografisch gesehen. Und rein praktisch gesehen? Landrat Pipa erklärte flugs, er werde Europas Mitte "intensiv vermarkten".
Dies lasen wir jedenfalls im "Gelnhäuser Tageblatt" am fünften Tag der neuen Gelnhäuser Zeitrechnung. Auch sei der Ort, wirtschaftlich und so, "nicht nur geografisch ein Gravitationspunkt in Europa". Nun ja, auf einem Logo zum neuen Mittelpunktgefühl schaut uns … ein Schaf an. Warum nur?
Vorspiel – Irgendwie verrückt
Wir sind wieder unterwegs. Sie wissen ja schon: Der verrückte Mittelpunkt. Also der verrückt worden ist, rein geografisch gesehen, von da nach dort. Von Kleinmaischeid nach Gelnhausen, vom Westerwald zum Spessart, von Rheinland-Pfalz nach Hessen.
Kleinmaischeid hat den Verlust des geografischen Mittelpunktes der EU verkraftet. Als der nach zweieinhalb Jahren Verweildauer aus dem Ort verschwand, tat sich kein Loch auf. Die Mittelpunkt-Skulptur steht noch und kündet von der Zeit, da man Mittelpunkt der EU der 25 war, also als es noch 25 Mitgliedsländer waren.
Herr Rasbach, ehrenamtlicher Bürgermeister von Kleimaischeid und wie immer guter Laune, sagte uns vorhin: Ja, Spaß habe es gemacht, aber finanziell nicht viel gebracht.
Als wir ihn fragten, ob denn mittlerweile der wirkliche Mittelpunkt markiert worden sei? Sie erinnern sich: Kleinmaischeider irrten damals mit uns im Wald umher auf der Suche nach dem echten Mittelpunkt, da grinste er und sagte (hier, hören Sie selbst):
"Nein!"
Ja und warum nicht?
"Wir finden den nicht."
Ja, ja, was haben wir gelacht … in Kleinmaischeid. Und nun also Gelnhausen, naja, eigentlich Meerholz – früher Dorf, seit 1974, gegen seinen Willen!, Stadtteil. Irgendwie verrückt ist es ja schon … mit diesem geografischen Mittelpunkt der EU.
Kapitel 1 – Auf dem Acker gelandet
Der neue geografische Mittelpunkt der EU, der MP der EU, landete auf einem Acker. Wir sagen das wertfrei, auch wenn wir völlig durchnässt sind.
"Ja! Ja!"
Auf dem Acker von Herrn Paul. 50° 10’ 21" nördlicher Breite und 9° 9’ 0" östlicher Länge.
Als Herr Paul am 3. Januar die Morgenzeitung las, da lag der Mittelpunkt noch im benachbarten Niedermittlau. In Dachfenster-Sicht. Aber nur bis 15 Uhr. Da schrillte plötzlich das Telefon und er erfuhr, dass sich das mit dem Dachfensterblick erledigt habe, die Niedermittlauer umsonst den Mittelpunkt gefeiert hätten, und er nun im Mittelpunkt stehe und doch mal schnell auf seinen Acker stiefeln solle.
"Und wie ich dann hinter kam, da waren so vielleicht schon zehn Pressevertreter da, von Schreibende und auch Fernsehen waren da, die alle schon auf dem Acker waren."
Örtliche Prominenz, Medienvertreter von hier und weit weg sowie eine Blaskapelle tummelten sich auf Herrn Pauls Scholle. Und er musste gar oft die 3. Januar-Frage beantworten: Wie habe er denn das aufgenommen? Der MP der EU auf seinem Acker …
"Ach naja, ja gut, ich sag mal so, das ist wie eine Nadel im Heuhaufen – man kann ja nichts dafür."
Dafür, dass wiederholt Fahnen und Hinweisschilder vom Mittelpunkt-Ort verschwunden sind, kann Herr Paul auch nichts. Ebenso wenig, dass er den Acker verpachten musste.
"Das war 1990. Und seit dem mache ich jetzt Lkw-Fahrer."
Für Aldi, seit dem Jahr der Deutschen Einheit.
Es gebe schöneres, als den Familienbetrieb dicht zu machen, sagt Herr Paul noch, und dass er damals auf Deutschland und die EU geschimpft habe.
"Auf alles. Da kommt dann alles."
Kapitel 2 – Auf dem Mittelpunkt der EU
Wir kommen. Da vorne muss er sein – der geografische Mittelpunkt. Dort, am Feldrand zu Füßen des Niedermittlauer Heiligenkopfes. Der ist 260 Meter hoch und schaut auf Niedermittlauer und Meerholzer Terrain. Das Institut Géographique National siedelte den Mittelpunkt erst 175 Meter nach da an, also in Niedermittlau.
Aber dann schaute man doch etwas genauer auf die Gemarkungsgrenze und hopps landete der geografische Mittelpunkt der EU auf Meerholzer Boden. Eigentlich schon am 1. Januar 2007, am Tag, als Bulgarien und Rumänien der EU beitraten; uneigentlich aber erst am 3. Januar, als die Franzosen da in Paris ihre korrigierte Berechnung der Öffentlichkeit vertickerten.
Der Mittelpunkt. Fahnen, runder Mittelpunktstein, eine "Europäische-Zentral-Ruhe-Bank". Wir setzen uns nicht auf selbige, sondern besteigen lieber den Mittelpunkt.
Wir stehen auf dem Mittelpunkt des Mittelpunkt-Stein’s, also sozusagen im Mittelpunkt der EU. Das Gefühl ist ein gutes, die Aussicht schön … nur etwas einsam … jetzt … hier: 50° 10’ 21" Nord, 9° 9’ 0" Ost.
Kapitel 3 – Der Wettlauf zum MP
"Und wir haben dann binnen drei, vier Stunden Vereine auf die Beine gestellt, Bürger, die dann marschiert sind zu dem geografischen Mittelpunkt von Europa."
Landrat Pipa kann sich noch sehr gut an den 3.Januar 2007 erinnern, als sich Meerholzer Volk, Journalistentross und hiesige Honoration erst auf, dann am Acker tummelte. Und feierte! Den geografischen Mittelpunkt und den Sieg im Wettrennen gegen die Staatskanzlei da in Wiesbaden - um den Mittelpunkt.
"Das sollte ja von der Landesregierung bekanntgegeben werden, aber wir waren so schnell und haben selbst auch mit unserem Amt für Bodenmanagement dann sichergestellt, wo konkret denn der Standpunkt ist."
Aber vorher ernannte der Landrat eine französisch kundige Dame der hiesigen Volkshochschule zur "Mitarbeiterin der Staatskanzlei", ließ sie in Paris anrufen und hatte so - mir nichts, dir nichts - die Daten in der Hand. Selbige übergab er dem hiesigen Katasteramt und schickte es ab auf den Acker.
"Und wie sie das so richtig dann auch gemessen hatten, dann kam raus, nach vier Stunden der Anruf meines Mitarbeiters, nun ist es, es war so 1 Uhr, nun ist es doch Meerholz, es ist sicher, in der Nähe, wo ich da wohne."
Das ist schön, aber noch schöner ist: Der rote Landrat Pipa und der schwarze Bürgermeister Michaelis weihten – sozusagen in einer Großen Koalition - von jetzt auf gleich den Mittelpunkt ein. Die in Wiesbaden fanden das net sehr witzig.
"Ja, weil die das persönlich selbst, der hessische Ministerpräsident wollte den europäischen Mittelpunkt, den geografischen Mittelpunkt selbst quasi einweihen, der Bürgerschaft bekannt geben. Und er traute seinen Ohren und Auge net, wie abends dann über Fernsehanstalten dann bekannt gegeben wurde, dass ich das hier in Gelnhausen mit dem Kollegen Jürgen Michaelis gemeinsam eröffnet hatte und der Bürgerschaft."
Der MP wollte den MP bekanntgeben und einweihen, doch der rote LR kam ihm mit dem schwarzen BM zuvor. War MP Koch vielleicht deshalb noch nicht am MP der EU? Wir lassen es dahingestellt, notieren aber, dass auch die Mittelpunkt-Skulptur nicht, wie Wiesbaden es wollte, europaweit ausgeschrieben wurde; der Auftrag ging kurzerhand an hiesige Künstler. Punktum.
"Aber das war, wie gesagt, natürlich auch ein gesundes Maß an Selbstbewusstsein, das gemeinsam hier mit den Bürgern zu machen, weil wir vertreten die Region Main-Kinzig im Rhein-Main-Gebiet und damit auch den Mittelpunkt von Europa. Wir an erster Stelle. Und dann kommt die Landesregierung und sonst … verstehen Sie."
Wir verstehen.
" … und sage immer: Bekennt euch auch zur Geschichte …"
Kapitel 4 – Schon immer mindestens "Zentrum"
Das wiederholte Handygebimmel in Gespräche rein verschafft uns den direkten Übergangsdraht zum Erfinder … des Telefons, einem Gelnhäuser also, zu Philipp Reis! Und zu seinem ersten Satz ins Telefon: "Das Pferd frisst keinen Gurkensalat."
Ja, ja, Gelnhausen. Irgendwie sind wir doch an einem, nun, sagen wir: zentralen Ort gelandet.
Grimmelshausen wurde hier geboren, der Verfasser des "Simplicissimus", also des ersten großen Romans in deutscher Sprache. Scharlatan Faust kehrte hier ein und prellte die Zeche, ward in Gelnhausen überhaupt erstmals urkundlich erwähnt. (blättert)
Da. König Barbarossa verlieh anno 1170 Gelnhausen das Stadtrecht. Und mehr noch: Deutschlands Wander-Reise-Kaiser hielt sich hierorts häufiger auf als andernorts! Sehen Sie, da steht sie noch, die Barbarossaburg.
Entsetzen nun ob der kürzlichen Weisung aus Wiesbaden, der Titel "Barbarossastadt" sei abzulegen. "Bürokraten" war noch ein gemäßigtes Echo, mancher erklärte seine Bereitschaft zum "Rebellen".
Ja, sogar die Kinzig gebärdet sich manchmal etwas ungestüm.
Kapitel 5 – Ein "eigenwilliger" Menschenschlag
"Und das Reich war damals ungefähr so groß wie die heutige Europäische Union, und deswegen passt es doch in den Mittelpunkt."
Also das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und Gelnhausens Lage - damals so wie heute. Herr Michaelis ist in seinem Metier – Gelnhäuser Geschichte. 30 Jahre lenkte er selbige als schwarzer Bürgermeister. Vor ein paar Monaten übernahm ein roter Amtsbruder das Geschäft, aber die Ankunft des geografischen Mittelpunktes fiel in seine Amtszeit. Und manch anderes auch – wir sagen nur:
"Südwestwinde … 140 Tonnen Schwefeldioxid waren das im Jahr. Ich sage: Mit uns net. Wäre abendfüllend, wenn ich ihnen das erzähle …"
Gut, machen wir es kurz. Die Amerikaner wollten mal ihre Garnison im Ort mit schwefelhaltiger Kohle aus Virginia heizen. "Das wollen wir net." sagten die Gelnhäuser. Und Bürgermeister Michaelis setzte keck und kurzerhand einen Brief an US-Präsident Reagan auf, von wegen … Eine Kopie des Schreibens steckte er seinem Freund Colin Powell, der hatte in Gelnhausen mal gedient, und siehe da:
"Wir waren die erste Garnison in ganz Westdeutschland, was sich da Bundesrepublik genannt hat, die es durchgesetzt hat, dass unsere Amerikaner in Gelnhausen zum Teil mit Russengas, nämlich mit Fernwärme. Da wurde mit Fernwärme das Wasser erhitzt und es wurde denen als Energie übergeben."
Hübsch die Geschichte, nicht wahr?! Uns überrascht sie nur wenig, hatten wir doch vorher schon irgendwo gelesen, der Hiesige sei ein "eigenwilliger" Menschenschlag. Und stur könne er auch sein, der Gelnhäuser. Und Herr Michaelis sowieso.
"Die Gelnhäuser haben auch ihren Stolz, den haben wir ein paar Mal unter Beweis gestellt. Haben ihren Stolz. Hat auch der frühere Bundeskanzler gemerkt, Kohl hieß der."
Der so heißt, weilte mal in der Stadt, bei einem Kolping-Bruder, zwei Minuten vom Rathaus entfernt. Kurz vorher rief ein Staatssekretär beim CDU-Bürgermeister an und fragte, wie es denn mit einer Eintragung ins Goldene Buch der Stadt so aussehe?
"Und sage ich: Gerne, wenn der Kanzler nach Gelnhausen kommt, herzlich willkommen. Und wenn er ins Rathaus kommt und er verliert ein paar nette Sätze über die Stadt, ist es uns eine große Ehre, wenn er sich einträgt in das Goldene Buch."
Der Telefonatdraht glühte - der Bundeskanzler wollte nicht ins Rathaus kommen, der Bürgermeister nicht …
"Und meine letzte Antwort war: Das Goldene Buch der Stadt Gelnhausen ist kein Poesiealbum, das man unterm Arm in die Kneipe trägt oder in den Betrieb, das bleibt im Rathaus. Das war's."
Ja, das war's dann wirklich gewesen. Und wir denken irgendwie betreten an Parteigenossen von Herrn Michaelis in Berlin – wegen Zivilcourage und so.
"Also ein bisschen wehrhaft sind wir schon, lassen uns auch nicht alles gefallen. Das gleiche hätte ich auch dem Papst gesagt oder wem auch immer."
Kapitel 6 – Ein europäisches Feld
Nüchtern notieren wir am Rande des Ackers: Hier klebt viel Lehmboden an den Schuhsohlen … und Geschichte.
Meerholzer Bodenfunde führen in die Altsteinzeit zurück. So 10.000 Jahre vor neuer Meerholzer Mittelpunkt-Zeitrechnung rasteten auf dem Mittelpunkt-Acker Menschen! Und rund um den Mittelpunkt-Punkt lag diverses Handwerkszeug von dazumalen, haltbarer als vom Baumarkt!
Und Gelnhausen? Reichstage … allerdings nicht immer im Sinne der Deutschen Einheit. So wurde 1180 entschieden, das Herzogtum Sachsen zu teilen und als Lehen zu verteilen. Dies wiederum behinderte die frühe Bildung eines deutschen Nationalstaates.
Kaiserliche Privilegien, verkehrgünstige Lage an der via regia und die schiffbare Kinzig machten Gelnhausen zur zweitreichsten Stadt – laut Reichssteuerkataster.
Kleine und große Herrschaften schlugen sich um den Ort. Der 30-jährige Krieg hinterließ eine Spur der Verwüstung, der Zweite Weltkrieg Not und Elend.
Amerikanische Besatzer, wirtschaftlicher Aufschwung – 60 Kilometer von der deutsch-deutschen Grenze entfernt und nahe am Drehkreuz Frankfurt am Main.
Gelnhausen. Heute Zentrum des Main-Kinzig-Kreises. Größter Kreis in Hessen und niedrigste Arbeitslosenquote im Land – nur 4,8 Prozent, Herr Koch! Größer als Malta und rot-regiert im schwarzen Hessen. Wir halten lieber inne.
Kapitel 7 – Wir sind … Europäer?
"Wie europäisch ist Meerholz."
Die Frage stellten wir so manchem in Meerholz Querstrich Gelnhausen. Alle gerieten ins Grübeln, auch der Erschaffer der Mittelpunkt-Skulptur, Herr Q.Fell in Meerholz. Aber von ihm bekamen wir die schönsten Antworten, weil spontan.
"Ich habe hier noch nie irgendwelche Dinge erlebt zum Beispiel, die was mit Ausländerfeindlichkeit zu tun hatten."
In Meerholz. Vier Kilometer weiter sehe das schon etwas anders aus. Nun, Europäer gebe es natürlich auch in Meerholz: Italien, England, Schweiz, Malawi, halt, das gehört zwar nicht zu Europa, aber dass die Meerholzer Künstler in Malawi unterstützen, gehört irgendwie schon hierhin. Und dass früher schon das Gymnasium "Mittelpunkt-Schule" genannt wurde. Und: Schon zu DM-Zeiten gab sich im nahen Gründau ein Hotel den Namen "Zum Euro". Und seit zwei Jahren heißt im angrenzenden Hailer ein Restaurant "Europa"!
"Manchmal haben die Leute auch hellseherische Fähigkeiten irgendwie."
Ja, ja, Geschichten, die das Leben schreibt. Sind Sie bereit? Also: Der Mittelpunktstein, diese runde und schöne Sache wie die EU ….
"Wir haben ja auch den Stein mit dem Kompass meines Nachbarn ausgerichtet. Und mein Nachbar ist Türke. Das heißt also, unser EU-Stein wurde mit einem türkischen Kompass ausgerichtet."
Kapitel 8 – Kleines Nachspiel
Mit türkischer Hilfe – wir fassen es nicht. Oder üben sie schon, die Türken? Bei einem Beitritt der Türkei würde der MP der EU einen gewaltigen Hops machen – so 120 Kilometer südöstlich, nach irgendwohin.
Nun, am 1. Januar 2007 trat Bundeskanzlerin Angie die EU-Ratspräsidentschaft an. Als zwei Tage später der geografische Mittelpunkt der EU in Meerholz landete, lud Parteifreund Michaelis sie flugs und öffentlich zum Mittelpunkt ein, doch uns Kanzlerin … Gesehen hat sie hier keiner, auch nicht angetroffen. Obwohl sie doch gerade erst wieder erklärt hat: "Hier in der Mitte sind wir – und nur wir." (Wir lieben dieses Zitat.) Und MP Koch hat auch noch keinen Blick auf die Mitte geworfen, hier, in Meerholz.
Verstehen Sie das etwa? Dabei hat doch Angie selber gesagt: "Die Mitte ist menschlich …" Das stimmt! Aber manchmal sind arg wenige da.
Ach so, fast hätten wir es vergessen: Das Schaf auf dem Meerholzer Mittelpunkt-Logo ist das Ergebnis einer Rivalität biblischen Ausmaßes.
Während eines Gottesdienstes, so um 1750 rum, zitierte der Pfarrer Matthäus 25, Vers 33: "Und (er) wird … die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken.". Die Meerholzer saßen gerade rechts, die Hailerer links – und also hatten die Rivalen ihre Namen weg und pflegten die Rivalität gar sorgsam. Echte Europäer – de Schäf und de Böck.
Das Logo ward übrigens schon vor dem Eintreffen des Mittelpunktes in Meerholz entworfen worden. Aber als der nun auf dem Acker landete, da wurde des Schäf halt europäisch. Wie so manch anderes auch. Es gibt hier jetzt viele europäische Veranstaltungen, nur hießen die vorher anders.
Übrigens gab es vor Monaten ein Hauen und Stechen zwischen Meerholz und Gelnhausen um die Bezeichnung Mittelpunkt. Wir grinsten darüber, denn: Der geografische Mittelpunkt der EU landete in Meerholz, weil die Franzosen fernste Überseebesitzungen mitberechneten. Ohne diese Inseln sonst wo lag der geografische MP der EU aber schon 2004 "in der Nähe des Vogelsberg in Hessen". Da – Quelle: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie. Hier, sehen Sie?
Und was, glauben Sie, liegt in der "Nähe des Vogelsberg in Hessen"? Richtig. Gelnhausen liegt zu Füßen des Vogelsberg. Und Meerholz "in der Nähe".
Vorspiel – Irgendwie verrückt
Wir sind wieder unterwegs. Sie wissen ja schon: Der verrückte Mittelpunkt. Also der verrückt worden ist, rein geografisch gesehen, von da nach dort. Von Kleinmaischeid nach Gelnhausen, vom Westerwald zum Spessart, von Rheinland-Pfalz nach Hessen.
Kleinmaischeid hat den Verlust des geografischen Mittelpunktes der EU verkraftet. Als der nach zweieinhalb Jahren Verweildauer aus dem Ort verschwand, tat sich kein Loch auf. Die Mittelpunkt-Skulptur steht noch und kündet von der Zeit, da man Mittelpunkt der EU der 25 war, also als es noch 25 Mitgliedsländer waren.
Herr Rasbach, ehrenamtlicher Bürgermeister von Kleimaischeid und wie immer guter Laune, sagte uns vorhin: Ja, Spaß habe es gemacht, aber finanziell nicht viel gebracht.
Als wir ihn fragten, ob denn mittlerweile der wirkliche Mittelpunkt markiert worden sei? Sie erinnern sich: Kleinmaischeider irrten damals mit uns im Wald umher auf der Suche nach dem echten Mittelpunkt, da grinste er und sagte (hier, hören Sie selbst):
"Nein!"
Ja und warum nicht?
"Wir finden den nicht."
Ja, ja, was haben wir gelacht … in Kleinmaischeid. Und nun also Gelnhausen, naja, eigentlich Meerholz – früher Dorf, seit 1974, gegen seinen Willen!, Stadtteil. Irgendwie verrückt ist es ja schon … mit diesem geografischen Mittelpunkt der EU.
Kapitel 1 – Auf dem Acker gelandet
Der neue geografische Mittelpunkt der EU, der MP der EU, landete auf einem Acker. Wir sagen das wertfrei, auch wenn wir völlig durchnässt sind.
"Ja! Ja!"
Auf dem Acker von Herrn Paul. 50° 10’ 21" nördlicher Breite und 9° 9’ 0" östlicher Länge.
Als Herr Paul am 3. Januar die Morgenzeitung las, da lag der Mittelpunkt noch im benachbarten Niedermittlau. In Dachfenster-Sicht. Aber nur bis 15 Uhr. Da schrillte plötzlich das Telefon und er erfuhr, dass sich das mit dem Dachfensterblick erledigt habe, die Niedermittlauer umsonst den Mittelpunkt gefeiert hätten, und er nun im Mittelpunkt stehe und doch mal schnell auf seinen Acker stiefeln solle.
"Und wie ich dann hinter kam, da waren so vielleicht schon zehn Pressevertreter da, von Schreibende und auch Fernsehen waren da, die alle schon auf dem Acker waren."
Örtliche Prominenz, Medienvertreter von hier und weit weg sowie eine Blaskapelle tummelten sich auf Herrn Pauls Scholle. Und er musste gar oft die 3. Januar-Frage beantworten: Wie habe er denn das aufgenommen? Der MP der EU auf seinem Acker …
"Ach naja, ja gut, ich sag mal so, das ist wie eine Nadel im Heuhaufen – man kann ja nichts dafür."
Dafür, dass wiederholt Fahnen und Hinweisschilder vom Mittelpunkt-Ort verschwunden sind, kann Herr Paul auch nichts. Ebenso wenig, dass er den Acker verpachten musste.
"Das war 1990. Und seit dem mache ich jetzt Lkw-Fahrer."
Für Aldi, seit dem Jahr der Deutschen Einheit.
Es gebe schöneres, als den Familienbetrieb dicht zu machen, sagt Herr Paul noch, und dass er damals auf Deutschland und die EU geschimpft habe.
"Auf alles. Da kommt dann alles."
Kapitel 2 – Auf dem Mittelpunkt der EU
Wir kommen. Da vorne muss er sein – der geografische Mittelpunkt. Dort, am Feldrand zu Füßen des Niedermittlauer Heiligenkopfes. Der ist 260 Meter hoch und schaut auf Niedermittlauer und Meerholzer Terrain. Das Institut Géographique National siedelte den Mittelpunkt erst 175 Meter nach da an, also in Niedermittlau.
Aber dann schaute man doch etwas genauer auf die Gemarkungsgrenze und hopps landete der geografische Mittelpunkt der EU auf Meerholzer Boden. Eigentlich schon am 1. Januar 2007, am Tag, als Bulgarien und Rumänien der EU beitraten; uneigentlich aber erst am 3. Januar, als die Franzosen da in Paris ihre korrigierte Berechnung der Öffentlichkeit vertickerten.
Der Mittelpunkt. Fahnen, runder Mittelpunktstein, eine "Europäische-Zentral-Ruhe-Bank". Wir setzen uns nicht auf selbige, sondern besteigen lieber den Mittelpunkt.
Wir stehen auf dem Mittelpunkt des Mittelpunkt-Stein’s, also sozusagen im Mittelpunkt der EU. Das Gefühl ist ein gutes, die Aussicht schön … nur etwas einsam … jetzt … hier: 50° 10’ 21" Nord, 9° 9’ 0" Ost.
Kapitel 3 – Der Wettlauf zum MP
"Und wir haben dann binnen drei, vier Stunden Vereine auf die Beine gestellt, Bürger, die dann marschiert sind zu dem geografischen Mittelpunkt von Europa."
Landrat Pipa kann sich noch sehr gut an den 3.Januar 2007 erinnern, als sich Meerholzer Volk, Journalistentross und hiesige Honoration erst auf, dann am Acker tummelte. Und feierte! Den geografischen Mittelpunkt und den Sieg im Wettrennen gegen die Staatskanzlei da in Wiesbaden - um den Mittelpunkt.
"Das sollte ja von der Landesregierung bekanntgegeben werden, aber wir waren so schnell und haben selbst auch mit unserem Amt für Bodenmanagement dann sichergestellt, wo konkret denn der Standpunkt ist."
Aber vorher ernannte der Landrat eine französisch kundige Dame der hiesigen Volkshochschule zur "Mitarbeiterin der Staatskanzlei", ließ sie in Paris anrufen und hatte so - mir nichts, dir nichts - die Daten in der Hand. Selbige übergab er dem hiesigen Katasteramt und schickte es ab auf den Acker.
"Und wie sie das so richtig dann auch gemessen hatten, dann kam raus, nach vier Stunden der Anruf meines Mitarbeiters, nun ist es, es war so 1 Uhr, nun ist es doch Meerholz, es ist sicher, in der Nähe, wo ich da wohne."
Das ist schön, aber noch schöner ist: Der rote Landrat Pipa und der schwarze Bürgermeister Michaelis weihten – sozusagen in einer Großen Koalition - von jetzt auf gleich den Mittelpunkt ein. Die in Wiesbaden fanden das net sehr witzig.
"Ja, weil die das persönlich selbst, der hessische Ministerpräsident wollte den europäischen Mittelpunkt, den geografischen Mittelpunkt selbst quasi einweihen, der Bürgerschaft bekannt geben. Und er traute seinen Ohren und Auge net, wie abends dann über Fernsehanstalten dann bekannt gegeben wurde, dass ich das hier in Gelnhausen mit dem Kollegen Jürgen Michaelis gemeinsam eröffnet hatte und der Bürgerschaft."
Der MP wollte den MP bekanntgeben und einweihen, doch der rote LR kam ihm mit dem schwarzen BM zuvor. War MP Koch vielleicht deshalb noch nicht am MP der EU? Wir lassen es dahingestellt, notieren aber, dass auch die Mittelpunkt-Skulptur nicht, wie Wiesbaden es wollte, europaweit ausgeschrieben wurde; der Auftrag ging kurzerhand an hiesige Künstler. Punktum.
"Aber das war, wie gesagt, natürlich auch ein gesundes Maß an Selbstbewusstsein, das gemeinsam hier mit den Bürgern zu machen, weil wir vertreten die Region Main-Kinzig im Rhein-Main-Gebiet und damit auch den Mittelpunkt von Europa. Wir an erster Stelle. Und dann kommt die Landesregierung und sonst … verstehen Sie."
Wir verstehen.
" … und sage immer: Bekennt euch auch zur Geschichte …"
Kapitel 4 – Schon immer mindestens "Zentrum"
Das wiederholte Handygebimmel in Gespräche rein verschafft uns den direkten Übergangsdraht zum Erfinder … des Telefons, einem Gelnhäuser also, zu Philipp Reis! Und zu seinem ersten Satz ins Telefon: "Das Pferd frisst keinen Gurkensalat."
Ja, ja, Gelnhausen. Irgendwie sind wir doch an einem, nun, sagen wir: zentralen Ort gelandet.
Grimmelshausen wurde hier geboren, der Verfasser des "Simplicissimus", also des ersten großen Romans in deutscher Sprache. Scharlatan Faust kehrte hier ein und prellte die Zeche, ward in Gelnhausen überhaupt erstmals urkundlich erwähnt. (blättert)
Da. König Barbarossa verlieh anno 1170 Gelnhausen das Stadtrecht. Und mehr noch: Deutschlands Wander-Reise-Kaiser hielt sich hierorts häufiger auf als andernorts! Sehen Sie, da steht sie noch, die Barbarossaburg.
Entsetzen nun ob der kürzlichen Weisung aus Wiesbaden, der Titel "Barbarossastadt" sei abzulegen. "Bürokraten" war noch ein gemäßigtes Echo, mancher erklärte seine Bereitschaft zum "Rebellen".
Ja, sogar die Kinzig gebärdet sich manchmal etwas ungestüm.
Kapitel 5 – Ein "eigenwilliger" Menschenschlag
"Und das Reich war damals ungefähr so groß wie die heutige Europäische Union, und deswegen passt es doch in den Mittelpunkt."
Also das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und Gelnhausens Lage - damals so wie heute. Herr Michaelis ist in seinem Metier – Gelnhäuser Geschichte. 30 Jahre lenkte er selbige als schwarzer Bürgermeister. Vor ein paar Monaten übernahm ein roter Amtsbruder das Geschäft, aber die Ankunft des geografischen Mittelpunktes fiel in seine Amtszeit. Und manch anderes auch – wir sagen nur:
"Südwestwinde … 140 Tonnen Schwefeldioxid waren das im Jahr. Ich sage: Mit uns net. Wäre abendfüllend, wenn ich ihnen das erzähle …"
Gut, machen wir es kurz. Die Amerikaner wollten mal ihre Garnison im Ort mit schwefelhaltiger Kohle aus Virginia heizen. "Das wollen wir net." sagten die Gelnhäuser. Und Bürgermeister Michaelis setzte keck und kurzerhand einen Brief an US-Präsident Reagan auf, von wegen … Eine Kopie des Schreibens steckte er seinem Freund Colin Powell, der hatte in Gelnhausen mal gedient, und siehe da:
"Wir waren die erste Garnison in ganz Westdeutschland, was sich da Bundesrepublik genannt hat, die es durchgesetzt hat, dass unsere Amerikaner in Gelnhausen zum Teil mit Russengas, nämlich mit Fernwärme. Da wurde mit Fernwärme das Wasser erhitzt und es wurde denen als Energie übergeben."
Hübsch die Geschichte, nicht wahr?! Uns überrascht sie nur wenig, hatten wir doch vorher schon irgendwo gelesen, der Hiesige sei ein "eigenwilliger" Menschenschlag. Und stur könne er auch sein, der Gelnhäuser. Und Herr Michaelis sowieso.
"Die Gelnhäuser haben auch ihren Stolz, den haben wir ein paar Mal unter Beweis gestellt. Haben ihren Stolz. Hat auch der frühere Bundeskanzler gemerkt, Kohl hieß der."
Der so heißt, weilte mal in der Stadt, bei einem Kolping-Bruder, zwei Minuten vom Rathaus entfernt. Kurz vorher rief ein Staatssekretär beim CDU-Bürgermeister an und fragte, wie es denn mit einer Eintragung ins Goldene Buch der Stadt so aussehe?
"Und sage ich: Gerne, wenn der Kanzler nach Gelnhausen kommt, herzlich willkommen. Und wenn er ins Rathaus kommt und er verliert ein paar nette Sätze über die Stadt, ist es uns eine große Ehre, wenn er sich einträgt in das Goldene Buch."
Der Telefonatdraht glühte - der Bundeskanzler wollte nicht ins Rathaus kommen, der Bürgermeister nicht …
"Und meine letzte Antwort war: Das Goldene Buch der Stadt Gelnhausen ist kein Poesiealbum, das man unterm Arm in die Kneipe trägt oder in den Betrieb, das bleibt im Rathaus. Das war's."
Ja, das war's dann wirklich gewesen. Und wir denken irgendwie betreten an Parteigenossen von Herrn Michaelis in Berlin – wegen Zivilcourage und so.
"Also ein bisschen wehrhaft sind wir schon, lassen uns auch nicht alles gefallen. Das gleiche hätte ich auch dem Papst gesagt oder wem auch immer."
Kapitel 6 – Ein europäisches Feld
Nüchtern notieren wir am Rande des Ackers: Hier klebt viel Lehmboden an den Schuhsohlen … und Geschichte.
Meerholzer Bodenfunde führen in die Altsteinzeit zurück. So 10.000 Jahre vor neuer Meerholzer Mittelpunkt-Zeitrechnung rasteten auf dem Mittelpunkt-Acker Menschen! Und rund um den Mittelpunkt-Punkt lag diverses Handwerkszeug von dazumalen, haltbarer als vom Baumarkt!
Und Gelnhausen? Reichstage … allerdings nicht immer im Sinne der Deutschen Einheit. So wurde 1180 entschieden, das Herzogtum Sachsen zu teilen und als Lehen zu verteilen. Dies wiederum behinderte die frühe Bildung eines deutschen Nationalstaates.
Kaiserliche Privilegien, verkehrgünstige Lage an der via regia und die schiffbare Kinzig machten Gelnhausen zur zweitreichsten Stadt – laut Reichssteuerkataster.
Kleine und große Herrschaften schlugen sich um den Ort. Der 30-jährige Krieg hinterließ eine Spur der Verwüstung, der Zweite Weltkrieg Not und Elend.
Amerikanische Besatzer, wirtschaftlicher Aufschwung – 60 Kilometer von der deutsch-deutschen Grenze entfernt und nahe am Drehkreuz Frankfurt am Main.
Gelnhausen. Heute Zentrum des Main-Kinzig-Kreises. Größter Kreis in Hessen und niedrigste Arbeitslosenquote im Land – nur 4,8 Prozent, Herr Koch! Größer als Malta und rot-regiert im schwarzen Hessen. Wir halten lieber inne.
Kapitel 7 – Wir sind … Europäer?
"Wie europäisch ist Meerholz."
Die Frage stellten wir so manchem in Meerholz Querstrich Gelnhausen. Alle gerieten ins Grübeln, auch der Erschaffer der Mittelpunkt-Skulptur, Herr Q.Fell in Meerholz. Aber von ihm bekamen wir die schönsten Antworten, weil spontan.
"Ich habe hier noch nie irgendwelche Dinge erlebt zum Beispiel, die was mit Ausländerfeindlichkeit zu tun hatten."
In Meerholz. Vier Kilometer weiter sehe das schon etwas anders aus. Nun, Europäer gebe es natürlich auch in Meerholz: Italien, England, Schweiz, Malawi, halt, das gehört zwar nicht zu Europa, aber dass die Meerholzer Künstler in Malawi unterstützen, gehört irgendwie schon hierhin. Und dass früher schon das Gymnasium "Mittelpunkt-Schule" genannt wurde. Und: Schon zu DM-Zeiten gab sich im nahen Gründau ein Hotel den Namen "Zum Euro". Und seit zwei Jahren heißt im angrenzenden Hailer ein Restaurant "Europa"!
"Manchmal haben die Leute auch hellseherische Fähigkeiten irgendwie."
Ja, ja, Geschichten, die das Leben schreibt. Sind Sie bereit? Also: Der Mittelpunktstein, diese runde und schöne Sache wie die EU ….
"Wir haben ja auch den Stein mit dem Kompass meines Nachbarn ausgerichtet. Und mein Nachbar ist Türke. Das heißt also, unser EU-Stein wurde mit einem türkischen Kompass ausgerichtet."
Kapitel 8 – Kleines Nachspiel
Mit türkischer Hilfe – wir fassen es nicht. Oder üben sie schon, die Türken? Bei einem Beitritt der Türkei würde der MP der EU einen gewaltigen Hops machen – so 120 Kilometer südöstlich, nach irgendwohin.
Nun, am 1. Januar 2007 trat Bundeskanzlerin Angie die EU-Ratspräsidentschaft an. Als zwei Tage später der geografische Mittelpunkt der EU in Meerholz landete, lud Parteifreund Michaelis sie flugs und öffentlich zum Mittelpunkt ein, doch uns Kanzlerin … Gesehen hat sie hier keiner, auch nicht angetroffen. Obwohl sie doch gerade erst wieder erklärt hat: "Hier in der Mitte sind wir – und nur wir." (Wir lieben dieses Zitat.) Und MP Koch hat auch noch keinen Blick auf die Mitte geworfen, hier, in Meerholz.
Verstehen Sie das etwa? Dabei hat doch Angie selber gesagt: "Die Mitte ist menschlich …" Das stimmt! Aber manchmal sind arg wenige da.
Ach so, fast hätten wir es vergessen: Das Schaf auf dem Meerholzer Mittelpunkt-Logo ist das Ergebnis einer Rivalität biblischen Ausmaßes.
Während eines Gottesdienstes, so um 1750 rum, zitierte der Pfarrer Matthäus 25, Vers 33: "Und (er) wird … die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken.". Die Meerholzer saßen gerade rechts, die Hailerer links – und also hatten die Rivalen ihre Namen weg und pflegten die Rivalität gar sorgsam. Echte Europäer – de Schäf und de Böck.
Das Logo ward übrigens schon vor dem Eintreffen des Mittelpunktes in Meerholz entworfen worden. Aber als der nun auf dem Acker landete, da wurde des Schäf halt europäisch. Wie so manch anderes auch. Es gibt hier jetzt viele europäische Veranstaltungen, nur hießen die vorher anders.
Übrigens gab es vor Monaten ein Hauen und Stechen zwischen Meerholz und Gelnhausen um die Bezeichnung Mittelpunkt. Wir grinsten darüber, denn: Der geografische Mittelpunkt der EU landete in Meerholz, weil die Franzosen fernste Überseebesitzungen mitberechneten. Ohne diese Inseln sonst wo lag der geografische MP der EU aber schon 2004 "in der Nähe des Vogelsberg in Hessen". Da – Quelle: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie. Hier, sehen Sie?
Und was, glauben Sie, liegt in der "Nähe des Vogelsberg in Hessen"? Richtig. Gelnhausen liegt zu Füßen des Vogelsberg. Und Meerholz "in der Nähe".