Der wahrscheinlich prominenteste Musiker Brasiliens
Man kann davon ausgehen, dass jeder Brasilianer Chico Buarque kennt. Seine Lieder sind berühmt geworden, und in den vergangenen Jahren hat er sich auch als Romanschriftsteller einen Namen gemacht. Ebenfalls als legendär gilt seine Bearbeitung von Bert Brechts "Dreigroschenoper", die nun erstmals in Deutschland läuft - an der Oper in Berlin-Neukölln.
Ein Fußballplatz in der glühenden Mittagshitze des brasilianischen Sommers, knapp eine Autostunde vom Zentrum Rio de Janeiros entfernt. Chico Buarque trägt ein Leibchen und spielt im Sturm. Auch, wenn es nur ein Trainingsspiel ist, nehmen die Spieler die Sache sichtlich ernst. Drei Mal die Woche fährt Chico, wie man ihn in Brasilien nur nennt, raus aus Rio de Janeiro und spielt Fußball. An der Wand des Vereinsheims hängt ein Foto seiner Mannschaft, viele Jahrzehnte früher. Neben der Musik und der Literatur ist es dieser Sport, der das Leben von Chico Buarque schon als Kind geprägt hat.
Chico Buarque: "Fußball! Ich war damals ein ganz normaler Junge, der auf der Straße gespielt hat. Ich habe wie alle anderen Jungen Fußball auf der Straße gespielt. Das war meine Leidenschaft."
Ortswechsel. Das oberste Stockwerk eines Appartementhauses in Alto Leblon, einem der nobelsten Stadtteile von Rio. Von seiner Wohnung aus schaut der 1944 geborene Chico Buarque durch jedes Fenster auf das Meer oder auf die Berge. Sein Arbeitszimmer ist elegant und schlicht zugleich eingerichtet: Ein Flügel, mehrere Schreibtische.
Chico Buarque, der vielleicht prominenteste, brasilianische Künstler seiner Generation, sitzt gelassen am Wohnzimmertisch. Seine strahlend blauen Augen sehen den Gegenüber aufmerksam an. Trotz seiner Berühmtheit und der vielen Interviews, die er bis heute gibt, antwortet Buarque geduldig auf alle Fragen, bietet seinen Gästen Kaffee, Wasser und Whisky an.
Chico Buarque: "Ich weiß ernsthaft nicht, wann meine Karriere als Sänger angefangen hat. Damals wollte ich Architekt werden, aber ich war ein schlechter Student. Ich habe damals schon Musik geschrieben und auf Partys Gitarre gespielt, aber als Amateur. Ich habe nie eine Musikkarriere geplant, auch, nachdem ich schon was aufgenommen hatte."
Ausgerechnet die Zeit der brasilianischen Militärdiktatur brachte die entscheidende Wende in Chicos künstlerischer Entwicklung. Wie für viele Künstler seines Landes wurde es Ende der Sechziger für ihn zunehmend schwieriger, seine Lieder, Texte und Theaterstücke öffentlich zu machen. Als der Druck zu groß wurde, erinnert er sich, ließ ihm das Regime praktisch keine Wahl mehr.
Chico Buarque: "”Am 13. Dezember 1968 wurde der Ausnahmezustand Nummer fünf verhängt. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Diktatur noch härter, alle Rechte wurden uns genommen. Es gab viele Festnahmen von Künstlern und Intellektuellen. Eines Tages, zwischen dem 13. Dezember und Weihnachten, wurde auch ich morgens bei mir zu Hause festgenommen.""
Einen ganzen Tag lang blieb Buarque in Haft - und wurde nur unter der Bedingung entlassen, dass er um Erlaubnis bitten würde, Rio de Janeiro und Brasilien zu verlassen. Chico ging nach Italien ins Exil – zu diesem Zeitpunkt war seine Frau schwanger, und plötzlich musste er von dem leben, was eigentlich als Hobby angefangen hatte: Er wurde hauptberuflicher Musiker, mehr noch: Er wurde ein Star.
Seit vielen Jahren ist Chico Buarque, den man in Brasilien vor allem als Liedermacher verehrt, auch Schriftsteller. Drei Romane hat er in den letzten 20 Jahren veröffentlicht, darunter beispielsweise "Budapest", ein wildes, postmodernes Spiel zwischen Rio de Janeiro und der ungarischen Hauptstadt.
Obwohl Chico, wie er lächelnd erklärt, bei der Niederschrift des Romans noch nie selbst in Budapest war. Immer wieder sind es die Sprachen, die den brasilianischen Künstler beschäftigen: Das Glück, eine Sprache zu lernen, das Drama, eine Sprache plötzlich zu verlieren.
Chico Buarque: "Vielleicht kommt es daher, dass ich als Kind zwei Jahre in Italien gelebt habe. Mein Vater war dort Professor und die ganze Familie lebte in Rom. Zwischen dem achten und zehnten Lebensjahr ging ich auf eine amerikanische Schule. Wie selbstverständlich habe ich drei Sprachen gesprochen: Englisch in der Schule, Italienisch auf der Straße und Portugiesisch zu Hause."
Im Augenblick, erzählt er, arbeitet er an einem neuen Roman, der mit Deutschland zu tun hat: Sein Vater, der Historiker, Soziologe und Journalist Sergio Buarque de Holanda, lebte in den 30er-Jahren in Berlin, wo er beispielsweise Thomas Mann interviewte - und einen Halbbruder Chico Buarques zeugte. Mehr will Chico nicht dazu erzählen und lächelt in sich hinein: Wenn er an einem Buch sitzt, dann redet er nicht darüber. Dann ist der ganze Tag, wie er sagt, der Arbeit gewidmet - die sowieso erst anfängt, wenn es draußen dunkel geworden ist.
Chico Buarque: "Unabhängig davon, ob ich arbeite oder nicht, existiere ich vor zwölf Uhr mittags nicht. Die Nacht ist besser geeignet für die kreative Arbeit."
Chico Buarque: "Fußball! Ich war damals ein ganz normaler Junge, der auf der Straße gespielt hat. Ich habe wie alle anderen Jungen Fußball auf der Straße gespielt. Das war meine Leidenschaft."
Ortswechsel. Das oberste Stockwerk eines Appartementhauses in Alto Leblon, einem der nobelsten Stadtteile von Rio. Von seiner Wohnung aus schaut der 1944 geborene Chico Buarque durch jedes Fenster auf das Meer oder auf die Berge. Sein Arbeitszimmer ist elegant und schlicht zugleich eingerichtet: Ein Flügel, mehrere Schreibtische.
Chico Buarque, der vielleicht prominenteste, brasilianische Künstler seiner Generation, sitzt gelassen am Wohnzimmertisch. Seine strahlend blauen Augen sehen den Gegenüber aufmerksam an. Trotz seiner Berühmtheit und der vielen Interviews, die er bis heute gibt, antwortet Buarque geduldig auf alle Fragen, bietet seinen Gästen Kaffee, Wasser und Whisky an.
Chico Buarque: "Ich weiß ernsthaft nicht, wann meine Karriere als Sänger angefangen hat. Damals wollte ich Architekt werden, aber ich war ein schlechter Student. Ich habe damals schon Musik geschrieben und auf Partys Gitarre gespielt, aber als Amateur. Ich habe nie eine Musikkarriere geplant, auch, nachdem ich schon was aufgenommen hatte."
Ausgerechnet die Zeit der brasilianischen Militärdiktatur brachte die entscheidende Wende in Chicos künstlerischer Entwicklung. Wie für viele Künstler seines Landes wurde es Ende der Sechziger für ihn zunehmend schwieriger, seine Lieder, Texte und Theaterstücke öffentlich zu machen. Als der Druck zu groß wurde, erinnert er sich, ließ ihm das Regime praktisch keine Wahl mehr.
Chico Buarque: "”Am 13. Dezember 1968 wurde der Ausnahmezustand Nummer fünf verhängt. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Diktatur noch härter, alle Rechte wurden uns genommen. Es gab viele Festnahmen von Künstlern und Intellektuellen. Eines Tages, zwischen dem 13. Dezember und Weihnachten, wurde auch ich morgens bei mir zu Hause festgenommen.""
Einen ganzen Tag lang blieb Buarque in Haft - und wurde nur unter der Bedingung entlassen, dass er um Erlaubnis bitten würde, Rio de Janeiro und Brasilien zu verlassen. Chico ging nach Italien ins Exil – zu diesem Zeitpunkt war seine Frau schwanger, und plötzlich musste er von dem leben, was eigentlich als Hobby angefangen hatte: Er wurde hauptberuflicher Musiker, mehr noch: Er wurde ein Star.
Seit vielen Jahren ist Chico Buarque, den man in Brasilien vor allem als Liedermacher verehrt, auch Schriftsteller. Drei Romane hat er in den letzten 20 Jahren veröffentlicht, darunter beispielsweise "Budapest", ein wildes, postmodernes Spiel zwischen Rio de Janeiro und der ungarischen Hauptstadt.
Obwohl Chico, wie er lächelnd erklärt, bei der Niederschrift des Romans noch nie selbst in Budapest war. Immer wieder sind es die Sprachen, die den brasilianischen Künstler beschäftigen: Das Glück, eine Sprache zu lernen, das Drama, eine Sprache plötzlich zu verlieren.
Chico Buarque: "Vielleicht kommt es daher, dass ich als Kind zwei Jahre in Italien gelebt habe. Mein Vater war dort Professor und die ganze Familie lebte in Rom. Zwischen dem achten und zehnten Lebensjahr ging ich auf eine amerikanische Schule. Wie selbstverständlich habe ich drei Sprachen gesprochen: Englisch in der Schule, Italienisch auf der Straße und Portugiesisch zu Hause."
Im Augenblick, erzählt er, arbeitet er an einem neuen Roman, der mit Deutschland zu tun hat: Sein Vater, der Historiker, Soziologe und Journalist Sergio Buarque de Holanda, lebte in den 30er-Jahren in Berlin, wo er beispielsweise Thomas Mann interviewte - und einen Halbbruder Chico Buarques zeugte. Mehr will Chico nicht dazu erzählen und lächelt in sich hinein: Wenn er an einem Buch sitzt, dann redet er nicht darüber. Dann ist der ganze Tag, wie er sagt, der Arbeit gewidmet - die sowieso erst anfängt, wenn es draußen dunkel geworden ist.
Chico Buarque: "Unabhängig davon, ob ich arbeite oder nicht, existiere ich vor zwölf Uhr mittags nicht. Die Nacht ist besser geeignet für die kreative Arbeit."